Schauriges · Kurzgeschichten

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Erstveröffentlichung: 14. Oktober 2002
Bei Webstories eingestellt: 14. Oktober 2002
Anzahl gesehen: 920
Seiten: 3

Ich höre sie lachen . Hinter meinem Rücken . Sie denken sich vermutlich , was ich doch für ein Trottel sei . Und sie fühlen sich sicher , glauben nicht , dass ich ihr Lächeln durchschaue und tiefer Blicke . Irgendwann werden sie feststellen , dass sie sich irren . Dann werde ich es ihnen heimzahlen . Aber nicht jetzt . Es ist noch zu früh . Im Augenblick würde eine falsche Reaktion alles verderben . Ich öffne die Tür zur Wohnung und lasse die Augen ,die mich kalt mustern , zurück .



Der Wasserkocher pfeift vor sich hin . Abgekocht schmeckt das Wasser zwar fade , aber es ist die einzige Möglichkeit , das Zeug unschädlich zu machen , das sie ins Wasser mischen . Ich kann mir denken , das es verwand ist mit dem Zeug , das sie mir in der Anstalt gegeben haben . Angeblich würde ich jetzt in Freiheit leben , gaukeln sie mir vor . Als ob ich nicht wüsste was im Wasser ist ! Ich schalte den Fernseher ein . Fern zu sehen ist eine gute Methode um festzustellen , was sie draußen gerade tun . Wahrscheinlich haben sie das Fernsehen nur erfunden , um den wenigen , welche misstrauisch werden , eine Illusion von Freiheit vorzutäuschen . Aber wenn jemand sehend und gerissen ist , kann er das Gerät auch benutzen um sie auszuspionieren . So wie ich .



Die Frau auf dem Stuhl liest die Nachrichten vor . Die ETA hat in Spanien wieder ein Auto in die Luft gejagt , und in L.A. hat ein Mann 4 Menschen erschossen , während er unablässig das Vater unser rezitierte . Ich stelle ab . Mein Verstand fragt sich , ob der ,,Wahnsinnige ,, wie sie ihn nennen oder die ETA vielleicht ähnlich ahnend , oder vielleicht sogar wissend sind wie ich . Einige Ansichten stimmen zwar nicht überein , aber das ist nur zu verständlich . Die Wahrheit erscheint ihnen vielleicht anders , weil sie gut täuschen können . Aber ein Fetzen kommt trotzdem durch .



Ich lege mich hin zum Schlafen . Ich frage mich , ob sie diese Nacht jemanden schicken werden . Wahrscheinlich nicht . Damals in der Anstalt haben sie ja geglaubt , mich umgepolt zu haben . Wie dumm sie doch sind .



Heute werde ich mir Werkzeug besorgen . Ich ziehe mir Kleidung an und nehme das Geld mit ( Ich habe sämtliches Vermögen von der Bank abgehoben . Sie sperren nämlich einem die Konten wenn sie etwas verdächtiges bemerken ) . Der Mann mustert mich komisch , als ich die Flinte und Munition dazu kaufe . Hoffentlich fliegt nichts auf ! Ich verlasse den Laden , um mir den Rest der benötigten Sachen zu kaufen .
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Zurück in meiner Wohnung lege ich mich gleich nach dem Abendessen hin ( Ich glaube nicht dass sie Lebensmittel manipulieren , die Chancen , dass sie welche von ihren Leuten erwischen , sind zu hoch ) . Ich brauche Kraft für den morgigen Tag .



Der letzte Tag in meinem Leben . Ich dusche mich vor dem anziehen . Direkt danach nehme ich meine Sachen , die ich in der Sporttasche verstaut habe und gehe . Frühstücken scheint mir nicht mehr wichtig . Ich stelle mich an eine Straßenecke und warte auf ein Polizeiauto .

Die meisten von ihnen sind vermutlich einfach nichtsehend , aber die Polizisten sind ihre Leibgarde . Endlich fährt ein Polizeiauto vorbei . ,, Officer ! `` stöhne ich . ,, Was ist mit ihnen ? `` ,, Ich glaube , ich kippe gleich um . `` ,, Warten sie , ich komme zu ihnen ! ``

Ich ziehe das Klappmesser aus meiner Hosentasche , so dass die beiden Polizisten es nicht sehen können . Der Polizist , der als erster auf meinen Ruf reagiert hat , steht jetzt neben mir .

