Romane/Serien · Schauriges

Von:    Robert Meyer      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 11. September 2001
Bei Webstories eingestellt: 11. September 2001
Anzahl gesehen: 2630
Seiten: 8

Der Raum stank. Braune Schlacke und Kalkverkrustungen waren ebenso allgegenwärtig, wie feuchte und schimmlige

Stellen. Ein ekeliger, zum Kotzen verleitender Gestank lag als dicke Wolke wie Giftgas im Raum. Graffiti und Dreckspuren vermischten sich an der Wand mit den Schimmelflecken. Adam stand da und unterdrückte ein Würgen. Blut vermischte sich mit dem brackigen Wasser, daß die Fliesen bedeckte.



Blut aus den offenen Wunden. Die Leiche verstümmelt, aufgeschnitten. Genauso eklig, wie der Ort an dem er sie gefunden hatte. Die Glieder deformiert in unnatürlichem Winkel vom Körper abstehend, wahrscheinlich die Gelenke aus den Pfannen gerissen oder einfach die Kochen gebrochen. Beim

Unterarm war er sich sicher. Die Knochen hatten die Haut durchstoßen und ragten als weiß und rot geäderte Stümpfe aus

dem was einmal ein Ellbogen war. Adam betrachtete fasziniert das zerstörte menschliche Wesen. Der eine Arm hing in der

Kloschüssel und war bis übers Handgelenk in dem braunen Dreck versunken, der darin schwamm. Der Kopf kaum noch

als solcher erkennbar. Büschel von Haaren lagen herum, teils mit Kopfhaut daran. Der Kopf selber sah aus wie eine alte

Babypuppe, der nach vielen Jahren die Haare ausfallen. Wie kleine Inseln mit Palmen darauf mitten in einem Ozean aus

blutigen Gewebe und weißem Knochen die ganz leicht hindurch schimmerten. Mit nur noch einem Auge und einem blutigen,

saftig rot schimmernden Krater, da wo das Zweite mal gewesen war. Blutgerinnsel waren auf dem Gesicht verteilt. Teils nur

Kratzer, teils tiefe Schnitte. Und sie zogen sich am Hals weiter nach unten. Als Mensch zu identifizieren war an der Gestalt

kaum noch was. Die Kleider waren zerrissen. Weniger als Fetzen. Und wo der Körper nicht bedeckt war, da konnte man

dunkle Flecken oder Schürfwunden sehen. Von den Brustwarzen war kaum noch was zu sehen als eine fleischige Masse mit

Fasern und Hautstücken. Die Haut über den Rippen war noch intakt, wenn auch verfärbt und der Brustkorb war

eingedrückt. Das Blut und der Gestank waren allgegenwärtig. Einen Augenblick lang machte Adam sich sorgen über den

armen Kerl der diese Sauerei wohl wegräumen mußte. Aber der Gestank der Toilette und die Bilder von verfall und Tot

vertrieben diesen sinnlosen Gedanken wieder aus seinem Kopf.
Seite 1 von 8       
Die lückenhafte Zahnreihe des Kadavers grinste ihn

unverschämt aus abgerissenen Lippen an und schien ihm zu zu lachen "Was willst du jetzt tun?" Adam stand immer noch

versteinert in der Tür. Ihm wurde immer mehr schlecht aber er konnte nicht gehen. Dann überwältigte ihn der Ekel, den ihm

die Zivilisation eingeimpft hatte und er übergab sich. Er würgte seinen Mageninhalt heraus, ohne dabei jedoch den Zustand

des Raumes noch nachhaltig zu verschlechtern. Dann drehte er sich um und stolperte aus dem Raum. Warum hatte er auch

auf die Geschichte des Betrunkenen hören müssen und hier her kommen. Er stürzte die Treppe hinauf und war wieder auf

der Straße. "Ja, was willst du jetzt tun?"

Adam stand in den nächtlichen Straßen der Stadt. Um diese Uhrzeit waren sie völlig verlassen. Einsam blinkte ein defektes

Reklameschild an einer geschlossenen Filiale einer Supermarktkette. Adam zückte sein Handy, aber er hatte kein Netz.

