Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten

Von:    Inga Rothe      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 5. März 2003
Bei Webstories eingestellt: 5. März 2003
Anzahl gesehen: 2088
Seiten: 4

An einem großen Bauernhof standen am Eingang zwei dicke Eichen. Sie zierten den Eingang so sehr, das man den Eingang schon von weitem sehen konnte. Bauer Meiers Ururgroßvater hatte sie damals gepflanzt, als er den Hof gebaut hatte.

Viele Bauernhöfe in der Nähe wurden abgerissen. Es entstanden dort viele Siedlungen und Straßen. Bauer Meiers Hof lag abseits und wurde immer noch bewirtschaftet.

Er hing sehr an dem Anwesen und war stolz auf die dicken Eichen an seiner Einfahrt.

Sein Hof war noch der einzigste und die Häuser rings herum wurden immer dichter.

Längst war Lachendorf eine kleine Stadt und der Hof mit dem dazugehörigen Land, passte eigentlich nicht mehr ins Landschaftsbild. Daher hatte Bauer Meier viele Feinde, besonders bei der Stadtverwaltung!

Die Felder und der Hof lagen an einem Abhang mit einer wunderschönen Aussicht! Wieviel Geld man ihm schon dafür geboten hatte, er wußte es nicht mehr.

Aber was ist schon Geld? Alles was er liebte, wo dran sein Herz hing, war dieser Hof und was er brauchte, befand sich darauf. Seine Frau Luise war eine fleissige Bäuerin, sie arbeitet von früh bis spät und war immer bemüht, ihrer Familie das Heim so schön wie möglich zu machen. Im Frühjahr, bis in den Herbst, standen immer frische Blumen auf dem Tisch und es blitzte vor Sauberkeit.

Sie hatten vier Kinder, zwei Mädchen und zwei Jungen, die alle gut geraten waren. Die beiden Mädchen waren bereits verheiratet und wohnten in der Stadt. Heinz studierte noch Betriebswirtschaft und Georg, half seinem alten Vater auf dem Hof. Für ihn gab es keinen anderen Beruf. Bauer war für ihn wie eine Berufung.

Dennoch hatten sie viele Tiere verloren, da es kaum noch Hilfe gab für einen großen Betrieb, der es einmal war. Immerhin, 10 Kühe und 20 Schweine, mußten versorgt werden. Federvieh, wie Gänse, Enten und Hühner hatten auch genug Auslauf.

Ihre Lebensmittel waren mehr als gedeckt, sie kamen alle aus ihrer eigenen Wirtschaft.



Die Sonne schien herrlich an diesem Sommermorgen.

Bauer Meier kam von einem kurzen Spaziergang zurück. Lehnte sich an einer der Eichen und schaute wohlgefällig auf seinem Hof.

Das Vieh war gefüttert, die Kühe längst gemolken und Franz setzte sich nun mit seiner Frau und seinem Sohn im Garten zum zweiten Frühstück.
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Da kam der Postbote und übergab ihm wieder einmal einen Einschreibebrief von der Stadtverwaltung.

Nachdem Franz Meier ihn gelesen hatte, wurde er bleich wie die Wand, faßte sich an sein Herz und brach stöhnend zusammen.

Schnell wurde der Arzt gerufen, der aber nur noch den Tod feststellen konnte.



Die Trauer war groß, denn Bauer Franz wurde von seiner Familie geliebt und verehrt. Niemals gebrauchte er ein hartes Wort. Er war genau wie seine Frau sehr einfühlsam und fromm.

Alle Verwandten trafen kurze Zeit später ein. Da fiel Georg der Brief auf, der noch auf dem Boden lag und keiner daran gedacht hatte.

Als er ihn gelesen hatte, wurde er sehr wütend und verstand plötzlich, warum sein Vater einen Herzinfarkt gehabt hatte. Man wollte sie enteignen! Der Hof, das Land sollte weg! Und da sie ihm schon soviel Geld geboten hatten, ohne eine Antwort, sollte es nun geschehen, zum Wohle aller Bürger in Lachendorf!

