Cannibal Island (Im Dorf - Teil 3)   271

Romane/Serien · Spannendes

Von:    Wolfgang scrittore      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 19. Januar 2011
Bei Webstories eingestellt: 19. Januar 2011
Anzahl gesehen: 14675
Seiten: 5

Diese Story ist Teil einer Reihe.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Paul streifte die nächsten Tage durchs Dorf. Jeder auch die Frauen hatte ihn berühren wollen und ungeniert sein Fleisch befühlt. Er fühlte sich unbehaglich und musste aufpassen, nicht in Panik zu geraten. Eva war tagsüber viel mit ihrer Familie zusammen. Nur abends saßen sie gemeinsam am Feuer. Er schlief in der Hütte der Junggesellen. Er hörte die jungen Männer tuscheln und spürte ihre Blicke, wie sie seinen Körper taxierten. Er hatte Angst und schlief nur unruhig. Weiße gelten als Delikatesse, hörte er Peter sagen.



Wenn er sich morgens wusch, sah das ganze Dorf zu. Nur langsam legte sich seine Scheu und Verlegenheit. Paul wurde ruhiger und zuckte nicht mehr bei jeder Berührung panisch zusammen. Er nahm seine Nacktheit immer weniger wahr. Doch Paul spürte, wie alle ihm hinterher starrten. Eine Schar Kinder begleitete ihn nach wie vor auf Schritt und Tritt.



Sie waren neugierig und berührten seinen weißen Körper. Manches kniff ihn schon einmal und wenn es zu arg wurde schimpfte er mit ihnen, was sie aber nur zum lachen reizte.



Die jungen Frauen betrachteten seinen Körper unverholen ohne jede Scheu. Sie tuschelten ungeniert über ihn. Sprachen sie über den Mann oder sahen sie ihn als lebendigen Fleischvorrat. Er fragte Eva. „Beides, sie sehen deinen fleischigen Körper und hören die alten Frauen von Long Pig schwärmen, und sie sind neugierig. Du bist viel größer, kräftiger und schwerer als unsere Männer. Sie wollen wissen, ob du auch so ausdauernd bist. Du weißt schon.“ Eva kicherte.



Abends saßen sie am Feuer und unterhielten sich. Eva übersetzte ihre neugierigen Fragen. Evas Mutter sagte ein paar Worte und strich sich dabei über ihren Bauch.

„Was hat deine Mutter gesagt?“ Paul schaute Eva fragend an. „Sie meint, wenn du nicht mein Freund wärst, würde sie gern einmal probieren, wie ein wohlgenährter Weißer schmeckt. Alle, das ganze Dorf, sagen, du wärst fett, ich hätte dich gut gemästet, warum wir dich dann nicht auf der Stelle schlachten. Meine Mutter findet, ich sollte mir lieber einen Mann aus dem Dorf aussuchen.“

Entsetzt starrte Paul sie an. „Und was hat dein Bruder gesagt?“ Stotterte er ängstlich.
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„Eigentlich wäre es üblich, dass man ein Gastgeschenk, meistens ein Schwein, mitbringt, wenn man einen Stamm hier im Hochland besucht. Er ist ärgerlich und hat zu Anfang gemeint, ich hätte dich deswegen mitgebracht. Er fordert, dass ich mir einen Mann aus dem Dorf suche, und verlangt von meinem Vater, dich endlich zu schlachten.“ Paul spürte die Panik zurückkehren. „Keine Angst, die Gastfreundschaft schützt dich, solange du kein Tabu brichst. Dann aber könnte auch ich dir nicht mehr helfen.“



Nach einigen Tagen schienen sich alle an Pauls Anblick gewöhnt zu haben. Er hatte von Eva erfahren, dass das Gebiet ihres Volkes bis zum Meer reicht.

„Mein Bruder möchte dich mit zum Fischen nehmen. Du sollst mitkommen. Keine Angst, er hat dich nicht als Reiseproviant vorgesehen. Er respektiert unseren Vater, außerdem bekäme er es mit mir zu tun.“ Sie lachte.



Zu dritt, außer Evas Bruder war noch ein junger Mann dabei, der Paul unverholen musterte und anstarrte, starteten sie den beschwerlichen Marsch.

Nach zwei besonders für Paul anstrengendem Tagesmärschen erreichten sie die Küste. Seine beiden Begleiter hatten die ganze Zeit getuschelt und gekichert und seinen Körper immer wieder wie beiläufig berührt. Einmal, als Paul über eine Wurzel stolperte, hatte der junge Krieger ihn festgehalten und ihm dabei kräftig in die Hüften gekniffen. Nur zögernd hatte er seine Griffe wieder gelockert.



