Besonderes Laufen,

wohin auch immer die schick bekleideten Füßchen tragen.

Oder wie weit.



In Paris wollte ich nicht in irgendwelchen Schuhen herumlaufen, besonders nicht, weil es ein besonderer Tag war und ich mich selbst und meinen Begleiter ebenfalls für besonders hielt.

Also Pumps.

Ich stickelte auf ihnen munter und ohne sichtbare Leidensmiene hinter den lederbesohlten und flachen Schuhen eben dieses besonderen Menschen hinterher.

Es soll ja schon vorgekommen sein, dass Paare und zwar besonders Verliebte oder die, die vielleicht noch etwas retten wollen, miteinander nach Paris gereist sind um besonders viel zu sehen und erleben.

Aber niemandem wurde eine solche Besonderheit zuteil, wie mir.

Mein Gefährte hat nun wirklich keine Kosten und Mühen gescheut mir einen besonderen und unvergesslichen Geburtstag zu bereiten.

Was er für alles auf sich genommen haben muss ist für mich einfach unbegreiflich.

Brückenpfeiler hat er mit N´s dekorieren lassen, kleine Gobelinkisschen mit meinem Anfangsbuchstaben besticken lassen, ach, einfach überall fand ich loorbeerbekränzte und imposante N´s die mir wohl wirklich so richtig verdeutlichen sollten, welch besondere Person ich für ihn bin.

Es war wirklich unglaublich.

Ich nehme den Mund zu voll?

Leide an Realitätsverlust?

NEIN, sogar ein Banner hat er drucken lassen, es war riesig.

Ich kann gar nicht in Worte oder Bilder fassen,

wie besonders es wirklich war.

Aber das Banner habe ich fotografiert, es kam am Tag nach meinem Geburtstag ohnehin in den Müll, und so habe ich wenigstens eine Erinnerung an mein kindliches Staunen und seine Freude, als ich dieses dezente Ding entdeckt hatte.

Wie zufällig hatte er mich daran vorbei geführt und sich nichts aber auch wirklich gar nicht, anmerken lassen. Nein, er tat sogar besonders charmant so, als hätte er rein gar nichts damit zu tun, so als würde dieses Plakat nur "zufällig" hier hängen.

So hielt er es dann auch mit den N,s. Für einen gewissen Naproleon oder irgend so jemanden sollten die da hin gemeißelt worden sein.

Noch nie von dem gehört.

Ich wusste es besser und quittierte seine dilettantischen Versuche, mich von seiner Nichtbeteiligung an meiner Geburtstagsdekoration zu überzeugen mit schallendem Gelächter.
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Er ist halt nicht sehr überzeugend.

Wer ihn kennt, weiß dass und sieht darüber hinweg.



Besonders ging es auch weiter.

Er führe mich ins Metronetz und fuhr mit mir klischeehalber an eine U- Bahn Endstation.

Je näher wir dieser kamen, desto zwielichtiger wurden die Gestalten, die sich mit uns das Abteil teilten, so dass ich gezwungen war, mich schutzsuchend in seine Arme zu kuscheln.

Es war sooooo romantisch.

Bestimmt waren die Gestalten alles Statisten gewesen.

Er muss so eine Art Adventure Sightseeing Tour gebucht haben.

Ich hab mal gelesen, dass es so etwas gibt.

Was das alles gekostet haben muss.

Von der Metro aus, ging es an Hütchenspielern, Hehlern und dem ein oder anderen mit Maschinengewehr ausgestattetem Polizisten vorbei. Es stank fürchterlich und komische Dinger, die wohl wie Exkremente aussehen sollten waren in nicht gleich auf den ersten Blick einsehbaren Ecken und Winkeln dekoriert.

Das so etwas möglich ist, war mir bisher fremd. Es war alles so authentisch gewesen, dass mich kurz wirklich der Verdacht beschlich, alles wäre echt.

Ihr müsst Euch vorstellen, welche Logistik alleine für all die Requisiten nötig gewesen sein muss. Die Make- Ups, die abgeranzt aussehenden Kleidungsstücke bis hin zum Geruch.

Es ist wirklich in seiner Gänze nicht überschaubar.

Mein Gefährte muss einen wahnsinnigen Druck gehabt haben, all diese Momente in ihrer Gänze zu inszenieren, all diese Menschen zur richtigen Zeit an den richtigen Orten und in den richtigen Posen dekoriert zu haben.

Besonderes Laufen hatte ich oben geschrieben, nicht wahr?

Nun ja, es war schon besonders, wie ich aufgrund der so echt wirkenden Situation hilfesuchend und etwas erschrocken in seiner Nähe Schutz fand.

Er vergaß natürlich nicht, immer wieder zu erwähnen, wie gruselig das alles wäre, und fragte andauernd nach, ob mir nicht ein wenig unheimlich zumute sei. Nun gut, was war schon dabei, ich ließ mich also auf das Spielchen ein und machte mal ein Huch! oder Ach!, setzte ab und an ein mitleidvolles oder ängstliches Gesicht auf und krallte von Zeit zu Zeit meine Fingernägel wie beunruhigt in seinen Unterarm.
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Leider habe ich keine Fotos machen können, denn wenn ich meine Kamera aus der Sicherheitsundantidiebstahlzone unter meinem Arm in meiner Handtasche geholt hätte, wäre ihm sofort klar gewesen, dass ich diese wahnsinnige Inszenierung durchschaut hatte.

Also, keine Bilder.

Ich enttäusche nur ungern Menschen, die sich Mühe mit mir machen.

Aber zwei Bilder von der wirklich originellen Kneipe in die er mich zum Mittagessen führte, habe ich dann doch gemacht. Sie lag inmitten des Antiquitätenmarktes, der sich unmittelbar an unseren "gefährlichen" Weg anschloss und war so liebevoll reich dekoriert, voll vom Pomp und der Glorie vergangener Weihnachtsfeste aus der Zeit der französisch- zarenistischen Freundschaftsbewegung, dass ich mich sofort in einer seeligen Stimmung befand.

Auf einer Bühne spielen munter Monsieur Bon Tempi und sein treuer Freund Akk Ordeon ein zauberhaftes Duett, das durchzogen war von so zahlreichen, unendlich überspitzten Paraphrasien und Disharmonien, kurz:

Es machte mich auch ohne Alkohol völlig gelöst und willenlos.

Die zauberhafte Chansonsängerin Agricolette gab dann auch noch ihr bestes und lenkte uns damit wirklich gut vom schlechten Essen, das es in dieser Form in keiner Gastronomie der Realität geben kann ab.

Ich würde der Reiseagentur gerne 5 Sterne für diesen Trip geben, weiß allerdings nicht, über welche er dieses wirklich geniale Package gebucht hat.

Er und die Agentur haben wirklich an alles gedacht.



Chapeau, Chapeau,

....er endet auf "O"
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