Spannendes · Romane/Serien

Von:    Alexander      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 22. November 2012
Bei Webstories eingestellt: 22. November 2012
Anzahl gesehen: 2023
Seiten: 10

Das ihn der Deutsche erkannte, kümmerte ihn nicht. Bei einer Gegenüberstellung, wie der jetzigen, ließ sich das nicht verhindern. Außerdem spielte es keine Rolle. Auch wenn der berühmt-berüchtigte Schatzjäger lebend gefangen genommen wurde, so war sein Ende besiegelt. Er wollte Antworten, die ihm nur der Deutsche geben konnte.

Aus diesem Grund zeigte Lewis Jackson auch keine Reaktion über die Enthüllung. Sein Job brachte es mit sich in der Medienlandschaft aufzutauchen. „Das Gleiche wollte ich von ihnen wissen.“, stellte er nüchtern fest. Was sich auf dem politischen Parkett nun mal nicht vermeiden ließ. Vor allem nicht an der Seite des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.

Die Antwort machte ihn kurzzeitig stutzig. Dass der Stabschef des US Präsidenten hingegen ein Mitglied der Templer zu seien schien, verwunderte ihn dafür umso weniger. Die Verschwörungstheorie bewahrheitete sich also. Der Einfluss und die Macht der Templer reichten bis in die höchsten politischen Kreise der USA. Er hatte eine Vermutung, genauso wie Alexander sie hatte.

Demzufolge gehörte Stabschef Jackson nicht zu den Führungspersonen der Templer. Ein Außenstehender, dessen Ambitionen sicherlich andere waren. „Sie wissen es nicht.“

„Genauso wie Sie, Herr Döbber“, sagte der Mann nichtssagend, wie alle Politiker. „hab ich seit den Geschehnissen um die Darwin einen diesbezüglichen Verdacht, was die Fracht der Ares angeht.“, erläuterte Jackson freimütig. Seine Offenheit gegenüber dem Deutschen spielte im Endeffekt keine Rolle. Er würde diesen Raum nicht lebend verlassen.

Darüber war sich Alexander jedenfalls im Klaren. „Dann kennen Sie die Antwort. Wieso also bin ich hier?“ Sie hätten ihn in Greensboro ohne Probleme töten können. Stattdessen entführte man ihn. Nur um etwas Offensichtliches zu bestätigten. Andererseits hätte seine Ermordung auf offener Straße Fragen aufgeworfen. Schließlich galt er ja schon als tot.

Man musste nur 2 und 2 zusammenzählen.

Genau das hatte er getan, als er in der Bibliothek gefunden hatte, wonach er suchte. Was ihm eine Gänsehaut und nasskalten Schauer einbrachte. Kein Wunder, dass die Templer alles daran setzten, die Wahrheit mit allen Mitteln zu ersticken.
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„Zum einen um meinen Verdacht zu bestätigen.“, erklärte Jackson sein Dasein. „Zum anderen, wollte ich die Person kennenlernen, die die Gründer hervorlockte.“

Bis dato wusste der Mann also nicht wer die Erben der Templergründer bis zur Findung der Ares waren. Ein Zwielicht entstand. „Sie wollen sich an die Macht putschen.“ Seine Begleiter gehörten somit nicht zum Schwert der Templer. Was zum Schluss führte, das er nicht von denen entführt wurde.

„Ich beschleunige nur das Unvermeidliche.“ Den Niedergang der Gründer. „Ich werde die Templer zu ihrer wahren Größe führen.“ In den Worten lag keine Spur von Wahnsinn. Genau das war es aber.

In seinen Augen blitzte etwas, was Alexander schon oft gesehen hatte bei jenen mit denen er sich ein Kopf an Kopf Rennen bei der Findung von bedeutsamen Schätzen und Artefakten lieferte. Die Gier nach Macht. Sie zerrte die Menschen vollends auf.

Die daraus resultierenden Folgen würden verheerenden sein.

Worüber Sie sich genauso wenig Gedanken machten, wie der Mann vor ihm.

