Kurzgeschichten · Erinnerungen

Von:    Becci      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 4. Dezember 2002
Bei Webstories eingestellt: 4. Dezember 2002
Anzahl gesehen: 2789
Seiten: 2

Da steht sie. Weiß nichts von der Welt, der kleine Zwerg. Doch ist Wissen "alles"? Wissen Kinder denn nicht alles schöner? Gott hat den Himmel blau gemalt! Sie wissen nichts von Lichtbrechung, sie staunen noch über Regenbögen; bewundern die Form einer Muschel und dies mit einer kindlichen Freude, die einem warm ums Herz werden lässt. Wenn sie zaghaft singen, in ihren Worten sprechen, kichern und lachen aus reiner Freude am Leben, fragt man sich manchmal, wo die Zeit geblieben ist. Wie lange ist es her, dass ich so war? Wie lange her, dass ich tiefste Trauer und Wut gespürt habe... als mir mein bester Freund den Bagger klaute und wie lange ist es her, dass ich in Glückseligkeit schwamm... als ich stolz mit meinem Vater nachts am Strand stand und die Sterne über dem glitzernden Meer sah? Als Kind spürte man Gefühle so intensiv - man hatte keine Angst vor ihnen. Kleine Kinder haben auch keine Angst vor schlechten Zeiten, noch nicht. Machen sich keine Gedanken um das Morgen, sondern leben für die Gefühle des Augenblicks. Haben den blauen Fleck von gestern vergessen und rennen heute wieder juchzend über die Wiese, einem Schmetterling hinterher. Gefühle so intensiv, wie sie vergänglich sind. Und heute? Unterlässt man nicht einige Dinge, weil man weiß, wie sehr sie einen verletzen könnten? Verzichtet auf manche schönen Dinge, weil man Angst hat, sie wieder zu verlieren? Glück ist zu einer Glasvase geworden, so zerbrechlich, so schön. Traust du dich, sie zu berühren, an ihrer Oberfläche entlang zu streichen? Ist es rau, ist es glatt, warm, weich? Traust du dich, sie anzunehmen... gehst du das Risiko ein, dass sie dir runterfallen könnte, zerbrechen könnte? Nimmst du das Glück in die Hand? Oder ist es die Angst, es wieder zu verlieren... vor dem Schmerz danach, vor der Trauer, der Leere... die dich daran hindert?



Meine Kleine flüstert mir leise ein "hab dich liiieb" ins Ohr. Unschuldig, ehrlich, mit großen Kulleraugen. Sie hat keine Angst vor der Liebe und kennt noch keinen Liebeskummer. Sie wurde noch nie verlassen, wurde noch nie aus der Geborgenheit und der vermeintlichen Sicherheit gerissen. Hat nicht ergebnislos um jemanden gekämpft, hat noch niemanden verloren... Und die Kleine steht nun da mit unergründlichem Blick. Was sie wohl gerade denkt? Vielleicht an ihre Zwillingsschwester, die soeben einem Schmetterling hinterher rennt.
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Punktestand der Geschichte:   26
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Kommentare zur Story:

  Bis auf die vielen rhetorischen Fragen eine gute, gut aufgebaute Story. Deine Enden sind fast immer ein gut gewählte Ausklänge.

Ich meine auch, dass die schleichende Immunität und Verhärtung gegenüber Gefühlen und Momenten durch das stetig mit dem Alter anwachsende Wissen verursacht wird. Doch was soll die Welt mit einer Horde sich wundernder und erstaunter Kindsköpfe (ist vielleicht ein wenig zu hart ausgedrückt).

Sehr gut.  
Redfrettchen  -  27.03.04 12:42

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  Also, ich weiß nicht.

Ich finde, gerade die Möglichkeit, daß die Glasvase kaputt gehen kann, macht es so reizvoll damit zu spielen... oder?!
Kämpfen & trotzdem verlieren, das gehört eben zum Leben dazu und ich würde es auch nicht anders haben wollen. Schließlich wär das Leben nicht halb so interessant, wenns keinen Schmerz & keine Schmach geben würde.

Was das Staunen betrifft: Es kommt immer mal vor, daß ich stundenlang den Sternenhimmel betrachte oder beim Anblick eines Regenbogens offenen Mundes stehenbleibe. Manchmal braucht man sowas um, wieder ein wenig Gleichgewicht zu finden, wenn einem mal wieder der Boden unter den Füßen weggerissen wurde und man Halt braucht.  
Marcel  -  02.04.03 13:25

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  Sehr schöner Text. Es stimmt schon man kann nicht immer so leben, aber ich finde man sollte sich immer ein bisschen Kind im Herzen bewahren  
Judy  -  08.03.03 22:23

