Romane/Serien · Nachdenkliches

Von:    Tintentod      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 19. Juli 2011
Bei Webstories eingestellt: 19. Juli 2011
Anzahl gesehen: 2999
Seiten: 8

Diese Story ist Teil einer Reihe.

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   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


4

Yassi war verlässlich in ihrer emotionalen Unbeständigkeit. Während sie vor der Schule und noch vor dem Besprechungszimmer fröhlich herumhüpfte, wurde sie sehr unleidlich, als Sophie sie hochnahm und neben sich auf einen der Stühle setzte.

Die Lehrerin Barbara Gammon, die seit Stunden in dem Zimmer hockte und einen Schüler nach dem Nächsten abfertigte, hatte bereits nach dem dritten Elternpaar die Übersicht und den Elan verloren. Sie war noch nicht lange dabei und ihr war erst kurz vor dem Elterntag zu Ohren gekommen, dass die alten Hasen sich sehr gerne davor drückten und vor den Jüngeren so taten, als würden sie diese Aufgabe aus lauter Großzügigkeit abtreten.

Mit den Unterlagen, die sie schon Wochen vorher durchgearbeitet und vorbereitet hatte, war sie plötzlich vollkommen überfordert, weil sie die Fragen der Eltern nicht erwartet hatte. Es schien, als habe sie für jedes einzelne Kind nur noch stereotypische Aussagen parat. Entweder waren die Kleinen brave Kinder, die gerne mitarbeiteten und sich immer von der besten Seite zeigten, oder kleine Störenfriede, die nicht dumm (um Gottes Willen nicht dumm!) sondern nur unterfordert waren und besondere Aufmerksamkeit einforderten.

Zum Glück waren die nervigen Eltern die Ausnahme, es gab Ausreißer sowohl nach oben als auch nach unten, die meisten wollten nur hören, dass mit ihren Kindern alles in Ordnung sei und wieder nach Hause fahren.

Als Ms. Gammon die nächsten Eltern hereinbat und innerlich darüber stöhnte, dass sie eine unleidig aussehende Vierjährige mitgebracht hatten, stellte sie sich vor und suchte in ihren Unterlagen nach Ben Scanlon.

„Haben sie Ben mitgebracht?“, fragte sie und Sophie sagte: „Er wollte draußen bleiben und mit den Jungs spielen.“

Rick setzte sich und nahm Yassi auf seinen Schoß, flüsterte ihr ins Ohr, sie solle für fünf Minuten still sein, sonst würde sie hier in diesem ungemütlichen Raum bleiben müssen, bis sie groß genug war, um eigenes Geld zu verdienen. Yassi war unbeeindruckt, aber immerhin für fünf Minuten still, und betrachtete die selbst gemalten Bilder an den Wänden. Während Sophie mit der Lehrerin plauderte, stellte Rick sein Gehör auf Durchzug und ließ Yassi von seinem Schoß rutschen, als sie sich die Bilder von Nahem ansehen wollte.
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Rick ignorierte sie, wie sie durch den ganzen Raum lief, mit den Fingern auf die Bilder tippte und sich selbst erzählte, was sie dort sah. Sie verschwand im hinteren Teil des Raumes, außerhalb Ricks und Sophies Blickwinkel und die Lehrerin verfolgte sie mit wachsender Besorgnis. Sie sah das Unglück kommen; die Kleine würde einen Reißzwecken finden und ihn sich entweder in die kleine Hand stechen oder in den Mund nehmen und runterschlucken, und die Eltern würden sie dafür verantwortlich machen, obwohl es ganz eindeutig sie waren, die nicht aufpassten.

Obwohl Ben ein lieber Junge war, hatte Ms. Gammon an seinem Verhalten und an seinen gelegentlich auftretenden sprachlichen Entgleisungen geahnt, dass er nicht aus der besten Familie kam. Sie hatte gewisse Vorurteile solchen Leuten gegenüber. Ihre Eltern hatten sie ebenfalls in ein solches Leben hineingeboren und sie war dem lieben Gott jeden Tag dankbar, dass sie daraus entkommen war.

Gerade, als sie sah, dass die Kleine etwas Dummes vorhatte, stand Rick wortlos auf, ging zu Yassi und klemmte sie sich unter den Arm. Sie hatte Staubflocken im Haar und ließ sich den Kugelschreiber, den sie gefunden hatte, wortlos aus der Hand nehmen.

