Krankenhäuser in Zeiten des Virus   289

Kurzgeschichten · Nachdenkliches

Von:    Ingrid Alias I      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 25. März 2020
Bei Webstories eingestellt: 25. März 2020
Anzahl gesehen: 2585
Seiten: 2

Gestern Abend litt mein Gatte an entsetzlichen Schmerzen, wir tippten auf Niere.

Also nahmen wir ein Taxi und fuhren schnellstens zur Notfallstation im Unikum (eigentlich Uniklinikum).



Ich musste draußen bleiben wegen der neuen Virusgesetze, aber nur FAST draußen in einem großen Vorraum, ungeheizt mit sehr seltsamen sich automatisch öffnenden Türen, die aber - wenn sie sich einmal öffnen mussten, sich ungern wieder schlossen. Und dann wurde es richtig kalt.



Ich hatte leider nix Warmes an, hatte mir einen geheizten Raum für Besucher vorgestellt. Schwere Täuschung.

Die erste Stunde habe ich stehend verbracht.

Die zweite auch. Die Füße wurden immer kälter,

Die dritte im Sitzen auf dem kalten Boden, hatte mir eine Unterlage aus alten Prospekten, meiner Geldbörse und einer Kapuze gebastelt. All das fand ich in meiner Tasche.



Einer von der Security meinte irgendwann: "Gehen Sie doch in die Eingangshalle."

Ich ging zur Eingangshalle, aber alles war geschlossen, von vorne wie auch von hinten.

Immerhin habe ich hinter einem Busch meine Notdurft verrichtet, immerhin war's dunkel.



Dann wieder rein in die kalte Hölle, die Türen (viel-Rumpel-Rumpel-kalte Luft reinlass, aber zum Verrecken sich nicht in der Mitte treffen wollend) waren schlimmer geworden. Es war schweinekalt! Ich hockte mich wieder auf meine Utensilien, gefunden in meiner Tasche.

In der vierten Stunde erbarmte sich der oberste Security-Chef, alle untereinander sprachen Sprachen, die ich nicht verstand, aber sie waren nett und groß und stark ...

Wo war ich, ach ja: Erbarmte sich der oberste Security-Chef, mich in die gewärmte Zone zu lassen. Er dürfe das absolut nicht, aber in diesem Fall, da würde er mal eine Ausnahme machen.

Welch eine Erleichterung, ich saß auf einem bequemen Zweisitzer, zog meine Schuhe aus, um meine eiskalten Füße zu wärmen. Meine Körpertemperatur war mittlerweile auf einen Tiefstand gefallen, ich hatte ganz erbärmlich gefroren. Und dann bot mich dieser Engel hinein ins gewärmte Paradies. Ich war ihm so dankbar!

Und ich durfte sogar aufs Klo! Ich musste zweimal aufs Klo, hoffe, ich hab mir keine Blasenentzündung eingefangen - abgesehen von den schlimmeren Sachen .
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.. Aber das weiß man ja noch nicht.



Als sich um 24 Uhr immer noch nix tat, bat ich einen der Securitys, mal nachzufragen.

Ha: Gatte musste über Nacht dableiben! Meine Güte, hätte er nicht irgendeinem Personal mitteilen können, dass da eine Frau rumsitzt, die auf ihn wartet und die sich womöglich einen bestimmten Körperteil abfriert?



Egal, ich war so froh, dass ich diesen Ort verlassen konnte - und bin dann stramm zu Fuß nach Hause gegangen, es dauerte eine volle Stunde - und ich hielt dabei eine Schere in der Hand, so für alle Fälle (das einzige Teil, auf dem ich NICHT habe sitzen können). Aber es war kein Mensch auf den Straßen - und durch diesen Gewaltmarsch wurden die Füße wieder warm. Welch schönes Gefühl!

Um meinen Gatten würde ich mich morgen kümmern ...
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Punktestand der Geschichte:   289
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Kommentare zur Story:

  Liebe Andrea,
mir geht's gut. Ansteckung gescheitert. Und du wirst lachen: Es war ÜBERHAUPT NIX los in der Notaufnahme! Nach uns erschien keiner. Vor uns? Keine Ahnung. Ich kann's mir nur so erklären, dass sich keiner mehr hintraut, der sich irgendwie krank fühlt. Oder es fühlt sich keiner krank. Jedenfalls war ein Bett und eine kleine OP für den Gatten möglich. Ich hoffe nun, dass der große Ansturm vorbei ist. Ja, hoffentlich!
Einen lieben Gruß an dich  
   Ingrid Alias I  -  09.04.20 12:52

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  Liebe Ingrid,
gut dass ihr es überstanden habt. In die Notaufname müssen ist natürlich immer dramatisch, aber in diesen Corona-Zeiten muss es die Hölle sein.
Liebe Grüße und Kopf hoch!  
   AndreaSam15  -  08.04.20 21:04

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  Liebe Evi, alles selber erlebt. Aber wir haben es überstanden und sind nicht krank geworden - bis jetzt jedenfalls. Dem Gatten geht's auch wieder besser, und es hatte auch gute Seiten: nämlich die Freundlichkeit der Security.
Lieben Gruß von mir und bleib gesund!  
   Ingrid Alias I  -  07.04.20 12:40

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  Liebe Ingrid, wie schrecklich! Hast du das selbst erlebt oder hat dir jemand das erzählt? Dein armer (Gatte) Mann? Ich hoffe ihr beiden habt euch nicht auch noch infiziert in diesem ganzen Durcheinander.
L.G.  
   Evi Apfel  -  06.04.20 13:52

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Interessante Kommentare

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