Kurzgeschichten · Fantastisches

Von:    Thomas Schwarz      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 2. Januar 2022
Bei Webstories eingestellt: 2. Januar 2022
Anzahl gesehen: 1417
Seiten: 8

Des Teufels Papagei



Es war einmal ein einsamer alter Mann, der hieß Jonathan. Dem war sein Weib gestorben und die Kinder lang ausgezogen, ihr eigenes Leben irgendwo in der weiten Welt zu leben. Einmal ging er zum Markt um einzukaufen und hoffte, jemanden zu einem Schwatz zu treffen. Nahe beim Stadtbrunnen stand ein Kerl mit einer schwarzen Augenbinde und vor ihm ein großer Vogelkäfig, darin saß ein Papagei der in allen Farben schimmerte und so schön war , daß es allen die vorbei gingen den Atem verschlug. Zwei wachsame, neugierige Äuglein guckten die Bewunderer keck an. Auch Jonathan stand vor dem Käfig, freute sich über den Anblick und hatte doch tiefes Mitleid mit dem Vogel, der so allein in seinem Gefängnis saß und von allen angestarrt wurde. „Tritt näher“!, forderte ihn der Kerl lächelnd auf. Er gehörte zu einer umherziehenden Theatertruppe, die bald hierhin, bald dorthin zog und ihre Stücke in Städten und Dörfern zum besten gab. Er musterte den Alten mit prüfendem Blick . „Du siehst aus wie ein guter Mensch der nach dem Paradiese strebt.“ „Was willst du von mir?“, fragte Jonathan überrascht und fühlte sich ertappt. „Mein Freund hier sah dich; wir erkennen die Menschen“, redete der Schausteller freundlich und nickte mit dem Kopf in Richtung des Papagei. „Da drin sitzt in Wahrheit ein Heiliger, den der Satan in einen Papagei verwandelte weil er die Menschen den Weg ins Himmelreich lehrte. . Er soll dir gehören.“ „Wie viel willst du für ihn?“, fragte der Alte. „Was hast du bei dir?“ „Vier Taler, aber ich muss noch Gemüse und Fleisch kaufen.“ „Er ist Dein für vier Taler, mit Käfig.“ Schweren Herzens lehnte der Alte ab und ging weiter. „Wie traurig“, hörte er ihn hinter sich seufzen, „dann muss ich ihn heute noch im Brunnen ersaufen.“ Bestürzt drehte er sich um. „Was sprichst du da?“ “ Der Schausteller hob hilflos die Arme, „mein Freund befahl mir mich dir zu geben und keinem anderen und so du wolltest ihn nicht, soll ich ihn töten. Der alte Jonathan kämpfte im Herzen mit sich. Das Schicksal des Tieres tat ihm weh und so wechselten die vier Taler den Besitzer. Fleisch und Gemüse würde es in den nächsten Tagen nicht geben , doch das Leben eines Heiligen zu retten war´s allemal wert, noch dazu würde dieser hohe Gast nun Glanz, Weisheit und nicht zuletzt Farbe und Abwechslung in seine Hütte bringen. So dachte er während er mit dem Käfig und dem Papagei nach Hause zurückkehrte.
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Dort angekommen, stellte er den Käfig auf den Tisch, setzte sich und schaute ihn lange an. „Es mag am schlechten Licht im Zimmer liegen“, dachte er. Das Gefieder schien ganz stumpf und glanzlos im Gegensatz zur Pracht, die er draußen im Glanz der Sonne gehabt hatte. „Wie schön, Gesellschaft zu haben“, sprach er den Vogel an, der ihn mit schief angelegtem Kopf musterte. Du sollst Jakob heißen. Kannst du deinen Namen sagen?“ Doch kein Laut drang aus dem Käfig. Er blickte das Tier an und es schien, als ob dieses jedes Wort mithörte. „Ich will ihm die Käfigtüre öffnen“, entschloss er sich und sogleich kam der Jakob heraus geklettert, plusterte und schüttelte sich wohlig. Jonathan kramte in den Schränken und fand einige Walnüsse und Haselnüsse versteckt. Er legte sie vorsichtig auf den Käfig um ihn nicht zu erschrecken.