Barbara Gammon vermutete, ihr Gesicht habe Bände gesprochen, obwohl sie immer gedacht hatte, sie könne Kindern und Eltern gegenüber ein Pokerface aufrechterhalten, denn Bens Vater hatte reagiert, ohne sich umzudrehen. Barbara wusste von Erzählungen, nicht aus eigener Erfahrung, dass Eltern sofort misstrauisch wurden, wenn spielende Kinder plötzlich still wurden. Entweder hatten sie sich etwas in den Mund gesteckt und drohten daran zu ersticken, oder sie hatten etwas anderes interessantes gefunden, was sie in unbekannte Gefahr brachte.

Sie sprachen noch einige Minuten über Ben, über seine Noten und Freunde, und auch über seine kleine Eigenart, die den Lehrern aufgefallen war. Sie verpackte es sehr freundlich, aber was sie meinte, war, dass Ben hinter die alltäglichen kleinen Geheimnisse seiner Klassenkameraden kam und sie ab und zu, bei seltenen und passenden Gelegenheiten, ausplauderte. Gleichzeitig entschuldigte sie sein Verhalten, indem sie sagte, er täte es niemals, um ein anderes Kind bloßzustellen, er platzte damit heraus, wie andere Kinder Witze erzählten oder Schimpfworte benutzten.
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Sophie erklärte, dass Ben ein aufgeweckter kleiner Kerl sei, der seine Augen und Ohren überall hatte und es habe nichts mit Geheimnissen zu tun. Hatte sie noch vor einer viertel Stunde gedacht, Mrs. Gammon sei eine sehr nette Person, konnte sie dieser „netten Person“ plötzlich nichts mehr abgewinnen.

Rick sagte nichts zu der ganzen Sache, er verzog nicht einmal das Gesicht, als sie aufstanden und endlich den Raum verließen. Er wusste nur zu genau, wovon Mrs. Gammon gesprochen hatte.



„Es ist alles bestens“, sagte Sophie, als Ben auf dem Flur auf sie zugerannt kam und wissen wollte, wie es gelaufen sei. Da sie schon einmal in Port Clyde waren, wollten sie weiter bis hoch nach Thomaston, dem nächsten Ort, wo Sophie ein paar Dinge einkaufen wollte. Ben bettelte schon auf dem Weg dorthin, dass er unbedingt einen Burger essen gehen wollte, und Rick tat so, als müsse er sich aufs Fahren konzentrieren und überließ Sophie die Entscheidung. Sie hielt die ersten zwanzig Meilen durch, dann behauptete sie, sie habe schon die ganze Zeit geplant, einen Burger essen zu gehen, weil Ben sich in der Schule so gut machte.

Ben schlug mit seiner Faust in die Luft und rief: „Oouh-kay!“

Rick grinste zu Sophie herüber und sie hob nur kurz die Augenbrauen. Sie kannte die Tricks, wie sie den Kindern nachgeben und gleichzeitig so tun konnte, als sei alles ihre Idee gewesen.

Sie fuhren selten genug nach Thomaston, noch seltener nahmen sie die Kinder mit, weil sie wussten, wie es enden würde. Ben und Yassi würden sich Spielzeug und süßen Kram aussuchen, für den eigentlich kein Geld da war, und selbst, wenn sie nur bei Wendy’s oder ins große M gingen (Sophie nannte McDonalds das große M, aber Rick konnte es nicht vergessen, dass Stephen King die Kette „die größten umgedrehten Titten Amerikas“ genannt hatte, oder so ähnlich, und Sophie jedes Mal nach ihm schlug, wenn er den Laden auch so nannte), gaben sie schon zu viel Geld aus.

Diesmal lief es allerdings besser. Auf dem Weg nach Thomaston begann es heftig zu regnen und Sophie sagte, sie würde Rick und die Kinder vor dem M absetzen und schnell die Einkäufe allein erledigen.

Als sie sich eine Stunde später im großen M wiedertrafen, waren die Kinder glücklich mit ihren Juniortüten, dem Plastikspielzeug und Rick sagte, er habe ein paar Mal in den Burger gebissen, den Ben nicht mehr mochte, und könne sich nicht erinnern, dass die früher auch schon so schlecht geschmeckt hätten.
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„Ich hab mich früher davon ernährt“, sagte er, „die hab ich zum Frühstück gegessen, aber die haben auch besser geschmeckt. Darn, ich glaube, ich werde alt.“

Ben fischte die letzten Pommes aus der Tüte, wartete ungeduldig darauf, dass Yassi ihre zurückschob, weil sie nicht mehr mochte, und stopfte sich diese ebenfalls in den Mund. Sie schmeckten kalt nicht mehr wirklich gut, aber sie waren zu schade zum Wegwerfen. Er sah seine Mutter an und wollte sie fragen, ob sie in das Spielzeuggeschäft gehen könnten, aber an der Art und Weise, wie sie mit Dad redete, erkannte er, dass es keine gute Idee war. Selbst, wenn sie dem kleinen Ausflug in das Geschäft ein paar Straßen weiter zustimmte, würde sie ihm keines der Spielzeuge kaufen, die er sich aussuchte.

