Eines Tages - nur nicht heute....   226

Romane/Serien · Trauriges

Von:    Heike Sanda      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 8. Juni 2002
Bei Webstories eingestellt: 8. Juni 2002
Anzahl gesehen: 4995
Seiten: 8

Gutgelaunt schloss ich die Türe unseres hübschen, im Grünen gelegenen Einfamilienhauses auf, schleuderte die Aktentasche in die Ecke neben dem Garderobentisch, hängte mein Sakko auf und lockerte meinen schrecklich engen Vatermörder mit einem geübten Griff. ?Hallo Schatz, ich bin daheim?, rief ich. Der Duft meiner Lieblingsspeise - Ungarisch Goulasch - wehte mir verführerisch entgegen, und genießerisch schnuppernd folgte ich ihm in die Küche.



Dort stand sie, die Frau, die ich liebte, die nun schon seit fünf Jahren meinen Namen trug, und steckte die Nase in eine Tageszeitung. Sie sah entzückend aus in ihren weißen Jeansshorts und dem pinkfarbenen T-Shirt; um die Taille hatte sie sich eine winzige, pinkfarben getupfte Schürze gebunden. Wahrscheinlich um zu verhindern, dass Goulaschsoße auf ihre Shorts spritzte. Das lange, honigfarbene Haar hatte sie mit ein paar Nadeln zu einem komplizierten Gebilde am Hinterkopf hochgesteckt, ein paar feuchte Strähnen hatten sich gelöst und ringelten sich im Nacken und um ihr vom Kochdunst leicht gerötetes Gesicht. Ein Bild zum Niederknien - bis auf ihr Gesicht, das absolut nicht in das idyllische Stilleben passen wollte. Es war angespannt, die Kiefernmuskeln zuckten, die Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammengepreßt und die Augen dunkel von einer Mischung aus Zorn, Trauer und Schmerz.



?Hallo...?, wiederholte ich dünn, doch sie erwiderte meinen Gruß nicht, so dass ich beunruhigt nachschob: ?Liebling, was ist mit dir? Was hast du?? Anstelle einer Antwort drückte sie mir wortlos das Abendblatt in die Hand, den Artikel, den sie gelesen haben musste, noch aufgeschlagen. Die Schlagzeile sprang mich förmlich an: SIEBZEHNJÄHRIGES MÄDCHEN NACH VERGEWALTIGUNG SCHWERVERLETZT INS HOSPITAL EINGELIEFERT stand dort in fetten Lettern. Darunter das Foto einer hübschen, lachenden jungen Frau mit kurzem, gelocktem Haar.



Ich las nicht weiter, sondern ging auf meine Frau zu und schloß sie fest in meine Arme. Ich konnte spüren, wie ihr Körper bebte, und glaubte an dem Kloß in meiner Kehle zu ersticken. Ich wusste, was ihr durch den Kopf ging, wie ihre Gedanken zurückwanderten, zurück in die Vergangenheit...







Sechs Jahre früher...



Er stand am Fenster und spähte durch den schmalen Spalt in seinen Vorhängen das gegenüberliegende Haus aus.
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Dort wohnte sie. SIE. Das Mädchen seiner Träume.



Sie war wunderschön, und sie wusste es. Mittelgroß, schlank und unheimlich gut gebaut, das lange Haar, mittelblond mit goldfarbenen Reflexen, fiel ihr offen bis in die Taille hinab. Ihre Augen waren violett, nicht blau, richtig violett, eine ungewöhnliche Farbe. Wie bei der Taylor, dachte er. Die hat auch solche Augen.



Es war aber nicht nur das Aussehen, das ihn an ihr so faszinierte, sondern einfach alles: Die anmutige Art, wie sie sich bewegte, wie sie ihr Haar in bestimmten Augenblicken in den Nacken schleuderte, wie sie mit ihren gepflegten, schlanken Händen lebhaft gestikulierend Gesprochenes unterstrich. Die Art, wie sie lachte. Wie Wasser, das über Steine plätschert. Kitschig, aber wahr. Der Klang ihrer Stimme... Er kannte alles von ihr, jede Reaktion, jedes kleine Lachfältchen um die leicht schräggestellten Augen. Aus dem Gedächtnis hätte er sie malen können, Pore für Pore.



