Himmelsturz (2 von 4) - Küsse am Quell   375

Kurzgeschichten · Erotisches

Von:    Frank Bao Carter      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 20. Mai 2021
Bei Webstories eingestellt: 20. Mai 2021
Anzahl gesehen: 2134
Seiten: 6

Eine Woche war vergangen seit Satanels Fest. Sieben Tage, in denen ich von morgens bis abends nur an den hochattraktiven Erzengel Raphael hatte denken können. Aber so sehr ich mich auch bemüht hatte, ihn aufzufinden, stets war ich erfolglos geblieben.

Selbst der Engel Micha konnte bei seinem Gefährten Gabriel nur sehr wenig über diesen geheimnisvollen schönen Mann in Erfahrung bringen. Was jedoch eher daran lag, dass Gabriel nichts preisgeben wollte. Anscheinend führten er und Raphael irgendetwas im Schilde, meinte Micha. Von weit her sollte dieser neue, kriegerische Erzengel hergerufen worden sein, munkelte man bei uns. Gott wollte ihn unbedingt neben Satanel und Gabriel an seiner Seite wissen. Aber warum? Und warum versteckte er sich? Vor allem vor mir!



Micha meinte, er sei überaus schüchtern und zurückhaltend.

Na, das konnte ja was werden. Da hatten sich die zwei Richtigen gefunden. Als Kind hatte ich immer wahnsinnig Angst, zu fremden Leuten zu gehen. Und war es nur, um ein Hochzeitsgeschenk abzugeben.

Ein Anflug von Panik überkam mich bei diesen Erinnerungen: Sollte ich „meinen“ Raphael nie wieder sehen? Denn heute, als junge Frau, war ich kaum reifer als das Kind von damals.

Mir war zum Weinen zumute.

Nackt saß ich etwas später alleine auf einem kleinen Felsen am Born, die Füße im warmen Wasser plantschend und mit meinen Fingern durch mein langes, nasses, glattes Haar fahrend.

Sehnsuchtsvoll glitt mein Blick nach oben. Durch das kleine Blätterdach der Birken. Hellblau strahlte darüber der Himmel. Grell erleuchtet von der Sonne. „Bitte lass ihn mich wiedersehen“, betete ich laut in den Äther.



Licht war der Schatten, in dem ich saß.

Der kleine Teich der Quelle glitzerte und funkelte, als wollte er mir ein Hochzeitskleid überwerfen wollen.

Aber im Spiegelbild sah ich nur mein Gesicht, wie es sich langsam wieder mit Blattgoldplättchen schmückte. Dann kam der Hals dran und langsam wanderte ich zu meiner rechten Brust. Breit ließ ich den Kranz um meinen Hof fließen und danach als Rinnsal in S-Form bis zu meinem Nabel.

Ausgiebig betrachtete ich mich im Wasser.

Wahnsinn, was für eine wunderschöne Frau war ich geworden.

Vorsichtig berührte ich meine Brustwarzen mit meinen Fingerspitzen und stellte mir vor, es wären Raphaels Hände, die mich erkundeten.
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Mein Gott, träte er jetzt aus dem Birkenwäldchen an den Rand der Quelle, nackt wie ich war, hätte ich mich an seine starke Brust geworfen und um einen Kuss gebettelt.



Aber weder trat er aus dem Wald heraus, noch erschien sein Bild auf der Oberfläche des Wassers. So sehr ich es auch suchte, als ich hoch konzentriert mein Haar zu einem französischen Zopf flocht. Dass mir meine Mutter dieses beigebracht hatte, rechnete ich ihr sehr hoch an. Viele Flechtfrisuren hatte sie mir gelehrt, obwohl sie zu tragen im Himmel verboten war. Ein Glück, dass es in Gottes Reich keine Todesstrafe gab, tausend Mal schon wäre ich gestorben.

