Schauriges · Kurzgeschichten

Von:    Weezer's Friend      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 5. März 2001
Bei Webstories eingestellt: 5. März 2001
Anzahl gesehen: 2673
Seiten: 3

Schwärze.

Absolute Schwärze war das einzige, was ihm die Gedanken durchschritt.

Er empfand nichts, doch paradoxerweise spürte er aber einen Vulkan an Gefühlen, eine Staumauer der Emotionen in sich, und zwischen ihm und einer Katastrophe stand nur der berühmte Tropfen, der das Faß zum Überlaufen und ein Massaker ins Rollen bringen würde.

Ein Gemetzel eines Geistes, der seine geballte Kraft auf eine Person des Hasses konzentrierte und es gab niemanden, der ihm Grund gegeben hätte, den Damm zu erhalten.



An seine Rippen der rechten Seite sich anschmiegend fühlte er die neuste Bestätigung für den Triumph des freien, schwarzen Marktes. Zeit brauchte es, um den Mann zu finden, der die fünfhundert Schilling nahm, und dafür eine kleine braune Schachtel übergab. Ein Halfter, welches erlaubte, den Inhalt mit Lauf nach oben zu tragen. Der Inhalt war irgendeine Pistole mit einem gefüllten Magazin. Keine dieser schönen, glänzend, silbernen Hollywood-pistolen. Schwarz, dreckig und laut. Ihn interessierten die grobschlachtigen Feilspuren am Lauf nicht, wo ursprünglich wahrscheinlich irgendeine Nummer gestanden war. Die kleinen braunen Krusten, die in fast jeder Ritze zu finden waren, und den Ursprung der Waffe mit großer Wahrscheinlichkeit festlegten waren ihm ebenfalls egal. Sie funktionierte und nur das zählte.



Er dachte an sie nicht wie an ein Werkzeug des Todes, sondern wie an ein Spielzeug und er erschrak.



Ein Montag wie jeder andere, der seinen Anfang um acht Uhr mit Unterlagen durchsehen und sortieren fand. Vor dem Tisch stehend erledigte er seine Arbeit. Der Professor betrat den, bis auf vier Schüler, leeren Raum, und man sah ihm den bevorstehenden cholerischen Anfall an.



Als er seine Stimme der Emotionen, der Verachtung und der willkürlichen, vielleicht ungewollten Bösartigkeit erhob, und seine Gesichtszüge in das animalische entgleisten, flog der Tropfen.



Tausende Meter legte er zurück, und gleich einem Hagelkorn sammelte er auf seinem Weg durch die unendlich kalte Schwärze die zerstörerische Macht eines Kometen an.



Die ersten Wellen des Zusammenbruchs der Logik nahmen ihren Anfang in seinen Händen und mit all seinen Möglichkeiten ballte er sie zu Fäusten, als ob er sich an der Realität und seinen Verstand festklammern wollte, denn er haßte seine Emotionen und er haßte ihn.
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Seine Worte erreichten seinen Geist anscheinend seit Ewigkeiten nicht mehr. Vollauf damit beschäftigt, für das komprimierte Gefühl der Feindseligkeit, das durch die Worte des Professors übertragen wurde, einen Platz in seinem Körper zu finden, wo er sie hinschieben könnte, spürte er die Emotionen zu seinen Ellbogen vorstoßen. Er wußte, dass ihn nur noch Sekunden von sich und dem Alien in seinem tiefsten Inneren trennten. Doch seine Selbstkontrolle trat den Rückzug an, als die Emotionen sein Rückgrat hinaufkrochen.



Von nun an ward er nur noch Beobachter, als sein persönlicher ‚Mister Hyde‘ unter den Pullover griff, und mit einem Ruck die Waffe in seiner linken Hand spürte. Mit einem großen Schritt hatte er zwei Meter zwischen sich und den Professor gebracht, um ihm mit ausgestreckten, erhobenen Arm den Lauf vor das Gesicht zu halten.



Diese Bewegung begleitet von einem Schrei, den er noch nie in seinem Leben von sich gegeben hatte zerriß den Alltag. Es war kein eigentlicher Schrei. Es war ein Tribut an hunderte ungewürdigte Stunden Arbeit, der letzte verzweifelte Versuch seine Selbstkontrolle, und damit sich selbst, ein kleines Stück in seinen Körper zurückzuversetzen, geballter Haß, der unbändige Wunsch eine mißlungene, asoziale Existenz aus dem Sein zu fegen. Drei Schüsse gesellten sich zu diesem Schrei, doch keiner von ihnen traf den Professor. Die Kugeln bohrten sich in eine Wand, durchschritten ein Gerät und versenkten sich in die Scheibe eines Kastens.



