80 Days, Kapitel 12, Kaffee und Kameras   328

Romane/Serien · Fantastisches · Fan-Fiction/Rollenspiele

Von:    Barbara Saskat      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 11. Juni 2011
Bei Webstories eingestellt: 11. Juni 2011
Anzahl gesehen: 2528
Seiten: 19

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit:    Die Einzelteile der Reihe werden nach und nach bei Webstories veröffentlicht.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Kapitel 12



Kaffee und Kameras



Die Hunde zurück halten....

Die Worte hallten in Aizawas Ohren wieder. Natürlich würde er die Hunde noch etwas zurückhalten. Wenn nötig, würde er sie sogar vergiften. Mogi sollte alle Zeit der Welt haben. Aizawa war schließlich der Einzige, der um die Verbindung zwischen Klivebacker und Martina Holmes wusste.

Es war leicht, sich aus zu malen, was geschehen würde, wenn Aizawa ein bisschen plauderte. Oh, alle Fäden würden letztendlich zu Mogi, Mattie, Souta und Mika führen und wenn es etwas gab, dass Aizawa nicht gebrauchen konnte, dann war das Publiziety über das Haus, geschweige denn über Matties kleines Geheimnis innerhalb ihrer eigenen vier Wände.

Mit zittrigen Händen steckte sich der Polizist eine Zigarette zwischen die Lippen, die sich trocken und spröde anfühlten, zündete sie aber nicht an.

Eriko hasste den Geruch von Rauch an seiner Kleidung und erst recht den Geschmack einer Zigarette auf seiner Zunge.

Er schloss die Augen und dachte an die Waffe auf der Garderobe.

Wem gehörte sie?

Wer hatte sie hinterlegt und warum?

Warum war einfach. Jemand musste in die Wohnung eingedrungen sein, lange, nachdem Aizawa ihm einen Besuch abgestattet hatte. Und wer immer das war, dem war auch bewusst, dass er mit der Waffe nicht wieder vorne durch den Metalldetektor kam. Also hinterließ er sie.

Das war eine einfache Rechnung. Wäre es Klivebackers Waffe gewesen, wären seine Fingerabdrücke drauf. Waren sie aber nicht. Und noch etwas.

Klivebackers ID Card und seine Schlüssel fehlten ebenfalls.

Aizawa öffnete die Augen wieder und blickte ins Leere.

Wenn jemand so etwas an sich nimmt, dann doch nur mit der Absicht, wieder zu kommen. Klivebackers Wagen stand unberührt in der Garage und der Wächter sagte aus, dass niemand den Wagen auch nur einen Zentimeter bewegt hatte.

„Klivebacker, Klivebacker....wer hat dich denn da wohl besucht?....“

Und vor allem...Wie?

Mit der Waffe rein, aber ohne wieder raus?

Vom Haupteingang auf keinen Fall und durch die Garage dürfte auch schwierig gewesen sein. Die wurde durch Kameras und dem Wächter rund um die Uhr in Schach gehalten.
Seite 1 von 22       


Die erlösende Idee wollte ihm einfach nicht kommen.

Er nahm die Zigarette wieder aus dem Mund und steckte sie ungeraucht zurück in die Schachtel.

Hier, auf seinem Schreibtisch im Büro türmten sich die Berichte und Aussagen der Gerichtsmediziner, sowie der Bewohner und Angestellten der Firma.

Er war überzeugt davon, dass so ziemlich jeder die Wahrheit sagte....außer Mogi.

Irgendetwas verschwieg er ihm. Aber was?

Er konnte ihn unmöglich die ganze Zeit im Auge behalten.

Zum Beispiel jetzt. Was machte er jetzt?

Aizawa sank ein wenig in seinem Stuhl zusammen.

Es half nichts. Er brauchte jemanden, der bei Mogis Aktivitäten beiwohnen konnte.

Jemand, der vertrauensvoll und vor allem nicht ganz so clever war, die richtigen Schlussfolgerungen zu schnell zu ziehen.

Aizawas Gesicht hellte sich ein wenig auf.

L mochte ein Arschloch gewesen sein, aber er war schlau genug, Dummheit und Loyalität seiner Mitarbeiter miteinander zu verbinden.

Wie sagte er noch: „Natürlich ist er nicht der Einstein unter den Ermittlern, aber er hat Fantasie und Abenteuergeist..“

Und damit hatte er Matsu gemeint.



**



Als Mattie am nächsten Morgen die Augen aufschlug brauchte sie ein wenig, um sich zu orientieren. Sie lag in einem fremden Bett in einem fremden Zimmer und zunächst einmal erschrack sie sich. Doch nach und nach kehrten die Erinnerungen an dem vorigen Tag zurück.

Natürlich. Sie war mit Mogi gegangen, der sie in Gefahr glaubte. Und je später der Abend wurde, desto mehr Wein war aus irgendeinem Grund in ihrem Magen gelandet. War sie betrunken gewesen?

Mattie erinnerte sich, zumindest durchaus angedöselt gewesen zu sein.

„Mist....“

Sie schlug die Decke von sich und schwang die Beine aus dem Bett. Ihr war kalt und noch ein bisschen übel, aber in Anbetracht der letzten Ereignisse war der gestrige Abend eine abwechslungsreiche Wohltat.

Sie hoffte nur inständig, Mogi nicht beleidigt oder angebaggert zu haben. Beides war bei ihr im angetrunkenen Zustand keine Seltenheit.

Sie sah sich um. Das Schlafzimmer war schon mal recht nett aber spartanisch eingerichtet. Nichts wies auf das Wesen des Mannes hin, der sie mit zu sich nach Hause genommen hatte und genau so plötzlich wie eindringlich in ihr Leben getreten war.
Seite 2 von 22       
Dies war keine langfristige Bleibe. Ein Appartement für kurze Aufenthalte, ein paar Wochen oder auch Monate. Dieser Mann hatte nicht geplant, lange in Tokio zu verweilen. Wahrscheinlich war er jetzt schon länger hier, als er wollte.

Sie würde ihn danach fragen, wenn sich die Gelegenheit ergab.

Nun brauchte sie erst mal einen Kaffee und wenn der „Große“ dann noch Brötchen oder irgendetwas hatte, dass sie sich in den Mund würde stecken können, würde sie nicht nein sagen.



Mogi hatte keine Brötchen. Selbst beim Kaffee musste er Improvisieren.

„Tut mir leid, ich habe nur diesen Instantkaffee.“, entschuldigte er sich.

Mattie setzte sich auf einen der freien Stühlen in der hellen Küche.

„Ich würde auch Spülwasser trinken, wenns nur braun genug ist.“

Mogi verzog das Gesicht.

„Das ist widerlich...“

Nun goss der „Große“ heißes Wasser in eine Tasse und rührte umständlich darin herum.

Schulterzuckend stellte er sie Mattie vor die Nase.

„Ich hoffe, er ist besser, als er aussieht.“

Mattie teilte die Hoffnung.

