Tag sieben im Austauschprogramm   47

Kurzgeschichten · Fantastisches · Experimentelles · Fan-Fiction/Rollenspiele

Von:    Andreas Kretschmann      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 27. Mai 2017
Bei Webstories eingestellt: 27. Mai 2017
Anzahl gesehen: 2632
Seiten: 3

27. Mai 2017 8:00 – 17:10



Heute ist die „Riegel III“ erst einmal ohne Passagiere zu einem Treffen mit einem Energietanker, in den Orbit des Merkur geflogen, dort wurden die Energievorräte des Schiffes ergänzt. Zwar ist mir das Verfahren von der Neptun-Hoststation her vertraut, dennoch war es ein beeindruckendes Erlebnis. Auf der Neptun-Hoststation verfolge ich den Vorgang der Energielieferung, wenn überhaupt, anhand von Statusanzeigen und Diagrammen in meinem Büro. Auf der „Riegel III“ konnte ich erstmals das Andocken des Energietankers mitverfolgen.



Hier eine kleine Erklärung für meine Freunde auf der Erde: Die Schiffe des Passagiertransfernetzwerkes und der Erdraumflotte, sowie die orbitalen Lebensräume (Stationen) der terranischen interstellaren Republik der Lebensräume beziehen ihre Energie aus Brennstoffzellenreaktoren. Diese wandeln Wasserstoff und Sauerstoff in elektrische Energie und Wasser um, sowohl Wasserstoff und Sauerstoff, als auch das Wasser das bei der Reaktion als Abfallprodukt entsteht werden in einem geschlossenen System gelagert. Ein Energietanker ist ein Schiff welches das Wasser aus den Lagertanks von Schiffen und Stationen aufnimmt und im Austausch dafür deren Vorräte an Wasserstoff und Sauerstoff ergänzt. Wenn die Versorgungsvorräte an Wasserstoff und Sauerstoff an Bord des Energietankers erschöpft sind, ist sein Wasserspeicher komplett gefüllt. Dann fliegt das Schiff zur Sonne oder zu einem anderen Stern um dort Energie in Form von Wärme aufzunehmen, dabei taucht das Schiff in die oberen Schichten des Sterns ein, dabei wird es von seinen elektromagnetischen Schildfeldern vor der Strahlung des Sterns geschützt. Die auf der Hülle des Schiffes auftreffende Wärmestrahlung wird durch thermisch-elektrische Wandler in elektrische Energie umgewandelt, mit dieser elektrischen Energie wird das gelagerte Wasser an Bord wieder in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten, dies geschieht mit einer zwei-Wege-Brennstoffzelle welche auch zur elektrolytischen Spaltung von Wasser fähig ist. Mit dem Spaltprodukten des Wassers können wieder Schiffe und Stationen betankt werden, oder diese können auch an Bord des Energietankers in elektrische Energie umgewandelt werden mit der das elektrische System von Stationen und Schiffen direkt gespeist werden kann. Viele große Schiffe der Erdraumflotte sind jedoch nicht mehr auf Energietanker angewiesen, sie verfügen selbst über die Einrichtungen um thermische Strahlung in elektrische Energie umzuwandeln und mit dieser das Wasser in den Reaktortanks wieder in Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten.
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So ein Passagierkreuzer wie die „Riegel III“ benötigt in der Regel einmal im Monat eine Energielieferung.