Auf der Rückfahrt schlief Yassi, angefüllt mit weichen Brötchen, Geschmacksverstärkern, Ketchup, Hackfleisch und Pommes, und sie genossen die Ruhe in dem Wagen.

Wieder auf der Insel, wurde Rick von Edward, dem Inselpolizisten, angehalten, und er fragte, ob er seinen defekten Rasenmäher zur Reparatur vorbeibringen könnte. Rick meinte, er könne das Ding dazwischenschieben und er solle ihn zur Tankstelle bringen. Er war selten entspannt, wenn er Edward traf, und als er weiterfuhr, legte Sophie ihm die Hand kurz auf den Oberschenkel, ohne etwas zu sagen. Sie ahnte, was in ihm vorgehen musste.



An der Tankstelle hatte Rick zwei Wagen stehen, die er nur ausbeulen sollte, und für diese Arbeit nicht viel Geld bekommen würde. Der eine hatte eine frische Beule, der andere sah kritischer aus. Der Insulaner war im Winter in einen Baum gerutscht und hatte es versäumt, die Beule beizeiten reparieren zu lassen. Der Rost, der sich mittlerweile gebildet hatte, war beträchtlich. Rick würde es hinkriegen, dass man es unter der neuen Lackierung nicht mehr sehen konnte, aber es tat ihm jedes Mal weh, wenn er sah, wie die Leute ihre Oldtimer behandelten.

Edward kam mit seinem Pick-up Truck, einem grünen Dodge Dakota, am frühen Morgen vorgefahren, hupte und Rick kam nach vorn, damit sie zu zweit den Rasenmäher von der Ladefläche tragen konnten.
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Edward S. Trebilcock war einer der Wenigen, der ein so großes Grundstück mit Rasenfläche hatte, dass sich ein solches Monstrum lohnte. Er sah jedes Mal aus wie der König der Insel, wenn er auf seinem Rasenmäher seine gemächlichen lauten Runden drehte. Vermutlich waren seine direkten Nachbarn sehr froh, wenn das Ding defekt war, so wie jetzt.

„Mal wieder der Anlasser“, sagte Edward, klopfte auf sein benzinfressendes Ungetüm, als wolle er ihm Auf Wiedersehen sagen. Rick schob ihn neben die Tankstelle und sagte, er würde Edward anrufen, sobald er fertig sei.

Das Ungetüm erinnerte ihn daran, dass Sophie ihm irgendwann gesagt hatte, er solle ihren eigenen Rasenmäher mal ansehen, was er immer wieder verschoben hatte, weil das Ding bereits alt und hinüber gewesen war, als er es hinten in der Ecke des Schuppens gefunden hatte.

Ich sollte das Monstrum reparieren und zu einer Probefahrt nach Hause mitnehmen, dachte er, stellte sich dann vor, wie er durch den eigenen winzigen und zugewucherten Garten fuhr. Eine Runde und er wäre fertig, hätte dabei aber auch vermutlich alle Sträucher und die mickrigen Blumen als Geschnetzeltes hinter sich gelassen.

Er tankte ein paar Wagen an diesem Tag, spachtelte rostigen Stellen und machte die Tankstelle sehr pünktlich zu. Manchmal musste er umdrehen und die Pumpen wieder anschalten, weil ihm ein Insulaner auf der Straße entgegenkam und doch noch schnell tanken wollte, aber diesmal kam er pünktlich nach Hause, stellte die Shadow vor dem Haus ab und fragte sich, wo Sophie sein könnte. Der Nova stand nicht oben an der Straße, vermutlich war sie mit Shari irgendwo unterwegs, neuen Inseltrödel für ihren Laden kaufen.

„Hey!“, rief er ins Haus und horchte. Weil nur Ben antwortete und Carlos angetrabt kam, vermutete er, dass Sophie Yassi mitgenommen hatte.

Wenigstens etwas, dachte er. Er fing Ben auf, der ihm in den Arm gesprungen kam und versuchte, Carlos daran zu hindern, ihn zu Fall zu bringen.

„Da hat heute ein Mann angerufen“, sagte Ben.

Rick trug ihn durch bis in die Küche und hinaus in den Garten, wo er ihn neben dem abgestellten rostigen Rasenmäher wieder auf die Füße stellte.