„Ich habe mit Souta gesprochen.“, begann er ein Gespräch als er sich ihr gegenüber setzte. Allein der Name reichte um auf Matties müdes Gesicht ein Lächeln zu zaubern.

„Ich habe ihn schon einen ganzen Tag nicht mehr gesehen.“

„Ich bin untröstlich.“, versicherte Mogi und trank einen Schluck seines Tee`s.

„Aber gräme dich nicht, holde Maid...“ Mattie kicherte Mädchenhaft.

„Dein Ritter wird bald erscheinen..zusammen mit all den Dingen , die wir brauchen.“

„Ihr braucht...“, verbesserte Mattie. „Um meine Wohnung im Auge zu behalten.“

„Nicht nur die Wohnung. Vor allem das, was dahinter ist.“

Wieder nahm er einen Schluck. Der Tee schien ihm zu schmecken, denn Kurz sah man sein Gesicht entspannen. Der typische Ausdruck, den sie mit einem Mann und seinem guten Bier in Verbindung brachte.

Er blickte sie über den Rand seiner dampfenden Tasse hinweg an.

„Mir ist übrigens nicht aus dem Kopf gegangen, was du gesagt hast.
Seite 3 von 22       
Über Wataris letzte Mail, meine ich.“

Jetzt erst registrierte sie, dass er sie duzte. Der Abend war also doch für was nütze.

„Ja, dass es mir komisch vorkommt, dass er dir ne Mail schickt, wo L schon tot sein müsste.“ Sie erinnerte sich. „Und du hast sie dir noch mal angesehen?“

Mogi sah sie einige Sekunden an, stand dann auf, kramte in seiner Hosentasche und beförderte einen mehrmalig zusammen gefalteten Zettel zu tage.

„Hier....vielleicht fällt dir was ein.“

Es war eigenartig.

Beide starrten sie den Zettel für einige Zeit an, ehe sie ihn schließlich an sich nahm und auseinander faltete.

Laut las sie:



Herr Mogi,

Allgemein bin ich kein ungeduldiger Mensch, und es wäre mir anders auch

lieber, doch ich würde mich sehr freuen, wenn sie mir ihre

langfristige Entscheidung noch bis Ende der letzten

Oktoberwoche mitteilen

würden.

Es würde mich sehr freuen, eine positive Nachricht von ihnen zu

erhalten. Selbstverständlich würde ich alles

noch mit Ryuzaki absprechen. Sie können mich auch jeder Zeit unter der Kurzwahl

25 erreichen.



Mit freundlichen Grüßen

W.





Mattie verstand nicht. „Wer ist Ryuzaki?“

„Oh, so nannten wir L. Es war zu seiner Sicherheit. Das war der Name, den er sich für die laufenden Ermittlungen gab.“, erläuterte Mogi.

Sie nickte. „So...aber das war nicht sein Name, nicht war?“

Der „Große“ schüttelte den Kopf.

„Seinen Namen erfuhren wir erst sehr viel später. Jemand sollte ihn noch nachträglich auf seinen Grabstein gravieren lassen.“

Mattie fand das nicht. „Ich finde, man sollte ein L drauf gravieren. Jeder sollte wissen, wer dort liegt und wofür er gestorben ist.“

Mogi hustete ein Lachen. „ Und wofür ist er das? Dafür das alles genau so ist wie vorher.“

„Aber das stimmt doch nicht. Sie sind anders als vorher.“ Für Mattie was das ein klarer Fall. Sie war sich sicher, das der große Detektiv vieles verändert hatte.
Seite 4 von 22       


„Selbst ich bin anders als vorher...und bei mir ist er schon tot.“

Wie wedelte mit dem Brief vor seiner Nase rum.

„Und selbst jetzt noch machen sie Veränderungen mit.“

Das stimmte.

Sie grinste und legte den Zettel wieder auf den Tisch.

„Also gut. Schauen wir mal, was wir hier haben....“



Sie las abermals.



Herr Mogi,

Allgemein bin ich kein ungeduldiger Mensch, und es wäre mir anders auch

lieber, doch ich würde mich sehr freuen, wenn sie mir ihre

langfristige Entscheidung noch bis Ende der letzten

Oktoberwoche mitteilen

würden.

Es würde mich sehr freuen, eine positive Nachricht von ihnen zu

erhalten. Selbstverständlich würde ich alles

noch mit Ryuzaki absprechen. Sie können mich auch jeder Zeit unter der Kurzwahl

25 erreichen.



Mit freundlichen Grüßen

W.





„Hm....höflich. Mit der Kurzwahl....ist die Richtig?“

Mogi verneinte.

„Ich kann mich nicht mal daran erinnern, dass irgendwer von uns ne Kurzwahl hatte.“

Mattie blickte sich in der Küche um, fand einen Kugelschreiber auf der Arbeitsfläche und griff ihn sich.

Sorgsam schrieb sie „25“ unter den Zeilen.

„Hm....damit kommen wir nicht viel weiter, aber. Nun ja, es ist das erste, was mir einfällt.“

„Und die letzte Oktoberwoche,“, warf Mogi ein. „L starb ne Woche später.“

Mattie klopfte mit dem Kugelschreiber auf dem Tisch und das gleichmäßige ticken machte Mogi ein wenig nervös.

„Letzte Oktoberwoche. Das einzige, was mir dazu Einfällt, sind Kürbisse.“

Mogi sah sie zweifelnd an.

„Kürbisse?“

„Naja.“, erklärte Mattie. „Du weißt schon. Halloween.“

„Hallo......“

Mattie nickte.

„Ja, wir feiern das riesig groß. Mit allem was dazu gehört. Kostüme und Süßigkeiten und so nen Kram.“

„Ich bin so weltfremd, wie du denkst. Ich weiß, was Halloween ist.“, empörte er sich scherzhaft.
Seite 5 von 22       


„Glaubst du, ich leb unter einem Stein?“

Sie kicherte.

„Naja. Unter einem japanischem Stein. Aber mal im Ernst.“

Sie beugte sich vor und senkte ihre Stimme geheimnisvoll.

„Aber Halloween macht wenig Sinn, oder?“

Mogi versuchte sich an irgendetwas zu erinnern, dass damit zu tun haben könnte. Alles war wie immer, mal davon abgesehen, dass sie mitten in den Vorbereitungen für den Offensivschlag steckten.

„Es war ganz schön wüst die Tage um Halloween. Wir hatten ne Menge Arbeit. Halloween macht wirklich wenig Sinn.“

Mattie betrachtete wieder den Zettel. Er sah so unbedeutend aus und dennoch zwickte er. Man konnte ihn abtun und sagen, dass der alte Mann wohl einen Fehler gemacht hatte, aber ebenso wenig, wie Mogi das glauben konnte, konnte es die junge Frau in dem fremden Land.

