Die Schöpfungsgeschichte (Pendant zu "Genesis alla Serpente")   32

Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Rolf-Peter Wille      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 5. Mai 2002
Bei Webstories eingestellt: 5. Mai 2002
Anzahl gesehen: 5161
Seiten: 2

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es errege sich das Wasser mit webenden und lebendigen Tieren, und Gevögel fliege auf Erden unter der Feste des Himmels. Und Gott schuf große Walfische und allerlei Getier, das da lebt und webt, davon das Wasser sich erregte, ein jegliches nach seiner Art, und allerlei gefiedertes Gevögel, ein jegliches nach seiner Art. Und Gott sah, daß es gut war.

Und Gott sprach: Lasset Uns Menschen machen, ein Bild das Uns gleich sei. Und der Herr formte den Menschen aus dem Staub des Grundes und atmete den Odem des Lebens in seine Nüstern, und der Mensch wurde lebendig.



Just in diesem Moment flog der Teufel durch die Lüfte, um Gottes Schöpfen zu beobachten. Und als der Mensch seinen ersten Atemzug tat, bemerkte er einen teuflisch? üblen Geruch. Er bildete sich ein Urteil und sprach zu sich: "Die Luft stinkt." So wurde der Mensch zum Philosophen.

Aber der Herr hatte es nicht bemerkt, denn er hatte eine Sekunde lang den Teufel angeschaut. Und Gott segnete den Menschen und sprach zu ihm: Sei fruchtbar und mehre Dich und fülle die Erde und mache sie Dir untertan und herrsche über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über die Kröten und Spinnen.

"Ich hasse Spinnen!" sprach der Mensch. Und der Herr freute sich, daß er einen Philosophen mit eigener Urteilskraft geschaffen hatte. Und Er sprach zum Menschen: "Ich will Dir die Kraft über die Spinne geben und Du magst sie vernichten, wenn sie Dir derart zuwider ist." Und der Mensch erfand die Spinnenfalle. So wurde der Mensch zum Erfinder. Aber er war nicht klug genug, und es gelang ihm nicht, alle Spinnen zu fangen.



Und der Mensch erfand große Eisenbahnen und Autos und Motorräder und alles was sich dreht und bewegt auf der Straße. Und er baute die häßlichen Häuser und erfand allerlei schnelle Rechner, einen jeglichen nach seiner Art.

Und nachdem der Mensch dies alles erfunden hatte, betrachtete er es und sah, daß es nicht gut war. "Dies ist ganz abscheulich", sprach der Mensch zu sich selbst, "mir gefällt nichts mehr. Die Erde ist wüst und leer. Das Wasser ist verdreckt und die Luft stinkt." Da erinnerte sich der Mensch des Herrn, seines Schöpfers. So wurde der Mensch zum Priester.
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Er betete zu Gott und bat Ihn: "Kannst Du mir meine Fische und Vögel zurückgeben, denn ich bin meiner eigenen Erfindungen überdrüssig." Und der Herr freute sich, daß Er einen Priester geschaffen hatte.

"Mein lieber Priester", sprach Gott, "schwimme Du nur wie ein Fisch im Wasser, und die Meerestiere werden mit Dir schwärmen. Singe nur immer das Lied der Vögel, und die Gefiederten werden Dir zufliegen." Und der Priester bedachte sich eine lange Weile. Aber ihm fiel nur das Ave Maria ein - an den Gesang der Vögel konnte er sich nicht erinnern.



Und der Mensch ging in die Berge, um den Gesang der Vögel zu finden. Nachdem er fünfzehn Minuten gewandert war, wurde er sehr müde und mußte sich auf einem Stein ausruhen. Als er auf den Erdboden schaute, bemerkte er im Gras die Mosaike von unzähligen Spinnweben. Tautropfen hingen in dem feinen Gewebe und reflektierten die Sonnenstrahlen wie funkelnde Edelsteine.

Und der Mensch sah, daß die Spinne gut war. So wurde der Mensch zum Künstler.


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  hey ich find euch blöd  
Unbekannt  -  27.09.06 21:21

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Kommentar von "Homo Faber" zu "Der Zug"

Hallo, ein schöner text, du stellst deine gedanken gut dar, trifft genau meinen geschmack. lg Holger

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