Mit dem letzten Schuss trat absolute Stille ein. Doch nach einem Bruchteil einer Sekunde zog sie sich wieder zur Decke zurück, um auf ihre unheilvolle Wiederkehr zu warten.



"Du verschissenes Arschloch halt dein verficktes Maul" war ein etwas artikulierter Ausbruch des Hasses. Auf dem Boden in seiner eigenen Scheiße liegend war Wimmern das Einzige, was der Professor von sich gab.



Seine Verachtung stieg ins Unermessliche wegen dieses weiteren Beweises von Schwäche. Er wollte dieses menschliche Zeichen seines Opfers nicht mehr hören, da es ihm die Gleichgültigkeit gegenüber dem Tod einer Existenz nahm.
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"Halts Maul"

Er wollte ihn endgültig brechen und sein Tod sollte in seinem Geist beginnen. Seine Stimme wurde leise doch der Druck jedes Wortes offenbarte den feststehenden Wunsch ihn zu töten.



"Ich hab genug. Mir reichts mit ihrer Unfähigkeit sich zu beherrschen und den ständigen Wechsel ihrer Forderungen. Soetwas wie sie darf nicht existieren."



Die Tür wurde aufgerissen und zwei andere Professoren betraten den Raum. Den Lauf weiterhin auf das Objekt seines unbändigen Hasses gerichtet blickte er sie an.

"Ich will keine Unbeteiligten hinrichten, ich will nur dieses verdammte Arschloch"



Die letzten beiden Worte waren an sein Opfer gerichtet und markierten in ihrer Lautstärke einen weiteren Ausbruch.



"Ich bin dein Henker und ich bin der Befreier. Ich werde dich von dir selbst befreien und die Welt von dir. Du bist der Rückschritt der Evolution und du behinderst ihren Fortschritt. Der Tod wird dein sein."



Diese letzten Worte waren nur für ihn und den Toten bestimmt, der nach dem letzten Wort mit einem Schuss geboren wurde.


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Punktestand der Geschichte:   48
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Kommentare zur Story:

  Tut mir leid, aber ich mag diese Geschichte nicht wirklich. Es ist so viel Hass, soviel falsche Wut drin. Der Professor dreht haeufig durch, kriegt cholerische Anfaelle und ein Student bringt ihn deshalb um? In einem Anfall der unkontrollierten Wut (die er seinem Prof dann auch noch vorwirft?)? Ich weiss nicht wie ich diese Geschichte bewerten soll. Mag gut moeglich sein, dass du es nicht beabsichtigt hast damit, doch mir ist beim Lesen der Eindruck entstanden, dass du das vollkommen ok findest. Und das find ich nun wiederrum nicht so schoen.  
Regina  -  29.04.04 21:04

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  smog, amok ,schmock, no schock
Also, das mit dem amoklauf ist für mich wie mit den serienkillern, selten passierts, alle fühlen sich betroffen, keiner kann helfen, diesem blöden Thema auch nicht.
Dieses Thema hat das TV schon überstapaziert.
Einen subtilen Giftmischer, einen menschenfleischverarbeitenden Metzger usw finde ich hingegen immer wieder nett.
Aber was soll ich mit einem Studenten, der seinen Prof aufgrund seiner Minderwertigkeitkomplexe abknallt? Also bitte, wer so gut schreibt wie Du, der sollte sich da schon etwas besseres einfallen lassen.  
Ingo Ries  -  07.08.03 18:38

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  Du sprichst mir aus der Seele, der Charakter des Protagonisten und mein eigener scheinen in einem Meer der Gleichgültigkeit ineinander überzugehen und die Grenzen scheinen zu verschwimmen.  
Andy  -  31.01.02 22:33

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  Heb die Emotionen hervor und vermeide diese "fäkale" Aussprache des Protagonisten (das ist zu Splatter-mäßig), dann kommst Du dem gewünschten Ziel schon ein Stück näher. Nicht die Kraftausdrücke überzeugen den Leser, sondern feinfühlige Psychologie.  
bignose  -  10.07.01 22:30

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  Schrecklich - so viel Haß.  
Gudrun  -  20.05.01 23:55

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  Glaubst du an wiedergeburt? Oder benutzt du das als dramatisches element oder metapher?  
Unbekannt  -  12.03.01 20:02

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einfach toll, dieses frühlingsgedicht. du findest in deinen gedichten häufig ganz eigene, besondere bilder. wunderschön, ohne kitschig zu sein.

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