Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten

Von:    Nina Schepler      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 29. März 2001
Bei Webstories eingestellt: 29. März 2001
Anzahl gesehen: 2069
Seiten: 2

Ich saß gestern im Waschsalon und mir fiel folgender Dialog ein: ""Ich lese nie andere Leute Bücher!" sagte der Mann entrüstet. "Wieso denn nicht?!" fragte ich ihn. "Weil ich mir meine eigene Meinung bilden will. Wenn ich auch nur ein anders Buch lesen würde, wäre mein Schreibstil gleich dem angepasst, der es geschrieben hat und ein Satz der mir gut gefallen sollte, wird in meinem Textstück in einem Zusammenhang wieder auftauchen!" ich schaute mit großen Augen auf das Männlein nieder, das sich vor mir aufgeplustert hatte und sich schon einen roten Kopf erkämpft hatte. "Aber wenn sie nie andere Bücher ausser die ihren lesen, dann wissen sie ja nichts über die ganzen wunderschön gekleideten Worten mit denen zum Beispiel Thomas Mann, Ephraim Kishon, Christian Kracht oder J.D.. Salinger jounglieren! Ach meine Lieblingsstelle .. warten Sie, ich kann sie zitieren... " "Schweig still!" schrie der Gegenüber! "Ich will es nicht hören!" Sobald etwas in meinen Kopf dringt, das nicht von eh und je in meinen jungfreulichen Gedanken anwesend war, wird vergiften!" Er schien mit einem mal lethargisch geworden, blickte auf ein imaginäres Staubkorn an seinem Arm und schwieg. Ich konnte es nicht verstehen... es konnte doch nicht sein, dass er noch nie in einem Buch gelesen habe sollte... ihm entging doch so viel, die wunderbaren Worte der Literatur. Oder war er vielleicht mehr, als er vorzugeben schien? Ein Meister seines Fachs, war er womöglich.. ? Der Gedankengang wurde in meinem Kopf nicht weiter geführt. Ich schaute noch einmal in die Augen, die weit weit weg waren, von dem gerade geschehenen Gefühlsausbruch. Ich trat zur Seite, gab das Abschiedswort und ging. Was für ein eigenartiger Mensch, dachte ich bei mir und gleichzeitig gewahrte ich das Gefühl von Einsamkeit, das mich soeben beschlich. So einsam dieser Mensch auch sein musste, so glücklich schien er zu sein auf seine Art, nie auf etwas wie Bücher angewiesen gewesen zu sein. Für einen Augenblick versuchte ich mir vergeblich vorzustellen wie es wäre, wenn ich noch nie ein Buche gelesen hätte. nein, unmöglich, jenes Gefühl was in mir aufbegehrte war wie der Gedanke an das Universum, wenn ich mir die Unendlichkeit vorstelle und mein Gehirn an der Stelle aussetzt wo unendlich zu sein steht und doch auch nicht. Ein Teufelskreis, bei dem ich beileibe nicht rauskam.
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Kommentare zur Story:

  Die Kurzgeschichte ist sehr schön (tiefsinnig).
Übertreibung kann so schön eingekleidet sein, aber wie meinst Du das am Ende mit dem Teufelskreis? Das hört sich so negativ an. Ich denke vielmehr: Ein unendlicher, in sich abgeschlossener Kreislauf, in den ich da gestolpert bin...hört sich für mich als Abschluss freundlicher an, und die Geschichte war schon ziemlich mit der netten Tastatur getippt. Finde ich jedenfalls.  
Ingo Ries  -  04.08.03 19:39

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  Hallo Nina, das Gefühl der Sicherheit in sich selbst. Die innere Vermutung der Wahrheit so nahe zu sein, dass die Furcht vor einer Veränderung genährt von der Möglichkeit des Verlustes an Authentizität so groß wird, dass man sich der Welt verschließt... Ein sicheres Zeichen, dass man sich dem Wahren so weit entfernt hat, dass es weh tut.
Schön! Der Vergleich mit dem Gedanken an Unendlichkeit.  
Frosch  -  14.06.01 21:50

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Unbekannt" zu "Violett"

schöö :-)

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Letzte Kommentare

Kommentar von "rosmarin" zu "Die Kinder von Brühl 18/ Teil 4/ Hammer Zirkel Ährenkranz/Episode 11/ Der sozialistische Gang die Aura die blaue Tschapka und die Klassenkeile"

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