Innerhalb eines Jahres mußte das Anwesen geräumt werden.

Georg mußte sich setzen, denn er hatte davon nichts gewußt. Wie sollte er es seiner Mutter sagen?



Nach der Beerdigung setzte er sich mit seinen Geschwister zusammen, um darüber zu beraten, was man tun könne.

Obwohl sie leise waren, hörte es Luise Meier, die das Zimmer betreten hatte, ohne das es irgend jemand bemerkt hatte. „Nein!“ schrie sie auf und beinahe wäre sie umgefallen, wenn sie Georg, der aufgesprungen war, nicht gehalten hätte.

Luise wurde ins Krankenhaus gebracht und starb nach ein paar Tagen an einem Schlaganfall.

Die Geschwister nahmen nun den monatelangen Kampf mit der Stadt auf, aber es nutzte nichts. Per Gerichtsbeschluss teilte man ihnen mit, das zum 1.7. der Hof geräumt sein muß! Es blieben nur noch zwei Monate. Am schlimmsten hatte es nun Georg getroffen, der mit seinem ganzen Herz an diesem Anwesen hing und auch da wohnte.

Die anderen halfen ihm so gut es ging, das Vieh zu verkaufen. Georg weigerte sich aber den Hof zu verlassen.

Als am 1.7. die Vertreter der Stadt kamen, fanden sie ihn noch vor. Er wollte sie vom Hof jagen, aber die Herren machten ihm sehr schnell klar, das man ihn ausgezahlt und er nichts mehr zu sagen hätte.
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„Unterbezahlt nach einer Enteignung meinen sie wohl!“ schnaubte er wütend!

Die Herren von der Stadt aber schüttelten den Kopf und erwiderten, sie hätten vor Jahren viel mehr Geld geboten, aber das wollte ja keiner!

Nach langem Hin und Her und bösen Worten, wurde Georg von der Polizei abgeführt und eingesperrt, wegen Hausfriedenspruch und Widerstand gegen die Staatsgewalt, ohne Bewährung, da er ja keinen Wohnsitz mehr hatte.

Als er nach einiger Zeit entlassen wurde, hatte er nichts mehr. Sein ganzes Hab und Gut, seine persönlichen Dinge, all das was seine Geschwister nicht mitgenommen hatten, nicht mitnehmen durften, weil es ihm gehörte, viel dem Bagger zum Opfer.



Dennoch schaffte er es nach Jahren, sein Leben wieder in Ordnung zu bringen, aber weit weg von dem Ort!

Er fand eine liebe Frau, aber auch die brachte es nicht fertig, ihn wieder zu dem fröhlichen Mann zu machen, der er einmal war.

Sie bekamen einen Sohn, Wolfgang, der ihnen viel Freude bereitete.

Immer wenn Georg die Erinnerungen kamen, erzählte er von dem Hof. Wolfgang kannte es schon beinahe auswendig, sagte aber nichts.

Auch Wolfgang verließ das Haus und heiratete.

Kurz danach bekam Georg einen Enkel, Oliver, den er sehr liebte. Sie verbrachten viel Zeit miteinander.

Kurz nach dessen Einschulung, sprachen sie mal wieder von Lachendorf und Oliver wollte diesen Ort kennenlernen.

Georg war lange nicht mehr in Lachendorf gewesen, genauer seit jener Zeit nicht mehr!

Nun sollte er mit seinem Enkel da hin? Nein, er brachte es nicht über das Herz. Er schlief nicht in dieser Nacht und es kamen die Erinnerungen, seine ohnmächtige Wut auf die Herren der Stadt!

Oliver ließ nicht locker, er wollte den Ort sehen, der seinen Großvater so traurig gemacht hatte, dass er selten lachen konnte.



Schließlich gab Georg nach und sie beschlossen an einem Sonntag zusammen mit Wolfgang da hinzufahren.

Als sie auf der Anhöhe kamen, sah Georg von weitem die zwei Eichen und seine Augen füllten sich mit Tränen.