Rums! Anstatt der Nüsse, schnappte der kräftige Schnabel nach dem linken Daumen, hieb ihn ab und tat ihn unter seine Krallen, während von der Hand des Alten das Blut tropfte und er ohnmächtig wurde. Als er wieder zu sich kam, war das Blut getrocknet und der Daumen lag am Boden. Der Schreck und Schock hatte seinen Verstand getrübt und ihm den Schmerz genommen. Schließlich machte der Papagei den blutverschmierten Schnabel auf und begann zu krächzen:



„Ei, was bin ich nett, verzeih mir, wenn ich war zu keck,

Bitte nimm´ s zu Herzen und ertrage doch die Schmerzen

Damit du würdig wirst zu empfangen

Den Schlüssel um schließlich ins Himmelreiche zu gelangen

Auf schmerzvollem Pfad der Liebe …

Welcher ist´s egal was man getan

Sie ist uns niemals gram

Unendlich im Vergeben

Lässt sie uns leben und

Nur für andere sorgen

Vom einen bis zum andern Morgen

Stets helfen und beschützen nur

Niemals fragen

Wird’ s mir auch was nützen

Oh du undankbarer Gnom

Du erhälst gewisslich deinen Lohn

Die Ehrlichkeit schafft unendliches Vertrauen

Jawohl, darauf lässt´s sich gewisslich bauen

Wobei

Der Weisheit letzter Schluss

Erschließt sich manchem erst

Durch schmerzlichen Verlust





Atemlos hörte der Jonathan diese ersten Worte und nahm sich was er da gehört hatte, sehr zu Herzen.
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Wahrhaftig sprach da eine Heiligkeit aus dem Tier, dessen unschuldige Augen ihn rührten, so daß er nicht einen Moment an Vergeltung dachte. „Ich kann mit neun Fingern leben“, dachte er bei sich und lachte, denn so heißt es ja im Volksmund „Lachen ist die beste Medizin“.

Am nächsten Morgen ging er in seinen Garten mit dem Jakob auf den Schultern und setzte ihn auf den unteren Ast eines Apfelbaumes. Von dort schaute der dem Alten zu, wie er Kartoffeln und Rüben aus der Erde zog. Jonathan freute sich auf den Abend da er eine leckere Suppe aus dem Gemüse zubereiten wollte. Er holte aus dem Schuppen eine Kiste um die Sachen hineinzulegen. Der Papagei unterdessen war von seinem Ast heruntergekommen, hüpfte durch´ s Gras und saß bei den Rüben als der Alte zurückkehrte. „Du willst mir bestimmt helfen“, redete er freundlich zu dem Papagei der den Kopf schief gelegt hatte. Er griff nach den Rüben um sie in die Kiste zu legen –Schnapp – da war der rechte Daumen ab – wieder erlöste eine Ohnmacht den Leidenden und nahm den Schmerz fort. Als er zu sich kam, saß der Papagei auf seinem Schoß, blickte ihn tröstend an und krächzte freundlich:



Die Liebe hat Acht,

Sie bewacht

Und wenn sie ´s auch manchmal übertreibt

So erkennst du mit der Zeit

Wie gut sie´s wirklich meint

Keineswegs ist sie dein Feind

Und wenn du ´s ihr vergibst

Und nicht so viel darüber klagst und sprichst

Erkennst du bald dass im Vergeben

Der Schlüssel liegt zum ew´gen Segen



Wieder wähnte er die Heiligkeit aus dem schönen Vogel sprechen und lehren gehört zu haben während sein Blut an der rechten Hand langsam trocknete. „Ich kann auch mit acht Fingern leben“, dachte er bei sich und schalt sich noch selbst, daß er über den Verlust des zweiten Daumens traurig war.

Es war etwas schwierig die Suppe am Abend zu löffeln, doch der Alte hatte sich bereits damit abgefunden.

Die Tage vergingen und beide hatten Freude aneinander. Der Jakob unterhielt den alten Jonathan mit lustigen Kapriolen. Besonders gern kletterte er an einem Seil hoch bis unter die Decke um sich darauf genüsslich und kopfüber herunter rutschen zu lassen. Morgens öffnete er mit lautem Geklapper die Türen des Geschirrschrankes, zog eine Kaffeetasse mit dem Schnabel am Henkel heraus und flog mit ihr zum Tisch wo er sie behutsam ablegte.
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Sein Besitzer war gerührt darüber und erinnerte sich an seine Frau die ihm Morgen für Morgen die Kaffeetasse brachte.

