Romane/Serien · Erinnerungen

Von:    Nakita Kallehave      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 14. April 2012
Bei Webstories eingestellt: 14. April 2012
Anzahl gesehen: 2229
Seiten: < 1

Diese Story ist Teil einer Reihe.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Montag, den 14.11.1966



Meine liebste Sophie,

ich weiss nicht, warum ich dir schreibe. Oder warum ich dir geschrieben habe.

Vielleicht rief es dich für ein paar Minuten zurück ins Leben. Zumindest, denke ich, fühlte es sich für mich so an.

Heute vor 12 Jahren ist es geschehen.

Heute vor 12 Jahren hatte ich nicht auf dich aufgepasst, während du und Michael draussen in unserem Garten gespielt habt. "Klettert mir nicht wieder auf den Baum!", rief ich euch noch hinterher. Ihr strahltet über das ganze Gesicht. Ich hörte euer kindliches Gelächter, bevor ihr zur Tür hinaus stürmtet.

Bamse, von dir festgehalten, baumelte dabei fröhlich herum.



Ich hatte nicht auf euch aufgepasst. Wie konnte ich nur so dumm sein und von zwei Sechsjährigen erwarten, dass sie nicht auf den Baum klettern?

Das tatet ihr doch so gerne.

Meine Blindheit und Unaufachtsamkeit werde ich mir nie verzeihen. Es tut mir so unendlich Leid. Ich hätte da sein sollen, doch war es nicht.

Du und Michael, ihr seid auf den Baum geklettert. Er meinte, Jungen seien viel besser im Klettern als Mädchen und kämen darum viel höher.



Einer der obersten Äste war zu schwach, um selbst dein leichtes Gewicht zu tragen.



Einer der untersten Äste war stark genug, um deinen kleinen Schädel zu brechen.



Als die Ärzte noch unterwegs waren, legte Michael deinen Bamse mit zitternden Händen neben dich.



Als die Ärzte noch unterwegs waren, starbst du. In meiner Umarmung.



Diese Tatsache, diese Wahrheit, ist das Schlimmste. Vor ihr hatte ich 12 Jahre lang zu viel Angst, als dass ich sie hätte akzeptieren können. So sehe ich das Einschleusen in die Psychiatrie als eine milde Strafe für meine Feigheit und meine Schwäche.

Bitte verzeih mir, wenn ich zu dem Ort komme, wo du jetzt bist.



Ich liebe dich noch immer von ganzem Herzen und werde es immer tun,

deine Mam
Punktestand der Geschichte:   40
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Kommentare zur Story:

  Du hast Recht, dieser Satz kann wirklich als Andeutung auf einen Suizid gedeutet werden. Sorry, war nicht mein Ziel;)  
   Nakita Kallehave  -  14.04.12 20:20

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Du hast Recht... bei "zwei Sechsjährigen" ist es unwahrscheinlich, dass es sich hierbei um Bruder und Schwester handelt, wie ich erst angenommen hatte - ich hab wohl vergessen, dass du erwähnt hast, dass es sich bei Michael um ihren Freund handelte.

Der Satz "Bitte verzeih mir, wenn ich zu dem Ort komme, wo du jetzt bist." kann durchaus als Hinweis auf einen Selbstmord gesehen werden, da sie kurz vorher über ihre viel zu milde Strafe redet - muss aber nicht auf so etwas hindeuten. Ich wollte nur eine weitere Vermutung anstellen.  
   Jingizu  -  14.04.12 20:16

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  Ja beim Wort "zertrümmern" überlegte ich hin und her, ob ich es nicht lieber durch ein anderes ersetze. Jetzt, wo ich eindeutig nicht mehr die einzige bin, die es zu hart findet, werde ich ein besseres suchen.

Mir war es wichtig, nicht ein Friede-Freude-Eierkuchen-Ende zu erfinden, sondern, wie du es trefflich bezeichnest, ein realistisches zu haben.
Anders als dir kommt es mir jedoch nicht so vor, als würden die Worte der Mutter hier auf Selbstmordgedanken hindeuten. Aber ja, im letzten wollte ich zeigen, dass sie sich der Wahrheit nähert, aber sie noch nicht ertragen kann und sich deswegen weiter Gedanken darüber macht, wie ihre Tochter z.B. in der Schule gewesen wäre und den Tod ihrer Tochter noch nicht ausschreibt.
Einen Sohn? Diesen Gedanken finde ich interessant! Was hat dich zur Schlussfolgerung gebracht, sie habe auch einen Sohn? Vielleicht war ich da zu undeutlich.  
   Nakita Kallehave  -  14.04.12 19:30

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  Ja... ich hatte bei Bamses Blutfleck schon erwartet, dass es sich um etwas Schlimmes handelte, aber dann hatte sich das ja wieder aufgeklärt. Der erste Brief, in welchem sie also von einem Besuch oder einer Antwort schreibt, ist dann wohl auf den Zustand der geistigen Verwirrung zurückzuführen.

"Zertrümmern" finde ich ein ziemlich hartes/brutales Wort für einen sonst eher anrührenden Text.

Und so findet dann die Briefreihe ihr unausweichlich trauriges Ende. Die Tocher ist tot, die Mutter bestraft sich nach 12 Jahren noch immer für einen Unfall, den sie wohl kaum hätte verhindern können und deutet jetzt auch noch Selbstmord an. Vater und Sohn pflegen wohl auch keinen Kontakt mehr zu ihr - alle sind unglücklich. Ende.

Ziemlich düster, aber könnte direkt so aus dem Leben gegriffen sein.  
   Jingizu  -  14.04.12 18:51

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Echt super krass gut!

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