,, Warten sie , ich stütze sie ! `` Ich halte mich an ihm fest . ,, Wie genau geht es ihnen schlecht? .`` Der andere Polizist beobachtet uns . Ich reiße das Messer hoch und ramme es in das Gesicht des ersten Polizisten . Ich höre etwas in ihm platzen , als die Klinge sein Auge durchbohrt . Er stürzt zu Boden , und ich lasse mich mit ihm fallen . Der zweite Mann rennt auf uns zu . Vermutlich denkt er , das Blut wäre meines , und ich hätte es erbrochen oder so .

Es muss jetzt schnell gehen . ,, Jeff ! Was ist los ? `` Ich stoße zu , als er sich hinunterbeugt .

Die beiden Leichen werden von mir in eine Seitengasse gezogen . Ich nehme ihre beiden Revolver an mich und gehe zum Streifenwagen .



Um 7Uhr13 geht bei der Polizei ein Funkspruch ein . Sie sollten Verstärkung schicken , sie hätten in der Nixon Road 43 einen Einbrecher gestellt , der um sich schießen würde . Als das Swatteam meine Wohnungstür öffnet , berühren sich zwei Drähte der Bombe . Ich blicke in das Flammenmeer . Ich frage mich , wie viele von ihnen ich erwischt habe .





Ich blicke mich in dem Zimmer um . Nicht sehr geräumig , aber da der Raum ein Fenster hat , kann ich sie gut unter Beschuss nehmen . Der Portier liegt im Vorraum . Tot . Als ich die Waffe auf ihn richtete , hat er angefangen zu weinen .
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Die vorgetäuschten Emotionen verunsicherten mich etwas , aber ich schaffte es trotzdem abzudrücken . Ich nehme die Ziele unter Beschuss . Ich stelle sie mir auch so vor , als Ziele . Sämtliche anderen Vorstellungen von ihnen sind unzutreffend . Ich höre sie kommen . Ich wirbele herum und versuche sie zu verletzen , aber sie sind schon über mir . Der Schmerz brennt . Und es wird schwarz . Ich spüre , dass diese Schwärze sogar vor ihnen Schutz bietet .





Der Arzt gibt mir eine Spritze . Ich blicke mich in der Zelle um . ,, Wie fühlen sie sich ? ``

,, Gut . Danke .`` Diesmal ist es keine Lüge wie damals . Ich weiß was ich tun muss .

Kurz nachdem die Schritte verstummen hole ich mit meiner Faust aus und zerschlage den Spiegel . Ich werde ihnen ein für alle mal entkommen . Ich nehme eine der Scherben und beginne , mir die Handgelenke aufzuschlitzen .
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Punktestand der Geschichte:   3
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Kommentare zur Story:

  Der nüchterne Erzählstil ist beklemmend. Allerdings kaufe ich dem Psycho das ganze nicht so recht ab, weiß auch nicht, wieso. Vielleicht, weil ein guter Freund von mir unter paranoider Schizophrenie leidet und sich die Krankheit bei ihm ganz anders äußert, was aber nix heißen muß. Egal, gut erzählt auf alle Fälle.
Lg  
Chris  -  05.11.02 11:19

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  Interessant, ein Amoklauf aus Sicht eines geisteskranken Paranoiden, der sich alles nur einbildet. Bemerkenswert ist vor allem, wie gegenüber jenen, welche im Wahn als Feinde erscheinen, alle ethischen Schranken fallen. Anders als bei einem echten, kriminellen Mörder oder einem Täter, dem die anderen übelst mitgespielt haben, gibt es hier keine persönliche Schuld, denn es entspringt alles dem Wahn. Und der Tod ist der einzige Ausweg, auch in der Klinik.

Eine Amokgeschichte, der ich 5 Punkte gebe.  
Erik Hart  -  18.10.02 13:41

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Sabine Müller" zu "verkaufte Seele"

Hallo, sehr berührend. Gefällt mir gut, auch wenn es sehr traurig ist. Gruß Sabine

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