Der nächste Schritt nach der Machtergreifung über die Templer war schon vorgezeichnet.

„Ihnen gilt daher mein Dank, Herr Döbber. Sie haben es erst möglich gemacht.“ Ein unheilvolles Lob, mit dem sich niemand schmücken würde. „Ich werde ihnen eine Fußnote in den Geschichtsbüchern widmen.“ Mit einem diabolischen Grinsen machte der Stabschef des US Präsidenten auf dem Absatz kehrt, ging Richtung Ausgang.

Seine Schritte und die seiner Begleiter hallten nach.

Das schwache Rattern kehrte im Verbund mit den Erschütterungen zurück.

Was Alexander aufhorchen ließ.



***



Er zählte die Dauer des Ratterns und der Erschütterungen sowie die Pausen, die dazwischen lagen. Im immer gleichen Abstand kehrten sie zurück. Damit sah Alexander seinen Vermutung bezüglich des Ursprungs bestätigt. Es handelte sich um eine U-Bahn, die in unmittelbarer Nähe verlief. Also war er in einer größeren Stadt, die über ein U-Bahn-Netz verfügte. Was die Auswahl kaum einschränkte, aber auch erstmal nebensächlich war.

Bevor er nicht von diesem Stuhl aufstand, half all das alles nichts.
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Immer wieder rutschte Alexander auf dem Stuhl hin und her, bewegte die Arme auf der Lehne, scheuerte sich die Haut auf. Die Abschürfungen kratzten auf, brannten höllisch. Blut sickerte hervor, je länger es dauerte.

Er bis die Zähne zusammen.

Komm schon!! Verdammt!!

Das Blut benetzte die Kabelbinder, umschloss Sie. Verbissen wippte Alexander mit den Unterarmen, versuchte Sie zu sprengen oder zu dehnen. Sein Lebenssaft rann ihm den Arm herunter, tropfte von der Lehne.

KOMM SCHON!!

Unermüdlich machte er weiter, schnitt sich die Kabelbinderfesseln tief ins Fleisch, knurrte schmerzverzerrt. Die Zähne knirschten unter dem Pressdruck.

Durch das Blut weichten die Kabelbinder auf, gaben minimal nach, lockerten sich solange, bis er mit Armen und Händen rauskam. Er zerrte und drückte gleichzeitig an den Beinfesseln, bis Sie rissen oder nachgaben. Aus dem rechten Kabelbinder schlüpfte er hinaus.

Sofort riss Alexander die Ärmel seines Sweatshirts ab, teilte sie und bandagierte seine Arme. Das Blut an den Händen wischte er seiner Kleidung ab. Noch hielt sich der Blutverlust in Grenzen. Doch das war sein geringsten Problem. Vorerst jedenfalls. Er musste von hier weg, bevor die Typen wiederkamen. Was so sicher wie das Amen in der Kirche war.

Er betätigte den Öffnungsmechanismus von seiner Seite aus, drückte eine Seite soweit auf, dass er hindurchschlüpfen konnte. Im Gang war niemand zusehen. Auf der anderen Seite schloss Alexander das Schleusentor wieder, verriegelte es um den Anschein zu erwecken er säße noch immer gefesselt auf dem Stuhl.

Wieder spürte er das Rattern und die einhergehende Erschütterung.

Sie war auf der Seite deutlicher.

Er guckte den Gang entlang, entschied sich für die entgegengesetzte Richtung und trabte los.



***



Das Blut sickerte durch den provisorischen Verband.

Unaufhaltsam lief Alexander den Gang entlang, der sich endlos hinzog. An der Decke und dem oberen Teil der linksseitigen Wand verliefen dicke Rohre. Gelegentlich sah er Ventilverschlüsse. Wie lange und weit er lief, bis die Tür in der Wand auftauchte, konnte Alexander nicht sagen. Sie war jedenfalls da.

Eine ausgeblichene 11 war zu erkennen.
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Hinter ihm ertönte ein dumpfes Poltern. Dann entfernte Rufe.

