Spannendes · Kurzgeschichten

Von:    Maegumi      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 7. Dezember 2001
Bei Webstories eingestellt: 7. Dezember 2001
Anzahl gesehen: 2814
Seiten: 3

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit:    Die Einzelteile der Reihe werden nach und nach bei Webstories veröffentlicht.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Eiligen Schrittes versuchte ich die Leute vor mir einzuholen. Natürlich waren sie wieder schneller, zu schnell für mich. Sie eilten mit weit ausholenden Schritten den Weg entlang. Genervt gab ich schließlich auf und trottete hinterher. Und das sollte ein Betriebsausflug sein? !?

In der Einladung hatte gestanden, es handle sich um eine gemütliche Wanderung zu etwa zwanzig Kilometer entfernten Hütte. Leicht bergauf würde es gehen... leicht, dass ich nicht lache!

Und unter gemütlich stellte ich mir etwas anderes vor als den Marathon, den meine Kollegen veranstalteten.

Es wurde bereits dunkel, obwohl es noch recht früh war. Man merkte, dass wir uns dem kürzesten Tag im Jahr näherten. Die Tatsache, dass die Dunkelheit schnell hereinbrach, störte mich fast so sehr wie die Tatsache, dass ich keine Taschenlampe hatte und zudem noch nachtblind bin.

Ein prima Betriebsausflug. Klasse. Einwandfrei. Wütend stieß ich einen Kiesel vor mir her. Schon kurz darauf konnte ich den Weg kaum noch erkennen. Ob die anderen schon gemerkt hatten, dass ich den Anschluss verpasst hatte? Wenn ja, würde mir ja hoffentlich bald einer entgegenkommen.

Ein wenig hilflos stolperte ich vorwärts. Prompt verfing sich mein Fuß in einer Wurzel und ich fiel der Länge nach hin. Mir reichte es. Ich beschloss, mich an den Wegesrand – oder zumindest dort, wo ich den Wegesrand vermutete- hinzusetzen und auf meine Kollegen zu warten. Früher oder später musste einer bemerken, dass ich fehlte und würde nach mir suchen.



Ich saß dort, einsam, im dunkeln und frierend, ohne dass jemand kam um nach mir zu suchen.

Plötzlich hörte ich eine aufgeregte Stimme:

„Irgendwo muss es doch hier sein!“

Schon wollte ich rufen: „Ja, hier bin ich!“ Doch zu meinem Glück tat ich es nicht.

Eine andere, sehr viel tiefere Stimme antwortete: „Im Buch steht, dass es hier irgendwo sein muss...“

Nein, das waren eindeutig nicht meine Kollegen. Vorsichtig tastete ich mich zu der Rückseite des Baumes, an den ich mich gelehnt hatte und versteckte mich. Einen Moment später sah ich den Lichtkegel einer Taschenlampe um die Kurve kommen. Durch den schwachen Schein erkannte ich die Silhouetten zweier Männer, der eine riesig wie ein Berg, der andere klein, massiv und bärtig.



„Und wenn das Buch sich irrt?“ fragte der große Mann.
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„Das Buch irrt sich nie!“ giftete der Zwerg. Schweigend suchten sie den Weg ab.

Was zum Geier mochten die Typen im Wald suchen, was in einem Buch steht? Eine Touristenattraktion bestimmt nicht, denn die gab es nicht und die sucht man auch nicht im dunkeln.

Egal, was die wollten, aber es klang nicht legal und ich hatte nicht die geringste Absicht, in Schwierigkeiten zu geraten.



Vorsichtig krabbelte ich rückwärts, die Fremden nicht aus den Augen lassend, weiter ins Unterholz. Plötzlich rutschte ich ab, verlor das Gleichgewicht und schlingerte , mit den Armen wild rudernd, die Böschung runter. Ich schrie vor Schmerz auf, als ich auf etwas hartem landete. Verdammt, dass hatten die Typen bestimmt gehört.



Ich griff hinter mich und hob den Stein auf, auf dem ich mit dem Steißbein voran gelandet war.

Der Lichtkegel der Taschenlampe schob sich suchend über das Unterholz in meine Richtung.

„Da ist wer....“ grummelte die tiefe Stimme des Riesen.

Von dem Licht der Lampe geblendet deckte ich meine Augen mit der Hand ab.

„Schau, Willi, sie hat den Stein gefunden!“ rief der Zwerg erstaunt. „Halt die Klappe, du Idiot!“ fauchte der andere – Willi- .

Ich wog den Stein abschätzend in der Hand, fragte mich, wie nützlich er wohl als Wurfgeschoss sein mochte.

Sie wollten den Stein? Konnten sie haben.

Ich holte aus und warf den Stein mit aller Kraft. Der Stein traf. Und zwar den Riesen Willi mitten ins Gesicht. Und dann den Zwerg. Ich staunte nicht schlecht, als ich sah, wie der Stein von dem Kopf des Großen abzuprallen schien, dann wie von magischer Hand geleitet den Zwerg ins Land der Träume schickte, um schließlich wieder in meiner ausgestreckten Hand zu landen.