Sie war noch nie jemand, der über besonders viel Fantasie verfügte. Sie war pragmatisch, sie war sehr realistisch und wäre sie nicht innerhalb von weniger als zwei Wochen in so eine große und bedeutende Sache gerutscht, deren Tragweise sie sich noch nicht einmal klar war, sie wäre noch genau so unbedeutend und durchschnittlich, noch genau so mittelmäßig wie ihr vorheriges Leben. Aber dieser Mann, der für seine Überzeugungen gestorben war, der sein Leben in die Hände dieser Polizisten legte und es verlor, hatte selbst nach seinem Tod ihr Leben grundlegend verändert. Er hatte auch Mogis Leben verändert und sie war sich sicher, dass Souta es genau so sah.

Sie waren es ihm schuldig, dieses, sein Geheimnis zu begreifen und es zu schützen.

Mattie konnte sich nicht mal im Traum ausmalen, was sich hinter dieser Tür befand.

Nachdenklich stützte sie ihren Kopf in beide Hände und nahm einen vorlauten Sonnenstrahl aufs Korn, der sich seinen Weg frech über den Tisch bahnte und dabei länger und intensiver wurde. Er berührte beinahe zaghaft den Zettel, schien damit spielen zu wollen und legte sich dann sanft senkrecht auf das bedruckte Papier.

Mattie stutze. Watari....dieser gerissene ….

„Irgendwas muss da gewesen sein.“, meinte sie dann und faltete den Zettel einmal....aber sehr eng am Rand.

„Denn er meinte tatsächlich und definitiv Halloween...“

Sie legte den Zettel auf den Tisch.
Seite 6 von 22       


„Lies die Anfangsbuchstaben senkrecht. Er wollte zwei mal sicher gehen, dass du auch wirklich auf Halloween kommst.“

Mogi nahm den Brief an sich und wollte warf nur einen kurzen Blick drauf.





„H“err Mogi,

„A“llgemein bin ich kein ungeduldiger Mensch, und es wäre mir anders auch

„l“ieber, doch ich würde mich sehr freuen, wenn sie mir ihre

„l“angfristige Entscheidung noch bis Ende der letzten

„O“ktoberwoche mitteilen

„w“ürden.

„E“s würde mich sehr freuen, eine positive Nachricht von ihnen zu

„e“rhalten. Selbstverständlich würde ich alles

„n“och mit Ryuzaki absprechen. Sie können mich auch jeder Zeit unter der Kurzwahl

25 erreichen.



Mit freundlichen Grüßen

W.



„Meine Güte. Ich komme mir vor wie ein Idiot....Er hat die einfachste Methode von allen gewählt, um mir etwas mit zu teilen. Und ich brauche Jahre dazu...Nein...ich hätte noch länger gebraucht. Du hast das sofort gesehen.“ Der „Große“ stöhnte.

Mattie wies das zurück. „Du hast dich doch gar nicht damit beschäftigt. Hättest du dich damit beschäftigt, dann wärst du auch drauf gekommen. Wir müssen nur noch rausfinden, was die Kurzwahl soll.“

Sie nippte an ihrem braunem Wasser und wusste, was sie Mogi zum Geburtstag oder zu Weihnachten schenken würde.

Nämlich eine Kaffeemaschine.



Sie stellte die Tasse wieder vor sich auf den Tisch und hob den Kopf, als es an der Tür klingelte.

„Das ist Souta.“, erklärte Mogi. „Bin ja mal gespannt, was er uns alles mitgebracht hat.“



**



Und Souta hatte eine Menge mitgebracht.

Mogi musste den Wohnzimmertisch frei räumen, damit der Andere alles darauf laden konnte.

Er kam mit zwei großen Reisetaschen und einem gesichertem Koffer.

„Sieht aus, als wolltest du verreisen. Oder einziehen.“, bemerkte Mattie.

Souta strahlte sie an.

„Weder - noch. Das ist das gesamte Material, dass wir brauchen....
Seite 7 von 22       
.es sei denn, ich kann bei dir einziehen.“, lachte er.

Die junge Frau schürtze die Lippen.

„Denk dran, ich bin nicht alleine.“

„Vergess ich zu häufig.“

Souta zwinkerte ihr zu und Mattie winkte ab.

„Och du.....“

Ein Räuspern holte die beiden zurück auf den Boden.

„Nicht, dass ich euren Flirt hier unterbrechen will, aber wir haben noch Anderes zu tun.“

Er deutete auf den Tisch.

„Wann können wir alles anbringen?“

Souta blickte ihn verständnislos an. „Ich dachte, wir machen das Jetzt?“



**



Ryuzaki schaute auf, als die Tür geöffnet wurde. Skeptisch horchte er in den Flur und musste dafür seine Tätigkeit ...sinnloses Zappen durchs TV – Programm.. unterbrechen.

Langsam, beinahe bedächtig stand er auf und schlurfte in den Flur, wo Mogi und Souta gerade die Taschen auf den Boden stellten.

“Oh, sie sind das.“

Er steckte die Hände in die Taschen und lächelte leicht. Seine großen Augen waren auf die beiden Männer gerichtet als erwarte er eine Begrüßung. Es fiel ihm immer noch mehr als schwer zu erfassen, dass er nicht wirklich wahr genommen wurde.

Auch hier verging ein Augenblick, bis er schließlich die Schultern hängen ließ.

Ein wenig ernüchtert schluckte er trocken.

Dann sah er erst die Taschen.

“Was haben sie uns denn da mitgebracht?“



Souta rieb die Hände aneinander.

„Ok, am besten gehen wir organisiert vor. Also nicht so wild durcheinander. Wir fangen an der wichtigsten Stelle an.“

„Im Schlafzimmer.“, sagten Mogi und Ryuzaki aus einem Mund, doch Souta schüttelte den Kopf.

„Nein, der Haustür.“ empörte sich Souta und schüttelte den Kopf.

„Mensch Mogi, immer erst die erste Barrikade schützen., dann weiter gehen.“

Der Große und Ryuzaki nickten peinlich berührt. Das hätten sie wissen müssen..

Soutas Gesicht hellte sich auf.

„Nicht den Kopf hängen lassen...wir schreiten nun zur Tat.“

Er hockte sich auf den Boden und öffnete die erste Tasche.

„Wir haben Richtmikrophone, Wärmebildkamera, Full Spectrumkameras, Bewegungsmelder, Mini Kameras, und.
Seite 8 von 22       
..last, but not least...stummer Alarm und ..richtig lauter Alarm.“

Mogi kratze sich über das stoppelige Kinn. Er war heute Morgen nicht mal im Traum dazu gekommen sich zu rasieren. „Hm, stummer Alarm für die Haustür, sowie die Bewegungsmelder?“

“Wahrscheinlich eher nicht. Stummer Alarm für die Tür, Bewegungsmelder erst im Flurbereich, am besten vor der Schlafzimmertür.“

Souta musterte Mogi.

„Es ist wichtig, dass wir wissen, wenn jemand reinkommt, aber wichtiger zu wissen, wann jemand ins Schlafzimmer geht. Dabei geht es nämlich darum, dass nur jemand ins Schlafzimmer geht, der auch weiß, dass da was zu holen ist.“

„Natürlich.“, verstand Mogi.

