„Sie möchten also umschulen?“ „Ja!“ „Warum denn, Sie haben doch einen sicheren Job. Sind Beamter. Können nicht entlassen werden …“

„Trotzdem.“

„Sind es die Schüler?“

„Nein. Die Kollegen.“

„Hab ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich Konferenzen hasse?“ „Ja?“

„Letztens war es wieder soweit. Fachkonferenz. Sie wissen nicht was das ist? Nicht schlimm. Stellen Sie sich mal kurz das Langweiligste vor, das sie je erlebt haben. Und jetzt potenzieren Sie es mal 1000 oder besser 10000, ach was 1 Million. Dann haben Sie vielleicht in etwa eine Vorstellung davon, was da abgeht … oder eben nicht. Und Spaßbremsen sind das auch alles.“

„Sind es?“

„Dabei wollte ich nur ein bisschen für Stimmung sorgen.“

„Wollten Sie?“

Also, die Konferenz war schon seit gefühlt dreieinhalb Stunden im Gange. Wir waren bei Tagesordnungspunkt 3. Die ersten beiden waren Eröffnung der Sitzung und Genehmigung des Protokolls vom letzten Mal. Ich konnte einfach nicht mehr. Also ließ ich mir etwas einfallen. Plötzlich stand ich auf und rief:

„Ich wäre für die Einführung dieser neuen Lernsoftware vom Westermann-Verlag. Die mit den bunten Bildchen auf der Verpackung und bei der jedes Kind auch garantiert was lernt ...“

Und schon ging eine wilde Diskussion los. Alle plapperten, quatschten und argumentierten munter drauflos. Nach 15 Minuten ergriff ich das Wort.



Also liebe Kolleginnen und Kollegen, so ja nicht. Das ist doch nicht zielführend hier. Die Einführung einer Lernsoftware ist doch komplett kontraproduktiv. Wir sollten uns lieber auf unsere Kernkompetenz das Unterrichten ohne Firlefanz, frontal und taktgebend konzentrieren, statt hier andauernd von neuer Software anzufangen. Unfassbar das Ganze.

Nehmt euch mal ein Beispiel an unserem altgedienten Kollegen Müller da hinten. Der unterrichtet seit 38 Jahren ohne Lernsoftware. Allerdings auch ohne Bücher und neuerdings - wenn man dem Flurfunk trauen kann - auch ohne Schüler. Oder die Kollegin Hillenburg-Maier. Braucht die Neue Medien in ihrem Lateinunterricht? Wohl eher nicht. Ihr reicht alter Wein in neuen Schläuchen. Und das wortwörtlich. Prost Hilli.

Ich redete mich in Rage.

Ich tausche jedes Smartphone gegen `nen smarten Kollegen.
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Jeden Ipod gegen einen Einfall. Und jedes Tablet gegen `ne Tablette, die hilft. Ist doch alles neumodischer Schnick-schnack.

Jeder Beamer, der nicht von der Enterprise stammt, ist doch sein Geld nicht wert.

Und `n Whitebord ist doch auch nur `ne Tafel mit Strom. Einfach mal gegen denselben schwimmen. Altes wagen. Mit Herz, Hand und Verstand zu neuen Ufern im Abendland. Problem erkannt – Problem gebannt. Ich mach` Feierabend. Tschüssi.“

„Und deswegen wollen Sie jetzt umschulen? Sind Sie abgemahnt worden, gefeuert, mussten Sie zur Bezirksregierung?“

„Nein.“

„Nein?“

„Ich bin nach meinem Auftritt direkt befördert worden. Das heißt jetzt nooooch mehr Konferenzen … aaaahhhhhhhh.“
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