Sonderbar, so mitten in der Stadt. Also gut, dann eben ein öffentliches Telefon. Weit und breit keines zu sehen. Er lief ein

paar Schritte die Straße hinauf und danach wieder hinunter. Weit und breit niemand zu sehen. Und auch weit und breit keine

Telefonzelle. Hektisch und mit unsicherem Schritt entschied er sich für eine Richtung. Die ganzen Häuser die herumstanden

waren alles Geschäfte und im diese Uhrzeit war hier einfach niemand anzutreffen. Und wenn, dann wäre sich Adam in dieser

Gegend wirklich nicht sicher gewesen, ob er überhaupt jemanden treffen wollte. Dann kam er zu einer Telefonzelle. Hastig

öffnete er die Tür und wollte den Hörer abnehmen, als er feststellte, daß keiner mehr da war. Diese Telefonzelle war

anscheinend Opfer blinder Zerstörung geworden, jemand hatte wohl seinen Frust daran ausgelassen. Eine Scheibe war

gebrochen, aber die Scherben lagen noch herum. Traurig blickten die verschmutzen und verkratzten Fenster auf Adam. Müll

lag in der Kabine und es hatte wohl niemand mehr vor diese Zelle irgendwann zu reparieren. Die Tasten waren mit irgend

etwas undefinierbarem verklebt. Kaum ein Ton war zu hören in der verlassenen Stadt. "Verdammt!" Adam trat zurück auf

die Straße. "Hallo, ist hier jemand." Es dauerte ein paar Augenblicke, bis die Stimme Adams in den Straßenschluchten

verhallt war.
Seite 2 von 8       
Keine Antwort. Keine Menschenseele, weit und breit. Der einzige Mensch war der zerstörte Kadaver in der

öffentlichen Toilette. Aber von Seele konnte man da auch nicht mehr reden. Wie lange braucht wohl eine Seele um den

toten Körper zu verlassen? Immer noch war die Straße völlig verlassen. Zögerlich machte Adam ein paar Schritte. Was tun?

Nun gut. Er rannte los, zurück zum Hotel. Rennen, Atem holen. Seltsam, auf dem ganzen Weg war kein Mensch. Nirgends.

Adam rannte. Seine Schritte hallten laut durch die verlassenen Gassen auf dem Kopfsteinpflaster. Da vorne war doch

irgendwo eine Kneipe, die bis ins Morgengrauen offen hatte. Zumindest dachte er das. Bei seinem letzten Besuch in der

Stadt war da noch eine gewesen. Er zögerte, war es auch die richtige Straße. Sie kam ihm zumindest bekannt vor. Aber der

vertraute Lärm von Betrunkenen die zu später Stunde noch umher stolpern und das warme Licht, daß aus dem Fenster

schien war nirgends zu sehen. Vielleicht in der Querstraße. Doch auch da nicht, aber in der nächsten. Nein. Adam folgte

dem Gassengewirr, bis er sich schließlich eingestehen mußte, daß er nicht den leisesten Schimmer hatte, ob er nun richtig

war oder falsch. In der Hoffnung wenigstens irgend jemanden anzutreffen trat er wahllos auf einen Hauseingang zu und

klingelte an der Haustür. Es war nichts zu hören, aber das mußte ja noch nichts heißen. Er versuchte es weiter. Keine

Reaktion. Einen Schritt zurück und nach oben geschaut. An der Häuserfront war nichts zu erkennen. Kein einziges Fenster,

in dem noch Licht brannte. Nur das summende gelbliche Licht einer alten Straßenlaterne und auf der anderen Seite das

gelbe Blinken einer ausgeschalteten Ampel. Bei dieser Stille konnte man das Relais umschnappen hören. Klick, klick, klick,

... Und dazu leuchtete das Licht und ging aus. Aus, klick, an, klick, aus, klick, an, klick, .... Nicht mal ein einsamer

Nachtfalter verirrte sich hierher und so waren das Summen der Lampe und das Klicken des Relais die einzigen Geräusche,

außer Adams stoßhaften Atem. "Verdammt ist denn niemand hier?" Wie eine Bombe detonierte der Lärm seiner Stimme in

der Stille der Nacht und Adam erschrak selbst vor der Lautstärke.
Seite 3 von 8       
Aber nachdem der Schrei verhallt war, schwappte die

Stille wie ein Meer wieder über ihm zusammen. Ziellos rannte er umher. Vielleicht war ja irgendwo wenigstens jemand. Er

rannte, bis er innehalten mußte, um Luft zu holen. Nur einen Augenblick, dann rannte er weiter. Nahe an der Panik entlang,

seine schnellen Schritte, kurz davor über den Rand zu treten. Von der einen Straße in die nächste. Immer wieder um Hilfe

schreiend, ungehört. Immer schneller rennend. Bis irgendwann die Erkenntnis kam. Hier war er zuvor schon mal gewesen.