„Damit können wir auch unterscheiden, wer nun wirklich mehr weiß, als der Andere. Zumal wir davon ausgehen können, dass mehr Leute hinter das Geheimnis kommen wollen, als nur einer. Klivebacker war schon nah dran, aber wer immer Klivebacker getötet hat, wird es ebenfalls versuchen. Und wir wissen nicht, wie weit derjenige ist.“

„Ganz genau.“

Souta suchte sich aus seiner Tasche alle wichtigen Kabel und Instrumente zusammen während Ryuzaki interessiert alles unter die Lupe nahm.

“Alles wäre viel einfacher, wenn ich noch einen Körper hätte. Dann könnte ich mit meinen Augen zumindest die Tür öffnen...“

Dann stockte er. Nein, konnte er nicht, denn er kannte den Code nicht, der nachträglich eingegeben wurde.

“So ein Mist.“

Ryuzaki beobachtete die Männer, wie sie akribisch genau die verschiedenen Systeme anbrachten und schließlich nach einer guten Stunde zufrieden einen Laptop mit allem verbanden.

„So, das wärs. Und ...tatda!“, machte Souta einen dramatischen Laut.

Der Monitor erhellte sich und zeigte vier verschiedene Kameraperspektiven.

Auf einer dieser Ausschnitte waren auch Mogi und Souta zu erkennen.

„Keine Sorge Mogi.“, witzelte Souta. „Die Kamera macht einen automatisch zehn Kilo fetter.“

Mogi grunzte.

„Sehr witzig...Und nun können wir alles zu mir übertragen?“

Auch hier nickte Souta.

„Ja sicher.
Seite 9 von 22       
Genau so, wie solche Systeme mit der nächsten Polizeistation verbunden werden können, habe ich diese mit den Rechnern bei dir verbunden.“

Er sah ihn an.

„Aber das ändert natürlich nichts an der Sache, dass wir zwanzig Minuten brauchen, um hier zu sein, wenns hart auf hart kommt.“

Mogi winkte ab.

„Das ist nicht so wichtig. So lange niemand den Code kennt wird auch niemand weniger als zwanzig Minuten brauchen, um die Tür zu öffnen. Wir sind so oder so im Vorteil.“



“Zur Not bin ich auch noch da.“ , versuchte sich Ryuzaki ein zu bringen. Er stellte sich vor die Flurkamera und sah dann auf einen der Monitore.

Er glaubte, seinen Schatten zu erkennen, war sich aber nicht sicher. Zaghaft bewegte er seinen Arm auf und ab und merkte nebenher, wie Souta noch einige Einstellungen eingab.

„Und hier...das hier...“, dabei tippte er mit dem Zeigefinger auf einen der Kameraausschnitte, „ist die Full Spretrum.“

Er betätigte einen Regler und die aufgenommenen Farben änderten sich augenblicklich.

„Sie nimmt Kälte und Wärmequellen auf, Tiefen und Dichten , Nachtsicht und so einen Kram.“

Mogi stutze.

„Wozu brauchen wir so was?“

Souta grinste: „Benutzt man normalerweise, wenn man ein Gebäude hat, in dem viele Ratten und so weiter sind. Dann kann man erkennen, was für Viecher ständig den Alarm auslösen. In diesem Fall allerdings....“

Er machte eine ausladenen Handbewegung ..“Möchte ich sehen, ob hier wirklich etwas ist.“

Der Große hockte sich neben ihn. „Etwas ist?“

Souta tippte wieder auf den Bildschirm.

„Du weißt, Mattie glaubt, dass hier der Geist deines verstorbenen Bosses ist...“

Jetzt verstand Mogi.

„Und du glaubst, wenn er hier ist, kann man ihn damit erkennen?“

Ryuzaki riss die Augen auf! Wenn das möglich wäre dann.....

Er schaute auf das Bild, erkannte, dass es das Wohnzimmer war, lief hinein und stellte sich vor die Linse. Wieder bewegte er einen Arm, als würde er den beiden winken.

Er konnte ihre Gesichter von hier aus nicht sehen...aber er konnte sie hören.....

…..„ACH DU HEILIGE SCHEIßE!

und grinste vergnügt.
Seite 10 von 22       


So weit also dazu.



**



Mogi erkannte, wie sich ein rot- bläulich umrandeter Schatten vor die Linse der Kamera im Wohnzimmer schob. Zunächst war er lediglich als undefinierbare Masse zu erkennen. Wabernd und irgendwie Bestandslos, bis sie sich allmählich zu formieren schien.

Zu erst schienen sich Beine aus der Masse nach unten zu formen, schließlich definierte sich ein Körper...schemenhaft, aber dennoch deutlich als eine menschliche Gestalt zu erkennen, das Blau, dass den unmittelbaren Rand des Schatten bildetet, verdichtete sich, wollte mit dem dunklem Rot verschmelzen, schien es sich anders zu überlegen und legte sich nun sanft um die Gestalt, aus der sich nun ein Arm stülpte.

Wie in Trance sah er, wie sich nun der Arm wie zum Gruße auf und ab bewegte.

Mogi ließ sich aus der Hocke auf seine vier Buchstaben fallen. Im Augenwinkel bemerkte er, dass Souta der Mund offen stand...und war nicht überrascht, als er feststellte, dass auch seine Zunge trocken und kalt wurde.

„So was nennt man intelligent Haunting.“, murmelte Souta mehr zu sich selbst, als das er Mogi ansprach.

„Wir brauchen eine Möglichkeit, wie wir uns mit ihm verständigen können.“, stellte Mogi flüsternd fest, den Blick an den Monitor klebend.

„Wir müssen...wir brauchen....wir...“

Dann zog sich der Schatten zurück und ….Ryuzaki schaute um die Ecke in den Flur, in dem die beiden Männer immer noch saßen als ob....nun ja,..als hätten sie eben einen Geist gesehen.



“Und? Bin ich jetzt also mit im Team, oder was?“



**



„Aizawa! Ey! Aizaaaawa!“

Matsuda winkte euphorisch. Sein Haar war durch den Wind stark in Mitleidenschaft gezogen worden, aber sein Mund war zu einem breitem, ansteckendem Grinsen verzogen.

„Hey!“

Mastuda zögerte nicht, seinen alten Kumpel an sich zu drücken. Dann trat er einen Schritt zurück und lächelte nur noch breiter.

„Mensch, als du angerufen hast, bin ich fast aus den Latschen gekippt.“

Er boxte ihn freundschaftlich auf die Schulter.

Aizawa lachte kurz auf. Er hatte schon fast vergessen, wie motiviert der junge Polizist sein konnte.
Seite 11 von 22       


So lange wurde der zappelige junge Mann ruhiger.

„Aber du hast dich doch nicht gemeldet, nur um einen Tee mit mir zu trinken.“

Matsuda setzte sich auf einen der freien Stühle vor dem Tisch an dem Cafe, zu dem Aizawa ihn bestellt hatte.

