Schwarze Schwäne - Weiße Schwäne, Teil 12 - MEDUSAS BLICK -*-*- FLIEGEN MIT BRUCE   344

Romane/Serien · Nachdenkliches

Von:    Ingrid Alias I      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 22. Juni 2021
Bei Webstories eingestellt: 22. Juni 2021
Anzahl gesehen: 2168
Seiten: 8

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit: Die Verfügbarkeit ist eine Angabe die nur im Prologteil der Reihe zur Verfügung steht.

Diese Story wurde zwar als Teil einer Reihe definiert, eine entsprechende Prologangabe fehlt allerdings noch.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Ich besuche meine alte ‚Freundin’ Madame Medusa, und es wird ein ätzender Nachmittag. Ihr sogenanntes Refugium entpuppt sich als ein nach Pansen müffelnder Saustall. Ich soll mir einen Kaffee machen und werde in den Küchenschlauch geschickt. Da stehen Kübel mit Hundefutter und stinken vor sich hin. Oder stinkt noch was anders vor sich hin? Ich will es nicht wissen. Aber jetzt weiß ich auch wieder, warum ich sie als Madame Medusa bezeichne: Die Medusa ist eine griechische Göttin und diese hatte sogar noch nach ihrem Tode einen Blick, der alles versteinerte, was sich gerade in der Nähe befand und sie angeschaut hat. Und bei mir versteinert er die Sprache. Will heißen, ich kann nicht mehr sprechen, denn meine Stimmbänder sind mittlerweile voll gelähmt, obwohl ich es mit aller Kraft vermieden habe, die Schreckliche anzuschauen.

„Da ist Instantkaffee, nimm dir eine Tasse und schalte den Boyler ein“, tönt es aus dem Wohnzimmer.

Okay, ich finde eine Tasse, versuche sie von der Arbeitsplatte zu lösen - es geht nur mit Anstrengung, denn sie ist wohl festgeklebt an der fettigen Unterfläche. Ich spüle die Tasse innen wie außen heiß durch, das müsste gehen. Gut, Kaffee ist fertig, aber Alkohol wäre um vieles besser gewesen, um hier alles zu desinfizieren, innerlich und äußerlich. Himmel, ich bin wirklich nicht die Putzqueen, aber eine gewisse Sauberkeit sollte schon sein.

Madames Hund - ein großer Rottweiler - ist nett. Ich habe aber ein bisschen Angst vor ihm, bin Katzenfrau und somit überhaupt nicht mit Hunden vertraut, versuche aber, die Angst nicht raushängen zu lassen. Die Venus, so heißt das Rottweilermädel, lässt sich von mir täuschen und streicheln. Ist ein gutes Gefühl.

Madame hat sich nicht viel verändert - und ihr Wesen sowieso nicht. Sie sieht älter aus als ich - und quatscht die ganze Zeit irgendeinen Müll von einem Abend im COPS, als sie eine ganze Schüssel mit Popcorn aus Versehen leer gefuttert hat, hähähähähä - sie hat eine ekelhaft glucksende Lache - wie war das witzig! Ferner von ihrem Liebhaber, der bei ihr wohnt und der grottenschlecht im Bett sein soll, weswegen sie es auch nur einmal im Monat treiben. Noch ferner von ein paar Theorien über Liebhaber (drahtige Männer und wie sie sich im Bett verhalten), die gar nicht so uninteressant sind .
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.. Und zuletzt von ihrem Psychologen, mit dem sie den ganzen Tag trainiert hat, um ihre Ängste zu bewältigen. Und ... Und ... Und ... Laber, laber, laber! Verdammt, wenn DIE Ängste hat, was habe ICH dann? Keine, oder verdränge ich die? Möglich ...

Und sie findet mich sehr gut aussehend: „Du siehst keinen Tag älter aus als zwanzig!“

Schmeichelhaft, danke schön! Das finde ich zwar nett, glaube es aber nicht so richtig. Leider kann ich ihr das Kompliment nicht zurückgeben. Sie sieht keinen Tag jünger aus als Mitte dreißig, und sie macht immer noch so elegante Posen, so verführerische Armbewegungen, die sie damals im Ballettunterricht gelernt hat. Pas de deux - oder der sterbende Schwan! Stimmt ja, ich war dabei, habe zwar auch viel gelernt, will es aber nicht benutzen, denn das wäre doch absolut blöd, Männer durch Posen und verführerische laszive Armbewegungen zu bezirzen. Lächerlich! Und falls es doch klappen würde, dann könnten die mich mal! Wer so was gut findet, der kann nicht gut sein.

