Ein Mädchen namens Butterfly   20

Fantastisches · Kurzgeschichten

Von:    Sita      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 4. Februar 2007
Bei Webstories eingestellt: 4. Februar 2007
Anzahl gesehen: 1871
Seiten: 3

Annie lag wach in ihrem dunklen Schlafzimmer und starrte gedankenverloren die Decke an. Die Kälte des Steinbodens schien sie nicht wahrzunehmen. Ein leiser Seufzer entfloh ihr und Annie schloss die Augen. Tief in ihrem Inneren rief sie sich die Bilder und Ereignisse zurück ins Gedächtnis. Erinnerungen an die Farm, den jungen Mann, die große Wiese, den Sonnenuntergang, die alte Hütte im Wald. Sie lächelte zufrieden. Annie wusste, dass es für sie nun kein Zuhause mehr gab. Sie war frei. Frei von allem. Alles nur wegen einem Namen. Ein Name, der ihr von einem jungen Mann gegeben worden war.

Die Leiter des Heubodens knarrte bedrohlich, als Annie morgens hinaufstieg. Nachts hatte es stark geregnet und das Dach der Scheune war schon länger undicht gewesen. Lieber hätte Annie den Vormittag damit verbracht, ihrer Mutter bei den Vorbereitungen für den großen Markt zu helfen. Aber sie hatte auch andere Verpflichtungen. Auf den schmalen Balken, die die Bretter des Heubodens hielten, war Annie schon als Kind gerne entlangbalanciert. Doch heute war etwas anders, als sie die Heuablage erreichte. Hinter einem größeren Strohhaufen erblickte Annie einen jungen Mann. Er schlief tief und atmete ruhig vor sich hin. Sein Atem glich in Annies Augen dem Nebel, der morgens immer über der großen Wiese aufstieg. Sie wusste nicht wieso, aber sie konnte sich einfach nicht von diesem Blick losreißen und setzte sich dem jungen Mann gegenüber ins Heu. Kaum hatte sie den Boden mit ihren Händen berührt, als der junge Mann plötzlich die Augen aufschlug und Annie ungläubig ansah. Annie starrte zurück. Sie wollte ihn ansprechen, ihn Dinge fragen. Sie fühlte sich zu dieser Gestalt hingezogen. Aber kein einziges Wort kam über ihre Lippen. Eine innere Stimme schien ihr zu sagen, sie solle ihm folgen. Egal wohin. Annie erhob sich langsam, der junge Mann verfolgte sie mit seinem Blick. Annie drehte ihm den Rücken zu, stieg die Leiter hinab und ließ die Gestalt nicht eher aus den Augen, bis sie ihren Blicken entschwunden war. Eigentlich wollte sie nicht zu ihrem Vater in die Scheune gehen, aber irgendetwas zog sie wie magisch dorthin. Sie öffnete die Tür und sah ihrem Vater tief in die Augen. In diesem Augenblick sah sie vor ihrem inneren Auge die alte Hütte im Wald, die sie früher oft mit ihrem Vater besucht hatte. Ohne es wahrzunehmen fragte sie ihren Vater, ob sie heute zu just dieser Hütte gehen dürfe.
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Das Gesicht des Vaters wurde rot vor Zorn und er schrie, sie solle sich lieber an ihre Pflichten auf der Farm denken und nicht länger herum zu trödeln. Wie ferngesteuert verließ sie die Scheune wieder und realisierte wieder ihre Umgebung. Bis zum frühen Abend verlor sie keinen einzigen Gedanken daran, was auf dem Heuboden vorgefallen war. Es schien wohl eher nur ein Tagtraum gewesen zu sein. Schließlich konnte sie sich nach der Begegnung mit dem jungen Mann bis zum Verlassen der Scheune an nichts mehr erinnern. Erst als sie aus ihrem Zimmerfenster hinaus den Sonnenuntergang über der großen Wiese betrachtete, kehrten die Erinnerungen langsam zurück. Annie schüttelte den Kopf. Immer wieder sagte sie zu sich, sie solle endlich aufhören zu träumen. Doch als sie nachts in ihrem Bett lag, schien sie wieder unter der gleichen Kontrolle wie am Vormittag zu stehen. Annie stieg aus dem Bett, kleidete sich langsam an und verließ das Haus, die Farm. So leise, als ob sie schwebte. Annie überquerte in diesem Trancezustand die große Wiese und steuerte genau auf die alte Hütte im Wald zu. Als sie die Hütte erreicht hatte, schien der Mond genau auf sie hinab und auf einmal erblickte Annie nicht weit vor sich den jungen Mann vom Heuboden. Langsam schritt er auf sie zu und streckte ihr die Hand entgegen. Wieder vernahm sie Stimme, die tief aus ihrem Inneren kommen zu schien. Sie sagte, Annie solle dieser Gestalt folgen. Egal wohin. Egal wie weit. Annie ergriff die Hand des jungen Mannes und dieser lächelte sie mit einem sanften Lächeln an. Ihr Herz umfing wohlige Wärme und die Gestalt beugte sich leicht zu ihr nach vorn. Seine Stimme flüsterte ihr etwas ins Ohr. Aber erst nach kurzer Zeit verstand Annie die Worte. “Sei du selbst. Lebe dein WAHRES Leben. Hab keine Angst. Du bist frei. Frei wie der Wind. Frei wie ein Schmetterling. Ehre deinen Namen, Butterfly. Flieg, Kind.” Dunkelheit umfing sie und als sie aus ihrem Trancezustand erwachte, befand sie sich in ihrem Zimmer auf der Farm. Sie lag auf dem nackten Steinboden und ließ ihren Blick durchs Zimmer bis zum Fenster wandern. Als sie den hellen Mond am Himmel erblickte, der langsam zu verblassen begann, lenkte sie ihren Blick an die Decke und fühlte, wie sich ihre Seele langsam von ihrem jetzigen Körper löste.
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“Bald bin ich frei.”
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Punktestand der Geschichte:   20
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Kommentare zur Story:

  stimmt nachdenklich... wär schön wenn du da mehr draus gemacht hättest, ich habe das gefühl da könnte viel mehr draus werden... stirbt sie am ende oder warum löst sich ihre seele vom körper?

einen fehler habe ich entdeckt: -Wieder vernahm sie (z.b. die) Stimme, die tief aus ihrem Inneren kommen zu schien.-

gefällt mir;)
lg darkangel  
darkangel  -  02.03.07 21:08

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Nathanahel Compte de Lampeé" zu "Manchesmal"

... welch ein wunderschöner text ! lg nathan

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