Schattenspiel - Schattengedanken in sechs Akten   126

Poetisches · Schauriges · Experimentelles

Von:    Tis-Anariel      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 27. Juli 2011
Bei Webstories eingestellt: 27. Juli 2011
Anzahl gesehen: 2830
Seiten: 2

Schattenspiel





Silberweiße Bahnen

weben sich ins Dunkle

der nahen Nacht

und fädeln

glitzernde Tautropfen

auf Spinngewebe.

Vertiefen Schatten

ins tintenfinstre Schwarz

und hauchen Düsterzauber

zwischen die Büsche

am Schattenpfad entlang.

Ein großes uraltes Tor,

wie aus dunkeln Ranken geflochten,

scheint ihn zu beenden,

doch dahinter führt er weiter.

Rosen wachsen dort

am Düstren Tor.









Schattenrosen





Fast schwarz, erscheinen sie,

die tiefdunkelrote Rosen.

Wie aus feinstem Samt

schimmern sie weich

und blühen prachtvoll

inmitten des scharfen

Dornengeflechts.

Würgend und stechend

schlingen sie sich

mit ihren Ranken

am schwarzen, harten

Schmiedeisernen Tor empor.

Scheinen beinnahe ein Teil

davon zu werden im

Schattenspiel der Nacht

und des alten Mondes.

Untrennbar verschmolzen,

das Tor und die Rosen.

Ihr berauschend süßer Duft

trägt so endlos weit

und berührt ganz zart

dunkelstes Verlangen.









Der rote Strom





Wie vergossenes Blut

sind kleinste Bäche,

gefärbt von einem

roten alten Mond

und fließen durch die

nachtdunklen Wiesengründe

hinab zum alten Fluss,

um sich dort zu einen

zum roten, roten Strome.

Er windet sich

durch üppige Nachwiesen

und an hohlen Hügeln vorbei,

strebt unaufhaltsam einem

alten, düstren Wald entgegen.

Im scharfblättrigen Schilfrohr

singt der Wind

ein Lied vom sterben.

Gleich seltsamen Boten

treiben welkende Blätter

auf dunklen Wassern dahin

und verlieren sich einsam im

unendlich, ewigdunklem Schatten

zwischen den alten, alten Bäumen.
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Der Schattenwald





Zwischen den

Wurzelsträngen

Uralter, knorriger Bäume

fließt der rote Strom dahin.

Eng stehen die Bäume

und verflechten bereits

über der Erde die Wurzeln

zu einem seltsamen Gebilde,

in dem Käfer und Kröten hausen.

Dicht an dicht stehen sie

und hoch treiben sie hinauf

ihre dunklen, uralten Stämme.

Ihre knirschenden Stimmen

singen vom vergehen,

ein Lied von Blut und Gebeinen.

Durch die dichten Blätterkronen,

die höher als man blicken kann

vor sich hinrauschen

und wispern und flüstern

fallen silbern, lanzengleich

Lichtstrahlen tief herab

und brechen sich

hier unten am Grunde

im Wasser des Stromes

und zersplittern

an den messerscharfen

Rändern des hellgrünen Farns,

der gesprenkelt ist

mit Tropfen

von einer Farbe

wie Mitternachtsrot.











Namenlose Gräber





Tief darunter,

noch unter dem Moose

dem dicken, dunkelgrünen,

im Wurzelgeflecht

der alten Bäume verflochten

liegen Knochen,

so blank so weiß.

Keine Schrift

kündet ihre Namen.

Kein Wort

weißt ihnen den Weg,

den Vergessenen,

den Namenlosen,

die sich einst

dem roten Strome

hingegeben und darin ihr

kleines Lebenslicht ließen.

Nur kalte, alte Steine

stehen Namenlos

unter dem roten Blutmond

für die Vergessenen

und nur die Raben

singen ihre Namen.









Das Lied des Nachtwinds





Hoch oben,

weit über diesem

schauerlichen Wald des Todes

tanzen die Nachtgeister

ihren eigenen Tanz

mit dem roten Mond

und der Nachtwind

stimmt ein schauerliches Lied an,

das von seltsameren

Schattengedanken singt,

von Spinngeweben

und roten Strömen,

von Blutmonden

und Namenlosen,

von den scharfen Zähnen

manch einer Muse,

und vom den langen Krallen

und dem blauen Blick

der Nachtmahr,

die ganz still

vorübergelitten ist.
Seite 2 von 3       








@Anariel 27.07.2011
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Punktestand der Geschichte:   126
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Kommentare zur Story:

  Da ist ja ein unheimliches Geraschel in deinem Schattenwald hinter dem großen Tor. Besonders gefallen hat mir dabei die Nachtmahr. Schönes Düstergedicht.  
   Gerald W.  -  27.07.11 21:36

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  ein großes epos, irrsinnig einprägsame bilder...  
   Ingrid Alias I  -  27.07.11 14:44

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Ups...sorry...Fehler im Titel....das sind ja diesmal sechs gedanken...;-)  
   Tis-Anariel  -  27.07.11 14:12

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Hallo Michael...
das freut mich, das dir auch meine Schattengedanken so gut gefallen. Vielen Dank für dein schönes Lob.

Liebe Grüße an dich  
   Tis-Anariel  -  27.07.11 14:11

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Herrliche Stimmungsbilder hast du mit sehr eindrucksvollen Worten gezeichnet. Dir ist es glänzend gelungen, die Schönheiten unserer Natur, mit einem Hauch von atemberaubender Melancholie in all deinen Gedichten zu reflektieren.
Wirklich ganz toll gemacht!
LG. Michael  
   Michael Brushwood  -  27.07.11 09:51

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Kommentar von "Sabine Müller" zu "Die Lebenswippe"

Hallo, sehr schöne, wahre Gedankengänge! 5 Punkte von mir. lg Sabine

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