„Du willst doch sicherlich was von mir....“, mutmaßte er. „Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen? Ein Jahr? Mehr vielleicht?“

Aizawa setzte sich ihm gegenüber.

„Ich weiß nicht. Noch nicht lang genug.“, scherzte er und handelte sich von Matsu einen gespielt empörtem Blick ein.

„Ich war nur nostalgisch. Weißt du, wer sich letzte Tage bei mir gemeldet hat?“

Matsu zuckte mit den Schultern.

„Wer denn? Oder warte...ich rate drei mal!“

Aizawa verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück.

„Bin gespannt. Dann leg mal los.“

Damit hatte Matsu nicht gerechnet.

„Oh...also dann...ok. Ähm...Sayu!“

Aizawa blickte ihn verwundert an.

„Sayu? Wie kommst du denn darauf?“

Der andere zuckte die Schultern.

„Ich weiß auch nicht....also dann...ähm....“

Aizawa beugte sich vor.

„Lass es. Du kommst nicht drauf.“

Geschlagen hob Matsu die Hände.

„Also gut...also gut. Dann sag es mir.“

„Mogi.“

Verdutzt blinzelte der andere.

„Och was. Kanzo! Mogi? Das gibs ja nicht. Lässt ihn Near mal von der Leine?“

Nun lachte Aizawa laut und herzhaft.

Unfassbar. Denn er hatte das Selbe gefragt.

Aizawa sah, wie die Bedingung mit zwei Tassen Tee zu ihnen an den Tisch kam und wischte sich dabei eine Träne aus dem Auge.

Geduldig wartete er, bis sie alles abgestellt hatte und nahm sich dann Zucker und etwas Milch.

„Ja, ja, er ist von der Leine. Aber rein dienstlich, wenn man so will. Und das Beste: Er hat einen Auftrag in unserem altem Komplex.“

Matsu zog die Mundwinkel runter.

„Waaa? Is doch nicht wahr? Mensch. Da werden erinnerungen wach, wa?“

„Ich sage es dir. Ich mag kaum darüber nachdenken.“

Matsu nickte langsam.

„Wir hatten alle lange dran zu knacken, weißt du.
Seite 12 von 22       
Deswegen bin ich in ne andere Abteilung. Ich konnte nicht mehr bleiben. Ich meine, wo Chefchen nicht mehr da war und alles passiert ist.“

Gedanken verlohren rührte Matsu in seinem Tee.

„Ich habe erst gedacht, ich pack das nicht. Aber es stimmt wohl. Die Zeit heilt alle Wunden.“

Er sah auf und direkt in Aizawas Augen.

„Ich habe immer noch Lights Gesicht vor mir. Alles hätte andern werden können. Ich meine....hey. Im Grunde war die Idee nicht schlecht. Ich wünschte, Ryuzaki wäre nicht so verbissen gewesen. Dann würde vielleicht beide noch leben, oder?“

Aizawa klopfte den jungen Mann auf die Schulter.

„Wir haben alle im Nachhinein darüber nachgedacht. Vor allem, wenn man sieht, was dann aus der Welt geworden ist. Es scheint, als habe niemand etwas dazu gelernt. Alle meinten, wir sollten Light so in Erinnerung behalten, wie er war. Aber manchmal....da denke ich auch, wir haben vielleicht auf der falschen Seite gestanden. Haben wir alle kurz gedacht.“

Matsu hörte auf in seinem Tee kleine Fluten zu verursachen.

„Witzig. Der Staat und die Polizei haben nichts anderes gemacht. Nur dass sie verschiedene Instanzen dazu gebraucht haben.“

Er grinste.

„Light hätte seine Arbeit als Kira Ryuzaki in Rechnung stellen sollen.“

Aizawa lachte wieder.

„Nun ist aber gut.“ Er nahm einen Schluck.

„Ich dachte nur, vielleicht willst du auch mal wieder mit Mogi reden. Wir könnten uns alle treffen. Mal was trinken. Mogi ist immer noch recht trinkfest.“

„Woa! Hatten ihr schon einen gemeinsamen Abend? Ohne mich?“

„Ich entschuldige mich. Aber wie du siehst. Ich habe dich nicht vergessen.“

Aizawa lehnte sich wieder zurück.

„Mogi hatte mich sogar gebeten, ihm zu helfen. Aber ich habe selber einen Job zu machen. Ich komm kaum mit meiner Arbeit hinterher und nun scheint es sogar so, als ob Mogi in Schwierigkeiten steckt.“

Matsu machte große Augen. „Schwierigkeiten? Wie kommt das denn?“

Sein alter Kollege sah in seine Tasse. Er schien einen Anfang darin zu suchen.

„Also ich weiß nicht mal, ob ich dir alles erzählen sollte. Aber ich weiß nicht, wie ich sonst alles regeln soll.
Seite 13 von 22       
Ich will ihm helfen, weiß aber nicht, wie. Ich brauche mehr Leute. Und eigentlich darf ich mich nicht mal einbringen. Ich muss schon zusehen, dass ich mich da nicht selbst zu sehr rein bringe. Sonst stecke ich bis zum Hals mit drin.“

„Verstehe. Und nun willst du, dass ich mich da mit einbringe und mich bis zum Hals rein schmeiße. Allerdings sollte ich vorher vielleicht wissen, worum es eigentlich geht. Wie tief steckt Mogi denn drin...in was auch immer.“

Aizawa sah wieder auf.

„Auf einer Skala von eins bis zehn, wobei zehn das Schlimmste ist.....ist er locker ne zwölf.“

Matsu schluckte.

„Aber ich weiß, dass er nichts damit zu tun hat!“, warf der andere schnell ein.

„Ich brauche nur jemanden, der vertrauenswürdig ist und an seiner...unserer Seite steht. Wie früher, weißt du. Als ein Team.“

Ein warmes Gefühl breitete sich in Matsus Magen aus.

„Wie früher....“, schwärmte er. „Ein Team.“

Sein Kollege nickte.

„Alle für einen...und einer für alle.“

Diese Worte machten den jungen Mann weich.

„Dann erzähl doch erst mal, was los ist. Und ich sage dir dann, wie ich helfen kann.“



**



Ohne auch nur zu ahnen, dass Aizawa und Matsu in einem Gespräch am anderem Ende der Stadt über ihn und seine Lage vertieft waren, knüpfte Mogi die letzten Kabel zusammen und verstaute alles mehr oder weniger unauffällig hinter der Kommode im Flur.

Alles war bereit und es machte wirklich kaum den Eindruck, als ob man hier etwas verarbeitet hätte.

Souta verstand sein Handwerk und niemand sollte auf den ersten Blick erkennen, dass man beobachtet wurde, wenn man die Wohnung betrat.

Nun zückte er sein Handy und rief Mattie an.

Er wartete, bis sie abnahm und hockte sich an den Monitor, der durch das Internet mit seinem Rechner zu Hause verbunden war.

„Kannst du uns sehen?“

Mattie drückte den Knopf an ihrem Bildschirm und augenblicklich hatte sie einen wunderbaren Überblick über ihre vier Wände.

