Die Polizei, dein Freund und Helfer   85

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten

Von:    Michael Kuss      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 7. Februar 2013
Bei Webstories eingestellt: 7. Februar 2013
Anzahl gesehen: 2406
Seiten: 2

Zugegeben, ich halte nicht in jedem Fall die zulässige Geschwindigkeit ein, aber ich bin kein Raser, sondern bewege mich immer im Rahmen vertretbarer zehn Prozent Überschreitung. Und ich zahle auch einsichtig und ohne Murren meine Fünfzehn Euro, wenn ich in der Stadt mal mit 60 statt mit 50 Km/h geblitzt wurde. So weit, so gut…

Aber heute passierte folgendes: Berliner Stadtautobahn. Erlaubte Höchstgeschwindigkeit 80, die ich penibel auf der rechten Fahrspur einhalte. Penibel schon deshalb, weil vor mir ein dunkler Mittelklassewagen mit zwei Männern herumgurkte, der mal langsam und mal schneller fuhr, auch mal vom Mittel- auf den Seitenstreifen wechselte und bei mir den Gedanken weckte: Die beiden da vorne sind nicht ganz koscher, vielleicht sogar besoffen, also bleibst du mal schön auf Abstand! Sicher ist sicher! Außerdem donnerten und röhrten links von mir die BMW und Mercedes mit doppelter und dreifacher Geschwindigkeit vorbei. Ssssst - und weg waren sie. Ein Formel-1-Rennen war Kinderkram dagegen.

Plötzlich fuhren die beiden nur noch 70 und ich dachte: Jetzt nichts wie vorbei und die beiden Unruhestifter hinter mir lassen! Also überholte ich und die beiden tuckerten eine Weile gleichmäßig hinter mir her, gaben plötzlich Gas, überholten mich, waren vor mir und jetzt blitzte in deren Heckscheibe die rote Leuchtschrift auf: „Halt, Polizei! Bitte folgen!“ Die Kelle dirigierte mich zur nächsten Ausfahrt und dann begann das Verhör:

„Haben Sie getrunken?“ war die zweite Frage nach der Dokumentenprüfung.

„Ja!“ sagte ich wahrheitsgemäß.

Darauf der Polizist: „Aha! Und wie viel?“

Ich: „Meine Tagesmenge!"

Der Polizist (bereits leicht genervt): "Und wie viel ist Ihre Tagesmenge?" Seine Stimme wurde einen Ton hochprozentiger.

Darauf ich: "Genau weiß ich’s nicht. Aber es waren mindestens einen bis eineinhalb Liter!"

"Bier, Wein oder Schnaps?" fragte der Polizist ungläubig.

Ich: "Mineralwasser! Und dazwischen auch zwei Tassen Kaffee! Aber warum fragen Sie?“

Der erste Polizist: "Wollen Sie uns ver...?"

Der zweite: "Immerhin lässt Ihr Fahrstil zu wünschen übrig! Sie haben sich auffällig benommen!“

„Warum auffällig?“ fragte ich.
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„Habe ich die Geschwindigkeit überschritten?“

Der Polizist: „Nein! Im Gegenteil!“

Ich: „Aha!“

Der Polizist: „Sie sind permanent auffallend vorsichtig gefahren! Immer mit vorgeschriebener Geschwindigkeit! Aber wer so penibel die Geschwindigkeit einhält, der hat etwas zu verbergen! Sie gestatten also, dass wir einen Test machen…?!“

Der zweite Zivilist brachte das Röhrchen, während der erste meine Papiere mit dem Nummernschild verglich. Amüsiert holte ich Luft und blies; - das Ergebnis war logischerweise negativ. Nichts gegen ein Bierchen ab und zu; aber dann ohne Auto, denn mein Führerschein ist meine Freiheit und deshalb mir heilig.

Doch die beiden gaben nicht auf. „Müssen Sie vielleicht zum Augenarzt und brauchen eine Brille beim Fahren?“ fragte einer und der andere fügte hinzu: „Oder sind Sie vielleicht übermüdet oder haben Schlaftabletten oder Drogen genommen? Jedenfalls fährt ein normaler Mensch auf der Autobahn nicht so langsam wie Sie. Sie müssen doch einsehen, dass Sie sich verdächtig gemacht haben!“

Beinahe hätte ich vor so viel Logik kapituliert. Aber mein angeborener Widerspruchsgeist erwachte und ich wagte die unglaubliche Frage: "Sind die sicher, dass SIE nicht vielleicht getrunken haben oder eine Brille brauchen?! Jedenfalls war Ihre Fahrweise vorhin, sagen wir mal, - etwas irritierend!“

„Werden Sie bitte nicht anmaßend!“ sagte der erste jetzt drohend und der zweite ergänzte: „Oder möchten Sie eine Anzeige wegen Beamtenbeleidigung riskieren? Und jetzt zeigen Sie uns doch bitte mal Ihr Warndreieck, den Verbandskasten und die Warnweste! Und dann möchten wir noch die Lichter und Blinker und die restliche Technik Ihres Fahrzeuges überprüfen!“

"Warum führen Sie nicht gleich den ganzen TÜV durch?" fragte ich hilfreich. Die Frage blieb ohne Antwort. Aber danach lief das volle Programm ab und dauerte eine halbe Stunde. Schließlich wurde ich mit den Worten entlassen: „Lassen Sie sich das eine Lehre sein und fahren Sie in Zukunft angepasster!“
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Punktestand der Geschichte:   85
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Kommentare zur Story:

  Sehr amüsant. Also rast endlich liebe Leute und macht der Polizei kein Kopfzerbrechen!  
   Dieter Halle  -  11.02.13 19:26

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  *Schmunzel, schmunzel* Habe mich amüsiert. Aber für deinen Prota war das wohl weniger amüsant.  
   doska  -  07.02.13 17:19

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

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