Dabei konnte es sich um alles Mögliche handeln.

Er drehte und ruckte am Türknauf.

Nichts passierte. Verschlossen.

Verdammter Mist!!

Schnell schaute er zurück. Vermeintliche Stille.

Er blickte sich nach etwas um, mit dem er die Tür öffnen konnte.

Das Blut tröpfelte seine Finger hinunter.

Als er schon weitergehen wollte, entdeckte er einen dünnen Draht am Boden, hob ihn auf.

Damit sollte es gehen, entgegnete Alexander sich selbst. Er bog den Draht für seine Zwecke zurück, führte erst das eine Ende dann das andere ins Knaufschloss.

Wieder vernahm er Rufe, die kurz danach vom nahen Rattern und Quietschen der U-Bahn verschluckt wurden.

Er spürte die Erschöpfung einsetzen. Mitunter eine Folge des Blutverlustes. Sachte hob und senkte Alexander den Draht, führte ihn tiefer ein, wippte ihn.

KLICK!!

Er drehte den Knauf erneut.

Diesmal ging die Tür auf.

Den Draht zog er erst raus, steckte ihn dann wieder rein, drehte ihn ab und ging auf die andere Seite. Hinter ihm fiel die Tür ins Schloss. Erwartungsgemäß war sie verriegelt.

Lediglich ein Treppenabgang lag hinter der Tür.

Trotz des leichten Schwindels eilte Alexander die Stufen hinunter, bis Sie vor einer Tür endeten und nicht weiterführten. Auf der Tür befand sich ebenfalls eine 11. Das Dröhnen eines näherkommenden Zugs schwoll heran und entlud sich hinter Tür.

Anders als die obere Tür war diese nicht verschlossen.

Er zog sie auf, ging hindurch. Von oben ertönten Schläge.

Seine Verfolger mussten nur der Blutspur folgen.



***



Die Tür war in einer Nische eingelassen, die entlang eines schmalen Betonstegs lag, der sich unmittelbar am Tunnelschacht befand. Im Tunnelbett hatte eine Schienentrasse seinen Platz.

Ein Windstoß fegte durch den Tunnel. Ihm folgte ein anschwellendes Dröhnen. Das Zischen, Rattern und Quietschen des Zugs mischte sich dazu. Lichtstrahlen huschten links über die Tunnelwand, kamen näher und näher, bis der Zug lärmbetäubend an einem vorbeirauschte.
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Sekunden später verschwand der Zug und der Lärm nahm ab, bis nichts mehr zu hören war.

Alexander wischte sein Blut Links an die Tunnelwand, legte die Arme an seinen Oberkörper, trat nach Rechts auf den Steg und lief los.

Seine Kräfte schwanden.

Nichtsdestotrotz lief er weiter.

Auch als der Windstoß den kommenden Zug ankündigte, der dann hörbar kam.

Auf dem offenen Steg würde ihn der heranrauschende Zug von den Füßen reißen. Was einen Sturz ins Gleisbett zur Folge hatte. Oder er landete auf der Stromspur. Beides würde für ihn tödlich enden. Doch seine Auswahl war begrenzt. Also lief er weiter, so schnell er konnte, ohne Aussicht dem Zug zu entkommen.

Das Dröhnen schwoll mehr und mehr an. Das Scheinwerferlicht holte ihn ein. Formte seinen Schatten auf die Tunnelwand. Der Zug rauschte unaufhaltsam heran.

Im allerletzten Moment taucht vor ihm eine Nische auf in die eine Tür eingelassen war. Sofort sprang er hinein, drückte sich mit dem Körper an die Tür.

Der Wind zerrte, wollte ihn hinausbugsieren. In den sicheren Tod.

Alexander umklammerte den Knauf, stemmte sich mit aller Kraft gegen den Wind.

Dann verlor er an Kraft und Ruhe kehrte in den Tunnel.

Er war fix und fertig, wäre am liebsten zusammengesunken.