Sinnbildlich gesprochen fiel mir alles aus dem Gesicht.

„Hol das Buch!“ befahl eine dunkle, angenehme Stimme.

„Wer?“

„Ich, der Stein!“ In meiner Hand bewegte sich der Stein. „Und nun mach schon, blöde Kuh, glaubst du, die beiden schlafen ewig?“

„Äh, nein...“ antwortete ich völlig überrumpelt. Mit mir hat noch nie ein Stein so unverschämt gesprochen. Genaugenommen hatte ich noch nie eine Konversation mit einem Stein.
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Dennoch beeilte ich mich, die Taschen des Zwerges zu untersuchen. Tatsächlich hatte er ein dickes, in dunkles Leder gebundenes Buch dabei.

„Das?“ fragte ich unnötigerweise.

„Was denn sonst für eines?!“ Der Stein wirkte trotz seiner Unhöflichkeit erleichtert.

„Und jetzt steck es ein, bevor es jemand sieht...“



Hinter mir hörte ich Schritte. Hastig drehte ich mich um und starrte in die Dunkelheit.

„Meinst du nicht, mit der Taschenlampe könntest du mehr sehen?!?“ knurrte der Stein leise.

Wo er recht hatte.... ich hob also die Lampe des großen Willis auf und leuchtete in die Richtung, aus der die Schritte kamen.



Und starrte direkt in das Gesicht meines Chefs. „Wir haben Sie schon gesucht!“ sagte dieser vorwurfsvoll. „Was ist denn hier passiert?!“ Er deutete auf die am Boden liegenden Männer.

„Idiot!“ zischte es leise, kaum vernehmlich in meiner Hand. „Sieht man doch...“

„Ich ....äh,...... bin überfallen worden“, log ich.



„Oh, mein Gott!“ rief mein erschrockener Chef, zückte sein Handy und rief die Polizei. Kurz darauf war der Wald von Blaulichtern taghell erleuchtet. Hundert Mal wiederholte ich meine Geschichte vom Überfall, verschwieg dabei aber das Buch und den Stein, der inzwischen in meiner Jackentasche lag und leise vor sich hin schimpfte. Erst, als ich wieder zu Hause war, begann ich, mich eingehender mit beiden zu beschäftigen.



Man sollte kaum glauben, was in diesem Buch alles stand und was der Stein alles konnte. Ich reichte am nächsten Tag meine Kündigung bei meiner Firma ein und widme mich seitdem dem Studium von Stein und Buch. Bald, bald ist es soweit... bald werden der Stein und ich Macht erlangen... bald, meine Freunde, bald.....


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Punktestand der Geschichte:   89
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Kommentare zur Story:

  Ich stehe etwas ratlos rum wegen der vielen Kommentare, die sich mit Kindern befassen.
Was hat denn diese Geschichte mit Kindern zu tun, ausser dass diese wahrscheinlich mit Bgeisterung den Stein zu einigen unkonventionellen Taten veranlassen würden, so sie ihn denn hätten?

Aber das würde auch jeder Erwachsene tun, egal wie alt.
Da fiele uns doch allen eine ganze Menge ein, oder?

Und deshalb meine ich auch, die Geschichte darf eigentlich an dieser Stelle nicht enden, der Stein müsste seinen Meister(in) finden.
Zu sinnvollem Tun genutzt werden und seine frechen Sprüche sozusagen als GAG beibehalten.

Hat mir sehr gut gefallen, aber ich liebe auch märchenhafte Bezüge.
5 Punkte  
Lies  -  18.07.03 19:24

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  Sher gut. Volle Punktezahl.  
Karl  -  21.07.02 16:52

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  mein eindruck:
feinsinniger humor, ein blick für details und auf jeden fall talent zum
schreiben. teilweise fühlte ich mich auf angenehme art und weise an "harry potter" erinnert. besonders die szene mit dem stein, dem du wirklich eine humorige lebendigkeit eingehaucht hast.
der schreibstil ist angenehm und nicht langweilig. er könnte noch etwas ausgefeilter sein. aber nur geringfügig.
weiter so, liebe grüße  
Majissa  -  22.03.02 21:47

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  hehe dann ist ja gut :-) Du glaubst gar nicht was ich so alles für Meinungen über Kinder gehört hab. Die krasseste war, Kinder wären kleine Monster, die man erziehen müsse damit sie zu was vernünftiges werden. Und das war von demjenigen nicht sarkastisch gemeint (Hitler lässt grüssen:-))
Dein Kind wird dich dafür lieben, dass Du nicht nein sagen kannst. "Probleme" wirst Du damit wahrscheinlich nur mit anderen bekommen, die meinen Du wärest zu nachsichtig. Aber ignoriere das ruhig. Aus denen spricht nur die Eifersucht, weil sie selbst als Kinder so viel entbeeren mussten, was nicht hätte sein müssen (Viva la Erziehung) :-)
Ich wünsche dir auf jedenfall viel Glück mit deinem Kind, und hoffe für dich (und für dein Kind), dass Du nicht zu oft in die Situation kommst, nein sagen zu müssen.
Übrigens hab ich schon verstanden wie Du es meintest. Sarkasmus ist mein zweiter Vorname *hehe*  
Jan Nolte  -  19.03.02 22:35

