Schauriges · Kurzgeschichten

Von:    shadow      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 12. Januar 2002
Bei Webstories eingestellt: 12. Januar 2002
Anzahl gesehen: 2113
Seiten: 2

Ich liege in meinem Bett.

Auf meinem Funkwecker leuchtet in grünen Ziffern "23:00", aber ich bin nicht müde. Das rede ich mir jedenfalls ein. Wahrscheinlich ist es nur ein Vorwand, weil ich nicht einschlafen kann. Warum sollte ich auch, morgen ist schließlich Samstag.

Ich muss ja nicht unbedingt schlafen. Ich kann ja auch nur so hier liegen und nachdenken.

Tja, nachdenken... Hm, zum Beispiel über das Mädchen, das ich fast jeden Tag sehe. Wie schön sie ist. Und so erfahren... Wie gern ich sie jetzt sehen würde. Ich könnte an vieles denken, über vieles nachdenken. An die entsetzliche Schule, nein, lieber nicht. Lieber wieder an das Mädchen. Sie ist 15, genau wie ich. Ich mag sie. Sie ist ein sehr wichtiger Teil meines Lebens.

Vielleicht sollte ich aber lieber an diese Frau denken, die neben meinem Bett steht und mich beobachtet, wie ich da so liege. Sie ist irgendwie alt. Sie lächelt böse. Gleich holt sie wieder das Messer aus ihrer dreckigen Schürze hervor. Man hat mir gesagt, ich solle die Augen schließen und an etwas anderes denken. Als ob ich mich das trauen würde. Ja, es stimmt, diese Frau gibt es eigentlich gar nicht, aber wie kann sie mir dann so wehtun? Warum quillt diese dicke, dunkelrote Masse aus meinem Bauch, wenn es weder sie noch dieses Messer gibt? Vielleicht füge ich mir diese pochenden Wunden selbst zu? Nein, natürlich nicht.

Das wird wieder eine lange Nacht.



"Kai, schläfst du etwa noch?" -meine Mutter.

Der Samstag verläuft wie jeder andere auch:

Ich treffe mich mit irgendwelchen Freunden, wir machen Scheiß, werfen ein paar Körbe. Dann ertönt dieser bestimmte Klingelton. Handy. Sie möchte mich heute sehen. Ich möchte sie auch sehen. Klar passt mir heute Abend. Um sieben verabschiede ich mich von meinen Freunden. Eine halbe Stunde später stecke ich bis zum Anschlag in dem Mädchen. Es ist schön, sehr schön. Ihr scheint es auch spaß zu machen. Sie lacht und ist glücklich, dass ich ihn heftig in sie stoße. Wir küssen uns und ich drücke sie an mich. Es tut gut, ihre Brüste zu spüren, ihre Beine, ihre weißen Schenkel. Sie hat weiche haut.

Die andere Frau hat keine weiche haut. Sie gleicht eher der Rinde eines sehr alten Baumes. Nein, Mädchen, lass mich nicht allein.

Um 0:30 bin ich doch wieder allein. Das heißt, nicht ganz allein, Ich sehe die Frau.
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Sie steht vor meiner Tür. Hätte ich sie zumachen sollen? Die Frau sieht traurig aus. Dann kommt sie in mein Zimmer. Sie erblickt mich im Bett mit ihren weißen Augen und wird sofort zornig. Ich habe große Angst vor ihr. Sie schwebt auf mich zu und streckt mir ihre dürren, knorrigen Finger entgegen. Sie macht nie ein Geräusch, aber bevor sie kommt, knarren die Dielen, als würde jemand darauf laufen -schleichen! Merkwürdig, dass sie immer denselben Weg nimmt. Es spielt sich auch immer das Gleiche ab, vielleicht sollte ich mal irgendwas dagegen tun, aber ich bin starr vor Angst. Aus irgendeinem Grund ist sie sauer auf mich.

Vielleicht, weil ich sie vor knapp einem Jahr umgebracht habe.

Vielleicht, weil ich mit ihrer Tochter schlafe.

Was hätte ich tun sollen, das arme Mädchen wurde von ihr geschlagen! Mit einem Bügeleisen! Es war Notwehr! Ich hätte vielleicht nur einmal zuzustechen brauchen. Das hätte die ganze Sache etwas erleichtert.





BY SHaDoW,

aLL RiGHTS ReSeRVeD!


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Punktestand der Geschichte:   39
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Kommentare zur Story:

  boar:)

ja das hat was;)
aber vor allem am anfang ist es mir ein bisschen zu distanziert erzählt. wie eine matheaufgabe:
a=Junge
b=Mädchen
a steht in verbindung zu b

hoffe, du verstehst, was ich meine. gefällt mir aber trotzdem! angenehmes gruseln;)
lg darkangel  
darkangel  -  02.07.07 20:14

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  sorry, nicht 5. letzten. Mathe ist nicht meins. :)
Kurz "davor halt.  
FrozenYak  -  14.09.04 11:59

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Kann mich nur anschliessen!
Bis zum fünftletzten Satz hab ich mich gefragt, wie du
jetzt so schnell zum Schluss kommen willst - aber es
geht. So soll eine Kurzgschichte sein. :)

5 Punkte  
FrozenYak  -  14.09.04 11:57

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Herrlich fies!
Foll kuhl!
So kurz das Ding ist, so gut ist es auch!
5 Punke dafür!  
Stefan Steinmetz  -  17.11.02 00:18

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  WoW, echt krass die Story. Und richtig schön böse. Gefällt mir gut. 5Punkte.  
Destiny  -  22.01.02 18:10

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Simone Cyrus" zu "Zertreten"

hi rosmarin! da du dich ja schon vorab für meinen kommentar bedankt hast ;-), nicht wahr, lass ich hier jetzt auch mal meinen senf ab. wie kommt es eigentlich, dass du uns immer verwechselst? ...

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Letzte Kommentare

Kommentar von "rosmarin" zu "Die Kinder von Brühl 18/ Teil 4/ Hammer Zirkel Ährenkranz/Episode 11/ Der sozialistische Gang die Aura die blaue Tschapka und die Klassenkeile"

Vielen Dank. Ja, genauso soll es rüber kommen. Und nach dem Wilhelm Pieck gab es doch auch noch den Walter Ulbricht. Vor dem Erich. Gruß von

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