Obwohl die Erschöpfung schwerer und schwerer wurde, überwand er sich weiterzulaufen. Ausruhen konnte er sich einfach nicht. Nicht solange er nicht in Sicherheit vor seinen Häschern war.

Da öffnete sich der Tunnel, mündete in eine rettende U-Bahn-Station.

Wieder folgte ihm ein Zug.

Rechtzeitig erreichte er die Stufen, kam auf den Bahnsteig, als der Zug abbremste, in die Station einfuhr und stoppte. Die Waggontüren öffneten sich. Ein Strom von Menschen verließ den Zug und drängte sich gleichzeitig wieder rein.

Alexander sprang in den letzten Waggon. Hinter ihm schlossen sich die Türen. Der Zug setzte sich in Bewegung. Er setzte sich auf einen freien Platz, sackte zusammen, schnaufte erschöpft und blickte auf.

Verschwommen las er über dem Streckenplan der U-Bahn-Linie in dessen Zug er saß, den Stadtnamen.
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In dem Augenblick wo der Name in sein Bewusstsein sickerte, verlor er dieses auch so gleich.



***



Auf den Ruck hin schlug sein Kopf gegen die Trennwand der Sitzreihe an dessen Kopf oder Ende er saß. Der Schlag holte Alexander ins Leben zurück. Benommen kam er wieder zu sich. Er fühlte sich wie nach einem Triathlon. Nicht dass Alexander je an einem teilgenommen hatte, aber so ungefähr musste es sich anfühlen.

Die Wunden bluteten nicht mehr. Dafür waren die provisorischen Bandagen blutgetränkt. Hinzu kam, dass sein Erscheinungsbild alles andere als vorzeigbar war. Dadurch war der Platz neben ihm auch leer geblieben. Es war ein der einzig freie Sitzplatz.

Der Zug fuhr in eine oberirdische Station ein.

Alexander schätzte, dass er knapp 45 Minuten bewusstlos gewesen war. Dass niemand die Rettungskräfte alarmierte, lag wohl daran, dass ein solches Erscheinungsbild für die Frauen und Männer alltäglich geworden war. Für Sie war er nur ein weiterer Obdachloser. Verübeln konnte er es ihnen nicht. An ihrer Stelle würde Alexander genau das Gleiche denken.

Egal, so langsam bekam er einen klaren Kopf.

Wenn er Jacksons Handlanger richtig einschätzte, suchten Sie höchst wahrscheinlich nach ihm. Die Finte mit der getürkten Blutspur würde seine Verfolger kurzweilig in die Irre führen. Mehr nicht. Den Zweck hatte es dennoch erfüllt.

Als der Zug stand und sich die Türen öffneten, zog sich Alexander an der Haltestange hoch, torkelte aus dem Waggon, blieb einen Moment auf dem Bahnsteig stehen, um sich zu sammeln. Sie würden auf die eine oder andere Weise die Stationsüberwachung anzapfen, um herauszufinden, in welchen Zug er eingestiegen war. Anschließend schickte man ein Team entlang der Linienstrecke wartete, bis es den Zug einholte, und-oder behielt die Stationsüberwachung weiter im Auge, für den Fall das er früher ausstieg.

Viel Zeit blieb also nicht mehr für eine ausgeklügelte Fluchtstrategie, sofern Sie ihn seit seiner Flucht weiter auf dem Kicker hatten. Was durchaus möglich war, immerhin kannte er Jackson Pläne. Dadurch stellte Alexander für ihn ein Sicherheitsrisiko dar, das eliminiert werden musste.

Mit neuer Entschlossenheit, Kraft und Mut, wobei Letzteres weniger ein Problem war, verließ er den Bahnhof.
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Für den Anfang musste er seine Wunden medizinisch versorgen lassen.

Ein Besuch in einem Krankenhaus stand nicht zur Debatte. Seine Verfolger würden sicherlich alle Krankenhäuser in der Stadt überwachen. Sobald er in der Notaufnahme eines Krankenhauses auftauchte, würde es nicht lange dauern, bis Sie auftauchten. Dadurch hatte Alexander nicht mehr viele Möglichkeiten.