Gott, wie sehr er sie liebte! Sie war seine Göttin, sein Idol. Er lebte praktisch nur für die paar Minuten pro Tag, an denen er sie aus dem Haus kommen und die Straße entlang gehen sah.



Gott, wie er sie haßte! Sie war sein Alptraum. So nah - und doch so unerreichbar weit weg. Wie konnte ein blasser, farb-, blut- und lebloser Typ wie er davon träumen, sie auch nur unverbindlich anzusprechen. Sobald sie sich zufällig auf der Straße begegnen, erntete er ein höfliches, knappes Nicken von ihr - und lief auch prompt knallrot an. Sie musste ihn für einen absoluten Dämlack halten. Und vermutlich hatte sie damit Recht.



Vermutlich wusste sie, dass sie ihn verrückt machte - und lachte sich hinter seinem Rücken über ihn kaputt.



Da... die Tür gegenüber ging auf, SIE kam heraus. Jemand wartete schon auf sie. Jemand, der wie eine Mischung aus Richard Gere und dem Terminator aussah. Scharfe, männliche Gesichtszüge, braungebrannt und muskulös. Sie sprachen kurz zusammen, sie lachte, und dann reichte er ihr einen Motorraldhelm. Sie warf die Haare zurück und zog sich den Helm über, und dabei traf ihr Blick für einen winzigen, elektrisierenden Sekundenbruchteil das Fenster ihres heimlichen Beobachters.
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Dem lief es heiß und kalt über den Rücken. Hastig trat er zurück und ließ den Vorhang fallen. Hatte sie ihn gesehen? Dann hörte er nur noch das Knattern des Motors und wusste, dass die beiden sich auf das Rad geschwungen hatten und nun unterwegs waren. Unterwegs in ihr Vergnügen.



Er legte sich auf sein Bett und dachte an sie. Sofort reagierte sein Glied und richtete sich zu schmerzhafter Härte auf. Hastig öffnete er den Reißverschluß seiner plötzlich viel zu engen Jeans. Stellte sich vor, was sie und der Muskulöse zusammen treiben mochten.



Der wievielte Kerl ist das eigentlich in diesem Monat....?



Eigentlich hätte ihn der Gedanke beruhigen sollen, denn so konnte er sicher sein, dass sie zumindest noch nicht in festen Händen war. Aber andererseits durfte anscheinend jeder bei ihr ran. Jeder. Außer ihm. Über ihn lachte sie nur.



Schlampe. Nutte. Verdammte Fotze. Wenn ich dich in die Finger kriege....



Er bearbeitete sich immer heftiger, stellte sich dabei lebhaft vor, was er mit ihr alles anstellen würde. Wie sie betteln würde, schreien, jammern, ihn um Mehr anflehen...



Endlich kam er schnaufend und stöhnend zur Erlösung. Die Erleichterung war nicht von langer Dauer. Ein schales, leeres Gefühl blieb zurück.



Er holte die Flasche Whiskey und den Beutel Gras aus dem Wäscheschrank, die er zwischen Stapeln wenig benutzter T-Shirts sorgfältig vor seiner Mutter verborgen hielt. In den folgenden Stunden leerte er die Flasche bis auf ein bisschen Bodensatz und drehte sich zwei, drei kräftige Tüten dazu. Seine Gedanken kreisten immer nur um SIE, um das, was er in seinen Gedanken alles mit ihr angestellt hatte. Mit jeder vergehenden Stunde steigerte sich sein Zorn. Und schließlich reifte in seinem umnebelten Hirn eine Idee...



Es war gegen Mitternacht, als er von gegenüber das Geräusch eines rasch näher kommenden Motorrades vernahm. Geschmeidig glitt er vom Bett, fuhr in seine Schuhe, schlich aus seinem Zimmer, die Diele entlang und zur Haustür. Die Eltern schliefen schon, im Haus rührte sich nichts, dennoch war er extrem vorsichtig.
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Fast lautlos schlüpfte er in den Vorgarten, seine Hilfswerkzeuge fest umklammernd.



