Romane/Serien · Erinnerungen

Von:    axel      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 15. August 2017
Bei Webstories eingestellt: 15. August 2017
Anzahl gesehen: 2116
Seiten: 5

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit: Die Verfügbarkeit ist eine Angabe die nur im Prologteil der Reihe zur Verfügung steht.

Diese Story wurde zwar als Teil einer Reihe definiert, eine entsprechende Prologangabe fehlt allerdings noch.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Julius interessierte sich im Gegensatz zu seinem Vater zunächst nicht besonders für den Kaiser und dessen Politik, eher für die Tiere. Das hatte er schon in frühen Jahren gezeigt, indem er länger arbeiten konnte als die anderen, um zum Beispiel die Schweine und Hühner ausreichend zu füttern. Er trieb sich in seiner kleinen Welt umher, um für „seine“ Tiere noch von irgendwo her irgendwie Nahrung zu beschaffen, aber am liebsten mochte er die Pferde.

Sein Vater hatte einen Gaul auf dem der Junge, immer wenn er gute Arbeit geleistet hatte, abends ausreiten durfte. Julius beobachte Liese die Stute seines Vaters sehr genau, pflegte sie , fütterte sie, verband ihren Fuß, wenn sie mal gestolpert war, probierte mit ihr – die nur gewohnt war den Pflug zu ziehen - zu traben und jagte schließlich mit ihr im Gallop über die Wiesen und durch die Wälder. Er saß später so locker auf dem Pferd, als wäre er mit ihm vereint und als sie „fohlte“ war er dabei, tröstete sie und freute sich mit ihr. Auch das Fohlen folgte Julius auf Schritt und Tritt und stupste ihn bisweilen zärtlich mit seinem weichen Maul, die Pferde fühlten sich bei ihm geborgen.

Weil er später noch dem Bauern aus der Nachbarschaft half, durfte er zur Belohnung auch dort ebenfalls ausreiten. Bauer Freduw fand den Jungen zwar ein wenig merkwürdig wegen seines Pferdeticks aber auch ganz nett. Der Bengel war zwar so ein bisschen verrückt, aber wer war das nicht? Julius sprach, dabei hatte ihn der Bauer schon öfters erwischt, leise, fast zärtlich mit diesen Viechern. Er brauchte keinen Sattel und manchmal auch gar keinen Halfter. Die Pferde ließen sich von ihm lediglich mit leichter Körperverlagerung und ebenso sachtem Schenkeldruck oder schaukeln mit den Beinen lenken. Ging er zu Fuß vor ihnen her, drehte er sich selten nach ihnen um. Die Pferde achteten auf seine – oft nur - angedeuteten Handzeichen und er stieß wohl auch besondere Töne aus, auf die sie hörten. Zur Überraschung von Ernst Freduw kam Julius schließlich sogar mit dem schwierigsten seiner Gäule klar, den er eigentlich hatte erschießen lassen wollen.

Es war damals die einzige Chance für einen mittellosen Mann, es im Leben doch noch zu etwas zu bringen, wenn er Soldat wurde. Der Staat versprach all jenen, die sich freiwillig meldeten, dann das Geld für eine Ausbildung zu zahlen - meistens im Beamtenwesen.
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Alle Söhne Huberts meldeten sich zur Armee, um nicht ihr Leben als Knecht verbringen zu müssen.

Da war es naheliegend, dass Julius den Entschluss gefasst hatte, dass er, wenn er denn schon ein Soldat werden musste, zur Kavallerie zu den berittenen Einheiten Preußens gehören wollte, die sich Ulanen nannten.

So wurden alle Söhne Hubert Usterichs schließlich Soldaten. Nur der Älteste war keiner geworden, weil er kränklich und zu zart gebaut war und außerdem ohnehin später den Hof erhalten sollte.

Rasch gelang es dem strebsamen Julius vom einfachen Soldaten (Gemeinen)den zweiten Dienstgrad als Obergefreiten zu erlangen. Da Julius dem kaiserlichen Hofstallmeister, mit seiner sympathischen Austrahlung und dem erstaunlichen Wissen über das Verhalten der Pferde auffiel, erhielt er von diesem einen sehr guten Trakehnerwallach für die Manöver in Wald und Flur.

Es war Liebe auf dem ersten Blick! Tario ein etwa vier jähriger Schimmel, blickte seinem neuen Herrn begeistert in die Augen und wieherte ihm zu.

