Trauriges · Kurzgeschichten

Von:    Stephanie Wolfmayer      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 12. Juli 2001
Bei Webstories eingestellt: 12. Juli 2001
Anzahl gesehen: 2456
Seiten: 2

17 Jahre lang hast du mich durchs Leben begleitet. 17 Jahre lang gingen wir durch dick und dünn. Wir hatten immer so viel Spass zusammen. Ich kann mich noch genau erinnern, damals, weisst du noch, als wir unseren Eltern diesen Streich gespielt haben. Ich lache auch heute noch darüber. Wir haben zwei Wochen Stubenarrest bekommen. Mann, die waren vielleicht sauer. Oder im Winter ´89, ich weiss sogar noch das genaue Datum, es war der 12. Jänner 1989, ich war noch klein, da sind wir mit unseren Eltern an den großen See gefahren zum Eislaufen. Bestimmt kannst du dich da auch noch daran erinnern. Du bist eingebrochen, mit deinen Eislaufschuhen und warst klatsch-nass. Unsere Eltern bekamen einen riesigen Schock, doch als ich in dein grinsendes Gesicht sah wusste ich, dir kann so schnell nichts passieren. Und das hast du mir laufend bewiesen. Ich war immer die kleine Schwester für dich, dabei warst du doch nur vier Jahre älter als ich. Du hast mich nie als lästig empfunden, wir waren wie Freunde. Vor allem und jedem hast du mich beschützt. Als ich noch klein war, warst du mein Held, als ich größer wurde, warst du mein bester Freund.



Doch warum musste sich das alles ändern?! Ich konnte mir lange Zeit nicht erklären, was das Ausschlaggebende für deine Wandlung war.

Warum hast du dich in deinem Zimmer eingeschlossen? Warum hast du nie mit mir darüber geredet? Wir haben uns doch immer alles anvertraut. Doch plötzlich war da nichts mehr. Ich durfte dich nicht einmal mehr anreden. Immer wieder entfachte ein Streit zwischen uns und jedesmal war ich diejenige die sich weinend Gedanken um dich gemacht hat. Du hättest doch auch mit unseren Eltern reden können. Niemanden hast du an dich herangelassen. „Nichts“ war deine Antwort auf meine tägliche Frage, was mit dir los ist. „Lass mich in Ruhe“, wenn ich weiter bohren wollte. Das machte mich echt traurig, ich wollte doch nur wissen was mit dir geschehen war. Ein Jahr lang hatten wir nur noch mäßigen Kontakt, dabei wohntest du doch zu Hause. Nach der Arbeit kamst du erst spät in der Nacht nach Hause, in der Früh fuhrst du schon ganz zeitig wieder weg. Unsere Freundschaft war zerbrochen und ich wusste nicht wieso. Nie hast du mich aufgeklärt.



Jetzt bin ich 18 und endlich bekam ich Aufklärung über dein sonderbares Verhalten.
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Du hast es genau beschrieben, jedes noch so kleine Detail, welches dir wichtig erschien, das wir wissen sollten. Dass du deine Arbeit schon lange verloren hattest und du in der Früh nie in die Arbeit gegangen bist sondern immer irgendwo anders abgehangen hast, dass du verschuldet warst bei der Bank, dass deine Freundin dich verlassen hatte, und noch mehr schockierende und traurige Dinge kamen ans Tageslicht.

Du hast alles genau beschrieben. Im Abschiedsbrief den man neben deiner Leiche fand...


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Punktestand der Geschichte:   99
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Kommentare zur Story:

  Da kann man auch nur schreiben:,, Warum?"
Warum vertraut sich der Sohn oder Bruder nicht
den Menschen an, die sie über alles lieben?
Es gibt immer einen Weg, man muss nur
vertrauen.

Aber, ihr habt keine Schuld an dem, was dein
Bruder für sich, als letzte Wahl genommen hat,
aber man kann es nicht verstehen!  
   Monika Wettig-Büschlepp  -  04.09.11 13:03

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  ach warum ist denn der weg von einigen menschen immer so gleich, ich verstehe das nicht.
liebe grüsse von mcgue  
mcgue  -  03.12.04 08:09

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  Traurig und sehr realitätsnah. Sowas geschieht im wirklichen Leben immer wieder. Vielleicht sollten die, die sich durch ihren Selbstmord davonschleichen wie Hyänen in der Nacht mal vorher drüber nachdenken, welches Leid sie über die bringen, die sie zurücklassen.
Deine Geschichten haben oft den Tod als Thema. Es scheint fast, als ob du so etwas im engsten Familien- oder Freundeskreis erlebt hast. Fünf Punkte.  
Stefan Steinmetz  -  28.02.02 17:47

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  Puh! Verdammt traurig! Die Geschichte gefällt mir sehr gut, da sie nicht selten auch passiert.  
esmias  -  13.09.01 16:17

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  Sehr interessante Geschichte, wenn man bedenkt, dass ich die Hintergründe nahezu kenne und verstehe. Doch der Schluss hat mich ein wenig erschreckt, weil der so kühl geschrieben wurde, als wäre es eine Mahnung an all die, die den gleichen Weg gehen!  
Marco Frohberger  -  13.07.01 16:18

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  Gut geschrieben! Oft genug kapseln sich Menschen ab, werden unerreichbar. Die Trennung kommt dann ziemlich brutal für die, die bleiben müssen. Ratlosigkeit und Zweifel, das hast du gut ausgedrückt.
Vielleicht hättest du noch ein bißchen länger auf die Gründe eingehen können oder den Abschiedsbrief.   
Monika M.  -  13.07.01 15:33

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Interessante Kommentare

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