Erotisches · Kurzgeschichten

Von:    Simon Rhys Beck      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 25. März 2002
Bei Webstories eingestellt: 25. März 2002
Anzahl gesehen: 3559
Seiten: 4

Diese Story ist Teil eines Wettbewerbs.

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Ich saß bereits seit einer halben Stunde an meinem PC und grübelte über das Thema des Wettbewerbs ... „auf der anderen Seite der Welt“ ... meine Güte – wer hatte sich das ausgedacht? Zu meiner Ideenlosigkeit kam noch eine unbestreitbare, bleierne Müdigkeit. Ich hatte schon seit zwei Wochen Spätdienst, war nie vor 12 ins Bett gekommen. So saß ich also und starrte auf den Monitor, der mich höhnisch anzugrinsen schien. Meine Augenlider waren schwer, ich dachte darüber nach, mir einen Kaffee zu machen oder eine Zigarette zu drehen. Doch dazu kam ich nicht mehr – mir fielen einfach die Augen zu.

Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen hatte. Zunächst dachte ich, ich sei nur eingenickt. Mein Kopf lag schwer auf meinen Armen, meine Schultern schmerzten. Ich stöhnte leise, während ich mich vorsichtig aufrichtete. Als ich aus der Ecke des Zimmers ein leises „Pscht“ vernahm.

Erschrocken drehte ich mich um. Was zum Teufel war das für ein Geräusch? Doch was ich nun sah, verschlug mir vollends die Sprache. Denn – ich befand mich nicht mehr in meinem Zimmer! Ich saß an meinem Schreibtisch, vor meinem Computer, aber – der Rest meines Arbeitszimmers war weg! Ich befand mich in einem völlig anderen Raum! Und das Verrückteste: In einem breiten Bett direkt hinter mir an der Wand lag ein nacktes Pärchen. Zwei Männer von anmutiger Schönheit, einer hinter dem anderen.

Der vordere der beiden jungen Männer hatte rostrotes Haar, das im krassen Kontrast zu seiner schneeweißen Haut stand. Er schlief völlig entspannt – oder erschöpft?

Der andere der zwei sah mich frech grinsend an. Er legte einen Finger an seine Lippen und deutete auf seinen Geliebten. Auch seine Haut war weiß und glatt, doch er hatte pechschwarzes Haar.

Ich konnte das nicht glauben! Das konnte nicht sein! Wo war ich? Das war verrückt! Oder: ein Traum! (Hatte ich vielleicht noch was geraucht, bevor ich eingeschlafen war?) Meine Gedanken überschlugen sich.

Der Schwarzhaarige stand mit einer fließenden Bewegung vom Bett auf – ohne seinen Gespielen aufzuwecken. Ich starrte ihn an wie paralysiert, als er auf mich zukam. Was wollte er?

„Schön, daß du hergefunden hast“, sagte er leise. Er hatte eine melodische Stimme, die vor verhaltener Stärke sanft vibrierte.
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Ich spürte sie im ganzen Körper.

„Hergefunden?“ wiederholte ich perplex.

Wieder legte er den Finger an die Lippen. Er faßte unter mein Kinn und zwang mich aufzustehen.

„Wieso hergefunden?“ flüsterte ich.

Doch er sah mich nur an. Ich versank in seinen phänomenalen grün blitzenden Augen. Mein Gott, was für Augen!

Er drehte sich einfach um und bedeutete mir, ihm zu folgen.

Und genau das tat ich – ohne weiter nachzufragen. Wir verließen das, was noch vor kurzer Zeit mein Zimmer gewesen war. Im Nebenraum zog er sich an. Seine Kleidung bestand aus einer enganliegenden schwarzen Wildlederhose, schwarzen Stiefeln, die bis über die Knie reichten und einem wunderbar blau schimmernden langen Oberteil. Ich starrte ihn an – und da bemerkte ich es erst: seine seltsam spitz zulaufenden Ohren. Er schenkte mir ein Lächeln, das mir das Blut fast in den Adern gefrieren ließ – seine Eckzähne waren kurze, spitze Dolche! Was war das für ein Wesen? Das hier mußte ein Traum sein!

