Kurzgeschichten · Nachdenkliches

Von:    Siebensteins Traum      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 13. Februar 2019
Bei Webstories eingestellt: 13. Februar 2019
Anzahl gesehen: 2469
Seiten: 2

Das Problem ist doch ganz einfach. Das Problem ist, dass sich unser Bewusstsein entwickelt hat, während wir noch kein Bewusstsein hatten - logischerweise. Ist es dann da, sind wir den Rest der Zeit nur noch damit beschäftigt, herauszufinden, wie verdammt noch mal sich unser Bewusstsein entwickelt hat; das heißt herauszufinden, weshalb wir so geworden sind, und nicht anders. Alle unsere Motive, irgendetwas zu tun, gehen wahrscheinlich letztendlich auf diese eine Frage zurück. Wir wollen die ganze Zeit einfach nur wissen, wer verdammt noch mal wir überhaupt sind, und was verdammt noch mal wir überhaupt wollen - und vor allem auch warum.

Versuchen andere uns zu erzählen, wer wir sind, machen sie es interessanterweise letztendlich aus dem selben Grund heraus. Denn indem sie zu uns sagen: „Du bist so und so!“, als Anklage, sagen sie immer gleichzeitig auch indirekt: „Ich bin eben NICHT so und so!“. Aber gerade WEIL sie es nötig haben, dies indirekt zu verneinen, ist es eher ein Indiz dafür, dass es sich eben gerade NICHT so verhält.

Zwischenmenschliche Ereignisse sind nur Spiele. Spiele, bei denen es darum geht, herauszufinden, wer verdammt noch mal wir eigentlich sind, oder noch besser: wer wir NICHT sind. Denn zu definieren, wer wir nicht sind, und das bestenfalls indirekt, kann viel attraktiver sein, als das Umgekehrte. Weil damit habe ich zwar klar gestellt, dass ich etwas, das ich nicht sein will, nicht bin, habe mich aber gleichzeitig auf nichts anderes festgelegt. Auf etwas festgelegt werden macht mich immer potentiell angreifbar. Insbesondere wenn ich es selbst tue.

Es gibt Leute, die haben sich darauf spezialisiert, weder sich selbst auf etwas festzulegen, was sie sind, noch sich durch andere diesbezüglich festlegen zu lassen. Übertreibt es jemand damit, entstehen so Menschen ohne Kontur. Menschen, die wirken, als seien sie undefinierte Schemen, ohne irgendwelche feststehenden Eigenschaften. Ein wandelndes Nichts also, das Definitionen von außen nur dann nicht widerspricht, sollten diese situativ gerade von irgendeinem Vorteil sein, ohne aber den Fehler zu machen, diese selbst zu bestätigen. Denn Situationen können sich ändern, wodurch es jederzeit nötig werden könnte, zuvor vorteilhafte Definitionen ebenso wieder zu ändern.

Das Problem ist doch ganz einfach: Wir wollen wissen, wer wir sind. Allerdings bestenfalls ohne uns in irgendeiner Weise festlegen zu müssen. Und eben dieser Widerspruch kann das eigentlich Einfache so unglaublich schwierig machen.
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Kommentare zur Story:

  Ich staune immer wieder wie klug durchdacht deine Texte sind. Gute Fragen und intelligente Feststellungen. Hat Spaß gemacht deinen pfiffigen Text zu lesen.  
   Marco Polo  -  13.02.19 17:49

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