Gestern sah ich einen Mann ertrinken   12

Poetisches · Schauriges

Von:    gänsehirt      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 7. April 2003
Bei Webstories eingestellt: 7. April 2003
Anzahl gesehen: 1974
Seiten: < 1

Gestern sah ich einen Mann ertrinken

Er sah mich und rief; begann, wild zu winken.

Sein Gesicht war verzerrt, ich stand wie gebannt,

zu erwidern den Gruß erhob ich die Hand.



Ich trat näher, laut pries ich an sein Schreien.

Passanten kamen, sie dachten wir seien

Freunde und Partner, und das gefiel;

begeistert verfolgte man unser Spiel.



Schon fielen die Münzen in meinen Hut,

da schöpfte der andere neuen Mut,

als er die Massen am Lande sah.

Ich erklärte, es bestehe keine Gefahr;



ein Schauspieler sei das, ein Spezialist,

ein Teufelskerl und Perfektionist.

Staunend, doch ohne ihn zu beneiden,

beobachtete man des Ertrinkenden Leiden.



Nun hatte diesen Verzweiflung erfasst,

hinunter zog ihn die bleierne Last

des Wassers, ihn trennend vom sicheren Land

und den Menschen. Die ihrerseits waren gespannt,



was man als Nächstes bieten würde.

Bald wurde zu groß des Schwimmenden Bürde,

und wieder rief er um Hilfe, und wieder,

die Leute starrten zu ihm herüber.



Kälte, Verwirrung und Schwäche ergriffen

den müden Körper, der steif und erblichen

allmählich erschlaffend am Wasser trieb.

Frauen klagten wie um einen Sohn.

Nur ruhig, rief ich, nur Illusion!



Der Wind blies heftig und brachte mir Glück,

stieß den Leichnam nach vorne und zurück.

Dennoch, es machte sich Unruhe breit,

und ich erkannte, es war an der Zeit



zu verlassen die Stätte des Todes, der Not;

man lief bereits nach einem Boot.

Gelassen verbarg ich meinen Lohn

und machte mich still und rasch davon.
Punktestand der Geschichte:   12
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Kommentare zur Story:

  Cool! Dafür alle Fünfe! Obwohl die Story gruselt, wenn ich mir vorstelle, sowas passiert wirklich. Aber gerade weil Du die Gedichtform gewählt hast, klingt alles halb so schlimm! Mach weiter so!  
Amazone  -  30.04.03 21:00

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  Ich hoffe, Du bist nicht in Wirklichkeit so charakterslos!  
Maulwurf  -  22.04.03 11:29

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  Obwohl die wahre Geschichte, die dahinter steckt, eigentlich traurig scheitn, muss man aufgrund des perfekten Wortspiels uns Sarkasmus einfach schmunzeln. Auf jeden Fall *alle fünf*  
Ingomar JÖRG  -  14.04.03 13:18

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  In diesem Fall kann ich nur sagen: Du bist ein genie!!!! Alle fünfe***  
Smith  -  11.04.03 22:32

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  Trauriger Hintergrund, Keiner hilft.
AHHBER ich fand es lustig, da sehr Sarkastisch.
Konnte mir das Grinsen nicht verkneifen, wusste sofort, das da 5 Punkte reifen.
Ausserdem fand ich Deine Zeilensetzung (Wie soll ich es sonst ausdrücken) sehr interessant.  
NewWolz  -  10.04.03 07:26

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  genial.... normalerweise nicht mein stil, aber das hier ist.... genial! ;o)
ich fange lieber nicht damit an, was man da alles hineininterpretieren könnte (in bezug auf das leben... und das ist ne menge) sondern sage nur: daumen hoch... dürfen wir mehr von dir erwarten??  
*Becci*  -  09.04.03 20:05

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  Hu, wie finster! Schwärzester Humor, den ich fast
schon als englisch zu bezeichnen wage. Gefällt mir
gut, schön pfiffig!  
Trainspotterin  -  08.04.03 09:30

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  Dieses Gedicht ist wirklich sensationell gut! Hoffentlich ist es wirklich von dir ;-)
jedenfalls ist es mir 5 Punkte wert.  
Lanzelot  -  08.04.03 08:35

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Interessante Kommentare

Kommentar von "weltuntergang" zu "Abschied nehmen"

Schweres und schönes Gedicht. Gefällt mir sehr total. Ganz liebe Grüße

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