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  nicht wirklich ernst, nur im literarischen Sinne *lol* Sorry, wenn das mißverständlich war. Also noch einmal in aller Deutlichkeit: ICH LIEBE KINDER! Ich werde vermutlich mit meinem kleinen Zwerg viele Probleme haben, weil ich bei einem kleinen Kind nicht nö sagen kann..... puhhh, das war wieder eine Beichte, die mir schwer fiel... ehrlich, das hattest du ein wenig falsch verstanden....*lol* Wieder gut?  
Maegumi  -  19.03.02 18:42

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  nicht wirklich ernst, nur im literarischen Sinne *lol* Sorry, wenn das mißverständlich war. Also noch einmal in aller Deutlichkeit: ICH LIEBE KINDER! Ich werde vermutlich mit meinem kleinen Zwerg viele Probleme haben, weil ich bei einem kleinen Kind nicht nö sagen kann..... puhhh, das war wieder eine Beichte, die mir schwer fiel... ehrlich, das hattest du ein wenig falsch verstanden....*lol* Wieder gut?  
Maegumi  -  19.03.02 18:42

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  ich fange jetzt lieber keine Diskussion über Erziehung an, das hatte ich schon zu genüge auf kg.de (eine Horrorwoche :-)). Ich weiß ja nicht, wie ernst Du den Teil meintest, wo Du sagst, man dürfe Kinder nicht bevorzugen, aber ich denke es ist schon wichtig, schliesslich sind sie noch in der Entwicklung und brauchen mehr als ein Erwachsener (dh. die volle Aufmerksamkeit der Eltern). Klar, kann man sie nach eigenen Vorstellungen erziehen und perfekte Soldaten aus ihnen machen um den Feind zu bekämpfen. Warum sollten unsere Kinder es besser auch haben als wir es hatten?! (für diejenigen, die diesen Humor nicht kenne: Das war sarkastisch gemeint :-))  
Jan Nolte  -  19.03.02 17:14

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  @Sam: wenn ich wirklich so einen Stein fände, würde ich ihn im See versenken. Besser noch: im Meer an der tiefsten Stelle. Und das Buch verbrennen. Nein, der Stein ist GARANTIERT nicht gut... wird wohl Zeit für eine Fortsetzung...
@Jan Danke, ich finde es schön, wenn dir der Stil gefällt... übrigens: ich habe nichts gegen Kinder... ich bin nur dagegen, sie irgendwie zu bevorzugen, nur weil es Kinder sind. Und mal ganz nüchtern betrachtet: Ein Kind des Feindes ist ein heranwachsender Feind. Und die sollte man beseitigen, solange man es sich noch nicht wehren kann ...;-)
Nein, ich mag Kinder... ich bekomme gerade selber eins ;-)  
Maegumi  -  19.03.02 15:54

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  Bin gespannt wie es weiter geht (es geht doch noch weiter, oder? :-))
Deine Schreibstil gefällt mir sehr, schön sarakastisch („Und nun mach schon, blöde Kuh, glaubst du, die beiden schlafen ewig?“ *hehe*).
Ich wüsste schon so einiges, was ich mit dem Stein machen würde (zb. Erwachsene damit bewerfen, die sich anmassen ein Kind (oder mich) erziehen zu müssen :-)
  
Jan Nolte  -  15.03.02 21:18

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  was reizt dich denn so an der macht? glaubst du, dazu fähig zu sein, mit dieser macht umgehen zu können? ist es dir egal, ob der stein gut ist oder nicht? wenn er schon zwei kreaturen getötet hat, woher weißt du das er nicht irgendwann dich töten wird?  
once was sam  -  15.03.02 11:42

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  Mich würde eine Fortsetzung freuen :-) Sehr gut geschrieben, vor allem die Idee der Geschichte ist sehr interessant! :-)  
SabineB  -  10.01.02 21:52

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  Ich werde das tun, was jeder tun würde: die Weltherrschaft anstreben.... nee, mal sehen... ich habe bewußt viel offen gelassen, um das "Kopfkino" ein wenig anzuregen...;-)  
Maegumi  -  07.01.02 15:40

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  Macht und Kraft hatten schon viele Menschen... das Streben danach, um damit Gutes zu tun... von denen, die sie erlangten, nicht alle?
Bist Du nun ein Wesen, das dem Zwerg oder dem Riesen ähnelt? Oder wem sonst?
Was wirst Du tun mit der vermeindlichen Macht des Steins? *neugierig sei* Coole Geschichte!  
Teleny  -  05.01.02 17:52

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  So wie die Protagonistin sich fühlt(e), das erinnert ich an meine miese, beschissene Kinder- und Jugendzeit. Ich kann voll und ganz mitfühlen.
Ich will auch so einen Stein!!!!  
Stefan Steinmetz  -  04.01.02 12:39

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