Seine Stimme riß mich aus meinen wirren Gedanken. „Entkleide dich, Dan.“ Er schien keinen Widerspruch zu dulden, doch das alles erschien mir zu absurd, als daß ich es einfach hätte tun können.

Er wartete. Sein Blick versengte mich. Minuten verstrichen – oder waren es Sekunden?

„Zieh dich aus!“ Sein Tonfall wurde schärfer. Ich starrte auf seinen schmalen Mund mit den wohlgeformten Lippen und den gefährlichen Zähnen. Ob er mich wohl beißen würde? – Doch das hatte er nicht im Sinn, als er einen schnellen Schritt auf mich zumachte. Statt dessen schlug er mir mit dem Handrücken ins Gesicht.

Er war zu schnell gewesen – ich hatte gar nicht reagieren können. Jetzt stand ich da, meine Wange brannte, und ich überlegte, warum ich im Traum Schmerzen spüren konnte.

Doch er hatte mich mit dieser Aktion eingeschüchtert – ich begann tatsächlich mich auszuziehen. Und als ich völlig nackt vor ihm stand, wurde sein Blick versöhnlicher. Er zog etwas hinter seinem Rücken hervor und trat einen Schritt auf mich zu. Ich konnte seinem Blick nicht standhalten. Ich kam mir so klein vor, so hilflos. Und er? Er legte mir ein Halsband an. Ein weiches, breites Halsband ... mit einer ledernen Leine daran.
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Mir stockte der Atem. Das konnte nicht real sein ... das konnte einfach nicht ...

„Nur als Sklave darfst du herkommen.“ Das war seine Erklärung.

Was bedeutete das für mich? Seine Worte jagten einen Energieschub durch meinen Körper. Meine Nackenhaare stellten sich auf.

„Komm.“

Wieder folgte ich ihm wie in Trance. Ich wollte nicht, daß er mich zieht, mich hinter sich herschleift wie einen jungen Hund. So führte er mich durch ein Labyrinth von langen Gängen, das von einem unirdischen Licht erhellt wurde. Ich verlor die Orientierung.

Ein Traum, nur ein verdammter Traum.

Und vielleicht hätte ich diesen Traum sogar genießen können, wären uns nicht zwei Männer entgegen gekommen, die stehenblieben, um sich mit ... ich wußte noch nicht einmal wie er hieß! ... zu unterhalten. Sie trugen ähnliche Kleidung – ich hatte solche Oberteile noch nie irgendwo gesehen – und musterten mich unverhohlen und gierig. Und obwohl ich kein Wort ihrer seltsamen Sprache verstand, wußte ich doch, daß ich der Gegenstand ihres Gesprächs war. Ich schämte mich entsetzlich und war unendlich froh, als die beiden weitergingen.

Mein neuer „Gastgeber“ ließ mich an sich vorbei in einen Raum treten. In diesem Zimmer schien alles zu glitzern, zu blitzen, zu blinken und zu schimmern. Ich war im ersten Moment schier geblendet.

„Garwynn und Dyron wollten dich“, erklärte er beiläufig, „aber vorerst gehörst du mir.“

Ich riß mich los von all dem Licht und dem wundervollen Glitzern und sah ihn an. Was sollte das alles? Ich gehörte niemandem! Und was zum Teufel meinte er mit „vorerst“?

„Wenn ich dir schon gehöre, dann will ich wenigstens deinen Namen wissen“, versetzte ich ärgerlich.

Mein Gegenüber lächelte mich nachsichtig an.

„Nenn mich Cat – wenn du einen Namen brauchst.“

Cat ... wie passend, dachte ich, als ich in seine auffallend schrägen, grünen Augen sah. Er strahlte die typische träge Energie einer Katze aus, die von einer Sekunde auf die nächste eine tödliche Wachsamkeit entwickeln konnte.

Seine Hand glitt über mein Gesicht, hinunter, an meinem Hals entlang und blieb schließlich auf meiner Brust liegen.
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„Du wirst keinen Namen brauchen ...“

Mit diesen Worten gab er mir einen heftigen Stoß, so daß ich zu Boden ging. Der Schmerz, den ich empfand, war seltsam real. Als ich mich wieder aufraffen wollte, war er sofort über mir. Mit einer Hand griff er in das Halsband und zwang mich auf alle viere. Ich wurde sofort hart.