„Wer war es denn?“ Er hatte keine Ahnung, wer ihn angerufen haben könnte, weil alle auf der Insel und alle, mit denen er zu tun hatte, wussten, dass er den ganzen Tag an der Tankstelle zu erreichen war.
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Selbst Dom und Curtis wussten das.

„Hab ich vergessen“, sagte Ben und sah erstaunt zu ihm auf.

„Und was hat er gewollt?“

„Hab ich auch vergessen.“ Ben wurde kleinlaut und schien darüber nachzudenken, ob er besser auch vergessen hätte, den Anruf überhaupt zu erwähnen. Er versuchte sich deutlich zu erinnern, wer weshalb angerufen hatte, aber es wollte ihm nicht einfallen. Rick grinste ihn an und fragte: „Hat er denn gesagt, dass er wieder anruft?“

Ben nickte nur, und als Rick erwiderte: „Okay, du kannst beim nächsten Anruf den Namen an die Wand schreiben.“

Sie wechselten einen kurzen Blick – Daddy ist nicht böse – Ich weiß, Daddy – und Ben rannte in den hinteren Teil des Gartens, wo er den durchweichten Tennisball für Carlos suchte.

Rick suchte das Werkzeug zusammen und drehte den Handrasenmäher auf den Rücken, rief nur „Okay!“, als Ben fragte, ob er mit der Honda spielen dürfe.

Rick wusste, dass er vorsichtig war und darauf achtete, nicht an den heißen Auspuff zu kommen. Ben kletterte auf die Shadow und hockte dann mitunter stundenlang dort.

Carlos entwischte mal wieder aus dem Garten und verschwand den Strand hinunter, wo er toten Fisch fraß, interessanten Spuren folgte und andere streunende Hunde traf, mit denen er herumtoben konnte. Als Sophie mit dem Nova die Straße herunterrollte, wurde sie von Carlos überholt, der sich bemühte, als Erster in der Küche vor dem Hundefutterschrank zu stehen.

Rick hatte sich die Hände mit altem Schmieröl eingesaut und den Fehler des Rasenmähers noch immer nicht gefunden und gab es auf. Sophie setzte Yassi und ihren Einkauf in der Küche ab, konnte gerade noch verhindern, dass Rick seine dreckigen Finger an ihr abschmierte.

„Ich hab zu viel Geld ausgegeben“, sagte sie, „für den Rest der Woche essen wir nur Dosensuppe mit French Toast.“

„Kann ich mit leben.“

Sie packte die Lebensmittel aus und Rick sah auf den ersten Blick, dass sie tatsächlich mehr Geld ausgegeben hatte, aber nicht das Eigene.
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Shari hatte die nervige Angewohnheit, mit Sophie einkaufen zu gehen und dann im nächsten Supermarkt eine Wagenladung auf ihre Rechnung setzen zu lassen. Rick wusste, dass sie es gut meinte, aber es ärgerte ihn insgeheim.

„Vor der Dosensuppe gehen wir noch an den Strand“, sagte er, „vielleicht kann ich uns noch einen Schwertfisch fangen.“

Sophie lag bereits unter ihrem Sonnenschirm, den Rick in einem Kindereimer einbetoniert hatte, damit er nicht umkippte. Er sah aus wie ein einbeiniger Mann, der von der Mafia zum Verschwinden verurteilt worden war und den Weg ins Wasser nicht gefunden hatte. Die Sonne stand bereits so schräg, dass sie keinen Sonnenbrand befürchtete, aber sie nutzte den Schirm gern als Windschutz.

Gerade, als Rick auf der Veranda war, klingelte das Telefon. Ben war schneller als er, nahm ab, rief „Daddy!“ und streckte ihm den Hörer entgegen.

Rick wartete, bis Ben nach draußen verschwunden war, dann sagte er: „Ja?“, in den Hörer.

Es war Ticks. Rick wusste es schon, bevor er sich meldete, und er fühlte, wie sein Blut vor Panik eindickte. Wenn Ticks, die rechte Hand von José, sich meldete, konnte es nichts Gutes bedeuten.

„Scanlon“, sagte Ticks munter, „was muss man anstellen, um dich direkt an die Strippe zu kriegen? War das dein Junge, mit dem ich heute gesprochen habe?“

„Was ist los?“

„Liest du keine Zeitung auf deiner Insel?“

Rick wechselte den Hörer an das andere Ohr und drehte sich zur Tür um. Obwohl Sophie bescheid wusste, musste sie ein solches Gespräch nicht mitbekommen.