Hier kannte er sich zumindest irgendwie aus. Seine Schritte wurden nun sicherer. Ein Haus kam in Sicht. Das Hotel.

Chipkarte durch einen Schlitz gezogen. Einen sicheren Raum betreten. Seltsam kein Portier an der Rezeption. Seine Schritte

lenken Adam auf sein Zimmer. Die Karte öffnet auch diese Tür. Ein Bett, ein Schrank. Die Schuhe ausgezogen, dann fällt er

auf das Bett und schläft ein.



Nächster Morgen: Erwachen. Langsam ziehen Schleier der Erinnerung im Gehirn einen Vorhang beiseite, der eine Schaurige

Szenerie bedeckt. Mit der Wucht eines Vorschlaghammers trifft die volle Erinnerung Adams Bewußtsein. Der Tote. Die

nächtliche Stadt. Ein Telefon, jetzt endlich. Zumindest hat er in den Klamotten geschlafen. Das ganze war kein Traum. Und

der Schweißgeruch hängt immer noch an seinen Kleidern. Anruf bei der Polizei. "Ein Mord? Und wo? Nein davon haben

wir noch nichts gehört. Ja, wir werden der Sache nachgehen. Bitte kommen sie doch zu uns aufs Dezernat. Ja, so schnell

wie möglich." Kaum Zeit vergeht, da betrat Adams graue Gestalt das Polizeirevier. "Ich habe vorhin angerufen." "Bitte

warten sie einen Augenblick." Adam sitzt auf einer Bank. Eintönige Betriebsamkeit, Routine um ihn herum. Routine in einem

Polizeirevier? Was ist das. Eine Routine die einen einzelnen Menschen normalerweise aus der Bahn wirft. Vergewaltigung,

Mord, Diebstahl. All das wir herunterstilisiert auf eine schlichte Aktennummer. Akte 123XYZ. Mord in einer öffentlichen

Toilette, Zeuge, Adam selbst, Opfer unbekannt. Oder auch nicht. Man würde sehen. Das war nicht Adams Problem.

Monotones Tippen einer Schreibmaschine. Romane, die das Leben schreibt, in Beamtensprache verfaßt. Ein Mann kommt

und nennt Adams Namen.
Seite 4 von 8       
"Ja, das bin ich." Mitkommen. Ein Büro, klein, nicht besonders gemütlich. "Was haben sie alles

gesehen, Adam, ich darf sie doch Adam nennen?" Adam ist in Ordnung. Die Sache ist schnell geschildert. Ein Toter, kein

Telefon in der Nähe. "Haben sie denn noch nicht nachgesehen?" "Was machen sie eigentlich um so eine Uhrzeit an so einem

Ort?" Das ist nicht sein Problem. Geht die Polizei nichts an, Adam ist doch nicht der Verdächtige, oder? Was soll das ganze

eigentlich. Jetzt wird der Polizist langsam wütend. "Von solchen Scherzkeksen wie ihnen haben wir die Schnauze voll." Volle

Amtsgewalt, personifiziert. Scherz, was für ein Scherz? Niemand ist in so einer Situation zum Scherzen aufgelegt, oder? "Es

gibt keine Leiche. Nicht mal eine öffentliche Toilette." Ungläubige Ausdrücke wechseln sich mit großer Verwirrung auf

Adams Gesicht ab. Kurze Gedanken über Halluzinationen oder doch bloß ein Traum? Nein, er war nicht verrückt, er hatte

es gesehen mit seinen Augen. "Und jetzt raus hier, bevor ich sie wegen groben Unfugs einsperren lasse." Die Tür zum Büro

öffnet sich und Adam verläßt den Raum. Schlafwandlerisch wandert er auf die Straße hinaus. "Keine Leiche." Die Worte

des Kommissars stehen als Damoklesschwert über seinem Verstand. Nein, er war nicht verrückt. Er hatte immer noch den

abartigen Gestank in der Nase und den Geschmack des Erbrochenen im Mund, wenn er daran zurückdachte. Vielleicht

hatte er der Polizei nur die falsche Adresse gegeben. Er zückte sein Handy und bestellte sich ein Taxi. Kaum 5 Minuten, bis

es kam. "Franz Kafka Platz." Kaum 5 Minuten später schon war das Taxi angekommen. Der Platz schien wage vertraut. Ein

