Kurzgeschichten · Erinnerungen

Von:    Rainer Pick      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 6. Februar 2004
Bei Webstories eingestellt: 6. Februar 2004
Anzahl gesehen: 2871
Seiten: 2

Würziger Rauch gerät in deine Nase.

Den kennst du von irgendwo.

Ach ja, vor langer Zeit war es.

Als die Kinder deiner Eltern noch zur Kartoffellese in das benachbarte Dorf fahren mussten.

Da war der Bauer mit seinem roten vom Wetter gegerbten Gesicht, der die Körbe ausgab und erklärte, wie das mit dem Lesen der Kartoffeln funktioniert.

Und da war seine Frau, die zur Mittagszeit mit dem Essen auf das Feld kam, wo wir ermattet von der ungewohnten Arbeit in der Sonne und direkt auf dem lehmigen Boden saßen und stolz einander erzählten, wieviel Körbe mit Kartoffeln von den eigenen Händen gesammelt wurden. Hände, an denen noch Lehmkrusten klebten und die rot vom Wühlen, sammeln und halten auch Bläschen anstelle späterer Schwielen bekamen.

Hände, die nun die Hähnchenkeulen hielten, während die Zähne in das gebratene Geflügel bissen und dem Gehirn signalisierte, dass die Mahlzeit begonnen hat und dass Sand nicht so gut schmecken würde.

Und da waren dann noch die Knie, deren rote Oberfläche von der Reibung mit dem Lehmboden zeugte. Lehmboden, der gerade umgeworfen in grober Scholle die hellen Fruchtknollen frei gab, die in Weidenkörbe gesammelt von den stämmigen Bauerbuben auf den Anhänger geworfen wurden. Anhänger, die von den beiden Kaltblütern, den braunen, über den lockeren Acker gezogen und in Abständen wieder ein Stück voran gerückt wurden.

Kaltblüter, die ohne große Anstrengung diesen Kartoffelroder zogen und während der Pausen schnaubend den Boden in unmittelbarer bzw. erreichbarer Nähe nach Fressbarem untersuchten, um dann auch die wenigen gelben Halme genußvoll und laut zu zermalmen.

Und als das Feld abgesammelt war und wir staunend am Rand standen, stolz auf das Erreichte, begannen die Bauernjungen noch einmal mit dem Sammeln.

In großen Haufen auf dem Feld verteilt lag das Kartoffelkraut.

Von Haufen zu Haufen ging der Bauer, hockte sich nieder und hielt in seinen schwieligen Händen das brennende Zündholz geschlossen fast die Hände damit die Flamme bleibt, dann das trockene Kartoffelkraut entflammend.

Zuerst kam der weiße Rauch, dieser würzige, dann die helle rot- blaue Flamme, die einmal die Höhe erklimmt, schnell in sich zusammen fällt.
Seite 1 von 2       
Und in unseren Gesichtern glüht die Flamme nach.

Ganz zum Schluß die weiß-grauen Aschehaufen, zum Teil vom Wind schon verweht und ein letzter würziger Rauchschwaden, im Stoff des Hemdes eingenistet.

Tiefer Schlaf der Folgenacht.

Die Fahrt heute zum Landgasthof im benachbarten Dorf.

Dieser würzige Rauch in deiner Nase.

Irgendwoher kennst du den !?
Seite 2 von 2       
Punktestand der Geschichte:   50
Dir hat die Geschichte gefallen? Unterstütze diese Story auf Webstories:      Wozu?
  Weitere Optionen stehen dir hier als angemeldeter Benutzer zur Verfügung.
Ich möchte diese Geschichte auf anderen Netzwerken bekannt machen (Social Bookmark's):
      Was ist das alles?

Kommentare zur Story:

  Hallo Rainer

ich glaub, ich hab die Story schon beim CMA-Wettbewerb gelesen, gelle?
Gefällt mir. Ist zwar noch etwas vor meiner Zeit und nicht meine Gegend, aber es weckt Erinnerungen.

PS: Immer wenn ich dir Mails schicke kommen die zurück, weil sie nciht zugestellt werden konnten. :-(  
Compuexe  -  20.03.04 23:37

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Danke für den freundlichen Kommentar. War natürlich Absicht, Erinnerungen zu wecken. Die sollten nicht nur wehmütig sein. Was die Qualität der heutigen Welt anbetrifft ist dieser Kommentar mit Sicherheit berechtigt, aber nicht generell. Es gibt sie noch, die Gemeinschafts- u.a. Erlebnisse. Wünsche dir, dass du sie noch öfter antriffst.  
Unbekannt  -  06.02.04 12:20

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Seltsam, wie ein paar Sätze so viel Wehmut erzeugen können!
Ich habe in meiner Kindheit -leider viel zu selten- noch Ähnliches miterlebt. Das waren ganz besondere Tage, voller Gemeinschaftserlebnisse. Ja, man wurde saumüde aber nie hat Essen, noch dazu unter freiem Himmel, so gut geschmeckt.
Trotz der körperlichen Anstrengung habe ich damals geplant, später mal einen kleinen Selbstversorgerhof zu bekommen oder doch wenigstens ein Haus im Grünen mit riesengroßem Garten.
Es wurde ein Balkon mit der Grundfläche von 1,5 X 1,5 Meter am Stadtrand...weil der Lottogewinn bis heute ausblieb und ein einfach Arbeiter sich heute alleine kein Haus mehr leisten kann...
Schöne kleine Erinnerung an "die gute alte Zeit". Nein sie war nicht wirklich gut, nur anders. Aber menschlich gesehen war sie sicher besser als unsere heutige eiskalte (Ego)Welt!
5 Punkte!  
Stefan Steinmetz  -  06.02.04 12:04

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

Stories finden

   Hörbücher  

   Stichworte suchen:

Freunde Online

Leider noch in Arbeit.

Hier siehst du demnächst, wenn Freunde von dir Online sind.

Interessante Kommentare

Kommentar von "rosmarin" zu "Wir Hamster"

hallo, wolfgang, so schön und so wahr, aber sei beruhigt; ich bin kein allesfresser. veganischen gruß von rosmarin

Zur Story  

Aktuell gelesen

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. Über ein Konzept zur sicheren und möglichst Bandbreite schonenden Speicherung von aktuell gelesenen Geschichten und Bewertungen, etc. machen die Entwickler sich zur Zeit noch Gedanken.

Tag Cloud

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. In der Tag Cloud wollen wir verschiedene Suchbegriffe, Kategorien und ähnliches vereinen, die euch dann direkt auf eine Geschichte Rubrik, etc. von Webstories weiterleiten.

Dein Webstories

Noch nicht registriert?

Jetzt Registrieren  

Webstories zu Gast

Du kannst unsere Profile bei Google+ und Facebook bewerten:

Letzte Kommentare

Kommentar von "Else08" zu "Halloweenieren"

Heiteres Gruseln wünsche ich allen Kindern.

Zur Story  

Letzte Forenbeiträge

Beitrag von "Else08" im Thread "Der Lenz wars"

Ein Gedicht wie ein Hauch Frühlingsluft. Ganz passend. Jetzt wollen wir nur noch hoffen, dass es wärmer wird.

Zum Beitrag