Kurzgeschichten · Winter/Weihnachten/Silvester · Erinnerungen

Von:    René Oberholzer      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 10. Dezember 2011
Bei Webstories eingestellt: 10. Dezember 2011
Anzahl gesehen: 2458
Seiten: < 1

Meine Mutter muss unsterblich in Elvis verliebt gewesen sein. Meine Mutter hat mir das nie gesagt, aber es gibt dafür einige Hinweise, die meine Annahme erhärten. Zum einen war da der Beckenschwung, den mein Vater mit 48 noch voll beherrschen musste. Zum anderen waren da die künstlichen Backenbärte, die meine Mutter meinem Vater jeweils liebevoll anklebte. Zudem stand auf einem Schildchen neben dem Eingang zu unserer 4-Zimmer-Wohnung: "Wir freuen uns, dich in Graceland begrüssen zu dürfen." Auch fand ich Fotos von meinem Vater, als er noch nicht mit meiner Mutter zusammen war. Sie zeigten ihn als eher hageren Mann.



Jahre später verlangte meine Mutter von meinem Vater, dass er etwas mehr essen solle. Als mein Vater nicht genügend dick wurde, verliess sie ihn eines Tages und nahm die künstlichen Backenbärte mit. Ihr neuer Freund war einiges dicker und ging immer mit einer grossen Sonnenbrille umher. Mein Vater hörte mit dem Beckenschwung auf und war nicht unglücklich darüber. Meine Mutter wohnte fortan in einer 5-Zimmer-Wohnung und hatte einen grossen Balkon. Am Mittag stand dort ihr Freund mit den künstlichen Backenbärten und den künstlichen Brusthaaren. Meine Mutter stellte die Boxen auf den Balkon und spielte dann den "Jailhouse Rock" in der Stube ab. Im Haus gegenüber standen Männer und Frauen an den Fenstern und schauten mit ihren Feldstechern zum Freund meiner Mutter hinüber, der sein Becken kreisen liess.



Als er eines Tages das Gleichgewicht verlor und über den Balkon in die Tiefe stürzte, kehrte meine Mutter zu mir und meinem Vater zurück. Und als sie das Schildchen "Wir freuen uns, dich in Graceland begrüssen" zu dürfen neben der Wohnungstüre sah, fing sie zu weinen an. Sie trat ein, draussen schneite es und im Radio lief gerade "In The Ghetto".
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Kommentare zur Story:

  Eine Erinnerung die mir ein wenig überspitzt geschrieben zu sein scheint. Aber sie hat was, das geht unter die Haut und komischerweise bleibt beim lesen ein kleines Lächeln zurück.  
   Jochen  -  10.12.11 17:28

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Kommentar von "Nathanahel Compte de Lampeé" zu "Manchesmal"

... welch ein wunderschöner text ! lg nathan

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