Wolfgang brauchte nichts zu fragen, er kannte diesen Ort, als ob er auch hier gelebt hätte, vom Erzählen seines Vaters.
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Vor den Eichen hielten sie an. Dahinter stand ein großes Gebäude, nichts deutete auf dem ehemaligen Meier Hof hin. Alles herum war bebaut, währen die Eichen nicht gewesen, niemand hätte das Land wieder gefunden.

Sie standen da, groß und breit, als wollten sie mit aller Gewalt die ehemalige Einfahrt retten.

Georg lehnte sich an einen der Bäume und sah im Geiste den Hof, seinen Vater und seine Mutter.

Plötzlich rief Oliver: „Opa, da steht AMTSGERICHT, stimmt das?“ Wolfgang bejahte und meinte, er solle jetzt einmal den Opa in Ruhe lassen. Der sechsjährige freute sich, er konnte nun lesen!

Georg hatte es dennoch mitbekommen und meinte, es sei eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet auf ihren Hof, den man ihnen weggenommen hatte, ein Gebäude steht, dass Recht sprechen solle und ausgerechnet sein Enkel, als erste Worte AMTSGERICHT lesen konnte.
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Kommentare zur Story:

  Nicht shclecht aber auch nicht richtig packend. find s ganz nett. das einzige was ich echt störend fand waren die klischee namen ^^ meier...derhäufigste name überhaupt...und die klischee bäuerinn heißt luise ^^ usw... aber vll kamd as auch nur mir so vor ...ich fands etwas nervig^^ trotzdem besser als cih geschichten schreiben könnte ; ) gruß Sternensucher der veppent hat sich einzuloggen  
anonym  -  18.03.08 23:34

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  eine traurige story, die in mir eine saite zum klingen bringt, ohne zweifel. dennoch gefallen mir die beiden abrupten tode und das ende nciht soo gut... beim ende hätte ich mir mehr mühe bei den formulierungen gewünscht und die tode nicht so sachlich schnell abgefertigt...

die aspekte dieser story lassen sich in kein punktesystem quetschen, daher keine bewertung:)

lg darkangel  
darkangel  -  30.07.07 22:42

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  Eine rührende Geschichte. Es steckt so viel in ihr. Gerade die Eichen machen auch viel aus, das Wort Amtsgericht etc.
Eine traurige Geschichte.

Ich träume seit Jahren selbst von einem Hof. Vielleicht wird der Traum bald wahr.

Vor ein paar Jahren habe ich auch noch auf dem "Land" gewohnt. Nun in einer Stadt. Es gefällt mir, aber es fehlt auch etwas. Aber das wird sich demnächst wohl ändern.

GLg Sabine  
Sabine Müller  -  30.07.07 21:46

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  Alte Bauernhöfe, die aufgelassen werden müssen und die Wohnhäuser, die immer mehr Platz verbauen - wer kennt das nicht?
Und die Vorstellung, daß die zwei Eichen überlebt haben und so die Geschichte zusammenhalten, ist schön.

Allerdings kommen in der Geschichte meiner Meinung nach zuviele Namen vor. Ich persönlich tendiere ja dazu, zu wenige Namen einzuführen (was auch nicht immer gut kommt); aber meistens würde eine kurze Umschreibung genügen.
An deinem Stil könntest du noch ein wenig feilen; vor allem der Schluß, der mir inhaltlich gut gefällt, könnte noch einprägsamer geschrieben werden.

Außerdem kam das ziemlich brutal rüber, als du die beiden Altbauern gnadenlos je in zwei Sätzen an einem Herzinfarkt/Schlaganfall sterben lassen hast. *g*  
FrozenYak  -  06.03.03 00:03

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Interessante Kommentare

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Kommentar von "axel" zu "Die Belfast Mission - Kapitel 08"

Toll recherchiert oder boxt du selber? Jedenfalls war das Ganze wieder sehr spannend und lebensnah. Ich staune immer wieder über deinen lebendigen Schreibstil. Ein mitreißender Roman.

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