Weiter geht's: Ach ja, die Männer halten sie für eine Göttin! Und das macht mich jetzt richtig fertig. Ich armes Würstchen habe noch keinerlei Offenbarungen erfahren in Bezug auf meine göttliche Abstammung. Ich hatte ja auch nicht viele Liebhaber, denn irgendwie mache ich immer einen Rückzieher, wenn es ernst wird, egal ob ich dann abhaue oder einfach einpenne. Wie letztens bei Fredo, das ist ein alter Freund, den Susanne und ich öfter im Hawaai treffen. Ich glaube, ich habe den zweimal zu mir nach Hause geschleppt, weil er voll betrunken war und er noch weiter entfernt vom Hawaai wohnte als ich. Er blies mir die ganze Zeit über seinen Spruch in die Ohren, nämlich: "Der wollt ihr mal die Welt zeigen!" Er ist von seiner großen Liebe verlassen worden, weil so ein Typ ihr wohl mal richtig die Welt zeigen wollte oder andere Teile ... Und es ging auch immer gut, er schlief in meinem Bett und machte keinerlei Anstalten, mich zu berühren. Bis zu einer gewissen Nacht, als ausnahmsweise ICH mal richtig betrunken war ... Oh Gott, es kam zu Berührungen, ich hatte vielleicht Sehnsucht nach gewissen Zärtlichkeiten - und dann ... bin ich eingeschlafen. Das Erwachen war nicht nett, denn eine Fortsetzung dieser Intimitäten kam im nüchternen Zustand nicht in Frage.
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Fredo hat mir das zuerst übel genommen, aber nicht lange, denn er stand eher auf Susanne, aber bei der hatte er nie eine Chance. Wo war ich? Ach ja, bei der Medusa ... Aber die und eine Göttin? Andererseits war die Medusa ja auch irgendwie eine Göttin, nämlich eine Schwester der Gorgonen.

Sie wird mich anrufen. Daran hege ich keinerlei Zweifel. Oh Himmel! Oh Göttin Medusa! Ich verabschiede mich schleunigst, bin total erledigt. Diese Frau nimmt mir den Lebenswillen, saugt mich aus. Möglicherweise ist sie ja gar keine Göttin, sondern eine Vampirin.

-*-*-

Eine Stunde später, als ich gerade zu Hause bin, erhalte ich einen anonymen Anruf. „Ich will dich ficken!“, sagt eine männliche Stimme, und nachdem ich eine Sekunde lang verblüfft bin, denn das ist der erste Anruf dieser Art und ich kenne mich deswegen auch kaum aus mit so was - blaffe ich zurück: „Echt jetzt? Fick dich doch selber!“, und knalle den Hörer auf die Gabel.

Woher kenne ich diese Stimme? Nein, die Mühe, meine Telefonnummer herauszufinden, hat er sich bestimmt nicht gemacht. Es ist nur meine schnelle Reaktion, die mich erstaunt, denn normalerweise reagiere ich immer sehr träge auf solche Sachen wie Unverschämtheiten und Belästigungen. Aber was soll’s? Ich bin im Augenblick hypersensibel, alles ist nur Einbildung und dieser Hardy sowieso!

-*-*-

Drei Tage später: Madame ruft mich an und möchte mit mir ins Café Klonk gehen. Es ist Mittwoch, und ich bin hin und hergerissen. Es wäre eine gute Möglichkeit, Bruce zu treffen, aber mit Madame wäre ich total gefesselt, denn sie leidet an einer psychischen Krankheit, vielleicht wegen der Drogen, die sie sich damals reingezogen hat? Sie kann noch nicht einmal alleine um die Ecke einkaufen gehen. Ich befürchte Schlimmes für meine Zukunft, denn ich habe ein Auto und müsste sie überall ... Nein, nicht dran denken! Trotzdem hole ich Madame ab, zu Fuß natürlich. Der Weg zum Klonk schleppt sich endlos dahin, obwohl er gar nicht weit ist. Sie hängt sich schwer an mich, faselt so was wie: Bei dir fühle ich mich sicher ... Und ihr Gequatsche ist wie immer endlos, zermürbend und uninteressant.