Mein Großvater Julius hat mir oft die uralten Fotos von Tario gezeigt und immer wieder betont, dass dieser Schimmel ihm eigentlich nie das Gefühl gegeben hatte, auf ihm zu reiten. „Ich glaubte eher, dass ich selber lief, dass meine Hufe über den Erdboden donnerten. Wir waren wie EIN Wesen!“ , schwärmte er mir stets vor. „Eine totale Einheit. Tario wusste, was ich dachte und auch ich wusste, wann er etwas wollte oder brauchte. Ich hörte auf sein Atmen, auf sein Schnauben und er tat es genauso!“

Ein Adjudant des Kaisers sah, wie eigenartig sich „ dieser verrückte Bauernlümmel“ gegenüber seinem Pferd verhielt, sah aber auch wie locker dieser im Sattel saß und wie das Pferd unter ihm ging. Er beobachtete die beiden für längere Zeit kritisch.

Julius hatte wohl ein ganz hervorragendes Geländepferd erwischt. Es war nicht nur schneller und ausdauernder als die anderen, auch ein erstklassiges Springpferd, das mit Leichtigkeit auch gefährliche Hindernisse nehmen konnte. Doch das Interessanteste und Verrückteste zugleich war, dass der Wallach bei all den Manövern gemeinsam mit seinem Herrn zu überlegen schien, wo es den Weg am Besten abzukürzen galt, wie man das Ziel am sichersten erreichen konnte.
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Tario konnte sehr zornig werden, wenn sein Herr mit anderen Soldaten in Streit geriet. Da war er ganz parteiisch. Es schnappte nach denen, die seinen Herrn erzürnten, und tänzelte angriffslustig auf sie zu.

Erteilte der Hauptmann den Soldaten Befehle, war Tario ganz vorbildlich brav, richtete ein Ohr auf den Befehlshaber, das andere wendete er seinem Herrn zu. (Julius hat mit später die Fotos gezeigt und zu meiner Freude war es darauf deutlich zu sehen) Stand das Heer der Ulanen stramm, so tat es das Pferd ihnen gleich. Es stellte die Hufe dicht neben einander, in einer Linie und drückte alle vier Beine durch. Selbst den Schweif hielt es gerade. Diese wunderbare Einheit zwischen Pferd und Reiter stach nun dem alten Adjudanten ins Auge und er machte darüber Meldung beim Kaiser.

Am nächsten Tag war Julius ziemlich überrascht, aber hocherfreut, dass er dazu auserwählt worden war, im dritten Garde- Ulanen -Regiment Potsdam/ Brandenburg, als Adjudant des Kaisers zu reiten und somit auch mit dem Kaiser direkten Kontakt bei den Manövern zu haben.

Dazu muss man sagen, dass Julius schon einige Jahre gedient hatte und während dieser Zeit, einen großen Teil seines knappen Solds als Soldat, dazu verwendet hatte, über Fernkurse seine schlechte Schulbildung auszugleichen, denn er war ja nur auf die Dorfschule gegangen. Es war ihm gelungen nicht nur die Volksschul- auch noch die mittlere, die Realschul- Reife zu erlangen. Kaum jemandem aus seiner Kompanie war dies gelungen und das Interessante daran war, Julius hatte inzwischen nicht nur eine geistreiche, gewandte Art sich mitzuteilen, er war auch in der Lage sich charmant und vornehm zu benehmen. Außerdem sprach er zwei Fremdsprachen flüssig und hatte gute Kenntnisse in Mathematik und Physik, was vielversprechende Voraussetzungen waren, um die Unteroffizierslaufbahn einzuschlagen, um eines Tages vielleicht sogar, ein heißbegehrtes Ziel ( aus damaliger Sicht) zu werden, nämlich Reserveoffizier. Höher ging es leider nicht, die höheren Ränge waren meistens dem Adel vorbehalten.

Julius war also nicht nur ein hervorragender Reiter, auch ein gebildeter junger Mann, den ein engerer Vertrauter dem Kaiser als Kurir angeraten hatte.