Es geschah, dass die Wasservorräte zur Neige gingen und Jonathan sammelte Tonkrüge um sie am Brunnen aufzufüllen. Er stellte sie auf seinen Handleiterwagen, der Papagei setzte sich auf den Rand und gemeinsam ging´s zum nächsten Brunnen. Niemand war dort und der Alte konnte sogleich mit dem Schöpfen beginnen. Wie er nun den Eimer am Seil in die Tiefe senken und das Wasser hochholen wollte, flog der Papagei plötzlich auf und hing sich ans Seil um seine Späße zu treiben und daran herunter zu rutschen doch die Hände des Alten hielten sich daran fest. SCHNAPP, da war der linke Zeigefinger ab und hing im blutverschmierten Schnabel des Jakob. Vor Schreck fiel der Jonathan in Ohnmacht und lag vor dem Brunnen wo man ihn fand, verarztete und nach Hause brachte. Der Jakob saß derweil brav und stumm auf dem Handleiterwagen.



Als er erwachte, war die linke Hand dick verbunden, das Federvieh saß am Fußende des Bettes und blickte treuherzig auf den Verwundeten. Bevor der etwas sagen konnte, säuselte es aus dem heiligen Jakob:



Ein Brunnen

Die nie versiegenden Wasser der Liebe

Spülen fort ohne Unterlass

Die bitteren Wurzeln und bösen Triebe

aus denen wachsen Zorn und Hass

Wer isst vom Kräutlein der Rachsucht

Führt Kriege

Denk daran du armes Sünderlein

Wasch eiligst deine schmutz´ge Seele rein

Damit du gehst gereinigt in den Himmel ein.



Der Schock und der Schmerz hatten sein Denken betäubt und dennoch versuchte er, beeindruckt über die Weisheit des edlen Tieres den tieferen Sinn des Gesagten zu verstehen.

„Ich kann auch mit sieben Fingern leben.“ So sprach er zu sich und schalt sich überdies einen Narren, da Gedanken des Zornes in ihm aufgestiegen waren.



Es wurde Winter, die Tage kürzer, die Nächte länger. Der alte Jonathan und der verwunschene Jakob saßen in der Wohnung und vertrieben sich die Zeit. Das Vieh putzte ausgiebig sein Federkleid während sein Besitzer das innere der Hütte putzte

Eines Abends saß der Alte im Sessel.
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Das Feuer im Kamin brannte, knisterte und verbreitete eine wohlige Wärme die ihn zum Einschlafen brachte. Der Papagei saß auf auf seinem Käfig und ihm war als sähe er Funken vom Kamin auf den Jonathan überspringen. Eilig kam er herüber geflogen, setzte sich auf die Stuhllehne und zupfte heftig am Hemd des Alten, der aber schnarchte nur. So wollte der Vogel ihn wecken und haute mit seinem Schnabel in die herabhängende Hand ….SCHNAPP, da war rechten Zeigefinger ab.

Der Alte glaubte aus einem bösen Traum zu erwachen in dem ihm ein Schwert in die Hand fuhr und als er das Blut an seiner Hand hinablaufen sah und erkannte, daß sein zweiter Zeigefinger im Schnabel des Papagei hing, wurde ihm schwindlig und er fiel in eine gnädige Ohnmacht aus der er Stunden später durch das muntere unverdrossene Gekrächze des Vogels erwachte. Der tanzte auf seinem Käfig herum und gab diese Worte zum Besten:



Ich wollte ihn doch nur wecken

Keines Falles ihn erschrecken

Ich wollte die Funken hindern

Zu Flammen zu werden

Die meinen Herrn verzehrten

Will er mir denn gar nicht dankbar sein

Und mich verklagen wegen seines Fingerleins

Danke vielmehr dem der mich gesandt zu dir

Denn nur durch mich

Bist du noch hier



„Sechs Finger sind immer noch besser als tot sein“, pflichtete ihm Jonathan bei und schalt sich wiederum einen Sünder, da Gedanken des Zorns ihn befallen hatten und bald war er wieder voller Dankbarkeit über seinen klugen Mitbewohner, der ihn ohne Unterlass den Weg ins Himmelreich lehrte.



Einmal saß Jonathan am Tisch und verzehrte sein Mittagessen. Der Jakob hockte gegenüber auf der Lehne des anderen Stuhles und brachte seinen Herrn mit seinen Späßen wieder zum schmunzeln.

„Oh du unschuldige Kreatur“, sprach er zu ihm, „was hat dir der Satan nur getan und dennoch bringst du unsereins zum Lachen.