Im Klonk bestehe ich darauf, uns nicht in den hinteren ‚Gesellschaftsteil’ zu setzen - der sieht nämlich aus wie eine Metzgerei wegen der weißen Kacheln an den Wänden - sondern direkt vorne auf die Bank am Fenster.
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Da ist auch die kleine Theke, da ist das Klo, und von diesem Fensterplatz aus sieht man jeden, der reinkommt. Und ich möchte Bruce sehen, falls er reinkommen sollte. Madame will zuerst nicht, aber ich setze mich durch, und zwar auf die Bank!

Ich glaube, diesen Abend habe ich aus meiner Erinnerung gekillt, er war einfach zu grauenhaft. Ich bin alleine mit Madame und ihrem unsäglichen Gequatsche ausgesetzt. Ein junger Bursche setzt sich neben sie, vermutlich weil kein anderer Platz frei ist, aber sie - die Göttliche - nötigt ihn, ihr Feuer für ihre Zigarette zu geben.

Der junge Bursche guckt sie an und lacht. „Wer bist DU denn?“, fragt er spöttisch. „Und warum sollte ich dir Feuer geben?“

Madame ist daraufhin vorerst still. Und ich weiß nicht, ob ich vergnügt deswegen sein soll. Es gibt bestimmt genug Beknackte, die sich mit ihr einlassen würden, aber hier nicht. Sie tut mir ein bisschen leid, sie ist wohl gerade mit der Realität konfrontiert worden. Aber ob sie dadurch schlauer wird? Glaube ich nicht, es gibt Menschen, die so felsenfest in sich gefestigt sind, dass niemand außerhalb ihres Horizonts diesen Glauben erschüttern kann. Ich wünschte, ich wäre wie sie! Das ist natürlich Quatsch, denn ich habe kaum Glauben an mich.

Es sieht also aus, als würde sich keiner für uns interessieren. Warum auch? Wenn wenigstens Parker erscheinen würde, ist ja eigentlich sein Revier ... Madame will wohl auch gehen, ziert sich aber noch. Worauf wartet die? Dass einer ihre göttliche Erscheinung würdigt, sich total in sie verliebt, sie auf einen Sockel stellt und anbetet? Könnte passieren, aber heute Abend bestimmt nicht mehr.

Und dann, als wir endlich gehen können, kaum zur Tür raus sind, renne ich Bruce fast um, als der gerade reinkommen will. Irgendein Kumpel ist bei ihm, aber der interessiert mich nicht.

Ich schnappe mir Bruce und ziehe ihn nach draußen. Das muss sein, denn ich will es jetzt wissen!

Madame steht einen Meter weiter. Sie hat Angst alleine. Das juckt mich nicht, denn ich kann brutal sein, wenn's sich um Männersachen handelt. Oh, das wusste ich ja noch gar nicht.

„Willst du nicht mal bei mir vorbeikommen?“ Ich kann auch sehr direkt sein, vor allem wenn ich ein bisschen zuviel getrunken habe und mit einem total nervenden Weib den Abend verbringen musste.
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Bruce lacht irgendwie verlegen. Er ist nüchtern und gleichzeitig schüchtern. Ist das der wahre Bruce? Ein ganz neuer Bruce. Kann ich was mit dem neuen Bruce anfangen? Vielleicht ... Wir verabreden uns für den Freitagabend, so um 18 Uhr. Da will er bei mir vorbeikommen - und bis dahin sind es nur noch zwei Tage.

Zähneknirschend bringe ich Madame nach Hause, und das zieht sich hin. Wieder hängt sie sich schwer an mich, aber sie hat mich nicht mehr lieb und macht mir tatsächlich Vorwürfe, von wegen Männer anmachen und dass die alle böse wären und ich bloß aufpassen soll ... Ja ja, weiß ich selber! Ich sage nichts darauf, denn ich fiebere dem Freitag entgegen.



-*-*- FLIEGEN MIT BRUCE



Als Bruce am Freitag kommt - er erscheint pünktlich um 18 Uhr - habe ich schon zwei Glas Rotwein getrunken. Warum? Weil ich glaube, dass ich nüchtern einfach nicht in der Lage bin, mich mit ihm verständigen zu können. Und das ist schon mal schlecht.