Sie hatte sich noch ein wenig mit ihrem Begleiter unterhalten und ihm einen flüchtigen Abschiedskuss auf die Wange gedrückt. Gedankenverloren schaute sie dem sich entfernenden Motorrad nach. An der Ecke hielt es noch einmal kurz an, und er winkte. Sie erwiderte das Winken. Es war ein schöner Abend gewesen. Den schwarzen Schatten, der von hinten auf sie zuglitt, bemerkte sie nicht.

Eine Sekunde später traf der schwere Baseballschläger ihren Hinterkopf. Ohne Gelegenheit zu einem Schrei zu haben glitt sie in Bewusstlosigkeit.



Keuchend vor Anstrengung stand er einen Moment über ihr, ehe er sie auf den Rücken drehte. Ein kurzer Blick in die Runde - alles okay. Er ergriff ihre Arme und zog sie hinter ein dichtes Rhododendron-Gebüsch, von wo aus sie weder von der Straße, noch vom Haus ihrer Eltern aus gesehen werden konnten. Dann begann er, ihr hastig die Kleider vom Leib zu reißen. Wo der Stoff nicht nachgeben wollte, half das Taschenmesser nach.



Hast gedacht, ich würde vor dir zu Kreuze kriechen, was?

Hast wirklich geglaubt, ich würde mich für dich zum Affen machen. Damit du was hast, worüber du dich mit deinen Kerlen und den anderen Tussen kaputtlachen kannst.

Über den armen Trottel.

Jetzt zeige ich dir, wer hier ein Trottel ist. Jetzt zeige ich dir, wer hier wirklich ein Mann ist.

Du wirst mich nicht so schnell vergessen wie deine täglich wechselnden Kerle, das ist mal sicher.

Ich nehme mir, was ich will. Und zwar ohne zu fragen. SO macht man das.

Du.... verdammtes.... Flittchen.....oh.....



Als er endlich keuchend, kraftlos und völlig ausgepumpt von ihr abließ, hatte sie sich immer noch nicht gerührt. Triumphierend schaute er zu ihr hinunter. Jetzt würde er von seiner Besessenheit geheilt sein. Für immer.

Angeekelt bemerkte er das viele Blut, mit dem er beschmiert war. Hatte wohl gerade ihre Periode gehabt, das kleine Miststück. So rasch er konnte eilte er in sein eigenes Haus zurück, entledigte sich seiner blutverschmierten Kleider und nahm - ohne viel Lärm zu machen - eine lange, heiße Dusche.
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Dann kehrte er in sein Zimmer zurück. Sein erster Weg führte ihn zum Fenster.



Seltsam... Sie lag immer noch da. An derselben Stelle, an der er sie zurückgelassen hatte. Nicht einmal ihre Haltung hatte sich verändert. Er konnte den Umriß ihrer Gestalt über den Busch hinweg deutlich ausmachen. Seit wann war er wieder hier? Zwanzig Minuten?



Gott, er würde sie doch nicht umgebracht haben? Panik kroch in ihm empor. Der Alkohol und der Stoff verloren ihre Wirkung; langsam wurde er wieder er selbst. Nervös zündete er sich eine Zigarette an und wanderte im Zimmer auf und ab, während er rauchte.



Das kann doch alles nicht wahr sein.

Das habe ich nicht gewollt.

Gott, bitte, laß sie nicht tot sein.

Ich wollte doch nichts weiter als ihr ein einziges Mal richtig nahe sein. Sie berühren. Ihr Mann sein.

Gott, bitte, ich liebe sie doch.

Ich wollte doch nichts anderes als das, was sie auch allen anderen gibt.

Ich wollte sie doch nicht töten.

Bitte hilf mir, Gott!



Als er die Zigarette geraucht hatte und sie sich immer noch nicht rührte, hielt er es nicht mehr aus.



Sie lag auf dem Bauch und stöhnte leise, als er sie vorsichtig auf den Rücken drehte. Er erschrak bei ihrem Anblick. Nicht nur ihr Gesicht war über und über mit Blut verschmiert, sie lag auch in einer ziemlich groß aussehenden Blutlache, die ihren Ursprung zwischen ihren Schenkeln hatte.



Als sie ihre Augen aufschlug, schaute er in tiefe Teiche der Angst. Einen winzigen Moment flackerte die Panik in ihr auf, machte aber rasch dem Erkennen Platz.



