Schauriges · Kurzgeschichten

Von:    Wolfgang scrittore      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 18. November 2011
Bei Webstories eingestellt: 18. November 2011
Anzahl gesehen: 3462
Seiten: 2

„Was ist denn das wieder für ein Schweinefraß?“ Kurt Tönsens sonore Stimme tönte laut durch den Speisesaal. Alle Augen blickten von den Tellern hoch.

Sein Nachbar, Peter Friesen legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.

„Ist doch wahr“ grollte Tönsen noch. „Das Essen wird von Mahl zu Mahl schlechter. Der Gulasch ist voller Sehnen und außerdem angebrannt. Und schmecken tut es wie Katze.“

Frau Vollmer vom Nebentisch hielt sich die Hand vor den Mund und wieselte mit ihrem Rollator so schnell es eben ging hinaus zur Toilette.

„Aber, aber Herr Tönsen. Der Koch gibt sich alle Mühe. So schlecht schmeckt es wirklich nicht. Beruhigen sie sich doch.“ Schwester Agnes redete sachte auf ihn ein.

„Ist doch wahr“ wiederholte Tönsen seine Rede „nach dem Krieg haben wir Katze gegessen, Dachhase hieß das ja vornehm. Ich weiß wie das schmeckt. Und außerdem habe ich Minka seit Tagen nicht mehr gesehen.“

Udo Lohmann, der dritte im Bund der drei Skatbrüder, die sich den Tisch teilten, nickte dazu.



Später am Abend nach dem sie schon einige Partien Skat geklopft hatten und entsprechend viele Köhm intus, schlug Udo Lohmann vor, doch einmal den Koch zur Rede zu stellen.

Gesagt, getan, die drei marschierten zur Küche, wo der Koch, der Herr Grundmann, wie sie wussten, das Frühstück und das Mittagessen vorbereitete.

Das zerkleinerte Gemüse, das Fleisch und die Knochen für die Suppe stand in drei Wannen bereit. Der Deckel des großen Suppenkessels war offen.

„Hilf mir mal Udo“ Tönsen kletterte die Leiter hoch „und reich mir die Wannen hoch. Der fette Grundmann reißt sich sonst noch die Hälfte unter den Nagel.“

Gesagt, getan, Tönsen leerte die drei Wannen in den Kessel und schloss dann den Deckel.

„Also ich sage euch, das gibt morgen etwas Feines zum Mittag.“ Tönsen lachte.



Am nächsten Morgen betraten die drei den Frühstücksraum und ließen sich das Essen schmecken. Es gab kalte Platte, da konnte der Koch nicht viel verderben.



Und das Mittagessen war heute ein Gedicht. Es gab Eintopf, schönen sämigen Eintopf mit ordentlich fettem Fleisch. Auf der Brühe schwammen noch die Fettaugen.
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Alle langten begeistert zu.

Die meisten im Saal hatten schon ihr Essen, nur unsere Drei und der Nachbartisch warteten noch ungeduldig.

Als aus der Küche nichts mehr kam, wurden die Skatbrüder ungeduldig und riefen nach der Schwester.

„Es ist etwas entsetzliches passiert, unser Herr Grundmann ist tödlich verunglückt.“

„Aber was hat das mit unserem Essen zu tun, kann das nicht jemand anders abfüllen?“ Moserte Herr Tönsen etwas pietätlos.

„Herr Grundmann hat gestern abend, wie jeden Freitag den Dampfkessel von innen gereinigt, dabei ist wohl der Deckel zugefallen. Frau Möller unsere Küchenhilfe, wollte heute früh noch das Fleisch und das Gemüse hinzutun. Aber es war offensichtlich schon im Kessel, also hat sie nur das Wasser aufgedreht und den Heizer eingeschaltet.

Vorhin dann war plötzlich der Auslauf verstopft. Frau Möller hat den Deckel geöffnet und im Eintopf gestochert. Als sie dann eine Brille und eine Hand herausgefischt hat, ist sie in Ohnmacht gefallen. Die Polizei hat Grundmanns Leiche stückweise herausgeholt, er war aber schon ziemlich zerkocht.“



Lohmann stieß Tönsen an „Du hättest den Deckel nicht zumachen sollen, gestern Abend.“

"Dann gibt es wohl heute keinen Eintopf mehr?" Tönsen murrte.
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Kommentare zur Story:

  Schaurig, aber irgendwie auch zum schmunzeln. Du hast wohl eine ganz besondere Tendenz zu speziellen Themen über fleischliche Genüssen?  
   Petra  -  18.11.11 22:44

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Immer nur übers Essen schimpfen? Da nehmen drei rüstige Altenheimbewohner die Sache lieber selbst in die Hand.  
   Wolfgang scrittore  -  18.11.11 18:06

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

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Interessante Kommentare

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einfach toll, dieses frühlingsgedicht. du findest in deinen gedichten häufig ganz eigene, besondere bilder. wunderschön, ohne kitschig zu sein.

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