Die Hütte am Meer war leer. Das Boot lag am Strand. Während Paul die beiden Männer beobachtete, machten sie das Auslegerkanu flott. Auf dem schmalen Boot sollten drei Mann fahren? Paul hatte sich in das schwankende Boot gezwängt. Es war eng geworden für drei Personen.



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Die Sonne brannte sengendheiß vom Himmel. Der Sand glühte auf Pauls Haut. Er lag splitternackt auf seinem Bauch, die Beine ragten zur Hälfte in das lauwarme Wasser der türkisfarbenen Lagune.

Wie kam er hierher?



Im Moment wusste Paul nichts mehr, sein Kopf war leer, nur sein Schädel brummte, wie nach einem gehörigen Saufgelage. Seine Zunge lag trocken und pelzig wie ein Fremdkörper in seinem Mund.
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Irgendetwas zwickte Paul fortwährend in sein linkes Bein, etwa in Höhe des Oberschenkels. Er schlug danach, bautz, hatte es ihn auch in seinen Finger gebissen. Paul erhob sich mühsam und schaute an sich herunter. Ein paar Schrammen, einige Blutergüsse und eine leichte Beule am Kopf, sonst war er okay. Zwei vorwitzige Krabben versuchten ungeschickt ihn zu verspeisen. Gott sei Dank rutschten ihre Zangen immer wieder an seiner Haut ab. Doch aus kleinen Kratzern quollen schon einige Blutstropfen hervor, die die kleinen Biester immer angriffslustiger machten. Paul schüttelte sie ab und versuchte auf und ab zu gehen, um seine Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen.



Paul betrachtete sich noch einmal, kein Zweifel, splitternackt, kein Fetzen Kleidung am Körper.

Na ja, es war sehr heiß, frieren brauchte er nicht, und es war ja auch sonst kein Mensch da. Ganz einsam, von Gott verlassen auf einer menschenleeren Insel. Sie war doch hoffentlich leer. Paul nahm mal an, nun ja, es sah aus wie man sich so die Südsee vorstellte. Und in der Südsee, auf einsamen Inseln, gab es ja wohl Eingeborene, und jeder Schriftsteller schilderte in den buntesten Farben, was da Flora und Fauna hergaben. Besonders eindringlich schilderten sie immer wieder die Eingeborenen dieser Inseln, die, wenn man den Berichten glauben schenken konnte, sich hauptsächlich mit der Jagd auf Schiffbrüchige beschäftigten und diese dann, zum Essen einluden, Hauptgericht Schiffbrüchiger, gegrillt, gesotten oder gekocht. Wie auch immer, wenn Paul einer dieser Wilden wäre und würde einem wie ihn über den Weg laufen, und wäre zufällig Kannibale, nun ja, er muss gestehen, er ist nicht besonders sportlich. Er würde diesen Burschen einfangen und der Göttin der Jagd für die Wohltat danken.



Paul hockte sich überwältigt und verschreckt vor seiner wilden Phantasie erst einmal auf seine vier Buchstaben und überlegte.

Dann schaute Paul sich um. Also, er saß am Strand einer einsamen Insel, hinter ihm eine grüne, recht dichte Wand aus Bäumen, Büschen und Unterholz. Ein Bach brach sich seinen Weg durch die grüne Wildnis. Das ist gut, verdursten würde er also nicht und verhungern? Nach seinen vorherigen Betrachtungen wohl auch nicht so schnell.
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Vor ihm, eine endlos erscheinende hellgrüne Wasserfläche, ein paar Schaumkronen darauf und fern am Horizont ganz schwach zu erkennen, wie an einer Perlenkette Inseln mit Palmen. Paul erhob sich wieder, streifte die Sandkörner von Beinen und Hinterteil und bewegte sich in Richtung der grünen Wand.



Über dieser Wand erhob sich im Hintergrund, wie Paul erst jetzt aus dieser Perspektive sah, ein zerklüfteter Bergkegel. Aus der Spitze quoll Rauch, offensichtlich ein aktiver Vulkan.

Der Himmel war bis auf ein paar Schäfchenwolken, strahlend blau. Die Sonne hatte eine gewaltige Kraft. Jetzt merkte Paul auch, dass er sich einen Sonnenbrand eingefangen hatte.