Ich schlüpfte in mein weißes Baumwollkleid. Bis fast zu den Füßen reichte der Stoff. Vom Nabel bis kurz über die Brust wanden sich kreuzend die Bänder, die es zusammenhielten. Weit war es über der Schulter kreisförmig ausgeschnitten. So sah man sofort die von meiner Wange über mein Schlüsselbein wandernde Goldspur in Richtung meines Busens verschwinden. Jeder, der dieser Spur folgen würde, müsste zwangsläufig Interesse bekommen, sie unter meinem Kleid weiter zu verfolgen.

Ach, Raphael!

Traurig stand ich auf dem kleinen Grasfleck am Ufer.

Schnell strich ich vorm Gehen mein Kleid glatt.

Den Kopf noch nach unten gerichtet, hörte ich plötzlich seine Stimme. Zum Glück hatte ich gerade kein Glas in der Hand gehalten.

„Mit deinem Zopf siehst du richtig niedlich aus.“



Von einer Sekunde zur anderen war ich purpurrot. Hatte der Kerl mich die ganze Zeit beobachtet? Mir beim Baden im Quell zugesehen? Meine Güte, war mir diese Vorstellung peinlich. Und wie erregte sie mich auf der anderen Seite umso mehr. Wenn er mich jetzt nur in seine Arme nähme und mich auf meinen goldenen Mund küsste.

Nichts da.

Höflich schritt er neben mir her. Weder hatte er mir seinen Arm angeboten, noch meine Hand ergriffen.

Die ersten Minuten verbrachten wir mit hochlangweiliger Konversation, wie uns die letzten Tage so ergangen waren. Ich konnte ja schlecht mit der Tür ins Haus fallen und ihm sagen, dass ich jede einzelne Minute nur an ihn gedacht hatte.
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Kein Essen hatte mir in diesen Tagen schmecken wollen. Und trotzdem hatte es in meinem Bauch rumort, als wäre er zum Bersten gefüllt gewesen.

Da wechselte er plötzlich das Thema. Musste ich vorsichtiger sein?



„Man sieht dich sehr viel mit Satanel.“

„Ist das verboten?“, fragte ich schnippisch zurück und legte gleich nach. Wenn ich mich angegriffen fühlte, teilte ich immer übertrieben hart aus: „Falls du eifersüchtig sein solltest, da läuft nichts. Er ist nicht mein Typ.“

Wer ist denn dein Typ, hätte er meine Steilvorlage verwenden können. Aber anscheinend galt Raphaels Besuch weniger mir als Person, sondern dem, wie und mit wem ich meine Zeit verbringen würde.

„So meinte ich es nicht“, antwortete der fremde Erzengel erklärend, sich keineswegs von mich angegriffen fühlend, „es ist vielmehr, weil mich Satanels Verhalten beunruhigt und ich Angst habe, er könnte dich in eine unangenehme Sache mit hineinziehen.“

„Was sollte das denn sein?“, tat ich ganz scheinheilig und hätte tatsächlich mit meinen langen Wimpern geklimpert, hätte mich dieser blöde Kerl neben mir nur ein einziges Mal in die Augen geblickt.

„Nun, gerade das versuche ich herauszufinden. Habe ich dein Versprechen, nichts von dem, was ich dir jetzt erzählen werde, weiter zu tragen?“



Jetzt trafen sich unsere Augen doch. In seinen las ich ernsthafte Sorge. Aber, war es die Sorge um mich oder die um den obersten aller Engel?

Was soll es. Wollte ich die Wahrheit wissen, musste ich an dieser Stelle zustimmen. Schließlich konnte mich niemand zwingen, mein Wort wirklich zu halten.