Der Papagei hüpfte über den Tisch, setzte sich vor den Tellerrand, legte das hübsche Köpfchen schief und schaute den Alten liebevoll an. „Wie wurde ich doch beschenkt mit so einem schönen Wesen“, dachte er bei sich und kraulte den Kopf, was der Vogel sichtlich genoss. So saßen sie beide eine Zeitlang da und vergaßen völlig die Zeit und erst als es draußen und in der Stube dunkel wurde, wollte Jonathan aufstehen um eine Kerze anzuzünden.
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SCHNAPP, da war der rechte kleine Finger ab und hing im blutverschmierten Schnabel des Papagei. Vom Schmerz und Schreck überwältigt, ging Jonathan wieder in einer gnädigen Ohnmacht zu Boden. Als er zu sich fand schickte die Sonne gerade die ersten Strahlen durch ´s Fenster. Er hörte leises Tapsen um ihn herum und eine quietschende Stimme ertönte nahe seinem Ohr:



Nimm dankbar an den Schmerz

Dass er erweitere dein Herz

Lass dadurch fließen Buße und viel Reue

So wird Platz geschaffen für das Neue

Gib reichlich dem von dem du´s hörst

Es ist der Heilige der es dich lehrt



Im Dorf schalt man den Jonathan einen hoffnungslosen Narren und riet ihm dem Vieh den Garaus zu machen. Doch dazu liebte er das schöne Tier viel zu sehr und schalt sich überdies einen hartherzigen Menschen weil er, wenn auch nur kurz, finstere Gedanken über seinen gefiederten heiligen Freund hegte. „Es wird auch mit fünf Fingern gehen“, tröstete er sich.



Mit drei Fingern an der linken und zwei Fingern an der rechten Hand wurde das Schreiben für den Jonathan mühevoll und er ging zu diesem und jenem Nachbarn wenn er ein Schriftstück aufsetzen musste. Die lachten ihn jedoch aus und verlangten pro Wort einen Taler und wenn es lange Worte waren, auch mal zwei. So lernte er mit viel Mühe einen Bleistift mit den zwei verbliebenen Fingern der rechten Hand zu halten und damit Worte auf Papier zu kritzeln.



Einmal geschah es; er war gerade dabei einen ausführlichen Brief an seine Schwester zu schreiben die mehrere Wochenreisen von ihm entfernt wohnte, da fiel ihm der Bleistift aus der Hand zu Boden. Wie er sich bückte um nach dem Stift zu greifen, war plötzlich der Schnabel des Papagei über der Hand und SCHNAPP, da war der rechte Mittelfinger ab. Das Tier hatte es sich zu Füßen Jonathans gemütlich gemacht und wollte daselbst nach dem Stift greifen. Wer von den beiden nun erschrockener war, lässt sich nicht genau sagen, jedenfalls umgab den Verletzten erneut die Ohnmacht und ließ ihn Stunden später wieder erwachen, diesmal durch einen erneuten, heftigen Schmerz. Der Vogel wollte seinen Herrn wecken, fuhr nach dem verbliebenen Ringfinger der rechten Hand und SCHNAPP, da war nun eben dieser ab und die Ohnmacht kehrte rasch zurück um den Unglücklichen erneut aufzunehmen.
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Als er erwachte und sah, dass nunmehr kein Finger an seiner rechten Hand übrig war begann er zu weinen. „Wie soll ich nur meinen Ehering und den meiner lieben verstorbenen Frau tragen“, klagte er und schaute zum ersten Mal hasserfüllt zu dem Papagei, der zu seinen Füßen saß und an beiden abgetrennten Fingern knabberte. Die blutverschmierten Ringe lagen vor ihm auf dem Boden.



Lern doch endlich Dankbarkeit

Damit ersparst du dir Frust und Leid

Du hast immer noch drei Finger dran

Komm, ich steck dir rasch die Ringe an

Vergib nur rasch dem gefiederten Genossen

Den Weg ins Himmelreich geh weiter

unverdrossen



Der Alte lernte mit drei Fingern zufrieden und glücklich zu sein und nur ab und zu kamen Gedanken des Zorns gegenüber seinem Mitbewohner in ihm hoch und dann schalt er sich einen unwürdigen Bewerber für´s Himmelreich.

