Kurzgeschichten · Amüsantes/Satirisches · Sommer/Urlaub/Reise

Von:    René Oberholzer      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 23. Juni 2023
Bei Webstories eingestellt: 23. Juni 2023
Anzahl gesehen: 1294
Seiten: 3

Mein Cousin stellte seine neue Flamme an der Beerdigung von Onkel Eduard vor. Ihre grossen Brüste sorgten schon vor der Abdankungsfeier für Gesprächsstoff. Während Tante Silvia um ihren Eduard trauerte, schielten etliche Trauergäste immer wieder zu meinem Cousin und dessen Flamme hinüber. Deren Frauen bekamen das mehr oder weniger mit und schielten auch mit neugierigen Blicken zur Flamme hinüber, um dann mit gezielten Blicken ihre Männer wieder daran zu erinnern, dass der tote Onkel Eduard im Mittelpunkt des heutigen Tages oder zumindest der nächsten 2 Stunden stehen sollte.



Als die Flamme meines Cousins zum Sarg schritt, um den starren Onkel Eduard ein letztes Mal durch das Sargfenster zu betrachten, schaute sogar der Pfarrer von seinem Gebetsbuch auf und beobachtete die Flamme, wie sie den Besen ins Weihwasser tunkte und diesen mit 3 gezielten Armbewegungen in Richtung Sarg spritzte und Onkel Eduard somit die letzte Ehre erwies. Dabei kamen ihre Brüste leicht ins Wippen. Sie trug ein schwarzes Kleid mit grossem Ausschnitt, der ihre wohlgeformten Brüste betonte und in der Verwandtschaft noch lange für Gesprächsstoff sorgen sollte.



Im anschliessenden Gottesdienst in der Kirche konnten sich die Männer nicht richtig auf die Worte des Pfarrers konzentrieren, vielmehr fragte sich der eine oder andere, wo mein Cousin seine Flamme wohl kennengelernt hätte oder ob das Küssen bei einem solchen Vorderbau sich als schwierig gestalten würde. Ihre Frauen hingegen fragten sich, welche Körbchengrösse die Flamme wohl tragen würde und wo man solche XXL-BHs überhaupt erwerben könnte. Einige Männer dachten: «Hätte meine Frau doch auch ein wenig mehr zum Anfassen.» Und einige Frauen dachten: «Zum Glück habe ich nicht solche Brüste, dieses Gewicht, das muss wohl schmerzhaft sein, zum Glück bin ich kein Lastesel.»



Nach dem Gottesdienst ging es noch einmal zum Grab von Onkel Eduard, der mittlerweile in der Erde ruhte, zugedeckt mit schwerer Erde und übersät mit Blumenkränzen. Einige aus der Verwandtschaft gingen extra bei meinem Cousin und seiner Flamme vorbei, um ihm und seiner Flamme mit den blonden Haaren aus nächster Nähe zu kondolieren. «Kommt ihr nachher auch ans Essen?», fragte eine Cousine. «Ja», sagte mein Cousin, «wir haben auch Hunger.
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»



Den Weg vom Friedhof zum Restaurant legten die meisten mit den Autos zurück. Nachdem im gegenseitigen Gespräch auch noch die letzten alleinstehenden Grosstanten und Grossonkel einen Platz in einem Auto gefunden hatten, fuhr man in Gedanken an Onkel Eduard und das Essen, das man sich wohlverdient erhungert hatte, davon. In einigen Autos muss sicherlich auch die Flamme meines Cousins ein Thema gewesen sein. Die Männer taten vermutlich so, als ob sie die Flamme zwar registriert, ihr aber keine weitere Beachtung geschenkt hätten.



Nach und nach trafen der Reihe nach die Autos auf dem grossen Parkplatz ein, man schritt ins Restaurant, begutachtete den vorbereiteten Saal, mein Cousin und seine Flamme standen mittendrin. «Wer sitzt nun neben wem,» war dann schnell die Frage, die im Raum stand. Erstaunlicherweise taten die Männer so, als ob es ihnen egal sei, neben wem sie sitzen würden, die Frauen hingegen liessen dezent durchblicken, dass sie die Flamme meines Cousins gerne näher kennenlernen würden. Nach einer kurzen Besprechung sassen dann alle Trauergäste an drei grossen, langen Tischen.



Die noch kleinen Kinder, Urenkelkinder von Onkel Eduard, hatten unterdessen auch von den grossen Brüsten der Flamme Notiz genommen. «Mama, warum hat die Frau dort so grosse Dinger, deine sind ja viel kleiner.» «Die sind nicht echt, 100%, an mir ist aber alles echt.» Die Kinder gingen dann, nachdem alle den Nachtisch eingenommen und ein wenig die Sitzplätze gewechselt hatten, zur Flamme und fragten sie. «Nein, die sind nicht echt», sagte die Flamme, «aber sie gefallen mir. Und ich gefalle mir, so wie ich bin.» Der eine oder andere Mann hätte sicherlich gerne einmal die künstlichen Brüste angefasst, um zu erleben, wie sich das anfühlt. Doch dafür war in diesem Restaurant der falsche Zeitpunkt, und es wäre auch zu einem späteren Zeitpunkt an einem anderen Ort der falsche Zeitpunkt gewesen.



Irgendwann war dann der Wunsch nach verwandtschaftlichem Small Talk abgeebbt und die Luft nach gemeinsamer Kommunikation draussen, man verabschiedete sich tröpfchenweise, wünschte dem Cousin und seiner Flamme alles Gute. Die Flamme sorgte bei einigen Frauen auf dem Heimweg sicherlich noch lange für Gesprächsstoff.
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Und der eine oder andere Mann fragte sich vermutlich, wann wohl die nächste Beerdigung stattfinden würde.
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Kommentare zur Story:

  Mal eine Kurzgeschichte von dir, die dir voll gelungen ist. Köstlich, wie du in die Menschen hineinzuschauen vermagst. Das Schmunzeln bleibt nicht aus.  
   Dieter Halle  -  26.06.23 13:47

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Sebastian Krebs" zu "Ein Wort zum Valentinstag"

Durchaus nette Geschichte, die einen wohl wahren Kern behandelt. Fünf Punkte und ein Trullala!

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