Andacht Nr. 65 Vom Loslassen   93

Kurzgeschichten · Nachdenkliches

Von:    martin suevia      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 4. Mai 2018
Bei Webstories eingestellt: 4. Mai 2018
Anzahl gesehen: 1604
Seiten: 3

Andacht 65



Vom Loslassen



Ihr Lieben



Heute werde ich eine alte Bekannte wieder treffen, nach etwa 35 Jahren. Sie besitzt einen Irish Pub in der Stadt. Mein Blick fällt auf meine zwei irischen Kobolde – Leprechauns, Stofffiguren, die ich mir vor 21 Jahren von einem Kurztrip aus Irland mitbrachte und die mich seither begleiten. Ich nahm mir vor, sie ihr mitzubringen. In einen Irish Pub passen die zwei bestimmt besser als auf mein Regal. Dennoch ist mir ein wenig weh ums Herz. Wie gesagt, 21 Jahre waren die beiden ein fester Bestandteil meiner Wohnungseinrichtung und „überlebten“ vier Umzüge. Ist es nicht komisch? Neben den vielen großen Dingen, von denen sich die Seele nicht trennen kann oder mag, gibt’ s auch noch jede Menge kleiner, „unbedeutender“ Sachen an denen unser Herz hängt. Wenn meine Zeit zum „Gehen“ mal da ist, wird meine Wohnungseinrichtung eh im Müll landen, einschließlich der zwei Figuren, also, bekommen sie besser jetzt schon einen „ihnen gebührenden sinnvollen Platz“ und ich lasse sie los, lasse damit auch Erinnerungen an gewisse Zeiten und schöne, interessante Momente los.



Einem anderen Bekannten geht es ähnlich. Wenn ich ihn besuche, gehen wir im Haus umher, steigen dann hoch in den ersten Stock wo eine riesige Anzahl an Büchern im mittlerweile angestaubten Regal steht

Er reiste an viele Orte auf dieser Welt und war sein Leben lang an allen Dingen sehr interessiert.

So erklären sich u. a die vielen Bücher die er mitbrachte auch Kunstgegenstände, Holzschnitzereien und anderes von seinen Afrika – und Asienreisen. Immer versucht er mich zu überreden (und schafft es meistens) dass ich Bücher und andere Dinge mitnehme. Vor etwa 15 Jahren nahm die Krankheit, die vorher lange Zeit „erträglich“ war, einen derart rapiden und heftigen Verlauf, dass er seelisch kaum hinterher kam und als ich ihn vor 10 Jahren das erste mal am Rollator gehen und danach im Rollstuhl sitzen sah, war mir während der gesamten Heimfahrt im Zug nur noch zum Heulen zumute. Nie wieder würde ich ihn durch´s Haus gehen sehen, in seinem Garten arbeiten, mit mir im Auto in die Stadt hinein fahren und uns gemeinsam Museen und Ausstellungen besuchen.
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Ich erinnere mich an einen Spruch: „Der Mensch stirbt vom ersten Tag an.“

Da ist was dran. Allerdings gibt es für einen großen Teil des Lebens einen Ausgleich der eindeutig in die Gewinnrichtung geht. Man wächst, nimmt zu an Wissen, macht Erfahrungen, eignet sich Fähigkeiten an, bekommt Freunde, leider auch Feinde, lernt den oder die Partnerin für´s Leben kennen (im Idealfall), gründet eine Familie und schafft sich Eigentum an. Irgendwann jedoch beginnen die Verluste größer zu werden als die Gewinne. Man verliert seine Gesundheit, kann nicht mehr ohne Medikamente sein, verliert zusehens seine Freiheit, seine Unabhängigkeit,verliert Fähigkeiten, verliert Familie, verliert Freunde, verliert liebgewordene vierbeinige Hausgenossen, die altbekannte Welt vor der Tür ändert sich und verschwindet zusehens. Neue geistige „Hausgenossen“ ziehen ein: Die Einsamkeit, die Abhängigkeit auf Hilfe anderer, die Demütigung, die Verbitterung., die Trauer. Diese „Hausgenossen“ vergraulen die bisherige Bewohnerin namens„Lebensfreude“ allmählich aus dem Haus und halten uns doch gefangen.

Der Abschied von der Welt beginnt in der Tat viel früher als unmittelbar vor den letzten zehn Atemzügen.

Während die einen scheinbar keinerlei Probleme mit dem Loslassen haben, wird die Prozedur für andere zur schieren Höllenerfahrung. Ja, es empfiehlt sich, die Seele immer wieder mit kleineren Verlustübungen zu konfrontieren und dadurch zu kräftigen für die größeren Verluste bis zum scheinbar größten Verlust, der eigenen irdischen Existenz. Alle Muskeln werden gekräftigt und „fit gehalten“ durch Training, körperliche sowohl als seelische/geistliche Muskeln. Insofern liegt in jedem Verlust, auch einem noch so traurigen, die Möglichkeit, geistlich zu wachsen, stärker zu werden in Bezug auf den letzten Gang, hin zum irdischen Ausgang, zum Übergang.



Schauen wir uns einen Ratschlag an, den die Bibel dazu gibt. Menschenseelen, die diesen dringenden Rat beherzigen, haben das Wissen um einen Helfer, um die größte Kraftquelle an ihrer Seite und das wünsche ich euch allen, sowie Gottes Segen und Schutz für die kommende Woche.



Prediger 12

1 Denk an deinen Schöpfer in deiner Jugend, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre nahen, da du wirst sagen: »Sie gefallen mir nicht«; 

2 ehe die Sonne und das Licht, der Mond und die Sterne finster werden und die Wolken wiederkommen nach dem Regen, – 

3 zur Zeit, wenn die Hüter des Hauses zittern und die Starken sich krümmen und müßig stehen die Müllerinnen, weil es so wenige geworden sind, wenn finster werden, die durch die Fenster sehen, 

4 wenn die Türen an der Gasse sich schließen, dass die Stimme der Mühle leise wird und sie sich hebt, wie wenn ein Vogel singt, und alle Töchter des Gesanges sich neigen; 

5 wenn man vor Höhen sich fürchtet und sich ängstigt auf dem Wege, wenn der Mandelbaum blüht und die Heuschrecke sich belädt und die Kaper aufbricht; denn der Mensch fährt dahin, wo er ewig bleibt, und die Klageleute gehen umher auf der Gasse; –

6 ehe der silberne Strick zerreißt und die goldene Schale zerbricht und der Eimer zerschellt an der Quelle und das Rad zerbrochen in den Brunnen fällt.
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7 Denn der Staub muss wieder zur Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat. 

8 Es ist alles ganz eitel, sprach der Prediger, ganz eitel.
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Kommentar von "Marie" zu "optimistischer Pessimist"

Mir gefällt es, egal, was andere denken. Auch die berschrift lockt. Gruß marie

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