So verbrachten sie die kalte Jahreszeit und als die Tage wieder länger und wärmer wurden, da wollte der Jonathan einen Ausflug im beginnenden Frühling machen. Der Jakob machte ein Gezeter, denn er wollte auch mit. Eigentlich wollte der Alte allein wandern und ihm war, als riete ihm eine innere Stimme davon ab den Vogel mitzunehmen doch als er das klägliche Geschrei hörte, ging´s ihm durch´s Herz und der Vogel durfte sich auf seine Schulter setzen. Sie wanderten durch schattige Täler, über grüne Hügel und machten an einem Felsabhang Rast. Von dort hatte man einen herrlichen Ausblick ins Land. Der Papagei bekam Nüsse die ihm Jonathan behutsam vor den Schnabel ins Gras legte. Ebenso behutsam nahm der Vogel die Nüsse mit dem scharfen Schnabel auf, knackte sie und ließ es sich schmecken. Während sie dasaßen und der Alte sein Bier trank, bekam er ebenfalls Hunger auf die Nüsse. Da er aber mit den drei Fingern keine Nüsse öffnen konnte, griff er nach den herumliegenden Nüssen, die der Papagei fallen ließ. SCHNAPP, da war der Ringfinger der linken Hand ab und hing im Schnabel des Jakob. Vom Schmerz überwältigt sprang er hoch, rutschte aber am Abhang aus und konnte sich mit den zwei verbliebenen Fingern gerade noch an einem kleinen Vorsprung halten und so hing er nun zwischen Himmel und Erde. Der Vogel hüpfte herzu, glotzte ihn blöde an und leierte dazu:



Oh du alter Bösewicht

Wolltest etwa bestehlen mich

Nach all dem Guten

Was ich dir gab

Mit schönen Worten

Und manch gutem Rat

Wie man ins Himmelreich gelangt

Und das ist nun der Dank

Doch ich will es dir vergeben

Und dir helfen zu verweilen in diesem Leben

Du weißt´s ja,

Im Vergeben

Liegt der größte Segen



Mit dem Schnabel packte er den Mittelfinger um seinen Herrn zu halten, doch SCHNAPP, war auch der neunte Finger ab und Jonathan hing mit dem letzten Finger am Abhang.
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Er fühlte die Kräfte schwinden, seine Zeit war gekommen. Er schaute in die Augen des Papagei und über seine Lippen kamen die Worte:







Mein lieber Freund hör mir jetzt zu

Ich kann nicht dichten so wie Du

Meine Weisheit letzter Schluss

Gab´s mir ein was du jetzt hören musst

All dein wohlfeiles Geschwätz

Ist doch in Wahrheit nur Gekrächz

Rezitiert mit eingebild´ter Heiligkeit

Garniert mit ordentlich viel Dreistigkeit

Die Hände die dich einst nährten

Hast du zerstört dieweil sie doch dich lehrten

Man hat mich betrogen

Ich wurde belogen

Und bestohlen

Du bist kein Heiliger im Kleide eines Papagei

Doch diese deine Narretei

Wird dich kosten dein Leben

Fürwahr so heißt´s ja eben

An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen

So will ich dir dein wahres Ich benennen

Ich weiß schon wer du bist

Du stellst dich dar als Engel des Lichts

Und weißt und kannst in Wirklichkeit nichts

Die leeren Phrasen tausend mal gedroschen

Das Feuer in ihnen lang erloschen

Nur die Angst vor ewiger Höllenpein

hält die Glut noch insgeheim

Und viele gehen Dir auf den Leim

Obgleich der eine Wahre warnte

Vor falschen Lehrern und Propheten

Die gerne laut herum trompeten

So werde ich nun gehen von dieser Welt

Und fallen in Gottes offene Hand

Und auch du wirst gehen

Doch fallen in eine andere Hand

Damit du nicht länger

Raubst und stiehlst

Und zerstörst

Was in Wahrheit uns gehört



Nach diesen Worten fiel Jonathan in die Tiefe und wir wissen nicht

wer ihn dort unten fand.
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Jakob, ohne seinen Herrn, verhungerte und verdurstete elendiglich.



Ende
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Kommentare zur Story:

  Du erzählst ganz im Stil eines klassischen Märchens, das gefällt mir. Und das Ende stimmt mich nachdenklich. Der Papagei musste verhungern, nachdem er die Hand, die ihn fütterte, getötet hatte. Er war einfach nicht weitsichtig genug. Das erinnert mich an all die Menschen, die die Klimakatastrophe oder Corona verleugnen und partout nicht sehen wollen, was auf sie zukommt, wenn sie ihre Einstellung nicht ändern.  
   Frank Bao Carter  -  08.02.22 19:44

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Interessante Kommentare

Kommentar von "weltuntergang" zu "Abschied nehmen"

Schweres und schönes Gedicht. Gefällt mir sehr total. Ganz liebe Grüße

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