Von nun an trug Julius auch bei den Übungen keine schlichte Soldatenuniform mehr, sondern eine enge maßgeschneiderte dunkelblaue Uniform, mit Goldknöpfen und einem Stehkragen an welchem die Abzeichen seines Regiments zu sehen waren.
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Er trug kniehohe Stiefel und als Kopfbedeckung, wenn es sehr festlich wurde, eine Tschapka. Die Tschapka war ein hoher viereckiger Helm mit flachem Deckel, der an der Spitze manchmal noch mit einer großen Straußenfeder verziert war. Als Julius in kerzengerader Haltung zum ersten Mal seinem Oberhaupt gegenüber stand, bekam er von diesem feierlich eine lange Lanze überreicht. Das Zeichen der Ulanen des dritten Kaiserlichen Garde-Regiments.

Es soll einen Heidenspaß gemacht haben, Kriegsübungen im freien Feld zu verrichten. Es wurde das Los gezogen, wer von der Reitern als Feind zu agieren hatte und wer auf der Seite des Kaisers. Julius hatte gleich beim ersten Male Glück. Er ritt für den Kaiser,,den er noch nie zuvor persönlich angetroffen hatte.

Schließlich bekam er von seinem Befehlshaber eine wichtige Nachricht überreicht, die den Kaiser informieren sollte, wo sich der „Feind“ gerade aufhielt. Man riet ihm mit schnellstem Tempo durch den Wald zu reiten und wenn auch das Pferd am Ende vor dem Kaiser tot zusammen brechen würde.

Julius tat wie ihm geheißen. Die Hufe seines treuen Tario donnerten in rasender Schnelligkeit über den Boden. Leider ging es dem Wallach gerade an diesem Tag nicht besonders gut. Das Pferd hatte etwas auf irgendeiner Wiese gefressen, was ihm nicht bekommen war. Schnell geriet Tario darum auch in Schweiß. Julius begann sich um ihn zu sorgen, achtete auf sein merkwürdiges Schnaufen und verstand seinen Befehlshaber nicht, der darauf bestanden hatte, dass er gerade Tario reiten sollte, obwohl er von dem schlechten Zustand seines Wallachs wusste.

Das Pferd stolperte schon ein wenig, wirkte unkonzentriert, als es mit seinem Herrn durch den Wald jagte. Es war eine lange Strecke, die sie noch nehmen mussten und Julius rechnete sich aus, was geschehen konnte, wenn er Tario für eine Situation, die eigentlich keine Gefahr für den Kaiser darstellte, einfach opferte. Nein , das hatte er nicht vor, und wenn es ihn die Karriere kosten sollte, er opferte seinen treuen Wallach nicht für dieses verrückte Spiel.

Er ließ das Tier immer langsamer laufen, bis es zur Ruhe kam und neue Kräfte tanken konnte.
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Er achtete sehr auf seinen Atem und auf die Körpersprache, dass die Muskeln nicht mehr so verspannt waren und dann ließ er das Tario wieder etwas schneller laufen, immer darauf bedacht, dass der Wallach sich nicht übernahm. Schließlich als er die Wiesen sah, wo sich der Kaiser befinden sollte und sich der Wald über einen schmalen Pfad für ihn öffnete, legte er an Tempo zu, denn jetzt konnte man ihn bereits über Fernrohre sehen.

Ja, er schoss sogar wie ein Pfeil aus dem Wald hinaus, denn Tario gab, da er noch genügend Kräfte besaß, sein Bestes und er war hervorragend. Julius jagte auf ihm mit einem irren Tempo über die Wiesen bis zu seinem Kaiser, bremste knapp vor diesem und das so abruppt, dass Tario nur auf den Hinterbeinen zum Stehen kam und mit einem lauten Wiehern die Vorderhufe in die Luft schwang. Der freche Bauernlümmel stieß die Lanze, nur einen Schritt vor den Füßen des Kaisers entfernt, in den Boden, sprang aus dem Stand ab und rief mit fester Stimme. „Melde gehorsamst, seiner Majestät dem Kaiser, wo sich der Feind befindet!“

Die Offiziere und Gerneräle klatschten begeistert in die Hände und der Kaiser, der sich zunächst über Julius forsches Auftreten erschrocken hatte, und deshalb sogar zwei, drei Schritte vor ihm zurück gewichen war, tat es ihnen nach. „Welch ein Schneid!“, knurrte der Kaiser anerkennend und spielte dabei mit seinem Bart, was er immer tat, wenn er verlegen war. „Reitet wie der Teufel! Hier haben wir es wohl mit jemandem zu tun, der garantiert keine Probleme haben wird, Unteroffzier zu werden!“
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Punktestand der Geschichte:   360
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