Nach dem Abschluss der Energielieferung kehrte die „Riegel III“ in den Erdorbit zurück um von dort aus ihren Liniendienst wieder aufzunehmen, nach weiteren Zwischenstopps im Orbit von Mars, Uranus und Neptun ging es in Richtung Gliese 667. Wir hatten wieder zahlreiche Pendler an Bord, auch einige Reisende aus privaten Gründen waren an Bord, da unser Schiff von der Erde aus seine Linie begonnen hatte, waren keine zurückkehrenden Urlaubsreisende aus dem System Gliese 581 an Bord. Ein großer Anteil unserer Passagiere waren neue Kolonisten welche zur Kolonie auf Gliese 667Cc unterwegs waren, dort wurde vor kurzem eine weitere Erweiterung der Kolonie fertiggestellt. In meinem Verantwortungsbereich hatte ich eine Gruppe von 20 Kolonisten, viele von ihnen hatten sich als Kolonisten für Gliese 667Cc beworben und bis zu ihrem Umzug dorthin übergangsweise im Administrativen Komplex unserer Republik in München gelebt. Kolonisten sind die besten Passagiere, so sagen die anderen Passagierbegleiter des Passagiertransfernetzwerkes und sie haben damit absolut Recht.



Kolonisten leiden nicht unter Zeitdruck, sie haben so lange auf die Reise in den neuen Lebensraum gewartet, da kommt es ihren auf Stunden, Tage oder Wochen auch nicht mehr an. Auch sind Kolonisten meistens über ihr Reiseziel bestens informiert, sie haben sich über Wochen oder Monate mit den Bedingungen in ihrem neuen Lebensraum auseinandergesetzt. Und dank der Körpervermessung sowie des Standard-Bekleidungssortiments, welches jedem Bürger unserer Republik in allen Lebensräumen zur Verfügung gestellt wird, reisen Kolonisten mit leichtem Gepäck. Deshalb fällt auch kein großer Gepäck- und Frachttransfer an, manche Kolonisten kommen mit eigenen kleinen Transitschiffen an Bord, diese im Hangar zu verstauen obliegt der Hangar-Verwaltung und stellt für Passagierbegleiter keine zusätzliche Belastung dar.



Bei unserem Aufenthalt im Orbit von Gliese 667Cc kam wieder eine normale Passagiermischung an Bord, hauptsächlich Touristen und Pendler.
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Ich hatte in meinem Verantwortungsbereich ein paar Touristen, diese wollten zu Zielen im Sol-System (unserem Sonnensystem) und einige ins System Gliese 581 zum äußersten Planeten Gliese 581g. Für einige ging es von der Neptun-Hoststation auch mit Anschlussflügen zu anderen Zielen weiter. Die Neptun-Hoststation ist quasi das interstellare Drehkreuz des Sonnensystems, obwohl viele Linien mit Zwischenstopps im Orbit von Uranus und Mars auch den Erdorbit anfliegen gibt es auch Linien welche nur die Neptun-Hoststation anfliegen bevor sie ins nächste Sternensystem aufbrechen. Auch wenn die Erde die Wiege der Menschheit ist, in unserem Sonnensystem ist die Neptun-Hoststation das Tor zu den meisten anderen Sternensystemen.



Die Reise über unser Sonnensystem weiter nach Gliese 581 verlief ziemlich ereignislos, im Orbit von Gliese 581g kamen dann die Kinder und Jugendlichen wieder an Bord die mit uns am 19. Mai nach Gliese 581g zu einem Bildungsausflug gereist sind. Sie hatten viele Eindrücke gesammelt und waren von den vielen Eindrücken sehr bewegt, manche waren einfach nur müde, andere waren total aufgeregt und konnten es nicht erwarten von ihren gemachten Erfahrungen zu berichten. An den Tischen in meinem Verantwortungsbereich hatte ich die Gruppe mit dem Redebedarf über gemachte Erfahrungen. Manchmal gehört es auch zum Aufgabenbereich eines Passagierbegleiters, einfach nur zuzuhören. Als uns die jungen Bildungsempfänger im Orbit von Neptun und Mars verließen, hatte ich vieles über die Agrarkolonie auf Gliese 581g erfahren.



Der Rest der Schicht verlief ohne erwähnenswerte Ereignisse, es gab nur vereinzelte Anfragen zu verfügbaren Anschlussflügen und Details der Lebensräume.
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