Andacht Nr. 94 Dankbar sein für nix?   238

Kurzgeschichten · Nachdenkliches

Von:    martin suevia      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 23. November 2018
Bei Webstories eingestellt: 23. November 2018
Anzahl gesehen: 2206
Seiten: 3

Dankbar sein für nix?





Ihr Lieben





Kürzlich schnappte ich an der Bushaltestelle ein Gespräch zwischen zwei Leuten auf, das um das Thema „Dankbarkeit“ kreiste. Sie, eine ältere Dame war offensichtlich empört über die „Undankbarkeit“ der Leute.Weihnachten und seine Geschenkeflut flossen auch noch in die Unterhaltung ein. Von dritter Seite mischte sich plötzlich ein dritter Passant ein mit den Worten: „Wofür soll man denn dankbar sein, für nix? Sollen wir der Merkel und den anderen dankbar sein, dass wir über den Tisch gezogen, verraten und verkauft werden?

Der Austausch verlief in entsprechend unschönen Bahnen und schließlich kam der Bus.

Abends ging mir dieses „Treffen“ nochmal durch den Sinn, besonders eine Aussage hatte sich in meinem Gehirn festgehakt: - Sollen wir etwa dankbar sein für nix?-

Auch ich muß zugeben, wenn ich von anderen aufgefordert werde, spontan für etwas dankbar zu sein, bzw. auszudrücken wofür, bin ich erstmal kurz sprachlos. Dass ich eine Wohnung habe, ist ja eine Selbstverständlichkeit, dass ich jeden Tag zu essen habe, ist eine Selbstverständlichkeit, dass ich jeden Monat über eine gewisse Menge an Geld verfüge mit der ich über die Runden komme (wenn ich nicht wieder leichtsinnig bin) ist eine Selbstverständlichkeit.

Dass ich – wenn mich nicht gerade die Grippe oder eine schmerzhafte Verletzung (wie derzeit) im Wickel hat, gesund bin, mit Hilfe von Tabletten, somit ist auch meine Gesundheit eine Selbstverständlichkeit, nicht wahr?

Halt!



„Gemach, Gemach“, würden aufmerksame Leser rufen, „also ohne Tabletten würde deine Gesundheit leiden,“ Ich bekomme meine Tabletten aus der Apotheke und sie werden von meiner Krankenkasse finanziell übernommen. Die Apotheke hat Montags bis Samstags geöffnet, ist nahezu immer erreichbar. Dort arbeiten also Leute, die sich darum kümmern, dass meine benötigten Medikamente da sind bzw. bestellt werden.

Selbstverständlich?



Die Rezepte werden von meinem Hausarzt ausgestellt, einem Menschen, der jahrelang studiert, sich selbst abgemüht hatte um das Wissen zu erlangen, dass er heute hat um mir in dieser oder jener Hinsicht helfen, raten oder die entsprechende Diagnose und Heilbehandlung stellen und einleiten kann.
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Selbstverständlich?



Ein bis zweimal die Woche gehe ich zum Einkaufen.

Dort räumen Mitarbeiter Ware ins Regal, kümmern sich um die Bestellungen und dass die Ware immer vorrätig ist.

Selbstverständlich?



Unter meiner Wohnung donnern Busse, Lkws und Autos von morgens halb sechs bis nachts kurz vor eins. Die Fenster könnte ich alle drei Wochen putzen. Vorteil:

Sie ist vergleichbar preiswert, der Bahnhof, die Stadtmitte sogar zu Fuß erreichbar – ansonsten gibt es in der Nähe genügend erreichbare Bushaltestellen an denen Busse regelmässig abfahren bzw. anhalten. Busfahrer fahren den ganzen Tag von Betriebsbeginn bis Ende durch die Stadt und bringen die Fahrgäste von hier nach da nach dort.

Selbstverständlich?



Ich könnte noch stundenlang so weiter machen ...



Man soll sich ja am Leid anderer nicht weiden und dennoch hat der saloppe Spruch: „Schlimmer geht ´s immer“ viel wahres an sich.



