Experimentelles · Schauriges · Poetisches

Von:    Tis-Anariel      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 27. Juli 2012
Bei Webstories eingestellt: 27. Juli 2012
Anzahl gesehen: 2356
Seiten: < 1

Knochen verknirschen

unter der Wucht des Tages,

der nicht der meine ist,

obwohl es mein Herz ist,

das Blut durch diesen Körper pumpt,

obwohl es meine Bewegung ist,

die Atem in diese Lungen füllt.



Wie scharfes Dornengeflecht,

umwinden mich

ungesehene, spitzfindige Zwänge,

die nicht zu mir gehören,

die nur auferlegt von anderen.

Sie verstehen nicht, niemals.

Sie waren nie in dieser Situation.



Mit einem unwilligen Aufschrei reiße ich mich los,

ziehe mir eigenhändig die Stahlspitzen aus dem Fleisch.

Mein Wille ist es, der nun mein Blut vergießt!

Mein Wille ist es, der nun Atem in meine Lunge pumpt.

Schritt um Schritt entwinde ich mich der Umklammerung.

Fort nur fort! Fort nur fort von hier!



Doch ich sehe mich

anderem Dornengeflecht gegenüber,

dieses hier jedoch lebt und weicht zurück,

wenn du nur weiß wie du es betreten musst.

Es ist eine Hecke. Es ist die Hecke!



In der Hecke lebt ein Mädchen,

nenn sie Himbeermädchen.

Sie durchstreift achtsam das stachelige Reich

und erreicht als einzige

die dicken, wohlschmeckenden Früchte,

die dort wachsen.



Sie ist geduldig, wo meine Geduld endet.

Sie ist mutig, wo ich vor Angst zittere.

Sie ist zuversichtlich, wo ich nur noch zweifle.

Sie ist bescheiden, wo ich in ängstlicher Gier

an unwichtigen Dingen festhalte.



Ich habe mich

euren Schlingen und Griffen entwunden.

Ich habe die zerknirschten Knochen befreit

und werfe sie nun verächtlich

in eure weitaufgesperrten, gierigen Mäuler.



Es ist mein Blut, es ist mein Atem,

es ist mein Herz und meine Lunge.

Es ist mein Körper , mein Leben

und ihr habt darüber nicht zu bestimmen!



Lachend streife ich die Reste

von der armen, ängstlichen Kreatur ab,

die ich einst einmal gewesen und

schlage mich zuversichtlich in die Hecke.
Seite 1 von 2       




In der Hecke lebt ein Mädchen.

Das Mädchen bin ich.

Nenn mich Himbeermädchen.





©Anariel 27.07.2012
Seite 2 von 2       
Punktestand der Geschichte:   170
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Kommentare zur Story:

  Hallo Michael,

freut mich, dass es dir gefällt.
Ich verwende in diesem Gedicht mal wieder Bildersprache, das schöne daran ist, dass man sehr viel hineinlesen kann.
Aber, auch wenn ich viele Texte aus der Ich-Perspektive schreibe, bedeutet das noch lange nicht, dass diese Texte auch mich selber betreffen.  
   Tis-Anariel  -  28.07.12 22:34

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Ein klasse Gedicht - in sehr schöne Worte gefasst - wobei mein Schicksal, das ich in meinem Gedicht "Dornige Wege" bereits beschrieben habe, deinem Lebensweg sehr ähnlich zu sein scheint. Du hast den Weg durch deine "Dornen des Lebens" allerdings ausführlicher beschrieben. Diese Dramatik gibt dem Gedicht auch diese Spannung, die dein Gedicht so lesenswert macht.
LG. Michael  
   Michael Brushwood  -  28.07.12 19:18

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Huhu Else, hallo Marco polo,

na das freut mich ja, dass euch beiden das kleine Geschichtengedicht hier so gut gefällt und natürlich auch, dass es troz der Bilder verständlich ist.
Passenderweise sprang mich dieses Gedicht in einem Ungetüm von Himbeerhecke an, in der sich mich seit Tagen rumdrücke. Sie sind einfach zu lecker.  
   Tis-Anariel  -  27.07.12 22:39

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  Da stimme ich zu. Klingt gut, man versteht was du meinst, obwohl du in Bildern sprichst. Eine richtige Geschichte in einem Gedicht.  
   Marco Polo  -  27.07.12 22:23

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  Hallo, das Himbeermädchen in deinem Gedicht gefällt mir sehr gut. Ein wortgewaltiges bildhaftes Gedicht. Spannungsgeladen, einfach toll!  
   Else08  -  27.07.12 22:18

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Kommentar von "SCvLzH" zu "Am Meer"

... melancholisch aber schön ...

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