Um eine medizinische Versorgung kam er einfach nicht drum rum. Das Risiko einer Infektion war zu groß. Ihm blieb daher kaum eine Wahl. Da nun ein Krankenhaus nicht in Frage kam, musste eine Alternative her.

Das Stadtviertel in dem ausgestiegen war, besaß mehrheitlich eine sozialschwache Unterschicht. Wodurch es mehr soziale Einrichtung zur Bekämpfung der Armut und Hilfe für die sozial Schwachen gab. Armenküchen. Essensausgaben. Medizinische Versorgung.

Durch sein Erscheinungsbild würde niemand unnötige Fragen stellen. Dadurch fiel Alexander in der Masse nicht auf. Was es schwerer machte für die Handlanger von Mr Jackson ihn zu finden.

Er hörte das Glockenspiel einer Kirche.

In Stadtvierteln wie diesem waren Sie meist die erste Anlaufstelle für die Armen, Schwachen, Kranken und Hungrigen. Ein Versuch war es allemal wert, empfand Alexander. Sein letzter Kirchenbesuch war schon ne Weile her.

Eine kleine Kapelle im Nirgendwo von Mexiko.

Durch den Verlust der Tragsäulen war Sie in sich zusammengebrochen.

Woran Alexander nicht ganz unschuldig war.



***



Die Sankt Maria (*) Kirche war nicht gerade vorzeigbar. Eine Renovierung längst überfällig, doch angesichts knapper Kassen und dem sozialen Engagement hatte die Instandsetzung keinen Vorrang. Zu ihrer Blütezeit, mit ein wenig Vorstellungskraft, war die Kirche sicherlich ein Prunkstück.

Das Sozialhaus der Kirche gegenüber von Sankt Maria war der Anziehungspunkt der Armen, Hungernden, Kranken und Schwachen. Dort gab es eine Armenküche, einen Kindergarten, Nachhilfe, eine Kleiderkammer, eine Essensausgabe und eine Erste-Hilfe Station, dessen Wartebereich bis auf den letzten Platz besetzt war. An der Anmelde bekamen die Leute eine Nummer, die dann von einer ehrenamtlichen Sozialarbeiterin aufgerufen wurde.
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Notfälle hatten Vorrang.

Trotz der offenen Fenster stank es unangenehm.

Obdachlose. Frauen. Babys. Kinder. Alte und Gebrechliche. Vielen sah man das Elend an. Andere wiederum hätten in einem Anzug einen gänzlich anderen Eindruck erweckt. Mittendrin war Alexander, der durch seinen Job schon Elend, Leid und bittere Armut gesehen hatte. Doch diese Dinge sah er meist in den ärmsten Ländern der Welt. Nicht in einem Industrieland wie den USA. Wobei die Ärmsten der Armen auch in anderen westlichen Ländern zu finden waren.

Im Moment war Alexander einer von ihnen. Zumindest äußerlich.

Er beobachtete das Kommen und Gehen sehr genau. Für den Fall, dass Sie auftauchten, wollte er vorgewarnt sein. Eine Strategie für den Eventualfall hatte er nicht parat.

„137!!“, rief die Sozialarbeiterin kräftig. „137!!“

Alexander stand auf, schlurfte zu ihr, nickte und folgte ihr in eines der 5 Behandlungszimmer.

„Es kommt gleich jemand.“, sagte Sie fürsorglich. „Setzen Sie sich schon mal hin.“ Ein schwaches Lächeln. Dann verschwand Sie auch schon wieder.

Die Wände waren ziemlich dünn und hellhörig. Einen Aufruhr im Wartebereich hätte man mitbekommen. Besser als nichts.

Keine 10 Minuten nach seinem Aufruf tauchte eine junge Ärztin in einem fleckigen Kittel auf. Sie sah erschöpft aus. „Guten Tag.“ Was man ihrer Stimme nicht anmerkte. Auf dem mitgeführten Klemmbrett befand sich ein Untersuchungsbogen, den Sie bei jedem Patienten ausfüllte. Manche der Leute kamen öfters als einmal. Darum führte man hier ebenfalls Krankenakten.

