Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten · Herbst/Halloween

Von:    Stephan Sigg      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 27. April 2003
Bei Webstories eingestellt: 27. April 2003
Anzahl gesehen: 2330
Seiten: 2

Durch die Nebelschwaden sehe ich dich und ich blicke ängstlich auf die Uhr. Er wird gleich kommen, schiesst die Stimme in meinem Kopf los. Ich mache panisch einen Schritt nach vorne, dass mich ein paar Menschen verwirrt anblicken. Meine Hände zittern.

Du hast deinen Blick aufs Geleise gerichtet und denkst nach. Nicht über mich, das weiss ich. Du weiss ja nichts von mir und meinen Gedanken, all diesen Dingen, die ich dir schon längst gesagt haben wollte. Aber die immer noch in meiner Kehle auf ihren Augenblick warten.



Du gehst zwei Schritte von mir und ich könnte meinen Arm auf deine Schulter legen. Ich müsste mich nicht mal nach vorne beugen. Wenn ich etwas flüstern würde, könntest du mich hören. Ganz klar. So einfach, wäre es. Wenn nicht der Zug herbeirauschte und dich verschlänge.



Mein Platz findet sich neben deinem Abteil. Du starrst aus dem Fenster, kabelst dich mit einem Discman ein.

Und ich tue es dir gleich. Tauche in meine Pop-Wolke, tatsche nervös an meinem Handy herum, auf der Suche nach der Idee des Jahres. Wenn ich deinen Namen wüsste, wäre alles einfacher?

Das geht nun so seit 35 Tagen, jammert mein Gewissen, und ich schäme mich ein wenig. Bin doch kein Teenie mehr. Eine verspätete Jugendschwärmerei? Was hab ich denn zu verlieren? Mein Gesicht?

Du kannst ja nur lachen. Wir kennen uns nicht. Du kannst über mich herziehen, mich abziehen, durch den Dreck schleifen, mich lächerlich machen, selbst das wäre egal, ich kenne deine Freunde nicht und sie kennen mich noch weniger.



Nein, sage ich zu jemand anderem, ich habe es noch immer nicht getan. Nein, keine passende Gelegenheit. Und dann schweige ich. Ich weiss es ja selber. Mit jedem Tag wird es unwahrscheinlicher. Warum nimmst du den selben Zug? Warum musst du existieren?



Ein Satz, nur ein passendes Wort. Irgendeine Floskel. Warum arbeit mein Hirn morgens so träge?

Ich lache mein Schicksal aus, das ist meine einzige Chance. Die einzige Möglichkeit zur Gegenwehr. Ich lache, bis die Muskeln schmerzen. Schallend und gellend. Während ich mich in Sekt ertränke. Und du in meinen Gedanken Kreise ziehst wie auf einer Eislaufbahn. Die Spur eingebrannt für immer.



Ich habe dich abgepasst.
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Gestern, letzte Woche, vor einigen Tagen. Vergeblich. Du hast kein bestimmtes Timing. Mal brauchst du fünf Minuten, mal zehn, mal dreizehn von deiner Wohnung zum Bahnhof. Da steht kein System dahinter. Nur purer Zufall, Schicksal, mein Abfall von der Realität. Ich komm da nicht dahinter. Friere mir nur die Glieder ab beim Warten auf dich, auf eine Änderung.



Und dann der Schrecken. Du hast mich angesprochen. Und ich warte zu lange mit dem richtigen Wort.
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Punktestand der Geschichte:   35
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Interessante Kommentare

Kommentar von "Marie" zu "optimistischer Pessimist"

Mir gefällt es, egal, was andere denken. Auch die berschrift lockt. Gruß marie

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