Supermarkt, einige Autos, die anscheinend ziellos umherfuhren, und wie ein riesiges Würfelspiel verstreut parkten. Einige

Straßen weiter, da war auch die Telefonzelle. Anscheinend hatte jemand eine neue Scheibe eingefügt, denn die zerbrochene

Scheibe von gestern war wieder da. Auch der Hörer, nur verdreckt war sie noch immer. Alles war da. Nur die Treppe

fehlte und die öffentliche Toilette. Der Platz war halb geschäftig. Hier und da waren ein paar Passanten unterwegs. Eine

Zigarette, jetzt erst mal beruhigen. In Rauch gehüllt, er vertrauter Geschmack.
Seite 5 von 8       
Die Gedanken kreisen im Kopf herum. Der

Platz ist der Richtige, oder? Gibt es noch einen Platz der so aussieht? Aber die Adresse stimmte. "Entschuldigung, ist hier

noch ein Platz in der Nähe, der so heißt?" Negativ. Langsam macht sich Panik breit. Kann es sein, ein ganzer Platz

verschwindet nicht über Nacht. Auch keine öffentliche Toilette. "Scheiße, hier ist doch irgendwas faul." Keine Leiche mehr.

Das hätte Adam gerade noch verkraftet, aber keine Treppe, keine Toilette. Chaos, Gedanken kreisen durch Adams Kopf

wie Fliegen um einen Haufen Scheiße. Tausend Erklärungen, die alle an der bloßen Tatsache scheitern, daß keine Treppe

mehr da war. Langsam bewegt er sich fort. Die Füße tragen ihn einen unbekannten Weg entlang. Ziellos einige Zeit, dann

eindeutig in eine Richtung, und in eine Kneipe. So früh schon geöffnet, es war mitten am Vormittag. Dennoch, erst mal ein

Schnaps. Die Gedanken wieder sammeln. Der Barkeeper ein sonderbarer Mann. Wobei, irgendwie genau passend für so

eine Art von Spelunke. Schwarze Zähne in einem tief zerfurchten Gesicht. Wohl sein eigener bester Kunde. Eigentlich

niemand, dem man seine Probleme erzählt. Aber das war wahrscheinlich einfach nur ein Klischee, daß die Barkeeper so

sein müßten. Dennoch, eine Art wissender Ausdruck war um sein Gesicht, als ob er Männer wie Adam jeden Tag sehen

würde. Adam traute sich nur ein paar Sekunden den Blick zu erwidern. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem

Glas zu. Naja, der eine Schnaps half nun mal nicht. Dann eben noch einen. Unter der steten Beobachtung des Barkeepers

ließ sich Adam einige Mengen an Alkohol in den Magen fließen. Die Zeit verging. Der Vormittag verabschiedete sich und

machte dem Nachmittag Platz. Verschiedene Gäste betraten die Kneipe und verließen sie wieder. Adam interessierte sich

wenig. Der Alkohol tat seine Wirkung. Die Bahnen seiner Gedanken wurden allerdings keineswegs klarer. Irgendwie

machte sich Adam sorgen um sein Äußeres. Er mußte aussehen, wie der letzte Penner. Schmutziges Hemd, unrasiert, nach

Alkohol und Schweiß stinkend. Andererseits war es ihm auch egal. Es mußte ihn ja niemand ansehen, wenn er nicht wollte.

Einige Schnäpse später fand sich Adam in eine Art Gespräch verwickelt.
Seite 6 von 8       
Eine wilde Theorie sponn sich in seinem Kopf

zusammen und die mußte er loswerden. "Tagsüber ist sie weg und in der Nacht da. Ich schwöre." Adam war sich nicht

sicher, ob sein Gegenüber ihn überhaupt verstand. Er redete mehr mit sich selber als mit jemanden anderen. Irgendwas

schien ihm aber vertraut an seinem Gegenüber, deshalb redete er weiter und erzählte seine Geschichte. "Franz Kafka Platz".

Der andere schaute ihn, soweit Adam erkennen konnte mit einer Mischung aus Unglauben und Belustigung an. Egal.

