Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Homo Faber      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 30. Oktober 2006
Bei Webstories eingestellt: 30. Oktober 2006
Anzahl gesehen: 1633
Seiten: 2

„Du kannst nichts, du bist nichts und du wirst nie etwas auf die Reihe kriegen!“

Diese Worte bekam er jeden Morgen, wenn er in den Spiegel sah, von seinem Gegenüber gesagt. Der perfekte Gruß am Morgen.

Nicht aber an diesem Morgen, denn heute sollte alles anders werden.

„Heute ist deine große Chance, nutze sie und zeig es ihm“, bekam er diesmal zu hören. Ja, das wollte er heute auch tun.

Genüsslich trank er seinen Frühstückskaffee. Das Bier ließ er heute weg, was er jeden Morgen brauchte, um sich Mut anzutrinken. Stattdessen nahm er diesmal ein richtiges Frühstück ein, sonst bekam er vor der Arbeit nie einen Bissen herunter. Er ließ sich diesmal richtig Zeit für sein Frühstück, dann würde er eben ein wenig später zur Arbeit kommen, was er vorher nie gewagt hätte. Aber sein Chef konnte ihm nun nichts mehr, nicht nachdem was er über ihn herausgefunden hatte.

Er verließ das Haus und ging zur Straßenbahnhaltestelle. Ein Auto konnte er sich nicht leisten, bis jetzt nicht, dafür verdiente er in seinem Job zu wenig. Noch. Er hasste diesen Job. Sein Studium hatte er kurz vor seinem Abschluss geschmissen, nachdem ihn seine Freundin sitzen gelassen hatte und er keine Kraft mehr hatte. Für sie hatte er alle Seminararbeiten geschrieben und zuletzt noch ihre Diplomarbeit, so dass sie mit ihrem Studium eher fertig war, weil er seins dadurch vernachlässigt hatte. Eigentlich war es viel mehr so, dass ER mit ihrem Studium eher fertig wurde. Wie dem auch sei, nachdem er ihr die Diplomarbeit geschrieben hatte, brauchte sie ihn nicht mehr.

Obwohl er seinen Job so hasste, arbeitete er hart, härter als alle anderen, machte Überstunden ohne Ende, ohne nur einen Cent extra bezahlt zu bekommen, aber trotzdem war nichts gut genug für seinen Chef, der ihn nur mobbte. Aber ab heute sollte Schluss damit sein, ein für alle Mal. Er wollte sich von niemandem mehr ausnutzen lassen.

20 Minuten kam er zu spät, aber er blieb ruhig. Gut gelaunt betrat er sein Büro, wo sein Chef schon auf ihn wartete. Dieses Arschloch.

„Herr Schwarz, verdammt noch mal, wo kommen Sie jetzt her. Was fällt Ihnen ein, so spät zu kommen?“, schrie dieser wutentbrannt.

„Mein Name ist Weiß.“

„Das ist mir scheißegal, Sie Versager.
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Sie sind ein Nichts, nein noch viel weniger als ein Nichts. Das war das letzte Mal, dass Sie zu spät kommen, wenn Sie noch ein einziges Mal zu spät kommen, nur ein einziges Mal…“

„Wissen Sie was?“, unterbrach er seinen Chef. „Der größte Idiot sind doch Sie hier.“

„Wie bitte, was sagen Sie da?“

„Ja, Sie haben richtig gehört, Sie können mich mal.“

Für einen Moment sah ihn der Chef verdutzt an.

„Was erlauben Sie sich? Sie sind gefeuert, fristlos“, sprach dieser dann.

„Na, schön, feuern Sie mich. Aber da gibt es so einiges über Sie, was die Staatsanwaltschaft brennend interessieren würde. Zum Beispiel Zuhälterei, Menschenhandel, Prostitution von Minderjährigen. Sie sollten nicht so laut reden beim Telefonieren, ich habe gestern Abend ihr Gespräch mitbekommen und alles auf mein Diktiergerät aufgezeichnet. Ich war anschließend auch in dem Bordell und hab mich ein wenig umgehört, Ihr Name ist dort ziemlich bekannt.“

Der knallharte Chef wurde plötzlich immer kleiner und begann zu schwitzen.

„Wenn das rauskommen würde, würden Sie für lange Zeit hinter Gittern wandern, und das wollen Sie doch nicht, oder?“, fuhr er fort.

„Was wollen Sie?“, fragte der Chef, nachdem er sich endlich fassen konnte.

„Das muss ich mir noch überlegen. Aber eines steht fest, ab jetzt wird alles anders…“
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Punktestand der Geschichte:   8
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Kommentare zur Story:

  Hallo Holger,
mir gefällt die Geschichte nicht und zwar aus folgendem Grund: Ein Prot scheint zu den chronischen Opfern zu gehören. Aber anstelle über sein eigenes Verhalten nachzudenken und vielleicht etwas Anderes zu machen, dreht er den Spieß grad um. Aus dem Opfer wird ein Täter. Er stellt sich als Erpresser und Nötiger auf die gleiche Stufe wie sein verhasster Chef, oder sogar noch eine Stufe tiefer.
Na, da wird das Selbstbewusstsein wachsen.
LG
Christa  
CC Huber  -  31.10.06 19:59

   Zustimmungen: 4     Zustimmen

  Herrlich, so gefällt mir das! Rückschlag vom Feinsten! Ein netter Text, der sich locker liest. LG Sabine  
Sabine Müller  -  31.10.06 14:10

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Unbekannt" zu "Violett"

schöö :-)

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