Auf ihrem Gesicht tauchte kurzweilig Verwunderung auf, als sie sich die Verletzungen des Patienten ansah. Vorsichtig nahm Sie die blutdurchtränkten Bandagen, was nicht gänzlich schmerzfrei vonstatten ging. Solche Wunden schien Sie nicht allzu häufig zusehen. „Woher haben Sie die Verletzungen?“

Alexander schwieg eisern. Je weniger Sie wusste, umso besser. Für ihn und Sie.

Ihr schien das Schweigen nichts auszumachen. Wahrscheinlich wurde sie bei ihrer Arbeit in der Erste-Hilfe Station des Öfteren angeschwiegen. Sie schaute sehr genau hin, betastete die Wundränder, warf einen Blick auf die Schürfwunden.
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„Wir werden die Wunde reinigen müssen, um eine Infektion vorzubeugen.“, erläuterte Sie ihm fachmännisch.

Er nickte nur.

„Haben Sie sonst irgendwelche Beschwerden?“ Alexander schüttelte den Kopf. „Wir werden ihnen etwas Neues zum Anziehen besorgen.“ Was durchaus angebracht war. Seine Kleidung war zerschließen, verdreckt und blutverkrustet. Neue Sachen konnten also nicht schaden. „Ich bin gleich zurück. Dann kümmere ich mich um ihre Verletzungen. Sie können die Sachen schon mal ausziehen.“ Die Ärztin verschwand wieder.



***



Verarztet und neu eingekleidet saß Alexander im Speisesaal der Armenküche an einem langen Cafeteriatisch und aß etwas. Soviel Zeit musste sein. Bei der Behandlung seiner Verletzungen hatte sein Magen unüberhörbar geknurrt. Beim Essen überlegte er sich seine nächsten Schritte.

Länger bleiben konnte er nicht. Es wäre verantwortungslos die Menschen hier unnötig in Gefahr zu bringen. Er glaubte nämlich kaum, dass seine Verfolger davon absahen, in die Menge zu feuern, sobald Sie ihn fanden.

Mit seiner Vermutung bezüglich der Fracht schien er recht gehabt zu haben. Was ihn keineswegs freute. Manche Geheimnisse blieben es manchmal besser. Einhergehend damit hatte Alexander erfahren das Mr Jackson plante sich der Gründer zu entledigen. Dank der Findung der Ares durch die HSUC waren sie verborgen auf der Bildfläche erschienen, wodurch einer der ihren jetzt wusste, wer sie waren und konnte seine Putschpläne in die Tat umsetzen.

So ungerne es Alexander auch zu gab, aber das musste verhindert werden. Dennoch hatte er mit den Templern noch eine Rechnung offen, die er trotz allem vor hatte zu begleichen. Sie würden nicht ungestraft davon kommen.

Nur gab es ein Problem.

Jackson wusste, wer die Leute waren. Was ihm einen Vorteil verschaffte. Sie hingegen hatten keinen blassen Schimmer, wer die Gründer waren. Obgleich die Findung der Ares Sie aufschreckte, waren Sie für sie im verborgenen geblieben. Dass erschwerte sein Vorhaben den Putsch zu verhindern. Worüber ein Teil von ihm nicht gerade glücklich war.

Alexander begann den Nachtisch zu essen.

Was also Tun?

Die Behörden konnte er schlecht informieren.
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Ebenso wenig die Medien. Sie würden seine Geschichte kaum glauben. Und wenn doch, würden Sie seine Infos überprüfen, was Zeit kostete und nicht unbemerkt blieb. An die Templer direkt konnte er auch nicht herantreten, da er nicht wusste, wer weit genug oben in der Hierarchie stand. Vom Stabschef des US Präsidenten konnte er kaum Hilfe bei seinem Vorhaben erwarten.

Eine Idee formte sich.

Sie behagte ihm überhaupt nicht, je länger er darüber nachdachte.