Hauptsache mal erzählt. Stunden vergehen, Menschen gehen, Schweigen. Gerede aus anderen Gesprächen. Nur Fetzen,

von der Entfernung verzerrt. "Wie lange ist hier eigentlich offen?" "Die ganze Nacht." Der Barkeeper hat sich zwar

inzwischen nicht verschönert, aber immerhin ist er Adams Quell für Alkohol. Allerdings scheint der langsam zu versiegen.

"Ich glaube es ist besser, wenn du dich verziehst Junge." Nur schwache Proteste aus Adams Mund.

Zuviel getrunken. Wie lange war er schon hier? 12 Stunden? Oder länger. Der Alkohol verwischt die Zeit. Schwankend

schleppt Adam sich durch die Straßen. Wohin eigentlich. Ein Taxi wäre was. Egal ein paar Schritte zu Fuß sind auch nicht

schlecht. Hoffentlich sieht ihn keiner. Er stützt sich an den Wänden ab und tastet sich vorwärts, schlingernd, kaum einen Fuß

vor den anderen setzend. Eine Telefonzelle tauchte in seinem Blickfeld auf. Kurze Rast, kurzes Nickerchen. Aber nein, nicht

hier. Sitzen, nur einen Augenblick. Plötzlich wurde er sich bewußt wo er sich befand. "Verdammt! Wenn man eine braucht

ist keine da." Den Hörer gepackt und gegen ein Fenster gedroschen. Heftig. Der Wut den Platz geben den sie braucht.

Adam reißt den Hörer ab und schlägt ihn gegen ein Fenster. Splitterndes Geräusch. Von der Anstrengung außer Atem

kommt ihm der Alkohol hoch. Ein paar Brocken Galle auf den Apparat gespuckt und den Rest wieder heruntergewürgt Er

tritt aus der Telefonzelle und schleudert den Hörer fort.. Ein wenig befriedigt. Weiter. Straßenschluchten entlang. Aber was

war das? Nur eine Taube oder so etwas. Ein Großstadtvogel. Aufgescheucht. Weitertaumeln. Immer noch keine Kontrolle

über den Gleichgewichtssinn. Wahlloses umherirren in der Stadt.
Seite 7 von 8       
Eine Straße so gut wie die andere. Wieder ein Flattern.

Noch so ein Vieh. Irgendwie unheimlich. Schlingern, ausrutschen. Verdammt die Hose war zerrissen. Nicht so wichtig, jetzt

erst mal ein Bett. Unheimliches Gefühl nimmt zu. Die Straße verdammt leer. In dieser Stadt scheint wirklich niemand zu

wohnen. Da ist ein Schatten. Irgendeine Person. Anscheinend wohnt doch jemand hier. Ist es eine Person? Adam geht

darauf zu. Seltsame Gestalt. Unwohlsein. Irgendwas stimmt nicht. Die Gestalt wirkt deformiert. Liegt wahrscheinlich am

Alkohol. Nicht die Gestalt ist schräg sondern der Blick, oder? Aber was ist das. Schwarze Augen blicken Adam an. Ein

Schnabel, kein Gesicht, was war das. Keine Gestalt sondern ein riesiges etwas. Adam wendet sich um und beginnt zu

rennen. Er stürzt, reißt sich das Knie auf, steht auf, rennt weiter. Kreuz und Quer durch die Gassen. Wird er verfolgt?

Wieder das flatternde Geräusch. Dann erscheint ihm etwas vertraut, das Blinken einer kaputten Leuchtreklame.

Weiterrennen. Eine Treppe. Runter, verstecken, da findet ihn bestimmt niemand. Die erste Stufe, er stolpert, die Treppe

kippt vornüber. Schmerz, schrecklicher Schmerz in seinem Arm. Aber die Angst ist noch da. Erst verstecken. Eine Tür,

hinter sich zuschlagen. Gestank schlägt ihm entgegen. Hinter sich ein Tapsen, oder wieder das Flattern? Er weicht zurück,

die Tür öffnet sich. Adam sinkt an der Wand zusammen, die Hände vor dem Gesicht. Dann spürt er eine Berührung. Als er

aufsieht, merkt er grade noch etwas auf sein Auge zukommen. Blendender weißer Schmerz durchzuckt es. Er bricht

zusammen. Versucht sich abzustützen, wieder hoch kommen. Er rutscht ab, von etwas glitschigem und seine Hand gleitet in

einen Brei. Schmerzen immer mehr. Die schreckliche Gestalt über ihm. Kratzen ziehen an seinem Kopf. Ein schwerer Druck

auf seiner Brust. Krachen, Schmerz überall, dann wird es schwarz. Vorsichtig, tappende Schritte. Jemand kommt die

