Romane/Serien · Nachdenkliches

Von:    Weezer's Friend      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 18. Juni 2001
Bei Webstories eingestellt: 18. Juni 2001
Anzahl gesehen: 2433
Seiten: 4

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit:    Die Einzelteile der Reihe werden nach und nach bei Webstories veröffentlicht.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


1



Auf dem Weg nach Hause war sie.

Dieser führte sie an der Donau entlang so wie an jedem dieser trägen Sommertage. Sie war entspannt. Alles war perfekt. Das Schuljahr war so gut wie vorbei und sie mehr als positiv. Die Lage am Markt hatte sich verbessert, denn alles war etwas billiger und um einiges besser. Sie hatte die perfekte Frau, so nannte sie ihr Mädchen, gefunden und in ein paar Wochen sollten sie ihr Jahresjubiläum feiern. Eine Bank lud sie ein und sie ließ sich nieder. Chesterfield, Feuer, Arme auf Knie gestützt und den Blick auf den stetig fließenden Fluß. Entspannt blickte sie sich in ihrer restlichen Umwelt um. Jetzt erst sah sie, daß neben ihr auf der Bank ein weißer Umschlag lag.

Ein Blick auf ihn ließ sie folgendes lesen:

"Könnten Sie bitte den Brief im Kuvert zur Post bringen? Danke."

Sie zog tatsächlich ein weiters Kuvert aus dem gefundenen. Es war unverschlossen, und so trieb sie ihre Neugier dazu den Inhalt zu lesen.





"Dies hier soll keine Anklage sein. Ich will hier nur das, was ich getan habe begründen. Nicht um mich zu rechtfertigen. Vielmehr zu verhindern, dieses letzte wichtige mal nicht zum Anlass zu nehmen mich in eine Schublade zu stecken, in die ich nicht gehöre. Ich will ein Kommentar zu menem Leben und Taten abgeben.

Was die Evolution uns gezeigt hat, nein, mir gezeigt hat und uns haben sollte ist, das Lebewesen, die mitihrer Umwelt nicht klarkommen, dem Untergang geweiht sind. Bisher, also bis zum Auftreten des Homo sapiens sapiens, betraf dies aber nur die Physis. Doch mit der Entwicklung über das Vegetative hinaus und mit zunehmender Komplexität unseres Gehirns haben wir auch die mächtigste Waffe der Menschheit mit auf den Weg ins kollektive Verderben bekommen. Berechnete Angst. Wir haben verschiedenste Namen dafür geschaffen. Terror, pxychische Folter, Horrorfilme. Doch muss sie nicht von außen impliziert sein, die stärkste aller Ängste. Existenzangst schlummert in uns allen, und sucht lediglich nach einem äußeren Auslöser, um einer Lawine gleich, den Verstand zu überrollen. Ihn der Möglichkeit der Verarbeitung, und der letztlichen Vernichtung der fiktierten Möglichkeit des Untergangs, entledigt. Bei den meisten Menschen, denen die wegen der Evolution weiterleben, muß die Umwelt so gravierend verändert werden, daß nicht mehr die Möglichkeit besteht sich durch Wegsehen abzulenken um nicht der Fiktion ausgeliefert zu sein.
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Viele von denen, die sich diesen Ängsten stellen, ausliefern müssen ohne den Kanal wechseln zu können zerbrechen. Oder nicht eigentlich alle? Sind doch die, die überleben die findigen Geister, die immer etwas finden, um wegschauen zu können.

Ich konnte nicht wegschauen.

Man ließ mir keine Chance dazu.

Vielleicht war ich das, was man verkannt nennt, auch wenn es präpotent klingt. Ich verrichtete meine Arbeit, wenn auch ab und zu nicht sofort, doch konnte sich jeder, auch wenn es niemand tat, auf mich verlassen. Die Gesellschaft hat mich getötet. Der Schrittins Innere war der Erste. Den Zweiten tat ich. Ich habe so gut wie nie etwas vergessen. Doch bitte ich euch mich zu vergessen. Der Spiegel ist zerbrochen un er wird nicht mehr das Bild zeigen, das ihr von mir gedacht habt zu sehen. Nun gibt es nichts mehr, das ich zurückhalten müßte. Gab es vorher einen Grund?`ich wollte mich nicht jedem zeigen, mich nicht rechtfertigen, Luft an Worte verschwenden die mich nicht interessierten. Umgeben von Ignoranten, deren Toleranz sich nur um ihr Wissen bewegt. Keine Beobachter sondern Manipulierende. Ihr habt nicht darauf geachtet was um euch vorgeht ihr habt es nur verändert, in dem unwissenden Versuch für euch das Beste zu erreichen.

Doch will ich euch hier nicht anklagen.

Anscheinend könnt ihr nicht anders und ich kann nichts daran ändern. Der Strom war zu stark und ich konnte das Schwimmen in ihm nicht lernen bis ich unterging. Vom Grund aus habe ich euch beobachtet. Die verlorenen Sellen haben sich nicht vereinigt. Jede starb für sich allein. Ihre Kadaver trieben auf dem trügerischen Schlamm eines neuen Weges der aber zu weit weg vom Ufer lag. Ich habe sie gesehen und ich habe die gesehen, die das Ufer erreicht haben. Ihr Leben im Strom hatte ihnen nicht die Kraft genommen den Weg ins Leben zu finden. Bestaunt habe ich alle. Die Lebenden und die Schwimmenden. Alle habe sie die Kraft eines Lebenswillens, den ich zu nutzfen nicht gelernt habe. Meinen Weg habe ich nicht gesehen und so beraubte ich mich selber meiner Energie und ließ mich untergehen.

