Kurzgeschichten · Erinnerungen · Winter/Weihnachten/Silvester

Von:    Waldkind      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 15. November 2015
Bei Webstories eingestellt: 15. November 2015
Anzahl gesehen: 2187
Seiten: 2

Jedes Stück Holz

hat seine Berechtigung.

Jedes eine besondere Funktion.



Holz,

ein lebendiger Brennstoff,

der direkt,

also zumindest hier im Spessart,

als auch in anderen Waldgegenden,

vor der eigenen Türe wächst.

Holz aus dem eigenen Wald

oder Holz, dass man hier im Rahmen

der Spessartholzrechte im Wald holt.



Holz machen.



Mit Sägen, Äxten und Spaltkeilen

sind sie früher in den Wald gezogen,

also zu der Zeit,

als meine Großeltern

noch in den Wald gingen.



Eisenharte Körper,

noch härtere Arbeit

aber Gesang auf dem Weg dahin.



Pflegend "ernteten" sie im Wald,

tief verankert das Wissen um

die Wichtigkeit des gesunden Waldes.



Holz spalten.



Die auf einen Meter gesägten Stämmen

werden gespalten.

Auf Kreuzstösse werden sie gesetzt.

Jedes Stammstück aufbrechen,

Jedes Teilstück ordentlich schichten.

Stabil muss es sein.



Holzstere.

Kraft, Energie und Sorgfalt sind

von Nöten um einen

festen Ster

auf den Holzplatz zu setzen.

Die Stere sitzten abgedeckt,

bis sie trocken sind.

Zeit braucht es dazu,

und Geduld.



Holz sägen.



Wenn die Stere nach ca. 2 Jahren

durchgetrocknet sind,

werden die Scheite in 3-5 Stücke gesägt.

Je nach Ofen.



In den Steren,

die wir dieses Jahr sägten,

lagen noch alte 'Stickel' von Opa.

Stickel sind entrindete Stangen,

die zum 'Bohnenstickeln' von Stangenbohnen,

oder zum bauen von Zäunen

verwendet werden.

Papa sagte mir,

ich sollte sie in Ehren halten,

die Stickel,

es wären die letzten Stücke

von Opa's.



Die Stere,

die ich Scheit für Scheit

meinem Vater reichte

damit er sie sägt,

wurden noch zum Großteil

von meinem Großvater aufgesetzt.
Seite 1 von 3       


Eine von meiner Oma genähte Kunstledertasche in der eine Flasche

'Äbbelwoischorle' drin war,

begleitete meinen Opa zu jeder Holzaktion.



Ich warf je Scheit

immer 4 Stücke auf den Hänger.

Zwei Vormittage lang 4 Hänger voll.

Und jedes einzelne Stück

dieses Holzes,

hat eine besondere Form oder Maserung.

Je nach Holzart,

hier aufgrund des hohen Heizwertes meist Buche,

zwischendurch auch mal die schön flammende Birke,

oder die schnell brennenden Kiefern und Fichten,

also je nach Holzart und Form

wandern die Stücke später in den Ofen,

manche zum anstecken,

manche zum Wärme halten.



Jedes einzelne Stück,

sei es auch noch so klein,

schenkt Wärme.



Brennholz aufsetzen.



Als Mädchen wurden wir immer

etwas fern gehalten,

von der ganzen Holzmacherei.

Vom Balkon aus sah ich den großen

Hänger vor der Holzhalle stehen.

Meine Großeltern und meine Eltern warfen das Brennholz für zwei Haushalte

in die Scheune.

Am Ende war die Halle immer voll

und der Raum darin verschwunden.



So ich muss also Brennholz aufsetzen.



Alleine.



Opa hatte auch Brennholz mit mir aufgesetzt

und mir den Kreuzstoß erklärt.

Damit kann man nach oben

ohne seitliche Begrenzung setzen.

Hat mir gezeigt, dass am Boden, zwischen den einzelnen Reihen

ein Zwischenraum sein muss,

damit man die Reihe nach oben

in Richtung Wand verlagern kann,

Opas Holzreihen waren einfach immer fest.



Jedes Holz saß an seinem Platz,

jeder Kreuzstoß bestand aus stabil

ineinander greifenden Hölzern.

Jedes einzelne Stück,

auf dem Platz,

an den es hingehörte.



Ich setze also das Holz auf,

erinnere mich an Opas große, starke Hände.

Ich sehe sie, wie sie an seiner Hobelbank

über zarte Hölzer strichen,

dessen Maserung fühlten,

wie sie Werkzeug hielten,

und Spielzeug bauten.
Seite 2 von 3       




Ich stellte mir vor, wie es war,

als er das letzte Mal

mit mir Holz aufsetzte

und bin mir gewiss,

er konnte das Holz nicht nur fühlen.



Mein Opa konnte das Holz hören.



Ich weiß jetzt,

dass er es auch wusste:



'Jedes Stück hat seinen Platz,

jedes Stück seine Berechtigung,

jedes Stück erfüllt genau den ihm

angedachten Sinn! '
Seite 3 von 3       
Punktestand der Geschichte:   185
Dir hat die Geschichte gefallen? Unterstütze diese Story auf Webstories:      Wozu?
  Weitere Optionen stehen dir hier als angemeldeter Benutzer zur Verfügung.
Ich möchte diese Geschichte auf anderen Netzwerken bekannt machen (Social Bookmark's):
      Was ist das alles?

Kommentare zur Story:

Leider wurde diese Story noch nicht kommentiert.

  Sei der Erste der einen Kommentar abgibt!  

Stories finden

   Hörbücher  

   Stichworte suchen:

Freunde Online

Leider noch in Arbeit.

Hier siehst du demnächst, wenn Freunde von dir Online sind.

Interessante Kommentare

Kommentar von "Jonatan Schenk" zu "Eine Rose wird blühen"

ein sehr schönes gedicht!

Zur Story  

Aktuell gelesen

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. Über ein Konzept zur sicheren und möglichst Bandbreite schonenden Speicherung von aktuell gelesenen Geschichten und Bewertungen, etc. machen die Entwickler sich zur Zeit noch Gedanken.

Tag Cloud

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. In der Tag Cloud wollen wir verschiedene Suchbegriffe, Kategorien und ähnliches vereinen, die euch dann direkt auf eine Geschichte Rubrik, etc. von Webstories weiterleiten.

Dein Webstories

Noch nicht registriert?

Jetzt Registrieren  

Webstories zu Gast

Du kannst unsere Profile bei Google+ und Facebook bewerten:

Letzte Kommentare

Kommentar von "axel" zu "Die Belfast Mission - Kapitel 08"

Toll recherchiert oder boxt du selber? Jedenfalls war das Ganze wieder sehr spannend und lebensnah. Ich staune immer wieder über deinen lebendigen Schreibstil. Ein mitreißender Roman.

Zur Story  

Letzte Forenbeiträge

Beitrag von "Tlonk" im Thread "Winterrubrik"

auch von mir. Bleibt gesund und munter und wer es nicht ist, werdet es. Macht diesen schönen Feiertag zu etwas Besonderem. Ihr habt es in der Hand. Euer Tlonk

Zum Beitrag