Treppe herunter und öffnet die Tür. Ein Bild aus der Hölle wird ihm offenbart. Gestank, Blut, Verfall und Tod. Die zerstörte

Leiche in dem dreckigen Lokus. Der Besucher muß sich übergeben. Dreht sich um und rennt nach Hilfe suchend weg....
Seite 8 von 8       
Punktestand der Geschichte:   22
Dir hat die Geschichte gefallen? Unterstütze diese Story auf Webstories:      Wozu?
  Weitere Optionen stehen dir hier als angemeldeter Benutzer zur Verfügung.
Ich möchte diese Geschichte auf anderen Netzwerken bekannt machen (Social Bookmark's):
      Was ist das alles?

Kommentare zur Story:

  Hi Robert,
nachdem wir uns im Chat von RadioCelticDreams über das Schreiben unterhalten haben, musste ich doch deine Stories, die du hier veröffentlicht hast, lesen.
Die Idee von "Nur eine Nacht" gefällt mir gut.
Die Situation ist schrill, skurril, verwirrend.
Das unterstreichst du durch deinen Schreibstil.
Allerdings fehlt mir als Leser die Nähe zu dem Schrillen, dem Beängstigenden, dem Nichtgreifbaren.
Ich sitze an einem Schreibtisch und betrachte SchwarzWeißPhotos. Die Szenen sind von der Kamera gut erfasst. Das Licht erhellt die Kernaussagen, lässt die Ränder im Diffusen.
Ich sehe den zerstümmelten Leichnam, sehe die einsame Telefonzelle, sehe die Leuchtreklame, die Kneipe.
Aber ich fühle keine Angst, keine Verunsicherung, kein "Jesus Christ, ich werd' noch irre!"
Vielleicht ist das von dir so gewollt. Dann o.k.
Ich möchte allerdings als Leser mit allen Sinnen wahrnehmen und mit dem Protagonisten mitleben und -leiden können. Das ging bei dieser Geschichte nicht.

Shan  
Shannon O'Hara  -  23.06.07 15:49

   Zustimmungen: 2     Zustimmen

  Irre!!!  
Andymaus  -  20.02.02 10:26

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Uff.... jetzt muß ich erst mal tiiiief durchatmen.... rasant erzählt, dein Erzählstil ist schlicht und wirkungsvoll... hhhk, mein Herz rast immer noch....  
Maegumi  -  09.01.02 12:44

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

Stories finden

   Hörbücher  

   Stichworte suchen:

Freunde Online

Leider noch in Arbeit.

Hier siehst du demnächst, wenn Freunde von dir Online sind.

Interessante Kommentare

Kommentar von "Homo Faber" zu "Die Taube auf dem Dach"

Hallo, besonders die letzte strophe gefällt mir. Wäre das leben nur schön und man hätte alles, wäre man auch nicht glücklich. lg Holger

Zur Story  

Aktuell gelesen

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. Über ein Konzept zur sicheren und möglichst Bandbreite schonenden Speicherung von aktuell gelesenen Geschichten und Bewertungen, etc. machen die Entwickler sich zur Zeit noch Gedanken.

Tag Cloud

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. In der Tag Cloud wollen wir verschiedene Suchbegriffe, Kategorien und ähnliches vereinen, die euch dann direkt auf eine Geschichte Rubrik, etc. von Webstories weiterleiten.

Dein Webstories

Noch nicht registriert?

Jetzt Registrieren  

Webstories zu Gast

Du kannst unsere Profile bei Google+ und Facebook bewerten:

Letzte Kommentare

Kommentar von "Francis Dille" zu "Die Belfast Mission - Kapitel 08"

Da hab ich mich bestimmt nur vertippt.

Zur Story  

Letzte Forenbeiträge

Beitrag von "Redaktion" im Thread "Winterrubrik"

Feiert schön und lasst es euch gut gehen. Wer Schnee an diesem Tage hat, sollte sich freuen. Selbst in Berlin hatte es nachts geschneit. Jetzt ist er allerdings fast weggetaut. Trotzdem, so ein bissc ...

Zum Beitrag