„Von hier aus sieht alles klasse aus. Bis auf den komischen Mann, der bei mir im Flur sitzt. Ich denke, du musst ihn verhaften!“

Mogi brauchte ein paar Sekunden, dann begriff er.
Seite 14 von 22       
„Sehr witzig.“, schmunzelte er und winkte in die Flurkamera.

„Im Wohnzimmer ist die full Spektrum Kamera. Kannst du dort was erkennen?“

Mattie sah auf den Bilschirmausschnitt.

„Nein...naja, mein Wohnzimmer in komischen Farben.“

Mogi sah Souta an und nickte ihm zu.

Souta wiederum trat vor die Wohnzimmerkamera.

„Und nun?“, wollte der Große wissen.

„Ohhhh, jetzt habe ich da nen hübschen Mann stehen.“

Mogi hob die Hand um Souta zu zeigen, dass er stehen bleiben sollte und gab dann ein anderes Zeichen.

Ryuzaki sah Mogis Handzeichen und stellte sich neben Souta vor die Kamera. Er selbst sah leider nicht, wie er sich darstellte. Er fühlte sich völlig normal. Wenn er an sich herunter sah....nun ja, dann sah er sich.

„Was siehst du jetzt?“, wollte Mogi wissen.

Mattie schwieg sekundenlang und Mogi wußte warum. Dann sagte sie. „Sag ihm, dass er das schickste Gespenst ist, dass ich kenne.“

Der Große schloß für einen Moment die Augen. Dies war so irreal.

„Ok, sag ich ihm.“

Er legte auf.

„Hey Ryuzaki. Mattie sagt, sie sind das schickste Gespenst, dass sie kennt.“

Der einst weltbeste Detektiv rümpfte die Nase.

“Das ist, als würde man sagen, meine Nase ist die tollste, die ich habe.“

Mogi hörte es nicht, aber er konnte es sich denken. Er blickte in die Kamera und hob seinen Daumen.

„Dann kommen wir jetzt nach Hause.“

„Können wir ihn denn alleine lassen?“ Souta hatte so seine Bedenken aber Mogi wischte sie mit einer Handbewegung zur Seite.

„Was soll ihm noch passieren, was ihm nicht schon passiert ist.“

Souta zog die Stirn kraus.

„Hast du mal Ghostbusters gesehen......?“



**



Rheiner lächelte nicht selten. Er war ein durchaus wirklich offener Mensch und immer bereit, neue Herausforderungen an zu nehmen.

Diesmal war die Herausforderung besonders groß.

Der Wind bließ kräftig und blähte seinen Mantel auf, den er nur Notdürftig zugebunden hatte.

Er hatte den Vormittag damit verbracht, die umstehenden Gebäude zu erkunden und entschied sich dann für eines, dass dem Komplex am nächsten stand.
Seite 15 von 22       
Es war ein Wohnhaus, völlig unbewacht mit einfachen Menschen darin die ihre einfachen aber beneidenswerten Leben darin lebten.

Es gab nicht die geringsten Schwierigkeiten auf das Dach zu kommen und von hier aus nun auf das Dach des Komplexes zu schaun.

Flüchtig sah er auf seine Uhr und versuchte ab zu schätzen, wie weit es wohl bis zum Dach des Gebäudes war.

Vielleicht 500 Meter? Ein wenig mehr möglicherweise?

Vielleicht auch weniger. Er war nicht gut in sowas.

Zufrieden steckte er sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie an. Eine kleine Rauchschwade zog an ihm vorbei und verschleierte ihm kurz die Sicht.

Er war nun Mitte vierzig. Ein Mann in den besten Jahren. Er trat an den Rand des Daches und überwand den aufkommenden Schwindel.

Er konnte nur hoffen, dass es nicht seine letzten Jahre waren.

Er zog noch einmal seine Zigarette, schnippte sie nach unten und beobachtete, wie sie gemächlich und den Rauch hinter sich her ziehend in den Abgrund wankte. Hoffend, das sein Abgang eleganter sein würde.



Das Klingeln seines Handys holte ihn zurück in die Realität.

Immer noch nach unten blickend nahm er den Anruf entgegen.

„Ja?“

Er schwieg, hörte zu und wandte sich dann wieder vom Abgrund.

„Ist gut. Ich hole dich ab.“, sagte er dann und klappte das Handy wieder zu.

Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass ihm noch 14 Stunden blieben.

14 Stunden, bis er entweder tollkühn seinen Horizont erweiterte....oder jämmerlich und wahrscheinlich matschig scheitern würde.

Nun, man würde sehen.

Man würde einfach sehen.



**



Mattie stellte den Männern...ihren Männern, wie sie ins geheimen dachte, ein paar Stücke Pizza auf den Tisch, die von beiden argwöhnisch betrachtet wurden.

Mogi hatte sich mittlerweile an Pizza gewöhnt, aber Souta war immer noch recht traditionell, was Nahrungsmittel anging.

Ihm war der ganze Kaffee, den Mattie ihm immer vor die Nase setzte, schon zu viel.

Zurückhaltend tippte er mit der Gabel den Käse an und lächelte Mattie gequält an.
Seite 16 von 22       


„Ich habe keine Wahl, oder?“

Sie schüttelte den Kopf.

„Nein, ich bin die einzige Frau also werde ich kochen. Und ihr müsst es essen.“

„Nicht gerade emanzipiert.“, bemerkte Mogi trocken.

„Ich weiß, dass ihr noch nicht emanzipiert seid. Aber das wird noch.“

Mogi seufzte geschlagen als Mattie sich schließlich setzte. Umständlich faltete sie eine Serviette und legte sie sich auf den Schoß.

„Und? Wie geht’s jetzt weiter, Jungs? Was machen wir als nächstes?“

Souta kaute auf dem Käse rum und schluckte dann kräftig.

Sein Mund fühlte sich komisch an.

„Naja. Also, ich finde die Idee mit der Mail nicht schlecht. Wir sollten das weiter im Auge behalten. Watari wollte dir etwas sagen. Und ich bin fast sicher, dass es was mit der Tür zu tun hat.“

„Und wieso? Vielleicht ist es ein Zufall.“, warf Mogi ein aber Mattie verneinte sofort.

„Das ist kein Zufall. Das spüre ich. Verlasst euch auf meine weibliche Institu...Intusti...“

„Intuition...?“, half Souta.

„Genau!“

Mogi drehte sich zum Schrank, holte die ausgedruckte Mail und warf sie auf den Tisch.

„Die Sache mit dem Halloween ist wohl ziemlich klar. Er meinte Halloween. Aber was soll 25 heißen?“

Souta nahm den Zettel an sich. Er war schon ziemlich zerknittert, aber noch gut zu lesen.

„Ryuzaki kennt Watari am besten. Es wäre gut, wenn wir ihn fragen könnten. Wir können ihn zwar sehen....“ Er blickte auf den Monitor und sah den dunklen Schatten vorm Fernseher sitzen. ..“Aber wir können nicht mit ihm reden.“

„Aber Mattie konnte ihn zwischendurch hören?“, erinnerte sich Mogi.

