Traumfragmente vom 06.03.2014   52

Kurzgeschichten · Erinnerungen · Experimentelles

Von:    Ben Pen      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 7. März 2014
Bei Webstories eingestellt: 7. März 2014
Anzahl gesehen: 1822
Seiten: 2

Zu Beginn meiner Traumreihe befand ich mich auf Einbrechertour. Ich sollte etwas aus einem Büro klauben, ohne dass der davor sitzende Sekretär etwas davon mitbekäme. Chef der Abteilung und Inhaber des kleinen Büroraumes war meine Frau, allerdings nicht wirklich, jedoch fühlte es sich so an; ich wusste sie in ihm.

Wie ich überhaupt hineingekommen war, in diesen Raum, daran kann ich mich nicht erinnern. Wahrscheinlich hatte einfach niemand davor Wache gestanden und ich war schnurstracks rein marschiert. Meine Frau, der Chef, war mittlerweile als Gegenstand in meiner Tasche verschwunden. Jetzt, da der Raum wieder bewacht wurde, standen wir allerdings vor einem Rätsel: Wie ungesehen hinausgelangen?

Aus dem Fenster konnten wir (ich verkörperte ein Kollektiv) nicht klettern, da es a) zu hoch und b) sowieso geschlossen war bzw. es weder einen Griff gab noch sonst irgendeine andere Möglichkeit bestand, es wenigstens so weit zu öffnen, dass ich daraus hätte entschlüpfen können. Irgendetwas ist auch noch mit einer Gegensprechanlage gewesen …

Schließlich bin ich einfach rausgegangen: Draußen hat der Personalchef gesessen, und rechterhand, am Rand, ein alter Freund, der sich schon lange von mir verabschiedet hat, und mich, beide Brauen arrogant gelupft, etwas irritiert musterte. Er war gerade dabei gewesen, einen kleinen, rechteckigen Zettel auszufüllen.

Nichtsdestotrotz schaffte ich es an beiden vorbei, auch wenn ich dem Personalchef meine Nummer geben musste. Und das, wo ich doch nicht hatte entdeckt werden wollen! – Glücklicherweise konnte ich mich nicht mehr ganz so perfekt an meine Handynummer erinnern, so musste ich nicht lügen; heraus kam allerhöchstens eine Hand voll Zahlen, die fremd klangen, in meinen Ohren, vage, unerinnert, mehr geraten als gewusst. Noch in der Tür ließ ich die letzten (falschen) Ziffern fallen.

Später saß ich meinem Zimmer, das erstaunlich viel Ähnlichkeit hatte mit dem aktuellen meines Bruders, obwohl spiegelverkehrt eingerichtet, und durchforstete das Internet nach Pornos. Nachdem ich fündig geworden war, schaute ich mir einen an. Na ja, jedenfalls versuchte ich es. Zu dominant war meine Angst, erwischt zu werden. Immer wieder mutmaßte ich meine Mutter auf dem Sprung.

Ich jonglierte etwas mit den Fenstern, stülpte eines übers andere, und versuchte, das Ganze irgendwie (für später) herunterzuladen.
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Dabei half mir Downloadhelper – oder versuchte es zumindest: Irgendetwas mit ihm war nicht mehr so ganz in Ordnung. Das Video selbst zeigte zwei Mädchen, an eine Wand (orange) gelehnt, die eine (mit langen, rotgefärbten Haaren und einer Nerd-Brille) auf einem Bett sitzend, die andere (mit schulterlangem, brünettem Schopf) am Boden kauernd, das eine Bein von sich gestreckt. Erstere hatte ein fleischfarbenes, auf seltsame Art und Weise vibrierendes Muttermal am Hals – das ich schnell zu ignorieren suchte …

Sie unterhielten sich, über irgendetwas, schauspielerten sichtlich. Sie schienen auf etwas zu warten. Darauf, dass ich erwischt wurde? – Was sie vermieden, war, sich irgendwelchen meiner autoerotischen Phantasien hinzugeben, leider … Nichtsdestotrotz wähnte ich sie unbekleidet, obwohl mindestens eine, die Brünette, ein grellgrünes Top, darunter, kaum sichtbar, die Träger eines Unterhemds, weiß, dennoch hell hervorstechend, trug. Ebenfalls kann ich ihr einen kurzen, schwarzen Rock memorieren. An die Kleidung der Rothaarigen jedoch kann ich mich nicht erinnern. Alles, was ich von ihr behalten habe, ist die Sicht auf ihren blanken, langgestreckten Hals.

Im nächsten Moment sah ich den beiden beim Rausgehen zu. Und wurde Teil ihrer Geschichte. Plötzlich war ich mitten unter ihnen, draußen, im Niesel, vor den Granitmauern, im Schatten des Glockenturmes einer kleinen Kirche – und dennoch weiterhin bloß stummer, ohnmächtiger Beobachter. Ich wusste sie auf dem Weg in ihre Schule. Dennoch schienen sie zu warten, wieder; sie standen da und unterhielten sich mit Freunden. In unmittelbarer Nähe: eine Straße. Der Himmel: grau.

Die Mädchen trugen Parkas, bunte Regenjacken. Tatsächlich sagen sie, im Chor. Und das, obwohl sie mindestens 21 waren, soviel sei gesagt! – Sie verhielten sich wie Schulkinder, gingen liebevoll, harmonisch miteinander um – bis ihre Lehrerin auftauchte: Von da an gaben sie sich streitsüchtig, schauspielerten, wohlgemerkt, wieder, diesmal allerdings, indem sie ihrer Lehrerin die eine oder andere Zwistigkeit vorgaukelten, Grüppchen bildeten und gegen einander anpöbelten.

Diesem Treiben sah ich eine Zeit lang zu, bis ich – noch immer im Traum – erwachte. Jetzt lag ich in meinem Bett.
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Vor mir, agierend: meine Frau. Sie legte Wollsocken auf einen Diwan unterhalb der Bettkante.
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Punktestand der Geschichte:   52
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Kommentar von "Sebastian Krebs" zu "Ein Wort zum Valentinstag"

Durchaus nette Geschichte, die einen wohl wahren Kern behandelt. Fünf Punkte und ein Trullala!

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