?Robert?, stöhnte sie, ?es... es ist etwas passiert... etwas ganz Furchtbares.... ruf? einen Krankenwagen, bitte.?



Er tat es. Und als die Sanitäter ihn, ohne zu fragen, in den Wagen drängten, ließ er es sich gefallen. Während der ganzen Fahrt zum Hospital hielt er ihre Hand. Sie umklammterte seine Finger so schmerzhaft fest, dass die Knöchel ihrer Hand weiß hervortraten. Er betrachtete ihr graues, schmerzverzerrtes Gesicht. Als der Arzt ihn wegen der Untersuchung aus dem Zimmer schicken wollte, rief sie ?nein, nein!? und weigerte sich, ihn loszulassen.
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Der Doktor musste ihr ein starkes Betäubungsmittel spritzen. Erst als das Medikament Wirkung zeigte, erschlaffte ihr Griff. Ihre Augen schlossen sich, und er konnte seine mittlerweile gefühllos gewordene Hand ausschütteln.



Im kinderkackegelb gestrichenen, nach kaltem Rauch und Angst stinkenden Warteraum des Hospitals wartete er, eine Zigarette nach der anderen rauchend und immer noch wie betäubt, auf das Ende der Behandlung und die abschließende Diagnose des Arztes. Sie musste einen Schock erlitten haben, soviel stand fest. Weshalb sollte sie sich sonst so fest an ihn klammern - an ihn, der ihr das alles doch angetan hatte?



Du dreckiges, verdammtes, vollgesoffenes, verkifftes Schwein.

Du perverse, dreimal verfluchte Sau.

Hoffentlich landest du im Knast. Hoffentlich pimpern dich die Knackis da so durch, wie du?s verdient hast.



Als die Tür des Warteraums sich öffnete, fuhr er hoch wie von der Tarantel gestochen. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn jetzt ein Bulle in grüner Uniform in der Tür aufgetaucht wäre. Der Eintretende trug zwar auch eine grüne Uniform - doch es handelte sich um OP-Kluft. Der Arzt band sich gerade seinen Mundschutz ab, bat um eine Zigarette und ließ sich neben Robert auf einen der unbequemen Plastikstühle fallen.



?Tja, eindeutiger Fall von Vergewaltigung?, seufzte er müde. ?Meiner Meinung nach durch zwei bis mehrere Personen. Sie ist nicht nur vaginal, sondern auch anal mißbraucht worden. Ich habe da einiges zu flicken und zu nähen gehabt. Ob sie jetzt noch jemals Kinder bekommen kann, weiß Gott allein. Ihr Schließmuskel war regelrecht gesprengt. Von dem vielen Blut, das sie verloren hat, ganz zu schweigen. Die Angreifer haben sie von hinten niedergeschlagen, so dass sie über den oder die Täter keine Angaben machen kann. Außerdem hat sie einen feinen Haarriss in der Schädelkalotte, der von dem Schlag herrührt. Sie kann vom Glück sagen, dass sie Schädelbasis nicht gebrochen ist.? Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette, blies den Rauch aus und fuhr fort: ?Was das Schlimmste an dieser ganzen, widerlichen Angelegenheit ist: Sie war noch Jungfrau. Eindeutig. Das Hymen wurde erst bei diesem schrecklichen Angriff verletzt. Seine ersten sexuellen Erfahrungen ausgerechnet auf diese Art machen zu müssen.
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..? Er ließ den Satz in der Luft hängen und schüttelte mitführend den Kopf.



Mir war übel. Und mir war kalt. Ich spürte, wie ein schmerzhaftes Brennen aus meinem Magen in meine Kehle hochstieg. Vielleicht das Feuer der Hölle, das jetzt schon Besitz von mir ergriff.



?Sie will Sie sehen?, informierte mich der Doktor, drückte die Zigarette aus, erhob sich und strich seinen Kittel glatt. ?Sind Sie in irgend einer Art und Weise mit ihr verwandt??



?N..nein. Nur ein Nachbar?, brachte ich heraus. Der Arzt nickte.