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  Ein sehr schöner Text! *snief*
Nach dieser Intensivität der Gefühle sehne ich mich auch so sehr zurück. Ich erlebe sie nur manchmal noch in meinen Träumen (erst vor kurzem hatte ich so einen Traum und habe mich dananch tot geärgert, dass ich daraus so früh aufgewacht bin).
Schade, dass man als Erwachsener nicht mehr so intensiv fühlen kann, wobei ich ja glaube, dass man es könnte, wären da nicht diverse gesellschaftliche Zwänge, denen man schon als Kind ausgesetzt war und die einem die Fähigkeit so intensiv zu fühlen genommen haben.
Ich hoffe, deine Schwestern können sich diesen Zwängen noch eine zeitlang entziehen und ihre Fähigkeit so intensiv zu fühlen noch ein wenig erhalten. Du, Becci, hast dir ja auch was davon erhalten können, wie ich an diesem einfühlsamen Text erkennen kann ;-)  
Jan Nolte  -  04.03.03 18:18

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  Anrührend schöne Beobachtung einer wundervollen Kleinigkeit mit viel Philosophie aber ohne im mindesten trocken daher zu kommen, sondern den Leser vom ersten bis zum letzten Satz gefangen nehmend, sein Herz berührend und dieses gewissen Lächeln in sein Gesicht zu zaubern und das inmitten des grauen, kalten Winters, der so gar nicht zu der lebendigen Botschaft dieser Geschichte passt, nämlich dass simple Wahrheit das Eindringlichste dieser Welt ist und anscheinend nur die kleinen Kinder darum wissen, während wir Erwachsenen diese einfache und glücklichmachten Sehweise leider verlernt haben.
Gut dass es die kleinen Kinder gibt!
Gut für uns Erwachsene!  
Stefan Steinmetz  -  11.02.03 22:48

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  Finde ich sehr schön geschrieben und hat mich direkt zum Schwelgen gebracht. Bin auch direkt etwas traurig darüber, dass ich es nie mehr schaffen werde, so sorglos zu sein.  
mork  -  05.02.03 22:35

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  Wer wünscht sich da nicht, noch einmal so unschuldig sein zu können und nicht für alles eine logische Erklärung zu wissen oder zu suchen.
5 Punkte  
FrozenYak  -  01.02.03 22:21

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  Schön! So richtig süß!  
Silva  -  30.01.03 16:50

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  Warum sollte die Geschichte ernster sein? Es geht doch um das kindliche, dass man zu leicht verliert....
Ein Stück Poesie, das den Alltag vergessen läßt...  
Mae  -  15.01.03 09:52

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  Kommentare in den Klammern habe ich entfernt, okay?  
*Becci* [Autorin]  -  01.01.03 19:15

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  Gefällt mir, bis auf die Kommentare in den Klammern, die m.E. überflüssig sind.  
Middel  -  01.01.03 18:17

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  schöne geschichte! nett geschrieben. könnte allerdings ein wenig ernster, ein wenig länger sein. -und vor allem ohne die kommentare in den klammern...
zu gwenny: der, der das gesagt hat war jesus....
-und keiner sonst.
und mit dem reich gotte war nix inwendiges gemeint, sondern eben das reich gottes. -wer nicht vertraut und auf gott baut wie ein kleines kind, kommt nicht in sein reich. -wir sollen uns ganz klein und unwichtig machen, uns nicht selbst produzieren. -kann man aber auch auf die geschichte anwenden.  
Neenina  -  01.01.03 13:51

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  (Mal wieder) wunderschön geschrieben!
Ich wünsche mich oft in meine Grundschulzeit zurück, für mich die glücklichste und schönste in meinem Leben und du hast mich an sie erinnert. Danke!
Leider vergessen viele, dass sie mal jung waren, dabei sollte man doch gerade das im Herzen bewahren um zurückzuschauen und zu lächeln.
5 Punkte  
~sakumi~  -  31.12.02 16:23

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  Deine Gedanken sind (An-) Sicht(s)sache. Mir gefällt die Art wie du deine Sichtweise angehst. 5 Punkte. Guten Rutsch und weiterhin viel Spaß bei diesem Hobby  
Gaga  -  29.12.02 11:44

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  "Wer das Reich Gottes nicht annimmt als ein kleines Kind, der wird nicht hineinkommmen", hat mal jemand gesagt. Und noch gleich dazu, dass mit dem "Reich Gottes" etwas Inwendiges gemeint ist, das in uns steckt.
Möglichkeiten, Potenz zum Glück, zur Freude, zur Zufriedenheit. Wie sich doch alles verwirklichen ließe, würden wir all das Schöne, dessen wir fähig sind, voll und ganz entfalten. Im Gegensatz zu meinem Vor-Vorschreiber bin ich nicht der Meinung, dass wir dann nicht überleben würden, im Gegenteil: Wir würden uns in einer Welt wiederfinden, in der Geborgenheit und Sicherheit in Großbuchstaben geschrieben würde anstatt Gier und Geltungssucht.
5 Punkte  
Gwenhwyfar  -  11.12.02 10:19

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  Man kann nicht immer so leben, schon klar. Aber genau solche Augenblicke sind nötig.
Schön geschrieben, mit der kleinen Schwester als Muse  
Jakob Habib  -  06.12.02 14:01

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  Bei mir sind es 50 Jahre her, seit dem ich 2 1/2 war. Hast Deine Schwester aufs genaueste beobachtet und analysiert.
Würden wir immer nur in der sorglosen Kindertraumwelt leben, könnten wir nicht überleben. (Meine Meinung)
Nett und mit Liebe geschrieben.  
Wolzenburg  -  05.12.02 04:33

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