„Ticks, hör auf, mir blöde Fragen zu stellen und rück endlich raus, was los ist.“

„Es geht um unseren gemeinsamen Freund.“ Im Hintergrund waren undeutlich Straßengeräusche und Gespräche zu hören, Ticks musste irgendwo in einer Telefonzelle stehen.

„Er ist in Medellín und vermutlich wird er so schnell nicht zurückkommen. Wir sind aufgeflogen. Die DEA hat Büros geschlossen, Konten gesperrt und einen Haufen Leute verhaftet. Wir vermuten, dass eines der Mädchen gesungen hat. Es kann sein, dass sie noch sehr viel mehr Leute verhaften werden, vielleicht steht dein Name auch auf irgendeiner Liste. Du weißt schon noch, wie der Hase läuft, oder?“

„Sicher weiß ich das.
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Auch, wenn ich mir sehr viel Mühe gegeben habe, die alten Zeiten zu vergessen.“

Ticks machte ein Geräusch, als habe er kein Verständnis dafür, aber er war auch nicht ausgestiegen. Er hatte die ganze Zeit versucht, die letzten Geschäfte aufrechtzuerhalten, Geld beiseitezuschaffen und vor den Behörden davonzulaufen.

„Ich wollte dich nur daran erinnern. José sagte, er würde sich bei dir melden, wenn er zurückkommt.“

„Ich glaube nicht, dass er das tun wird.“ Bevor Ticks wieder auflegen konnte, fügte Rick hinzu: „Was von Hollis gehört?“

Er wollte von Ticks hören, dass mit Hollis alles in Ordnung sei, und dass er mit seinem Leben einfach zu beschäftigt war, um sich bei seinem alten Buddy zu melden, aber Ticks konnte nicht viel sagen. Hollis hatte nie in die Runde gepasst und er wusste nur, dass er sich häufig in Atlantic City herumtrieb.

„Okay“, sagte Rick, „mach’s gut.“ Er legte auf.

Kolumbien, dachte er. Als er sich umdrehte, stand Sophie in der Tür.

„Schlechte Nachrichten?“, fragte sie, als sie sein Gesicht sah. Er wusste nicht, wie viel sie von dem Gespräch mitbekommen hatte, aber er konnte sie auch nicht anlügen. Wenn sie Hollis‘ Namen gehört hatte, ahnte sie sowieso, um was es ging. Es war keine der Inselangelegenheiten.

„Alles in Ordnung“, sagte er, „es war nur einer aus der alten Truppe, dem ich in New York irgendwann die Nummer gegeben hatte. Hollis ist abgetaucht, aber vermutlich geht’s ihm gut. Und José ist in Kolumbien.“

„Hat es irgendwas mit uns zu tun?“ Sie sagte „mit uns“, nicht „mit dir“. Rick zögerte eine Sekunde und sagte: „Es wird nichts passieren. Alles ruhig an der alten Front.“

Von Ticks Warnung sagte er nichts. Sophie wusste zwar von den alten Dingen, aber sie musste nicht wissen, was ihnen vielleicht ins Haus stand.

Als sie am Strand lagen und die Kinder beobachteten, drifteten Ricks Gedanken ständig ab. Er versuchte den Eindruck zu erwecken, als würde er Sophie zuhören, brummte nur ab und zu, und dachte an Kolumbien. Wenn José dort untergetaucht war, wie hoch mochte die Wahrscheinlichkeit sein, dass sie weiter gegen die kleinen Leute in dem Unternehmen ermitteln würden? Machte das überhaupt Sinn? Die ganzen kleinen Fische einzusammeln, wenn der Hai längst die Gewässer gewechselt hatte?

Natürlich macht das Sinn, dachte er, wenn sie mit einem kleinen Fisch den Hai ködern wollen.
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Deshalb konnte er Sophie nicht die Wahrheit sagen.
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Punktestand der Geschichte:   309
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Kommentare zur Story:

  Habe zwar nicht alle Teile gelesen, aber dieses Kapitel gefällt mir außerordentlich gut, dass ich das nachholen werde.  
   Dieter Halle  -  25.07.11 10:35

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Und ich freue mich natürlich auch, dass es weitergeht. Erst fängt dieses Kapitel ziemlich ruhig an, aber dann wird es sehr aufregend. Ein mysteriöser Anruf. Rick ist in Sorge um Hollis und natürlich besonders um seine kleine Familie. Seine kriminelle Vergangenheit holt ihn eben ein.  
   Petra  -  20.07.11 22:14

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Das freut mich aber sehr, dass du wieder etwas über Rick &Co veröffentlicht hast. Sehr echt alles und nun wird es wohl ziemlich spannend werden.  
   Jochen  -  20.07.11 11:47

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