Das Atmen bereitete mir Mühe. Er hielt mich fest. Ich war in seiner Gewalt. Ihm vollkommen ausgeliefert. Aber er kannte dieses Spiel und spielte es mit unglaublichem Geschick.

Und er tat all die Dinge mit mir, um die ich nie jemanden gebeten hätte. All das, was ich niemandem jemals erzählt hätte. Cat wußte es, und er entließ mich erst, als ich vor Erschöpfung einschlief.

Als ich aufwachte, lag ich auf dem Bauch in meinem Bett. Unter mir spürte ich meinen eigenen warmen Saft. Ich fluchte leise. – Was für eine Enttäuschung! – Das konnte doch nicht sein! Für feuchte Träume war ich doch wohl schon ein bißchen zu alt. – Ein Traum, natürlich. Völlig abgedreht. Ich sollte weniger kiffen ...

Ich richtete mich langsam auf, machte Licht und fischte in meinem Nachtschrank nach einem Handtuch.

Dabei warf ich einen Blick in den Spiegel meiner Kleiderschranktür und erstarrte – ich trug noch immer das breite, lederne Halsband, das Cat mir angelegt hatte. Kein Traum?!

Mit angehaltenem Atem stand ich auf und las die kursive, goldene Schrift, die das Halsband zierte ... „the other side“ …




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Punktestand der Geschichte:   49
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Kommentare zur Story:

  Super. Wieder eine Geschichte für meine Sammlung. Sammle jetzt auch deine Bücher. Habe ich eines zu Ende gelesen, fange ich ein anderes von dir eben wieder neu an.  
Liesel  -  24.10.05 12:35

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

  Etwas verwirrend und abstrus. Irgendwie komme ich mit der Handlung nicht mit. Für eine Fantasie ausreichend, für eine Story zu wenig Inhalt. Der Aufbau ist gut gelungen, das Ende mittelprächtig.

Mittel.  
Redfrettchen  -  18.01.04 11:25

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Eine nette Geschichte voller Andeutungen. Ich hätte es begrüßt, wenn ich mehr Einzelheiten erfahren hätte, vor allem was mit Dan geschehen ist!
[Sabine Buchmann]
  
Jurorenkommentare  -  03.05.02 09:57

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  hui!
die storry ist echt super......lioest sich fließend. passt gut zum thema.  
science  -  15.04.02 11:58

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  gut gemachte geschichte, flüssig geschrieben und leicht zu lesen,

homosexualität - andere seite der welt

o.k. 5 punkte auch von mir  
s  -  13.04.02 20:35

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Die Erfüllung der außergewöhnlichsten, der allergeheimsten erotischen Wünsche auf der anderen Seite der Welt...Träumen wir nicht alle davon? Jede(r) auf seine eigene Weise?! Die Idee ist einfach genial! Gut gefiel mir, dass das Ganze nicht in Schwülstigkeiten oder in selbstgemachten Porno ausartete. Manchmal kann man mit feinen Andeutungen tausendmal mehr sagen als mit harten Details. 5Punkte.  
Stefan Steinmetz  -  11.04.02 12:44

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  und die MAtrix schlaegt wieder einmal zu... gut geschrieben obwohl irgendwie noch ein paar Details fehlen. Bzw, die zwei Leute die "mir" begegnet sind haetten weggelassen werden koennen.  
werwoelfin  -  08.04.02 22:12

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Hab die volle Punktzahl gegeben, da ich als Erotik und auch Erotik-Horror-Autor die Geschichte echt gelungen finde. Wer träumt nicht davon seine sexuellen Phantasien auszuleben? Die meisten Menschen trauen sich nicht, halten ihre Wünsche geheim und nehmen sich so selbst die Chance sie jemals auszuleben. Und nicht ist wirklich verdorben, so lange beide Partner einverstanden sind. Es ist eine schöne Idee dies auf der 'anderen Seite' stattfinden zu lassen. Ich als Leser jedenfalls wurde beflügelt.  
Sandra@HenkeBuecher.de  -  03.04.02 12:44

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Buchwurm" zu "PK Chat Story 2 - return to life - (1-22)"

Echt super krass gut!

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