Die Eisbanditen als Kontrolleure    105

Kurzgeschichten · Amüsantes/Satirisches

Von:    Homo Faber      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 14. Januar 2018
Bei Webstories eingestellt: 14. Januar 2018
Anzahl gesehen: 2294
Seiten: 3

Der folgende Text gehört zu meiner Serie "Die Eisbanditen". Die Teile sind alle in sich abgeschlossen und können somit in beliebiger Reihenfolge gelesen werden, allerdings empfehle ich zuerst den Text "Die Eisbanditen - wie alles begann" zu lesen.



******



Klaus-Erich und Eddie befanden sich wieder in Freiheit. Es war natürlich schön, wieder frei zu sein, doch wurde es auch nach einigen Wochen langweilig, da sie nichts mit ihrer Zeit anzufangen wussten. Arbeit bekamen sie aufgrund ihrer Vorstrafen leider keine.

„Auch wenn wir wieder im Gefängnis waren, aber irgendwie hat unsere Show mit den Pistolen doch Spaß gemacht“, erinnerte sich Klaus-Erich

„Aber du willst das doch nicht noch mal machen und dann wieder ins Gefängnis gehen“, fragte Eddie.

„Nein, natürlich nicht. So blöd bin ich auch wieder nicht. Aber ich habe irgendwie Lust auf Theater spielen.“

„Beim Theater wird uns aber wohl keiner einstellen.“

„Weiß ich, wir spielen einfach unsichtbares Theater.“

Eddie sah ihn nur fragend an. „Häh?“, fragte er schließlich.

„Das mit den Pistolen war auch unsichtbares Theater. Man spielt den Leuten in der Öffentlichkeit etwas vor, ohne dass sie wissen, dass es nur Show ist.“

„Wo hast du das denn gehört, dass man es so nennt?“

„Hab ich gelesen.“

„Und was sollen wir den Leuten dann vorspielen?“

„Ich tu so als wäre ich Kontrolleur und erwische dich beim Schwarz fahren und du haust dann einfach an der nächsten Haltestelle ab und ich renne hinterher. Dann lachen die alle und es erschreckt sich auch keiner wie damals.“

„Ja, das können wir machen“, fand Eddie.

„Wir machen das dann so, dass du schon in der Bahn bist und ich eine Station später einsteige. Ich kontrolliere dann direkt dich, du zeigst mir einfach irgendeine Karte und an der nächsten Station rennst du raus und ich hinterher.“



Gesagt, getan. Als die Ubahn einfuhr, sah Klaus-Erich Eddie direkt am Eingangsbereich stehen. Er stieg dazu. Um seriöser zu wirken, hatte er sich extra eine Brille mit Fenstergläsern gekauft, die er nun trug.

Beide nahmen keine Notiz voneinander, so dass niemand auf die Idee gekommen wäre, dass sie sich kannten.

„Guten Tag, die Fahrausweise bitte“, sagte Klaus-Erich schließlich.
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Einige holten ihre Portemonaies direkt raus, Eddie zuckte überzeugend zusammen und holte schließlich auch etwas hervor. Klaus-Erich, der direkt neben ihm stand, nahm den Zettel und warf einen langen Blick darauf. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, dass einige ihn dabei beobachteten. Schließlich schielte er über seine Brillengläser hinweg und sah Eddie einige Sekunden lang wortlos an, der überzeugend den nervösen Fahrgast spielte.

„Das ist kein Fahrausweis“, sprach Klaus-Erich schließlich

„Nee?“, tat Eddie überrascht.

„Nein. Ihren Ausweis bitte.“

„Ja, Moment, muss ich eben suchen“, meinte Eddie und tat, als würde er in seinen Taschen nachsehen.

Die U-Bahn erreichte inzwischen die nächste Station. Die Türen gingen auf und Eddie sprang heraus und rannte davon. Klaus-Erich tat, als renne er hinterher und versuche ihn einzuholen.



Als die beiden die U-Bahnstation verlassen hatten, schlugen sie lachend ein.

„Geil“, meinte Eddie. „Die haben es uns echt abgekauft, die waren voll am glotzen.“

„Müssen wir echt noch mal machen“, fand Klaus-Erich.

„Ich hab eine andere Idee. Lasst uns doch mal nützlich machen. Wir könnten doch ehrenamtlich Fahrkarten kontrollieren. Und wenn wir jemand erwischen geben wir das Geld der Rheinbahn. Dann tun wir endlich mal was Gutes.“

„Und wer weiß, vielleicht kriegen wir dann was von dem Geld ab, zur Belohnung“, antwortete Klaus-Erich begeistert. Beide schlugen ein.



Ein paar Minuten später befanden sie sich auch schon wieder in der U-Bahnstation und stiegen in die nächste Bahn ein.

„Guten Tag, die Fahrausweise bitte“, forderte Eddie die Fahrgäste auf. Keiner kam auf die Idee, dass es sich um keine echten Kontrolleure handelte, niemand verlangte einen Ausweis, auch fiel niemand auf, dass sie ohne ein Kartenlesegerät kontrollierten. Alle zeigten brav ihre Fahrkarten. Doch plötzlich versuchte ein etwa 20-jähriger wegzurennen. Klaus-Erich hielt ihn jedoch fest.

„Wohin so eilig? Kann ich mal Ihren Fahrausweis sehen?“

„Ich habe keinen“, meinte der Mann beleidigt.

„Ach, Sie haben keinen. Dann bekomme ich 60 EUR von Ihnen.“

Verärgert holte der Jugendliche sein Portemonnaie hervor und holte ohne weitere Diskussion 60 EUR heraus, die er Klaus-Erich gab.
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„Die Fahrausweise bitte“, ertönte plötzlich die Stimme eines Mannes, der gerade mit ein paar anderen Männern zugestiegen war und holte ein Lesegerät hervor.

„Hier brauchen Sie nicht mehr kontrollieren, haben wir schon gemacht“, erklärte Klaus-Erich.

„Wie? Wer sind Sie denn?“, fragte der Mann.

„Mein Kollege und ich“ – er zeigte auf Eddie – „helfen Ihnen ein bisschen und kontrollieren ehrenamtlich Fahrkarten.“

„So, ehrenamtliche Kontrolleure also?“, fragte der Mann.

„Wie bitte? Das sind gar keine Kontrolleure?“, fragte eine ältere Dame empört. „Die beiden haben von einem Mann gerade 60 EUR genommen, der keine Fahrkarte hatte. Das ist ja Betrug!“

„Sie haben Geld angenommen?“, fragte der Mann verdutzt.

„Ja klar, er ist ja schließlich schwarzgefahren Also musste er 60 EUR zahlen. Das Geld geben wir gleich an die Rheinbahn.“

„Ja, natürlich. Der Rheinbahn wollten Sie das Geld also geben. Jetzt reicht es mir. Zeigen Sie mir mal Ihre Fahrausweise.“

„Wir haben keine. Wir sind doch dienstlich hier.“

„Dienstlich als Betrüger wohl. Ich rufe jetzt erst mal die Polizei.“



Klaus-Erich und Eddie bekamen eine Anzeige wegen Betrugs und Schwarzfahrens. Und da sie sich noch auf Bewehrung befanden, wurde die Bewehrung sofort widerrufen.
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Punktestand der Geschichte:   105
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Kommentare zur Story:

  Köstlich! Wieder eine gelungene kleine Story der Eisbanditen.  
   Gerald W.  -  16.01.18 16:50

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