Wir begrüßen uns maßvoll. Kein Kuss auf die Wange, kein Kuss auf die Stirn. Und er ist total nüchtern. Ich glaube, das macht mir ein bisschen Angst. Denn besoffen waren wir doch ganz gut zusammen. Klar - bis er unter meinen Händen eingeschlafen ist ... Was zum Teufel habe ich mir dabei gedacht, ihn einzuladen? Und was wird dabei herauskommen, Flop oder Top?

Ich bitte ihn ins Wohnzimmer und fühle mich unsicher.

Bruce trinkt Mineralwasser. Seltsam, ich habe immer gedacht, er wäre ein halber Alkoholiker. Gegen ihn bin ich jetzt quasi eine Vollalkoholikerin.

Er erzählt von einem Freund, für den er letztens gekocht hat und dass ihm die selbstgemachten Kroketten total misslungen wären - sie lösten sich tatsächlich in der Friteuse auf. Stimmt ja, er ist Koch, arbeitet in der Uni-Küche und nebenbei noch im Klonk. Oh Mann, sehr interessant das! Während ich mir nervös noch mehr Rotwein reinziehe, erzählt er von seiner Ex-Ehefrau. Es muss ihn hart getroffen haben, denn sie ist mit einem anderen Mann abgehauen und kriegt jetzt ein Kind von dem.

Was ist mit diesen beiden passiert, vielleicht das gleiche wie bei Tommy, dessen Frau ein Kind wollte? Und Bruce wollte das vielleicht auch nicht? Himmelherrgott, was soll dieser Mist mit dem heiraten überhaupt? Ich an meiner Stelle würde mich erst kundig machen, ob der Freier auch gewillt wäre, ein Kind mit mir zu haben.
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Nicht dass ich es haben wollte. Aber es wäre ein sicherer Liebesbeweis. Nicht dass ich den bräuchte. Ach verdammt, es ist verzwickt. Was soll ich dazu sagen? Ja, ich bin gemein, aber mit Beziehungen habe ich im Moment nicht viel am Hut, ich mag sie nicht. Weil ich keine habe und wahrscheinlich unfähig dazu bin? Vielleicht erwartet Bruce ja, dass ich von Parker rede, aber dazu habe ich absolut keine Lust.

Ich lehne mich leicht an ihn und er legt den Arm um mich.

„Wenn ich noch mal eine Beziehung haben sollte“, sagt er nachdenklich, „dann muss die Frau genauso geil sein wie ich.“

Das kommt total unerwartet und erschreckt mich irgendwie. Das Wort Beziehung hört sich so trocken an, und das Wort geil so, ich weiß nicht ... Ich glaube, ich fühle mich in Sachen Geilheit nicht so richtig auf der Höhe. Was nun? Ich muss irgendwas tun.

„Sollten wir nicht ins Schlafzimmer gehen?“, höre ich mich fragen. Der verdammte Alkohol! Aber es muss etwas passieren, diese Unterhaltung ist so steif, so stockend, so verkrampft. Vielleicht geht es im Bett ja besser. Und dann fällt mir ein, das gleiche hat Hardy mich auch gefragt: ‚Sollten wir nicht ins Schlafzimmer gehen?’ Das waren aber ganz andere Umstände und du wirst mir das jetzt nicht vermasseln, du blöder Hardy!

Mein Hirn muss natürlich auch seinen Senf dazugeben: ‚Warum tust du das, du hast doch gar keinen Bock drauf.’ Habe ich doch, denke ich trotzig.

Bruce lächelt und erhebt sich langsam. Also gehen wir ins Schlafzimmer. Er sieht nackt gut aus, muskulös, hat auch einiges zu bieten so optisch. Aber im Bett selber ist alles verkrampft, er kann seine körperlichen Vorzüge einfach nicht umsetzen in Lust. Dieser Mann ist wie eine Maschine, er spult sein Programm ab, es gibt kein Vorspiel, und es gibt keine Befriedigung für mich, es ist einfach nur ein rein und ein raus, und das auch noch recht schnell. Himmel noch mal, er war doch verheiratet und müsste eigentlich wissen, wie man den Frauen Vergnügen bereitet.
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Vielleicht ist seine Frau deswegen abgehauen. Und wieso habe ich das Gefühl, dass es ihm dieses blöde Rein-Raus-Gerammel gar keinen Spaß macht? Liegt es an mir? Ja, es liegt bestimmt an mir. Meine Minderwertigkeitskomplexe sind wieder voll erwacht.