„Du hast mein Versprechen, großer Erzengel.“

„Satanels Zeit als rechte Hand Gottes wird in einem halben bis dreiviertel Jahr ablaufen. Dieses wurde ihm von höchster Stelle mitgeteilt. Seitdem beobachten wir, wie er immer mehr Cherubim um sich sammelt. Engel, die weniger mit Pflug und Hacke umzugehen wissen, dafür umso besser die Kunst des Schwertes beherrschen.“

Oh Mist, sie ahnten von unseren Reformvorstößen. Hier wollte ich nicht tiefer drauf eingehen. Vielleicht hätte ich mich sonst verplappert: „Und wer soll sein Nachfolger werden, du etwa, Raphael?“ Sein verdutztes Gesicht erfüllte mich mit Stolz.
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Er hatte mein Ablenkungsmanöver geschluckt.



„Wie kommst du auf mich?“ In seinen Augen stand ein ungekünsteltes Entsetzen. Als hätte ich ihm zugetraut, einen Mord begangen zu haben.

„Weil du von weither hierher geordert worden bist“, gab ich mich lässig, um nicht aufzufallen.

„Nein, Lucille, ich bin es nicht.“ Oh, was sah er süß aus, als er mich so ernst ansah.

„Gabriel?“

„Nein, Liebling.“ Jetzt lächelte der Schrank an Mann freundlich vor sich hin. Hatte er mich eben wirklich Liebling genannt? Mit Beinen wie Wackelpudding stolperte ich an seiner Seite weiter den Weg entlang: „Wer dann?“

„Darüber darf ich nicht sprechen. Magst du dieses akzeptieren?“ Wie er dieses sagte, drehte er sich frontal zu mir und blickte mir forschend in die Augen.

Ich wusste nicht, wohin mit meinen Pupillen. Meine blauen Augen mussten wie Irrlichter auf meiner weißen Lederhaut getanzt haben.

Da griff Raphael meinen über meine rechte Schulter nach vorne gelegten Zopf. Genau am Ende der Flechtkunst. Mit den auslaufenden Strähnen streichelte, nein kitzelte er meine Haut. Von den Schultern bis zum Brustbein.

Wieder einmal hatte er schlagartig das Thema gewechselt.



Ich wähnte mich im siebten Himmel und in der tiefsten Verdammnis. Wohin sollte das nur führen? Der Himmel würde kommen, machte er weiter. Die Verdammnis, wenn er es gleich wieder beendete.

Und was machte dieser blöde Affe? Er beendete es tatsächlich. Enttäuscht öffnete ich meine Augen.

Doch es war schon zu spät.

Zum Glück.

Seine Finger lösten schon meine Schleife.

Langsam zog er den Ausschnitt meines Kleides auseinander.

„Du bist wunderschön, Lucille“, hauchte er, als er in mein Dekolletee stierte.

Mir hatte sein Tun die Sprache verschlagen. Ich bebte vor Glück und betete, er möge jetzt auf keinem Fall aufhören.

Meine stille Bitte wurde erhört.



Durch die weit auseinander gezogenen Bänder sah ich deutlich das Gold über meinen Körper glitzern. Mein angehimmelter Krieger schnalzte mit der Zunge, als er mit seinen Augen der Goldspur von meiner Wange bis zu meinem Nabel folgte.
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Dann griff er wieder den Zopf. Und folgte mit ihm die Spur des Goldes. Lange strich er mich an meiner Brustwarze. Nie zuvor wurde ich so erregend ausgekitzelt. Meine Nippel wurden steif und dick. Angst hatte ich, sie würden platzen. Zum Glück taten sie es nicht.

Instinktiv wusste ich, nun war ich an der Reihe, ein Zeichen zu geben: „Küss mich!“

Langsam senkten sich seine Lippen auf meinen Mund. Das hatte ich zwar nicht gemeint, aber auch dieses nahm ich dankend an. Während des Küssens schob er mich langsam rückwärts, bis ich am Stamm einer alten Birke zum Stehen kam. Und obwohl ich nun im Rücken eine Stütze hatte, musste ich meine Hände um seinen Hals schlingen. Zu nah stand die Fratze der Ohnmacht vor meinem Gesicht. Zu groß war der Wunsch, dass dieser Augenblick niemals enden würde.