Wenn ihr mich tief in euch nicht verstehen wollt, dann werdet ihr sagen ich sei verrückt geworden.
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Hätte mich durch Drogen in den Tod geführt. Wäre zu faul und feige gewesen. Egoistisch. Hätte er doch das getan, was man als Teil einer Gesellschaft tun muß, um ihren Bestand zu unterstützen. Ich wollte es, doch war in eurer Welt keine Verwendung für meine Fähigkeiten. Jeder sollte tun was er kann, aber was ich tat war in euren Augen nicht produktiv, und jeder Fehlschlag war für euch Absicht.

Niemanden konnte ich es erklären, denn eure Sicht gab nur euren Weg frei. Den Weg den jeder zu gehen hat, um für den Bestand der Gesellschaft von Nutzen zu sein. Und so werde ich mich euch ein letztes Mal unterwerfen, um nicht ein Leben lang als Parasit zu gelten.



Doch auch mein Leben zog nicht vorüber, ohne das anderer Mitglieder der Gesellschaft zu berühren udn vielleicht ein wenig zu beeinflussen. Sobitte ich euch, sich in menem Namen von ihnen zu verabschieden, so wie man sich verabschiedet, wenn man das Haus seiner Gastgeber verläßt, um den Weg einer langen Reise anzutreten.





2



Zwölf Jahre war das nun her. Den Blick auf den trägen Sirup des Verkehrs gesenkt erinnerte sie sich zurück an diesen Tag. Er war ebenso hell gewesen, einladend sich in ihm, seiner Wärme, seinem Licht auf einer Wiese einzuhüllen. Ihre Gedanken glitten weit entfernt über eine Ebene durch die sich ein Strom zog in dem dicht an dicht unzählige Geschöpfe schwammen und nur vereinzelt einige an den Ufern standen. Sie kehrt wieder zurück und sah den Autos in der Straßenschlucht zu. Hier vom Dreizehnten sah alles wie willenloses Spielzeug aus und sie war sich ihrer Rolle unsicher ein Teil dieser Gesellschaft zu sein. Zwölf Jahre lang hatte sie nun dieser Brief begleitet. Seinen Verfasser hatte sie nie gekannt, und dennoch war er wie ein verlorener Bruder für sie. Es stimmte sie traurig, daß dieser Mensch, eigentlich dieses Wesen hinter den Worten, denn für sie hatte er sich nie in Fleisch und Blut manifestiert, nicht, wie er geschrieben hatte, seinen Weg finden konnte. Doch sie hatte ihren gesehen und war ihn gegangen.

Sie drehte sich weg vom Fenster un sah in den Raum hinein. Das war ihr Büro. Es war perfekt. Alles war perfekt. So perfekt wie einst, als sie an der Donau entlanggeschlendert war.
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Aber nichts war ihr geschenkt worden. Niemand konnte ihr nachsagen sie hätte sich hochgebumst. Sie hatte viel Energie in ihre Karriere gesteckt, hatte sich ständig beweisen müssen und auch nicht davor zurückschrecken dürfen ihre Ellbogen einzusetzen. Außerdem war sie lesbisch, was für eine Frau wie sie bedeutete, manchmal noch härter arbeiten zu müssen. Doch jetzt war sie hier, in dem Büro eines ziemlich hohen, leitenden Angestellten und ihr Name stand an der Tür.

Sie ging zu ihrem Ficus und kontrollierte die Blätter. Die unansehnlichenm, braunen Flecken waren am Rückzug. Sie stand noch am Fenster und tat noch einen Blick hinaus gegen die tiefstehende Sonne, die das Firmament bereits leicht rosa färbte. Wieder wandte sie sich dem Raum zu und es hatte sich etwas verändert. Es war nichts substanzielles, vielmehr das Gefühl das von ihm ausging. Es war ein stummer Abschied. Ihr letzter Tag vor dem dreiwöchigen Urlaub. In den Letzten Tagen hatte sie danach getrachtet alles Offene zu einem Ende zu bringen. Hatte Abschlüsse getätigt, gatte mit wichtigen Kunden, von denen sie wußte, daß sie nur über sie Kontakt mit der Firma aufnahmen, Termine in ein bis zwei Monaten vereinbart, deligiert. Der Firmenchef hatte sie eigentlich am liebsten vor einer Woche den angesammelten Urlaub aufbrauchen sehen wollen, hatte aber doch zustimmen müssen, daß sie alles abrunden mußte.

Sie konnte keinen Urlaub genießen in dem Wissen um Unfertiges hinter ihr, und das hatte sie ihm mit ihrer üblichen Starrköpfigkeit beigebracht. Ihrer an Dreistigkeit grenzenden Hartnäckigkeit hatte sie die Wertschätzung des Chefs und ihren Aufstieg zu verdanken.

...


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Kommentare zur Story:

  hat ganz schön tiefgang. irgendwie etwas von dürrenmatt oder frisch. vielleicht auch etwas kafka nur ohne die surrealistische note. bin gespannt was da noch nachkommt...  
Vincent  -  23.07.01 21:39

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Hallo, besonders die letzte strophe gefällt mir. Wäre das leben nur schön und man hätte alles, wäre man auch nicht glücklich. lg Holger

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