Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten

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Erstveröffentlichung: 13. August 2002
Bei Webstories eingestellt: 13. August 2002
Anzahl gesehen: 819
Seiten: 2

Gestern abend, im Dämmerzustand, weckte mich ein Geräusch. Es war der Tod, der vor mir stand.



"Hallo" sagte er "ich bin der Tod. Ich will Dich abholen."



"Oh" sagte ich "das ist jetzt aber scheisse. Das passt mir aber garnicht."



"Nun, ich mach auch nur meinen Job. Meinst Du, mir macht das Spaß? Die wenigsten sehen mich gerne. Ich laufe den ganzen Tag herum und hole Leute ab, die nicht wegwollen, schufte mich kaputt, ackere wie ein Pferd und trotzdem kann mich keiner leiden. Von einer anständigen Bezahlung ganz zu schweigen."



"Mensch, Tod. Das tut mir aber verdammt leid."



Der Tod setzte sich auf mein Bett. "Von Kriegszeiten möchte ich garnicht erst reden. Fulltime-Job. Gelegentlich ganze Gruppen. Alle sauer und genervt und voll mit Adrenalin. Kein Mensch kann das nachempfinden. Streß pur."



"Klar" erwiderte ich "aber Du hast auch ein Scheiß-Image. Sieh Dich doch mal an. Nur keine Haut und Knochen. Sehr erbaulich ist das nicht. Du siehst aus, wie eine Anti-Tabak-Werbung."



"Na, wundert Dich das?" Der Tod war leicht gekränkt. "Bei dem Streß komme ich einfach nicht zum Essen. Beim Trinken geht alles nach unten weg. Ich bräuchte einfach mal Urlaub. Nur mal so vierzehn Tage Ibiza am Strand. Mal die Sense wegglegen und sich oben ohne bräunen lassen, das wär was. Aber nix....."



Ich kicherte "Oben ohne? Du hast doch da garnichts...."



"Klar habe ich da nichts mehr. Abgenommen in den letzten 100.000 Jahren. Im Paradies, da konnte ich noch nackicht mit Adam durch die Gegend flitzen, bis diese Scheiß-Schlange....."



Ich war verblüfft: "Bist Du ein Mädchen?"



"Ja logo!" der Tod, oder besser, die Tödin, war pikiert "man sieht es nur nicht mehr. Ich würde auch gerne mal ein nettes Kleid anziehen und bummeln gehen oder mir ein Tattoo tackern lassen, statt immer in dieser beschissenen schwarzen Kutte und dieser Scheiss-Sense durch die Zwischenwelt zu hasten und Rentner abzuholen, die stur wie Maulesel sind.....Aber NIX. Ich habe ja nicht mal Ohren für zwei hübsche Ohrringe."



"Mensch, Tödin" Ich legte meinen Arm um ihre Schultern "das tut mir so verdammt leid." Die Tödin legte ihren Kopf an meine Brust und begann, zu schluchzen. Zwei Würmer fielen aus ihren Augenhöhlen.
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"Seit 100.000 Jahren... nicht EINMAL ein nettes Wort.....Jesus hat mich durch die Gegend geschubst....kein "Tod, Du siehst aber gut aus, heut".......kein "he, Lust, mit aufs Zimmer zu kommen?".....nichts...kein nettes Kompliment....alle hassen mich..."



"Na komm" zärtlich strich ich der Tödin über den blitzeblanken Schädel "ist doch nicht soooo schlimm. Ich finde, für eine Tödin siehst Du ausgesprochen sexy aus. Du hast einen klasse Schädel und ein wirklich geiles Gebärbecken. Und in Deine Halswirbelknochen könnte ich mich echt verlieben! Schau, ich mach Dir einen Vorschlag: Du gehst jetzt wieder sensen, und wenn Du Dich mal wieder scheisse fühlst, dann komm einfach so alle vierzig Jahre vorbei und wir quatschen miteinander. Na? Was sagst Du?"



Die Tödin sprang auf: "Echt? Das würdest Du machen? Mensch, das wäre ja SUPERNETT. Danke, daß Du mir wieder ein wenig Mut gemacht hast. So machen wir es!"



"Ich freue mich drauf" entgegnete ich.



"Ich auch! Und nochmal Danke."



Sprachs und verschwand.



Ich drehte mich um und sank wieder in die Arme des kleinen Bruders der Tödin, dem Schlaf.



Frau bleibt eben Frau!
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Punktestand der Geschichte:   2
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Kommentare zur Story:

  Warum, zum Geier, werden die Punkte denn hier nicht angezeigt...?  
Gwenhwyfar  -  11.10.02 12:37

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Nanünana... noch kein einziger Kommentar?! Wundert mich jetzt aber doch, wo das doch hier so ein appetitliches kleines Häppchen Humor für zwischendurch geworden ist. Na ja, vielleicht sind ja meine Geschlechtsgenossinnen etwas verschnupft durch die Anspielung, die hier durchkommt: "Wäre der Tod eine Frau, bräuchte bald kein Mensch mehr den Löffel abzugeben, ins Gras zu beißen, über den Jordan zu hüpfen; ein, zwei Komplimente genügen..."
Ich wünsche Dir noch ein glückliches Leben und - da du nicht gestorben bist und es vermutlich auch nicht tun wirst - Du hast Zeit für noch mehr Geschichten von der Art!
5 Punkte  
Gwenhwyfar  -  11.10.02 12:30

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Kommentar von "weltuntergang" zu "Abschied nehmen"

Schweres und schönes Gedicht. Gefällt mir sehr total. Ganz liebe Grüße

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