Nach dem Tod wird alles besser   198

Kurzgeschichten · Nachdenkliches

Von:    Amazone      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 7. April 2003
Bei Webstories eingestellt: 7. April 2003
Anzahl gesehen: 2647
Seiten: < 1

Ich konnte mir nie vorstellen, wie der Tod sein würde. Oft hatte ich mit meinen Kindern darüber gesprochen, ob es ein Leben nach dem Tode gab und wir waren überzeugt, es würde mit jeder Daseinsebene besser sein. Und doch erfasste mich immer ein panikartiges Gefühl wenn ich an den Tod dachte.



Frieden umgab mich, als ich zum letzen Mal meine Augen schloß und das Weinen meiner Kinder hörte, während ich in eine andere, mir fremde Welt hinüber glitt.



Doch nun, den weltlichen Dingen entledigt spürte ich, wie meine Erinnerung verblasste. Meine Familie, meine Kinder, selbst das Leben auf der Erde war mir nicht mehr wichtig. Nur ein Gedanke war präsent: Würde das nächste Leben wirklich besser sein?



So schwebte ich in der Dunkelheit, ohne Körper und nur meine Seele wußte noch, wer und was ich einst gewesen war. Und ich bekam das Gefühl, hier schon immer zu schweben, in der Nacht zwischen den Welten.



Doch plötzlich, nach einer Ewigkeit des dahingleitens meiner selbst, spürte ich einen Ruck.

Ich fühlte einen neuen Körper, der meinen Geist umschloß und mir so fremd war.

Ich sah durch Augen, fühlte Schmerz und hörte Geräusche.



Ich bekam Angst. Ich wollte weg, wieder zurück in das sichere Dunkel. Doch überall, wohin ich trat, spürte ich Widerstand. Ich wurde geboxt, gestoßen und rutschte in diesem engen Kokon immer tiefer. Die Wände weiteten sich und zogen sich wieder zusammen und ich wurde hinausgestoßen, aus der wohligen Wärme in die Kälte, ins gleißende Licht die meine Augen zu verbrennen schienen.



Ich fiel sanft auf die Erde. Zärtlich wurde ich angestupst und der Schleier vor meinen Augen wurde weggewischt.

Nur eine flüchtige Erinnerung an mein vorheriges Leben machte mir klar das ich dieses neue Leben nicht wollte- und die Erinnerung erlosch.



Ich blickte meiner Mutter in die Augen. Nach einiger Zeit versuchte ich meinen ungeübten Körper unter Kontrolle zu bringen, um meinen Durst zu stillen.



"Muh" murmelte ich, an dem Euter nuckelnd, und war glücklich - auf der anderen Seite der Welt.
Punktestand der Geschichte:   198
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Kommentare zur Story:

  Eine gelungene Mischung aus Tiefgründigkeit und amüsantem Touch. Die Wendung am Ende gefällt mir gut. Über das Thema Reinkarnation habe ich mir schon des Öfteren Gedanken gemacht. Es ist ja einerseits schön, wenn die Seele irgendwo weiterlebt. Aber vielleicht wird man wirklich eine Kuh. Obwohl, kann mir nicht passieren, ich bin in diesem Leben schon eine Ziege, vielleicht werde ich ein Vogel, vielleicht eine Möwe, das wäre schön *g Frei und Frech. LG Sabine  
   Sommertänzerin  -  14.05.08 09:31

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  Frieden umgab mich, als ich zum letzen Mal meine Augen schloß und das Weinen meiner Kinder hörte,

weil Sie sich schon um das Erbe prügelten  
Kalypso Vagas  -  12.07.07 20:09

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  ".....Frieden umgab mich, als ich zum letzen Mal meine Augen schloß und das Weinen meiner Kinder hörte, ........
------------------------------------------------------------------

Sei froh, dass Du nicht Ihr erleichtertes Seufzen  
Meister des Zen  -  22.06.05 21:32

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  Mensch. Das mit den überraschenden Enden scheinst Du ja drauf zu haben. Hier ist eine gute Portion Humor auch noch mit drin. Das ist genau mein Fall. Sehr schön !
5 Punkte  
Gulliver Assi  -  30.03.05 17:11

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  Klasse Kurzgeschichte! Sehr gut!  
Dr. Ell  -  27.01.04 20:19

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  Lustige Story, nichts zu bemängeln, meiner Meinung nach.
Aber eine Kuh würd ich nicht werden wollen, wenn schon solch eine Art von Tier, dann ein Schaf.

5 Punkte.  
Redfrettchen  -  09.11.03 13:01

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  Auf eine ganz eigene Art und Weise rührend, vielleicht hätte es noch ein ganz klein wenig länger sein können, um die Spannung zu vergrößern, aber ansonsten wunderbar,
aber die Vorstellung hat für mich überhaupt nichts Erschreckendes an sich, ich mag Kühe :))  
Ta[k]isis  -  28.04.03 13:35

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  Wirklich schöne Geschichte. Ich glaube fast mir ging es genauso. Kann mich nur nicht mehr so gut wie du daran erinnern. Aber deine Geschichte ist echt toll.  
Florian Adams  -  21.04.03 11:29

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  Klasse!
Doch was für ein Alptraum zugleich! Da wünscht man sich ein neues, besseres Leben und was ist. Man wird zur Kuh. *g
Geniale Idee!
Wenn einem eine solche Zukunft voraussteht, wünscht man sich sehnlichst am "Leben" zu bleiben.
Für deien guten Einfall gebe ich dir 5 Punkte.  
Mirco vom Hau  -  11.04.03 10:48

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  So ein Scheiß aber auch, sich in einem Kalb wiederzufinden. Das bedeutet das die Seelenreise schon bald wieder losgeht, denn Teile des neuen Körpers werden in Kochtöpfe und Pfannen landen.
Gut erzählte Storie mit einem überraschendem Ende. Gerade der Schluß bringt eine gewisse Würze in die Geschichte. 4 Punkte  
NewWolz  -  10.04.03 07:17

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  Besonders lang ist sie wirklich nicht, Deine Story, das war das erste, was mir aufgefallen ist. Dann dachte ich darüber nach und mir ist aufgefallen, daß die Kürze in diesem Fall eigentlich kein Manko ist. Die Geschichte wirkt fertig und abgeschlossen, mir hat jedenfalls nichts gefehlt.


Gute Idee, gute Umsetzung (vor allem gut erzählt), schöne Pointe, nichts daran auszusetzen.

Fünf Punkte von mir!  
Thomas Walkner  -  09.04.03 13:38

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  Hallo, Amazone. Nette Geschichte, mit ein, zwei Mängeln.

"Oft hatte ich mit meinen Kinder darüber gesprochen", <da gehört ein N hinter Kinder.>

"Nur ein Gedanke war present", <es wird präsent geschrieben.>

Ansonsten finde ich die Geschichte etwas zu kurz, du könntest sie vielleicht noch ein wenig ausbauen. Zum Beispiel, die Beschreibung, wie es zwischen den Welten ist usw.  
Metevelis  -  08.04.03 12:28

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