Sie nickte.

„Das schon, aber es muss eine riesen Anstrengung für ihn sein. Davon ab.....es gibt doch Leute, die mit Geister reden...bzw sie hören können und so.“

Souta zog die Stirn kraus.

„So, wie machen die das denn?“

„Naja....“, sie stopfte sich ein Stück Pizza zwischen die Lippen und redete dann mit vollem Mund weiter. „So was nennt man EVP. Habe ich alles recherchiert. Das ist das Elektronik voise Phänomen.
Seite 17 von 22       
Man braucht einen guten Digitalrekorder und ein bisschen Geduld.“

„Von so was habe ich schon gehört.“ Mogi hob den Zeigefinger.

„Allerdings ist so was Quatsch.“

„Ja, weil es keine Geister gibt.“, grinste Souta.

„Wir sollten es probieren. Es kann nicht schwer sein. Kannst du genau gucken, wie es funktioniert?“

Mattie schob sich wieder Pizza in den Mund.

„Awer wischer....pommt sowort...“

„Hä?“

„Aber sicher. Kommt sofort.“, übersetzte Mogi und klopfte Souta auf die Schulter.

„Wenn du eine Weile mit jemanden zugebracht hast, der immer was im Mund hat, lernst du das.“, erklärte er schmunzelnd.

„Was ich nicht verstehe...“, fügte Souta ein, „ist, dass er ja anscheinend irgendwas machen kann. Ich meine, er schaltet ja um. Seht euch das an.“

Alle Blicke gingen wieder gen Monitor, wo Ryuzaki schemenhaft auf dem Sessel saß und durch das Programm zappte. Die Fernbedienung blieb dabei unberührt auf dem Tisch liegen. Auch musste er nicht aufstehen, um an dem Apparat selbst um zu schalten.

„Er benutzt wahrscheinlich so eine Art Telepathie. Das ist wie mit seiner Art zu essen.“

Der Große musterte sie. „Was meinst du?“

„So wie ich es erklärt habe.“, setzte sie an. „ Er nimmt ja nicht die Menge, oder das Volumen zu sich, also es wird nicht weniger, aber es schmeckt wie Sand. Als ob er lediglich den Geschmack von dem, was er isst, absorbiert.“

„Aber dann sollte er auch mit Hilfe von „so einer Art Telepathie“ andere Dinge benutzen können.“, mutmaßte Souta. „Das ist alles völlig irre.“

Mogi konnte nur zustimmen.

„Aber wir haben ein wichtiges Teammitglied dazu bekommen. Und wenn er nun noch eine Möglichkeit hat, uns zu sagen, was es mit der Mail auf sich haben könnte....“

„Hast du sie ihm gezeigt?“, wollte Souta wissen.

„Noch nicht.“, sagte Mogi. „Aber das werde ich heute Abend noch machen.“

„Dann komme ich mit.“, bemerkte Mattie. „Ich bringe ihm noch was zu essen.“





**



Es war schon viertel nach acht, als Mattie und Mogi in ihre Wohnung kamen.

Sie hatte eine große Plastiktüte bei sich und Ryuzaki konnte es nicht erwarten, zu sehen, was dort alles für Schätze drin sein mochten.
Seite 18 von 22       


Während des Einkaufes war sie von Mogi nahezu fachmännisch beraten worden und nun war sie sich sicher, dass sie alles hatte, was ihren verstorbenen neuen Freund zufrieden machen konnte.

„Wir sind wieder zu Hause!“, rief sie fröhlich und stellte die Tüte in die Küche.

„Sollen wir ins Wohnzimmer gehen?“, fragte Mogi. „Dann kann Souta alles sehen.“

Sie nickte.

„Komm mit, mein Hausgespenst.“

“Bitte nennen sie mich nicht so.“

„Nenn ihn nicht so. Sein Name ist....L.“

“Eigentlich Eru. Aber L ist auch ok.“ , stellte Ryuzaki klar.

Mattie schnappte sich einen Teller aus dem Schrank und etwas aus der Tüte, schüttete es auf den Teller und brachte ihn ins Wohnzimmer.

Ryuzaki trottete hinterher und grinste Mogi im Vorbeigehen an.

Mogi spürte, wie der andere seinen Weg kreuzte. Es war wie ein Deja vue. Etwas, dass ganz hinten im Unterbewusstsein vertraut ist. Es zauberte ein Lächeln auf das Gesicht des Großen.

Mattie stellte den Teller auf den Tisch und hockte sich auf ihren Lieblingssessel, ein Bein wieder über die Armlehne geschwungen.

„Zeig es ihm.“, forderte sie Mogi auf, der sich nicht lange bitten ließ.

„Wie soll ich....“, er sah sie fragend an und sie verstand schon.

„Du musst einfach mit ihm reden. Ganz normal. Wie mit mir.“

Mogi nickte und legte den Zettel auf den Tisch.

Daneben legte er einen Degitalrekorder, den er auf Aufnahme stellte.

Ryuzaki betrachtete ihn skeptisch.

“Was genau soll das?“

„Also.“, begann Mogi zu erklären. „Wir hoffen damit eine Möglichkeit gefunden zu haben, wie wir sie hören können. Man nennt es EVP. Angeblich kann man auf dem Tonbandgerät später Stimmen hören, die von ….ähm....Geister gesprochen werden, wenn man es dann digital bearbeitet.“

“Ah...sehr interessant. Davon habe ich schon mal gehört, mich aber nie wirklich damit beschäftigt.“

„Ich kann es natürlich jetzt noch nicht hören.“, redete Mogi weiter. „Erst, wenn wir es bearbeitet haben.
Seite 19 von 22       
Aber...naja. Es ist besser als nichts.“

“Ich habe mich persönlich gefragt, ob ich nicht eine Tastatur verwenden könnte. Ich glaube, ich komme so langsam dahinter, wie das mit dem physischen Kontakt funktioniert. Es ist eine Frage des Lernens.“

„Ich habe hier einen Zettel. Es handelt sich um die letzte Mail, die ich von Watari bekommen habe. Diese Ging zusammen mit dem Mails raus, die nach ihrem Tot mit der Benachrichtigung ihres Todes verschickt wurden.“

“Ich wusste nicht, dass sie von diesem System wussten. Es sollte eigentlich geheim sein.“

„Ich dachte erst, es wäre ein Fehler von Watari, aber nun glauben wir, dass es vielleicht mehr ist. Bitte sehen sie es sich doch einmal an.“

Ryuzaki sah, wie Mogi den Zettel so drehte, dass er drauf gucken konnte und er brauchte nicht weniger als 20 Sekunden um das Rätsel zu lösen.