***



Sif war wieder einiger Maßen auf dem Damm. Sie erholte sich mit jeder Schlafphase mehr. Ihre Schritte wurden sicherer. Die Schmerzen klangen ab. Was wohl auch an den Tabletten lag, die Sie verordnet bekam.

Sie stand mit einer Tasse Kakao auf der Terrasse der Motorjacht, schaute auf den Potomac River und blickte seitlich zu den Trawlern der Harris Underwater and Sea Company, die entfernt von ihnen vor Anker lagen. Keine 50 Meter entfernt lag die CSS Ares und die von den Templern versenkte HMS Darwin. Das Schwesterschiff der Trawler.

Nava trat neben Sie.

Einmal pro Tag fuhr die Verlobte von Alexander zum Führungsschiff. Dort erkundigte Sie sich über den Ablauf und die Fortschritte bezüglich der Vorbereitungen für die Bergung der Darwin. Später sollte die Ares folgen.

Die Frauen standen schweigend beisammen, schauten in Gedanken auf den Fluss, der weiterhin das Geheimnis der Ares barg. Wenn auch unter mithilfe der Templer.

„Sie wissen nicht, was er in der Bibliothek wollte?“, fragte Nava schließlich monoton die Indianerin neben ihr.

Übers Internet, beziehungsweise der Webseite der University of North Carolina at Greensboro hatte Sif versucht herauszufinden nach, was Alexander suchte. Fündig wurde Sie nicht, da sie auch nicht wusste, nach was er suchte. Und ob er es überhaupt gefunden hatte.

„Nein.“ Bisher gab es kein Lebenszeichen von ihm. „Tut mir leid.“

Es war nicht die Antwort, die Nava sich erhoffte. Gänzlich unerwartet traf Sie sie dennoch nicht. Seine Verschwiegenheit machte sie unnötig wütend. Sie versuchte sich nicht allzu viele Gedanken zu machen. Wenn es stimmte, was die Indianerin ihnen berichtete, standen die Chancen Alexander lebend wiederzusehen schlechter als nach dem Untergang der Darwin.
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Damals hielt man ihn für tot. Bisher hatte sich daran auch nichts geändert.

Offiziell.

Nava ging noch Mal alles durch was Sif ihnen erzählte.

Von den Briefen. Der Abschrift. Zum Ladungsverzeichnis. Der Besatzungsliste. Dem Bündnis zwischen dem Königshaus, den Templer und Konföderierten. Dem 48en Passagier an Bord der CSS Ares. Die Grippe-Welle. Die mysteriöse Fracht.

Eine wachsende Verschwörung die ihren Anfang weit in der Vergangenheit besaß.

Aus allem hatte Alexander einen Schluss gezogen, der ihn veranlasste zur Bibliothek der Fakultät für Gesundheit und Human Performance der University of North Carolina at Greensboro zu fahren, um ihn dort möglicherweise zu festigen. Bloß welchen Schluss hatte ihr Verlobte gezogen!?

Der Ursprung lag auf dem Grund des Potomac River’s.

Mit der Suche und Findung der CSS Ares hatte es angefangen.

Etwas gänzlich anders kam Nava in den Sinn.

Vielleicht!!

Sie wandte sich an Sif. „Die Indianerin, die den Spion fand, starb bevor sie den zweiten Brief zu Generalleutnant Grant bringen konnte.“ Wiederholte sie mit neuem Elan. Noch wusste Nava nicht, was es war, aber irgendwie hatte sie das Gefühl der Lösung ganz nahe zu sein.

„Ja.“ Sif verstand das Gesagte nicht als Frage. „Wieso?“

„Ich glaub ich weiß, wonach er gesucht hat.“

______________________________________________________



Ende, Kapitel 08

© by Alexander Döbber
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Kommentar von "Lisa" zu "Endlich aufgewacht..."

Ich habe keine Probleme damit, den Text zu verstehen. Mir gefällt er gut, denn wenn man aufwacht, ist das immer etwas Positives. Gruß Lisa

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