Emilia gab endlich nach. Sie kämpfte schon seit mehreren Tagen. Gegen dieses elende Verlangen nach Schmerz, weil es innen drin so sehr weh tat, dass sie den Schmerz durch außen betäuben musste. Sie wusste nicht woher und warum. Vielleicht auch gar nicht wo der Schmerz saß und ob er überhaupt da war. Doch irgendwo fühlte sie sich richtig unwohl, weil alles um sie herum schon wieder zu viel war. Zu groß. Zu viele Entscheidungen, die sie treffen sollte. Zu viel Einsamkeit. Und verzweifelt und traurig war sie auch irgendwo, weil sie nicht konnte wie sie wollte und sollte. Weil wieder einmal nichts nach Plan lief und das Schuljahr so begann wie es aufhörte. Mit quälenden Gedanken und Schmerz. Richtig hilflos fühlte sie sich. Weil sie so wie sie war nirgends hineinpasste. So unfähig und verletzlich, weil sie den Herausforderungen nicht gewachsen war. Weil keine Tränen kamen, die erleichtern konnten. Weil dieser quälende Schmerz nicht aus ihr raus kam, sondern sie innerlich in tausend Fetzen riss. Und deshalb wollte sie den äußeren Schmerz fühlen, das Blut sehen und die vielen Wunden, die brannten als stünde sie in Flammen. Schmerz, der sie für einen Moment ablenkte. Den sie gar nicht mehr richtig in Erinnerung hatte, weil das letzte Mal schon so lange her war, aber der alles ein wenig erträglicher machte. Sie etwas Gutes fühlen ließ, weil sie sich so sehr danach sehnte.