Kurzgeschichten · Amüsantes/Satirisches

Von:    ThiloS      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 20. Februar 2015
Bei Webstories eingestellt: 20. Februar 2015
Anzahl gesehen: 2199
Seiten: 2

Neulich stehe ich so auf dem Bürobalkon und rauche vor mich hin, als ich „pling“ eine Nachricht auf mein Iphone erhalte: „Seit Du mich verlassen hast fühle ich mich einsam und leer.“ Und eine mir unbekannte Handy Nummer.



Nun habe ich, zumindest bisher, niemanden verlassen, weil schlicht niemand da ist, den ich verlassen haben könnte. Zumindest wüsste ich es nicht. Die letzte Dame, die ich verlassen habe, habe ich zu einer Zeit verlassen, in der Rechner mit 64 Megabyte Festplattenspeicher das Nonplusultra der Computertechnologie waren. Also, wenn es DIE wäre, dann bestünde eine gute Chance, dass mein vielleicht gezeugtes Kind mittlerweile eine fertige Berufsausbildung oder sogar eine eigene Familie hat.



Ich beantworte die SMS mit der meines Erachtens vollkommen berechtigten Frage: „Wer bist Du?“



Keine Sekunde später kommt ein „Tu nicht so“ zurück.



Na gut, dann tu ich eben nicht so und schreibe: „OK, was willst Du noch? Es ist alles gesagt!“

„Pling“: „Es tut mir leid“.

Ich schreibe „Dazu hast Du auch allen Grund“ zurück. Und, bevor er oder sie antworten kann, setze ich ein „Du Schwein“ hintendran.

„Pling“: „Hast ja recht aba was kann ich tuen ausser mich zu enschuldigen?“



Tja. Nix, würd ich mal sagen. Oder halt, doch!



Ich schreibe „Das kann ich Dir genau sagen: Du überweist jetzt 50 Tacken an Brot für die Welt und machst einen Screenshot von Deinem Computerbildschirm. Ich will das sehen!“

Daraufhin kommt ein verblüfftes: „Ja, mach ich, aber was dann?“



Jooo… was dann?



„Dann schickst Du mir noch einen Strauß Blumen. Rosen. Rote Rosen. 50 Stück. Langstielig. Und eine Karte, mit der Du Dich entschuldigst. Und ich will, dass es echt klingt. Sei nicht so phantasielos.“



„Pling“. „Weisst Du was das kostet?“



Klar, deswegen mach ich es ja! „Das sollte Dir unsere Liebe nach all dem schon wert sein, findest Du nicht?“



Diesmal hat es eine Minute Pause. Anscheinend rechnet mein Galan nach…



„Was wird Dein Mann dazu sagen?“ kommt als Nächstes.



Ja, der wäre bestimmt nicht begeistert von seiner Ehebrecherin und ihrem orthographieschwachen Hengst.
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„Der ist auf Geschäftsreise und nicht vor Ende des Monats zurück!“



„Pling“: „Als Bäcker?“



Oh verdammt. Ich brauch eine Lösung. Schnell. Folgendes: „Er ist auf einem Bäckerkongress in Berlin. Ich habe also viel Zeit und ja, auch ich fühle mich einsam.“ Und ein „sehr einsam, wenn Du verstehst, was ich meine…“

Diesmal, wie aus der Pistole geschossen: „Wann seen wir uns wieder?“

Ja, so siehst Du aus, mein Freund! „Erledige zuerst das, was Du erledigen sollst. Danach melde ich mich bei Dir. Ich will, dass Du es diesmal ernst meinst!“



Zurück kommt dann nur noch ein Herzchen. Der Idiot. Ich bin gespannt, ob es in Kürze heißt „Bäcker erschlägt seine Frau und deren Liebhaber“.



Und die Moral von der Geschicht? Schick SMS an falsche Nummern nicht.
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Kommentar von "Sabine Müller" zu "verkaufte Seele"

Hallo, sehr berührend. Gefällt mir gut, auch wenn es sehr traurig ist. Gruß Sabine

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