Kurzgeschichten · Romantisches

Von:    Aenne Gunda Göltzer      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 16. August 2001
Bei Webstories eingestellt: 16. August 2001
Anzahl gesehen: 2504
Seiten: 3

Felicitas und Johannes waren mächtig von den spitzen Pfeilen Amors getroffen worden, und saßen fortan gemeinsam auf Wolke Sieben. Heftig spürten sie das Gift der süßen Pfeile und die Mitmenschen fragten sich manchmal, ob Amor bei den beiden wirklich das richtige Maß gefunden hatte.

Felicitas war ständig umgeben von Blumen. Sie liebte alles an ihnen. Die Schneeglöckchen im Winter bereiteten ihr genau soviel Freude wie die Geranien zur warmen Jahreszeit. Ihre Lieblingsblume jedoch war die Rose.

Johannes erkannte sehr bald die Leidenschaft seiner ihm Angetrauten. Da auch er sich gern an schönen Blumen und ihren Farben erfreute, pflanzte er, wann immer er ein wenig Zeit hatte, einen Rosenbusch in Felicitas Garten. Die Blütenpracht wurde von Jahr zu Jahr schöner, und bald schon war der Garten ein richtiges Rosenparadies.

Felicitas und Johannes verbrachten viele Stunden inmitten der duftenden Blüten. Er genoss die Zeit mit seiner Gattin, ihr Lachen war für ihn wie ein Zauber und er erlebte diese Zweisamkeit wie in einem Märchen. Zogen auch schon einmal trübe Wolken am Himmel, wie durch einen Liebeszauber verschwanden sie, so schnell wie sie gekommen waren.

Jahre vergingen und Felicitas Garten war der schönste, so weit man blicken konnte. Sie hatte viel zu tun, damit die wunderschöne Farbenpracht lange erhalten blieb. Inzwischen waren die Rosen dicht um sie herum gewachsen und einzelne Kletterrosen richteten ihre Triebe mächtig gen Himmel. Johannes erfreute sich mit seiner Gattin und schenkte ihr immer mehr dieser wunderbaren Gewächse. Dieses kleine Paradies bedeutete für Felicitas Zufriedenheit und Glück, dabei bemerkte sie erst gar nicht, wie viel Kraft sie brauchte, um dieser Pracht durch immer mehr Pflege die Schönheit zu erhalten. Die Dornen der Rosen machten ihr das Entrinnen aus ihrem Garten von Jahr zu Jahr schwerer. Johannes mochte die Dornen nicht und so zog er es vor, das Blütenmeer nur noch aus der Ferne zu bestaunen.

Der Duft der Blüten zog Felicitas magisch an und sie ignorierte die ungeheure Kraft der Dornen, die sich beinahe wie ein Fluch mit den Blüten vereinten.

Immer enger wurde es um die Rosen und bald konnte Felicitas den Dornen nicht mehr entrinnen. Eines Tages war ihre Kraft verbraucht. Sie fühlte sich sehr erschöpft und ihr Herz war schwer von der Last, die mit ihrer Liebe zu allem Schönen begonnen hatte.
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Ihr Körper war von einer schweren Krankheit heimgesucht worden. Johannes litt unendlich, denn er war so hilflos gegen die Macht, die sich schleichend, aber unwiderruflich in Felicitas Körper ausbreitete. Immer wieder suchte er verzweifelt nach Wegen, um seiner lieben Frau die nötige Kraft zu geben, den Kampf gegen die lautlose Macht der Krankheit zu gewinnen.

An einem warmen Sommertag setzte sich Felicitas inmitten ihres Rosengartens und sprach mit dem lieben Gott. Sie bat ihn um neue Kraft und um Verständnis.

Dann fiel sie in einen tiefen Schlaf.

Sie konnte die vielen verschiedenen Düfte riechen und träumte von den herrlichen Farben die sie umgaben. Sie spürte die Dornen nicht, die sich in ihre Haut bohrten und wünschte sich, nie mehr aus diesem Traum zu erwachen. Das Leben außerhalb ihres Paradieses hatte für sie keinerlei Bedeutung mehr.

Der liebe Gott beobachtete Felicitas schon sehr lange. Er freute sich mit ihr und staunte immer wieder, wenn ihn sein Blick in ihren Garten führte. Er überlegte lange und beschloss, dieses wunderbare, übervolle Blumenherz von der Last ihrer unheilbaren Krankheit zu erlösen und zu sich in die Ewigkeit aufzunehmen.

Der Sommer zeigte sich in seiner ganzen Fülle und der Rosengarten leuchtete in den wunderbarsten Farben. Die Sonne schickte ihre ganze Kraft auf die Erde hernieder. Nun war der Tag gekommen, an dem der liebe Gott seine Aufgabe erfüllen würde. Er blickte in den, in voller Blüte stehenden Garten. Inmitten dieser vielen Rosen lag Felicitas und schlief. Eingeschlossen von der ganzen Schönheit, die ihr Lebenswerk hatte werden lassen. Gott ließ es ganz sachte regnen und die Tropfen legten sich samtig auf die Blüten. Dann nahm er Felicitas zu sich in sein Reich. An ihrem Lieblingsplatz ließ er einen wunderschönen Rosenbusch entsehen, mit Blüten wie dunkelroter Samt.

Johannes war von einer großen Traurigkeit befallen, er hatte das Liebste verloren. Viele Tage vergingen, doch seine Trauer wollte sich nicht mehr von ihm lösen. An einem Morgen wurde er vom lauten Gesang der Vögel geweckt. Sie flogen in Felicitas Garten umher und Johannes hatte das Gefühl, als würden sie ihn rufen. Langsam ging er in den Garten, die Sonne lächelte ihm entgegen, und als er auf Felicitas Lieblingsplatz schaute, war seine Verwunderung groß.
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Ein Rosenbusch war erblüht. In den übervollen, samtroten Blüten spürte er die ganze Kraft seiner geliebten Felicitas. Lange stand er regungslos vor dem Rosenbusch, dann begann er ein langes lautloses Gespräch.

Johannes hatte sich nie mit den Dornen dieser wunderbaren Rosen anfreunden können und so holte er sich selten einen Strauß ins Haus. Doch wann immer er an einem roten Rosenbusch vorbeikam, erfüllte ihn eine starke Melancholie und tief aus seinem Herzen legte sich ein lächeln auf sein Gesicht. Diese samtigen Rosen der Liebe gaben ihm die Kraft, die er jeden Tag von Neuem brauchte, um mit seiner Einsamkeit leben zu können.


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Interessante Kommentare

Kommentar von "Kleine Meerjungfrau" zu "Einsames Herz aus Stein"

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Vielen Dank. Ja, genauso soll es rüber kommen. Und nach dem Wilhelm Pieck gab es doch auch noch den Walter Ulbricht. Vor dem Erich. Gruß von

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