?Nun gut. Bleiben Sie bitte nicht so lange, ja? Sie braucht jetzt Ruhe, darf sich auf gar keinen Fall anstrengen. Es wäre auch nett, wenn Sie der Schwester Angaben bezüglich der Familie machen könnten, damit wir ihre Eltern informieren können. Immerhin haben Sie sie ja sozusagen gerettet. Wenn Sie nicht oder nur ein bißchen später vorbeigekommen wären...? Den Rest überließ er meiner Phantasie, klopfte mir noch einmal anerkennend auf die Schultern und enteilte zur nächsten Notaufnahme.



Natürlich besuchte ich sie. Weil sie es wollte. Nicht nur einmal, sondern immer wieder. Nachts fuhr ich jetzt oft in den Wald, und dort heulte und schrie ich wie ein Wolf. Der Gedanke, dass sie mir rückhaltlos vertraute und in mir ihren Helden sah, brachte mich fast um. Wie sie mich immer anschaute, mit diesem großen, offenen Blick, in dem keine Angst vor mir zu erkennen war.



?Weißt du, Robert, ich habe dich immer schon nett gefunden?, sagte sie eines Tages. ?Ich hatte bloß wahnsinnige Angst, dich anzusprechen.?



?Wa..as?? Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Sie errötete.



?Ich habe mich immer extra aufreizend angezogen und gehofft, ich könnte dich so aus der Reserve locken. Ich bin sogar mit jedem halbwegs akzeptablen Typen um die Häuser gezogen. Manchmal habe ich gesehen, dass du am Fenster standest und die Straße beobachtetest. Damit wollte dich eifersüchtig machen. Aber wenn wir uns auf der Straße getroffen haben, dann hast du mich immer so kalt und böse angeschaut. So, als würdest du mich total verachten. Dabei bist du so lieb? Sie senkte verschämt ihr Haupt.
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?Albern, was? Und jetzt sieh? nur, wo mich mein Theater hingebracht hat....?



Ich konnte nicht weiter mit anhören, wie sich selbst beschuldigte, an der Vergewaltigung Schuld zu sein, und schloß sie rasch in meine Arme.....





Heute



...so wie jetzt.



Sie löste sich von mir, schniefte, wischte sich mit dem Handballen eine Träne aus dem Augenwinkel und lächelte schief. ?Es geht schon wieder, Liebling?, versicherte sie mir.



Etwa ein Jahr nach dem Vorfall hatten wir geheiratet. Unsere Tochter Anja war drei, unser Sohn Björn knapp ein Jahr alt. Einmal äußerte sich meine Frau mir gegenüber dahingehend, dass sie es nur meiner Liebe und meinem Verständnis zu danken hätte, dass sie psychisch normal und partnerschaftsfähig geblieben sei, trotz dem Schrecklichen, das ihr widerfahren ist.



Da hielt ich es fast nicht mehr aus, hätte mich ihr fast anvertraut. Fast.

?Ich gehe den Tisch decken?, verkündete die Liebe meines Lebens, stellte sich auf die Zehenspitzen, gab mir einen flüchtigen Kuß auf die Lippen und enteilte. In der Diele hörte ich sie nach den Kindern rufen. Ich blieb zurück, lehnte meine heiße Stirn an die kühlen Kacheln und zerknüllte die Zeitung zwischen meinen Fäusten. Meine Scham und mein Herz brannten noch viel schlimmer als meine fieberheiße Stirn.



Eines Tages, das weiß ich, werde ich ihr die Wahrheit über jene Nacht sagen müssen.



Eines Tages - nur nicht heute.
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Kommentare zur Story:

  Supergute Story. Erschütternd und sehr zu Herzen gehend.  
   Petra  -  31.08.09 15:40

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  Hallo Heike!
Dies scheint eine deiner besten Stories zu sein, 5 Punkte, die allein schon die Idee verdient hätte, wenn es ginge würde ich weitere 5 Punkte für deinen proffessionellen Stil geben!
Grüße,
Heidi  
Heidi StN  -  21.05.03 14:45

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  Wow...  
Ragnarok  -  13.05.03 22:53

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  Eine geniale Geschichte. Ich hätte nie im Leben erwartet, das der Vergewaltiger ihr Ehemann ist. Das verdient 5 Punkte und mehr, wenn's das geben würde.  
Metevelis  -  11.02.03 23:30