Mein Zopf kitzelte noch immer auf meinem Busen, als sich der Mann meiner Träume gegen meinen Körper presste. Wie eine Schlange schoss meine Zunge in seinem Mund. War ich seine Schlange? Seine Versuchung? Hinweg mit diesen Fragen. Verflucht, was tat das gut, so wild und voller Begierde zu küssen.

Meine Hände kraulten in seinen langen Locken, mein Schoß drückte sich gegen seinen Oberschenkel. Eine Wollust überkam mich, wie ich es nicht für möglich gehalten hatte.

Wäre Raphael jetzt in mich eingedrungen, ich hätte mich nicht gewehrt.

Aber als Erzengel war er noch stärker zu Anstand verpflichtet als ich. Schade.



Dieses musste ihm leider viel zu früh eingefallen sein, denn plötzlich nahm er Abstand von mir und schaute mich verwirrt an, als sei er aus einem befremdlichen Traum erwacht.

„Das war wunderbar. Bitte mach weiter, Raphael. Lasse mich nicht hier im Regen stehen.“ Manchmal war ich von meinen Mutausbrüchen selber überrascht.

„Aber wenn das jemand erfährt, Lucille?“

„Wer sollte es sehen?“

„Einer sieht alles.“

„Ammenmärchen!“

Ich nahm sein Gesicht zwischen meine Hände und gab ihm einen kurzen Kuss auf seine Lippen. Anschließend führte ich seinen Mund an meine Brustwarze. Wunderbar spielte er mit ihr, während seine linke Hand den Mut gefunden hatte, meine andere Brust fest zu kneten.
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Unterdessen rieb ich mich weiter auf seinem Schenkel.

Als ich zur Erfüllung kam, biss ich mich in seinem Hals fest.

Einige Minuten hing ich so an ihm. Glücklich das Beben in meinem Schoß nachspürend.

Dann schauten wir uns verwundert und verstohlen an.

Ich fand als erstes mein Lächeln zurück.

Meine Lockerheit steckte ihn an.

Andächtig band er mir mein Kleid wieder zu.

Den weiteren Weg bis zur Tempelanlage lag meine Hand fest in seiner.

Es war der glücklichste Tag meines bisherigen Lebens.

Nichts sollte uns fortan mehr trennen können, schwor ich in meinem jugendlichen Übermut.

Meine Rolle in Satanels Truppe hatte ich in diesen Stunden vollkommen verdrängt.

Unter dieser Birke eroberte Raphael endgültig mein Herz.



(Fortsetzung folgt)



Diese himmlischen Geschichten der Reihe „Himmelsturz“ sind im Dezember 2022 in dem E-Book „Schwarzer Engel – Verlorene Seele“ von Mats Hoeppner bei allen bekannten E-Book-Vertreibern erschienen.
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Punktestand der Geschichte:   375
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Kommentare zur Story:

  Wunderbar erotisch - und außerdem spannend und interessant. Wie wird es wohl ausgehen? Bei Satan(el) bin ich mir fast sicher ... Einen lieben Gruß von mir  
   Ingrid Alias I  -  31.05.21 12:56

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  Hallo Make Up,

vielen Dank für dein Feedback.

Satanel war zu der Zeit die rechte Hand Gottes, der oberste der Engel. El ist der Adelstitel, der den Engeln beigegeben wird. So wurde aus dem Engel Micha nach der Adelung Michael. Satanel hingegen wurde dieser Adelstitel nach seinem Aufstand entzogen, fortan hieß er nur noch Satan.  
   Frank Bao Carter  -  30.05.21 12:32

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Habe diese Erzählung mit Wonne gelesen.
Auch den vorläufigen Schluß hierbei gefiel bestens!

Ist jetzt Satanals einer der vier Angesichtsengel?

Hoffe, im Himmel gibt es auch so etwas wie Erotik der Liebe?
  
   Make Up  -  29.05.21 22:58

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