Gesucht:: Eine Wohnung für die Ewigkeit   140

Kurzgeschichten · Für Kinder

Von:    Thomas Schwarz      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 6. Januar 2017
Bei Webstories eingestellt: 6. Januar 2017
Anzahl gesehen: 2420
Seiten: 2

So etwas hatte die alte Slo noch nicht erlebt!

Die Schildkrötendame musste ihre Wohnung verlassen in der sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hatte. Dabei hatte ihr Mutter versprochen: Hier kannst du ewig und sorglos wohnen! Für eine Landschildkröte war es die perfekte Adresse. Nebenan auf der Wiese wuchsen Klee und Löwenzahn im Überfluss und die Apfel- und Birnbäume warfen Jahr um Jahr ihre Früchte ins Gras.

Es begann an den drei kleinen Teichen. Der Fischreiher hatte ihr erzählt, dass immer mehr Bewohner der Gegend im Moor versanken, welches sich seit einigen Jahren ausbreitete und nun gefährlich nah an ihre Wohnung heranreichte.

Schweren Herzens zog sie aus, schlich durch die Wiese und verschwand im Unterholz. Nach etlichen Tagen kam sie an einer hochgewachsenen Tanne vorbei. Ein breiter Höhleneingang unterhalb ihrer mächtigen Wurzel wirkte sehr einladend.

„Hallo, wohnt hier jemand“, rief Slo. „Nein, hier wohnt niemand“, antwortete die Tanne freundlich. „Kann ich dir helfen?“ „Ich suche eine Wohnung aus der ich nicht mehr ausziehen muss, sozusagen eine Wohnung für die Ewigkeit.“ Oh“, machte die Tanne bedauernd, „ich bin nicht für die Ewigkeit gemacht, aber du kannst dennoch gerne bei mir einziehen.“ „Das ist aber schade“, seufzte die Schildkröte, „dann suche ich lieber weiter.“ „Viel Glück“, rief ihr die Tanne nach.

Als Slo eine Waldallee überquerte, begegnete sie dem alten Grimbo, einem Dachs. „Wohin des Weges?“, fragte sie. „Ich such mir eine neue Wohnung“, grummelte er mürrisch. „ Fliehen sie auch vor dem Moor?“ „Quatsch, Moor“, knurrte er, „vor meinen neuen Nachbarn fliehe ich! Das ganze Leben hatte ich Ruhe. Vor einem Monat zog Familie Fuchsens nebenan ein. Ich sag ihnen“, er rollte verdrießlich mit den Augen, „da hilft das dickste Fell nicht.“

„Das trifft sich gut“, schmunzelte Slo, „da könnten wir doch gemeinsam suchen.“ Gesagt, getan.

Bald stolperten sie über die Wurzeln einer Buche. „Entschuldigt bitte, ich hab euch zu spät kommen sehen, sonst hätte ich vor meinen Wurzeln gewarnt, „begrüßte sie die zwei Suchenden.

„Das macht nix“, winkte Slo ab, während Grimbo sich knurrend die verstauchte linke Pfote hielt. „Vielleicht kannst du uns helfen.
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Wir suchen eine Wohnung in der wir ewig wohnen können. „Also“, erwiderte die Buche zögerlich, „für die nächsten hundert Jahre könntet ihr auf jeden Fall in meinem Stamm wohnen …

„Sehr freundlich“ antwortete Slo höflich und zog Grimbo entschlossen mit sich, „aber hundert Jahre sind uns zu wenig. Wer weiß was danach kommt und man will ja nicht ständig umziehen müssen.“ „Viel Glück“, rief die Buche den beiden Suchenden nach.

Am Ufer eines Baches trafen sie auf Rufus, die Wanderratte.

„Wohin geht ´s?“, fragte sie und blickte das ungleiche Paar belustigt an. „Wir suchen eine Wohnung für die Ewigkeit.“

„Oh, da schließe ich mich gerne an“, entgegnete sie,

„mein ganzes Leben bin ich umgezogen, von einer Wohnung zur anderen, von einem Fluss zum anderen und allmählich wär ´s schön, ein Plätzchen für ewig zu finden.“ So reisten nun drei Wohnungssuchende durch den endlosen Wald.

Bald gelangten sie zu einer riesigen Eiche, die allein auf einer Lichtung stand. Ehrfürchtig beäugten sie den mächtigen Stamm. „Was kann ich für euch Winzlinge tun?“ tönte es nicht uneitel aus der riesenhaften Baumkrone herab. „Wir suchen nach einer Wohnung in der wir ewig wohnen können.““Hier seid ihr richtig“, antwortete die mächtige Eiche. „Seit mehr als tausend Jahren steh ich hier. Ich BIN die Ewigkeit.“ Begeistert von diesen stolzen Worten zogen die drei bei der Eiche ein.



RUMMS machte es in der folgenden Nacht als die drei es sich in der neuen Wohnung gemütlich gemacht hatten und eingeschlafen waren. Ein gleisend heisser Blitz fuhr durch den breiten Stamm in die Erde und spaltete das Holz.

„Oh weh, oh weh!“, seufzte die stolze Eiche,

„jetzt sind meine Tage doch gezählt.“



Ende
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Punktestand der Geschichte:   140
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Kommentar von "Nausicaä" zu "frühling z2"

einfach toll, dieses frühlingsgedicht. du findest in deinen gedichten häufig ganz eigene, besondere bilder. wunderschön, ohne kitschig zu sein.

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