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  Meine Güte! Spannend und grauenhaft. Eine Geschichte aus der Sicht eines Vergewaltigers zu schreiben und ihn dann auch noch menschlich zu zeichnen...  
christine  -  10.01.03 10:46

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  krass, einfach nur krass... der vergleich mit dem schrank war gar nicht mal schlecht... die story ist toll geschrieben und *lob* auf solche gedanken muss man erstmal kommen! An der stelle des mannes möchte ich nur nicht sein... immer diese verdammte last und schuld und... ich glaub ich würds nicht aushalten und mich umbringen - aber ihr sagen? NIE... am sterbebett vielleicht... ansonsten würde er bei ihr wohl noch viel mehr zerstören... aber hey die story ist echt ein schlag ins gesicht... und traurig...  
*Becci*  -  30.06.02 00:58

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  Geniale Geschichte! Ich finde die Handlung äußerst spannend und kann Stefan nur zustimmen (Das Gefühl mit dem Schrank trifft es). Und noch dazu ist sie sehr gut geschrieben, verrät am Anfang nicht zu viel oder zu wenig, und ich weiß selbst wie schwer es ist, bei solchen Geschichten den richtigen Ton zu treffen.  
Christian  -  27.06.02 18:26

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  KAWUMM!!! Das hinterlässt ein Gefühl, als wäre man volle Kanne gegen einen Schrank gelaufen!
Besonders bitter ist, dass sie ihn wollte, sich aber nicht traute, ihn anzusprechen.
Soll er nur regelmässig in den Wald rennen und schreien wie ein Wolf! Zuerst dachte ich, er vergewaltigt jetzt aus Gewohnheit (der Zeitungsartikel...) , weil er ein Ventil braucht. Das hätte die Geschichte besudelt und auf banales Niveau runter gezogen.
So ist es besser. Er wirds ihr NIE sagen können, weil er weiß, das DIESE Schmerzen sie zerstören würden...
Eines der besten Geschreibsel, die ich je gelesen habe. Die Geschichte schaffte es auf Anhieb in meine persönlichen Top Ten. Das hat bislang nur eine einzige weitere Geschichte auf webstories geschafft.
Fünf Punkte und eine SPITZE!!! von mir dazu.  
Stefan Steinmetz  -  12.06.02 16:32

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  Die zuerst allzu blumigen Umschreibungen erinnern an einen typischen Liebesroman für Frauen und nerven.Aber dann diese irre Wandlung.Ab der Krankenhausszene liesst man einfach schneller weil die Spannung steigt.
Der Schluss der Geschichte,echt klasse.
Zwei die sich hassen müssten erleben die grosse Liebe und Beide müssen mit der Erinnerung fertig werden.Wenn auch aus verschiedenen Gründen.
Super Storie-5 Punkte  
Wolzenburg  -  12.06.02 00:05

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  Ein freundliches Hallöchen, und danke für den Kommentar.
Ja, Robert habe ich mir so ca. 19- oder 20jährig vorgestellt, der typische, verklemmte "Studiosus maximus", der auch bis fast dreißig finanziell von seinen lieben Eltern abhängig bleiben wird. Die weibliche Protagonistin ist etwa 16. Inspiriert zu diesem Geschichtchen wurde ich durch einen Artikel der örtlichen Tageszeitung, der - wie Du Dir denken kannst - im Gegensatz zu ihr kein Happy End gefunden hat.
Ich hätte die Charaktere der Protagonisten etwas klarer darstellen sollen *schäm*. Danke für den Tipp, beim nächsten Mal werde ich ihn beherzigen.  
Heike Sanda  -  11.06.02 07:51

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  Ganz merkwürdige Geschichte. Irgendwie kann ich den Typen sogar verstehen (soll keine Entschuldigung sein), denn er schien echt arm dran zu sein, jedenfalls, wenn er schon richtig erwachsen war und immer noch so bei seiner Mama lebte. Man könnte sogar sagen, der hat richtig Glück gehabt, nur muß er sich eben ständig mit dem schlechten Gewissen und der Furcht vor dem großen Knall herumschlagen.  
Erik Hart  -  11.06.02 00:43

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Hallo, ein schöner text, du stellst deine gedanken gut dar, trifft genau meinen geschmack. lg Holger

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