Als in Griechenland die Eurokrise wütete, brach das Gesundheitssystem für Otto Normalverbraucher zusammen, Menschen en masse konnten ihre Miete nicht mehr bezahlen, es gab Selbstmorde deswegen. Jeden Tag ohne Sorgen essen war für viele nicht mehr drin die Renten wurden drastisch zusammen gestrichen, was viele unter das Existenzminimum brachte. Es ist nicht die Frage warum und ob Griechenland sich diesen bitteren Trank selbst „ einschenkte“, Tatsache ist, dass sehr viele – gerade unbeteiligte, einfache Leute, von jetzt auf gleich faktisch vor ´m nix standen, wehe den chronisch kranken Bürgern in dieser Zeit, die regelmässig auf Medikamente angewiesen waren /sind.



In Dortmund – ihr habt es ja bestimmt gehört – werden Obdachlose finanziell bestraft wenn sie „illegal“ draussen übernachten und dabei erwischt werden.

(Fassen sie mal n ém nackten Mann in die Hosentaschen ...)



In den Kriegsgebieten dieser Welt können sich die Leute nicht einfach an eine Bushaltestelle stellen und damit rechnen, dass der Bus regelmäßig vorbei kommt; volle Regale im Supermarkt – schön wär´s.
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Bei Verletzungen durch Granatsplitter oder Raketen einfach ins nächste Krankenhaus um die Ecke oder in die nächste Gemeinde ....?



Es gibt wirklich schlimme Ereignisse und auch Schicksale, auch und gerade in unserem hochentwickelten Sozialstaat. Schönreden macht da keinen Sinn.

Dass man aber bei uns nichts mehr findet, wofür man dankbar sein könnte, ist ein Schicksalsschlag an sich!

Es dauert nicht lange und man gelangt auf Nebenkampfplätze, „verletzt sich und andere“ dort und liegt abends „angeschlagen“ im Bett mit der Feststellung – alles Scheiße!



In der Bibel werden wir ständig zu Dankbarkeit aufgefordert, ausgerechnet von Männern, denen es alles andere als gut ging, die nicht in Palästen wohnten, keine Renten bezogen oder Versichertenkarten vorweisen konnten.



1.Thessalonicher 5:18 seid dankbar in allen Dingen ...



Im Dankbar sein oder ausdrücken steckt ein Geheimnis. Man kann nicht gleichzeitig dankbar sein und Verlust (scheinbaren oder echten) beklagen.



Ich lade euch ein – wenn ihr abends im Bett liegt und vielleicht dieses und jenes beklagt, es Dinge gibt, die euch runter ziehen: Nehmt das nächstliegende und dankt Gott dafür. Das nächstliegende wäre in diesem Fall eure Matratze, eure Decke, das Kissen, das Bett oder das Sofa ... Ihr haltet das für lächerlich? Fragt einen Obdachlosen ob er oder sie das auch für lächerlich hält.



Wenn ihr in der Kantine, im Restaurant sitzt – warum nicht im Stillen dem Koch, der Kellnerin, dem Wirt dankbar sein und das „still“ vor Gott ausdrücken?

Wenn ihr eingekauft habt, das Zeug nach Hause geschleppt und euch ein Essen gekocht habt – warum nicht kurz an all die Leute denken, die dazu beitrugen, dass das Zeug nun bei euch zu Hause in der Küche oder auf dem Teller liegt?



Für die kommende Woche wünsche ich euch Gottes Schutz und Segen und viele Dinge für die ihr dankbar sein könnt.
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Kommentare zur Story:

  ...und zwar mit allem was du da sagst, wollte ich sagen. Himmel, immer diese schröckelichen Tippfehler!  
   Irmgard Blech  -  27.11.18 19:23

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Hat mir sehr gefallen, dein kleiner Text. Und du hast einfach recht und zwar mit allem was du das sagst.  
   Irmgard Blech  -  27.11.18 19:20

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

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Interessante Kommentare

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