Die Stellen, von denen er den Sand abgerieben hatte, Oberschenkel und Gesäß, fühlten sich ziemlich verbrannt an, aber auch der Rücken und die Schultern hatten einiges abbekommen. Da er ja nackt war, musste er mir Schatten suchen, also versuchen, den Dschungel zu durchdringen. Paul hielt sich nahe dem Bach und stiefelte vorsichtig, immer auf Wurzeln und Steine achtend langsam leicht bergauf. Das Wasser des Baches war erfrischend kühl. Paul tauchte kurz unter und marschierte erfrischt weiter. Trotz seiner Vorsicht wurde er immer wieder von dornigen Lianen ziemlich zerkratzt, dazu kamen recht unangenehme kleine Plagegeister, winzige Fliegen, die ihn umschwirrten und sich offensichtlich von seinem Schweiß, der in Strömen an ihm herunter rann und seinem Blut ernährten.



Paul musste aufpassen, dass sie sich nicht in Mund oder Nase verirrten. Schlangen gab es soviel er wusste nicht in der Südsee und größere Tiere, die einem Menschen gefährlich werden konnten auch nicht. Also alles ganz harmlos. Halt, nicht das er es vergaß, blieben immer noch mögliche Kannibalen mit ihrem unersättlichen Appetit auf wohlgenährte Schiffbrüchige. Paul brach sich einen trockenen Zweig von einem Baum ab um wenigstens etwas in der Hand zu haben. Ob es ihm im Ernstfall was nützen würde war zweifelhaft, aber es beruhigte ein wenig. Nachdem Paul wohl einige Stunden marschiert war, wurde es Zeit etwas Rast zu machen. Vor ihm lag eine Lichtung.



Paul kniete sich nieder und trank ein paar Schlucke vom Wasser des Baches. Es schmeckte einfach köstlich. Langsam knurrte ihm auch der Magen.
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Was gab es zu essen. Dort drüben schienen Sträucher mit Beeren zu stehen. Paul schlenderte rüber, rupfte ein paar Beeren ab, kostete sie vorsichtig. Gut, sie schmeckten wie eine Mischung aus Stachelbeeren und Weintrauben. Mit einem Stock schlug er gegen einen herabhängenden Ast und pflückte sich ein paar apfelgroße Früchte, die wie Mango schmeckten. Also verhungern würde Paul auch nicht gleich. Er wischte sich seine klebrigen Hände an den Hüften ab. Das war keine gute Idee, wie er gleich darauf feststellen sollte. Mehrere schwarze, ziemlich fies aussehende Käfer stürzten sich auf ihn und bissen sich an seiner Haut fest.



Paul schlug um sich und versuchte sie abzustreifen, doch sie hatten sich mit ihren Zangen in seiner Haut verankert. Das tat höllisch weh und seine Hüften fingen an, an mehreren Stellen zu bluten. Das wiederum reizte die kleinen Fliegen, die auf ihm und mit seinem Blut wahre Orgien zu feiern schienen. Endlich kam er auf eine vernünftige Idee und stürzte sich bis zum Hals in den Bach. Das heißt er legte sich ziemlich flach hin, nur der Kopf schaute noch heraus. Das tat gut, das kühle Wasser linderte die Pein und er fing an in den Tag hinein zu träumen.



Komisch, mit einem Mal hatte er das Gefühl beobachtet zu werden. Paul setzte sich aufrecht, öffnete die Augen und sprang wie vom Affen gebissen auf. Vor ihm, keine zwei Meter entfernt am Ufer, standen fünf, mittelgroße, dunkelbraune, nackte Wilde.
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Punktestand der Geschichte:   271
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Kommentare zur Story:

  Das scheinen Krieger eines anderen Stammes, die sich auf der Jagd befinden, zu sein. Sie machen keinen sehr freundschaftlichen Eindruck.  
   Wolfgang scrittore  -  21.01.11 11:21

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  Also, da muss man ja wirklich vermuten, dass Paul sein Gedächtnis verloren hat. Der arme Kerl. Aber wer sind nun die fünf Wilden?  
   Jochen  -  21.01.11 11:04

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Was ist passiert? Hat Paul sein Gedächtnis verloren? Gerät er jetzt vom Regen in die Traufe?
Viele Fragen  
   Wolfgang scrittore  -  20.01.11 09:52

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Interessante Kommentare

Kommentar von "weltuntergang" zu "Abschied nehmen"

Schweres und schönes Gedicht. Gefällt mir sehr total. Ganz liebe Grüße

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Kommentar von "rosmarin" zu "Die Belfast Mission - Kapitel 02"

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