Hinterher liegen wir nebeneinander, und er sagt etwas Merkwürdiges, nämlich: „Glaubst du, dass Leute fliegen können?“

Mit allem habe ich gerechnet, nur damit nicht. Ich schaue ihn fassungslos an. Was meint er?

„Ich war mal in einer TM-Gruppe zum Meditieren“, fährt Bruce fort, „und da habe ich einen gesehen, der schwebte. Er schwebte einen halben Meter über dem Boden.“

Ich schaue ihn immer noch fassungslos an. Will der mich verarschen? „Was ist TM?“, frage ich schließlich genervt.

„Transzendentale Meditation ... Glaubst du es?“, fragt er mich eindringlich. Es scheint ihm viel daran zu liegen, dass ich es glaube.

„Okay, vielleicht kann es sein, man weiß ja nicht alles ...“ Nein, natürlich glaube ich es nicht - das ist der gleiche Mist wie bei Claudias Nase, die hat ihr auch ein TM-Gläubiger gebrochen - und füge hinzu: „Aber ich glaube es nicht gerne.“

„Ich wollte es ja auch nicht glauben“, sagt Bruce. „Aber da war kein Trick dabei. Das ist aber wirklich nur was für Fortgeschrittene.“

Was soll das bedeuten? Ich habe keine Ahnung und will mich auch nicht weiter damit beschäftigen. Männer sind doch seltsame Wesen. Ich hätte mich jetzt gerne ganz locker über irgendwas Banales oder über irgendwas Witziges unterhalten. Ich hätte Bruce vielleicht gefragt, ob die Franzosen ihre Katzen siezen, ob sich ein Taucheranzug von einem Raumanzug unterscheidet, ob der Mond ein Interesse daran hat, die Erde zu umkreisen, denn er konnte ja genauso auf sie stürzen oder einfach abhauen, ob A-Hörnchen und B-Hörnchen ein Ehepaar oder Geschwister oder Freunde sind. Eben so Sachen. Und dann höre ich so einen Stuss!

„Was macht denn eigentlich der Volker?“, frage ich nach einer langen schweigsamen Pause, ich frage eigentlich nur, um irgendwas zu sagen und um ihn von diesem metaphysischen Mist wegzubringen, der mich so gar nicht interessiert. Volker ist ein sagenhaft gut aussehender Mann, der sich aber von jeder Frau verfolgt fühlt und somit permanent auf der Flucht vor der Weiblichkeit ist.
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Er lebt auch in der Wohngemeinschaft von Bruce, das weiß ich von Parker.

„Der hat zuviel erlebt“, meint Bruce. „Den kann keine mehr reizen.“

„Und was ist mit dir? Kann dich auch keine mehr reizen?“ Das war als Witz von mir gemeint. Oder vielleicht als eine kleine Aufmunterung in Sachen Liebe? Bruce gibt mir daraufhin keine Antwort, liegt nur stumm da. Dann erhebt er sich auf einmal, steigt aus meinem Bett und zieht sich seine Sachen an. Ich sehe ihm entsetzt dabei zu, bin geschockt, er will mich allein lassen. Bitte nicht, Bruce, bitte bleib hier, flehe ich stumm vor mich hin.

„Du willst schon gehen?“, frage ich schließlich leise.

„Ich muss arbeiten“, sagt er.

Ach so, wahrscheinlich im Klonk. Wie erbärmlich! Ich komme mir ziemlich veräppelt vor. Hat er seinen Besuch absichtlich auf den Freitagabend gelegt, um jederzeit abhauen zu können? Möglich ist alles. Ich blöde Nuss wollte endlich wieder eine Nacht mit einem Mann neben mir verbringen, und dann kommt das!

Er will sich bei mir melden und geht dann endgültig. Ich bleibe direkt im Bett liegen. So früh am Freitagabend, aber ich bin ziemlich sauer und habe keine Lust, noch mal aufzustehen, um irgendeine Kneipe zu besuchen.

Was ist los mit Bruce?

Schlimmer noch: Was stimmt nicht mit mir? Ich glaube, ich sollte nichts mehr erzwingen wollen, denn es wird sowieso in die Hose gehen. Ich werde mich ab jetzt total passiv verhalten, will heißen: Keine Männer mehr offenkundig anmachen, sondern einfach abwarten.
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Punktestand der Geschichte:   344
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Kommentar von "Homo Faber" zu "Der Zug"

Hallo, ein schöner text, du stellst deine gedanken gut dar, trifft genau meinen geschmack. lg Holger

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