“Mogi. Es handelt sich dabei um meinen Geburtstag!“

„Also, wie man hier sehen kann...“, erklärte Mogi weiter, der ihn ja nicht hören konnte. „Wenn man also immer die Anfangsbuchstaben....“

“MOGI! Das ist mein Geburtstag!“

„....dann kommt dabei Halloween raus und....“

“Du große Güte. Der Tag meiner bescheidenen Geburt, Mr. Mogi. Wenn sie nur zwei Sekunden still wären.“

„....ist Halloween aber sinnlos und.....“

Mogis Handy klingelte und er stoppte.

Es war Souta.

„Mogi, er hat schon irgendwas. Seine Farben spielen hier verrückt und ich finde, er sieht aus, als ob er sauer wird.“

Mogi sah auf. Er konnte ihn nicht sehen, aber nun spürte er auch deutlich, wie sich die Atmosphäre verändert hatte....und nun, da er auf das hörte, was er spürte...veränderte sie sich abermals. Sie wurde wider ruhiger.

„Sie wissen es schon, oder?“

Ryuzaki hockte sich wieder etwas ruhiger neben ihn und legte ihn eine Hand auf den Arm.

Mogi spürte es.

Kalt und warm gleichzeitig.

Dann beugte sich Ryuzaki zu dem Digitalrekorder und sprach laut und deutlich.

“Mein Geburtstag.“







**







Der hellhaarige junge Mann betrachtete seinen Dartpfeil, als habe er noch nie zuvor einen gesehen.
Seite 20 von 22       


Eine Weile hockte er einfach auf seinen Stuhl und ließ das flackernde Licht der Monitorwand auf das unbewegte Gesicht strahlen.

Der hohe und technisch eingerichtete Raum, der von auf dem Boden liegendem Spielzeug und einem einzigem, weißem Sofa dominiert wurde, wurde nur durch das Strahlen einer schwachen Lichtquelle an der Tür beleuchtet.

Dem Rest genügte das diffuse Monitorflimmern, dass bizarre Schatten um die Gegenstände am Boden warf und das ein oder andere Objekt damit wie zum Leben erweckte.

Nears Augen waren starr auf die Spitze des Pfeils gerichtet und seine Zunge fuhr unbewusst über die trockenen Lippen.

„Mr. Mogi hat sich noch nicht gemeldet.“, stellte er fest, als er hoch schaute und das Gesicht der Gestalt mit einer Mischung aus Widerwillen und Zuneigung betrachtete, dass niemand aus seinen Zügen lesen konnte außer er selbst.

„Mr. Mogi ist ein schlauer Mann und hat seine eigenen Vorstellungen von recht und unrecht. Das habe ich nicht bedacht.“

Der Schatten neben ihm wanderte zu seiner rechten Seite und verblieb dort. Near sah, wie sich die Lippen des anderen unter dessen Pony zu einem Lächeln verzogen.

„Mogi.“, brachte er an, „war schon immer ein Skeptiker. Er hat seinen eigenen Kopf.“

Near erhob sich von seinem Stuhl, brachte sich in Stellung, warf den Pfeil und traf exakt die Mitte.

„Du bist besser geworden.“, bemerkte die Gestalt.

„Ich bin noch nicht gut genug.“, erklärte er und schaute mit einem Lächeln auf. Er hatte etwas so kindliches an sich, dass die Gestalt oft geneigt war, zu vergessen.

Near zuckte mit den Schultern und drehte sich zurück zur Monitorwand, die mit verschiedenen Rechnern auf der ganzen Welt vernetzt waren.

Hier und da sah man einen Mitarbeiter vor den Kameras auf und ab gehen, die sich zwar bewusst waren, unter „L“´s wachsamen Augen zu sein, das aber als alltäglich empfanden.

Die Gestalt kannte nur ein Gesicht von den zwölfen.

„Vermisst du deine Heimat manchmal?“, fragte der junge Detektiv unvermittelt den anderen, der weiterhin das Gesicht auf den Bildschirm gerichtet hatte.

Dessen Gesicht blieb erst ungerührt, dann sah er ihn an und Near spürte, wie sich eine Gänsehaut über seine schlanken Arme zog.
Seite 21 von 22       


Es war das Funkeln in den Augen, dass ihm Angst machte und dennoch faszinierte.

Es war kaum mehr als ein Raunen, welches Near vernahm als der andere erklärte.

„Ich vermisse.....Leben.“



***
Seite 22 von 22       
Punktestand der Geschichte:   328
Dir hat die Geschichte gefallen? Unterstütze diese Story auf Webstories:      Wozu?
  Weitere Optionen stehen dir hier als angemeldeter Benutzer zur Verfügung.
Ich möchte diese Geschichte auf anderen Netzwerken bekannt machen (Social Bookmark's):
      Was ist das alles?

Kommentare zur Story:

  Na, bitte, nun ist Ryuzaki wenigstens so ein bisschen sichtbarer für die anderen geworden. Und die drei Mogi, Mattie und Souta rücken immer enger zusammen. Einfach toll geschrieben.  
   Else08  -  27.06.11 23:00

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  `...starrte in seine Tasse. Er schien einen Anfang darin zu suchen.` Nur ein Beispiel für deine Art zu schreiben, die mir sehr gefällt. Du hast außerdem einen herrlichen Humor und die Story wird immer spannender. Freue mich schon auf das nächste Kapitel.  
   Dieter Halle  -  13.06.11 21:43

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

Stories finden

   Hörbücher  

   Stichworte suchen:

Freunde Online

Leider noch in Arbeit.

Hier siehst du demnächst, wenn Freunde von dir Online sind.

Interessante Kommentare

Kommentar von "Nausicaä" zu "frühling z2"

einfach toll, dieses frühlingsgedicht. du findest in deinen gedichten häufig ganz eigene, besondere bilder. wunderschön, ohne kitschig zu sein.

Zur Story  

Aktuell gelesen

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. Über ein Konzept zur sicheren und möglichst Bandbreite schonenden Speicherung von aktuell gelesenen Geschichten und Bewertungen, etc. machen die Entwickler sich zur Zeit noch Gedanken.

Tag Cloud

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. In der Tag Cloud wollen wir verschiedene Suchbegriffe, Kategorien und ähnliches vereinen, die euch dann direkt auf eine Geschichte Rubrik, etc. von Webstories weiterleiten.

Dein Webstories

Noch nicht registriert?

Jetzt Registrieren  

Webstories zu Gast

Du kannst unsere Profile bei Google+ und Facebook bewerten:

Letzte Kommentare

Kommentar von "Michael Brushwood" zu "Sich fühl'n wie Seifenblasen"

Liebe Rosmarin, der Hase stammt übrigens aus der Oberlausitz. Diese Art von Volkskunst finde ich besonders amüsant. Da Ostern diesmal mit der Zeitumstellung einhergegangen ist, und die Kinder ...

Zur Story  

Letzte Forenbeiträge

Beitrag von "Redaktion", erstellte den neuen Thread: ???

Hallo ihr Lieben alle, ihr wisst schon was jetzt kommt, nicht wahr? Richtig, die Herbstrubrik verschwindet und wird eingetauscht in die Winterrubrik. Zuvor jedoch wie immer ein kleiner Wetterrückbl ...

Zum Beitrag