Anstatt einer Grabrede für eine Freundin in Norwegen   25

Poetisches · Schauriges · Experimentelles

Von:    Jürgen Hellweg      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 8. November 2010
Bei Webstories eingestellt: 8. November 2010
Anzahl gesehen: 2588
Seiten: 2

Durch eine Schlucht alter, feuchter Bäume bewegt sich dieser Fremde

Der Wald atmet und Blumen blühen für Bienen und Schmetterlinge

Ein müder Tramp steht an der Kreuzung

und hofft auf freundliche Menschen



Seine Lungen streicheln den frierenden Wind

und eine Seele fällt in tiefe Traurigkeit

die Sonne wird von trüben Wolken verdeckt

kalter Hauch spuckt voller Ignoranz auf den Asphalt



Dort auf der anderen Straßenseite liegt eine schneeweiße Katze

Ihr Fell ist noch ganz warm

Der Wanderer sieht einen kleinen Tropfen Blut an ihrer Schnauze

Starr und Steif liegt sie da

und ist schon auf dem Weg zum Erlöser



Starr und Steif



Der Reisende will eine Grabrede schreiben

doch der Teufel hat ihm die Tinte gestohlen

klagende Grillen zirpen

nirgendwo hören wir Vögel singen



Starr und Steif



Die dröhnenden Motoren der Fahrzeuge

rauschen durch die grüne Natur

eine Tramper steht verloren in der Schwebenden Zeit

und fragt sich warum er noch lebt

mit ein paar Zweigen beerdigt er die Katze



Starr und Steif

Tränen



Ein Verlorener läuft der Sonne entgegen

auf dem Weg zu einem Gerichtsverfahren

wo die Mörder aufgefordert werden

ein bisschen besser aufzupassen



Starr und Steif

Tränen

Regen



Wie lange wird es noch dauern

bis sich einige oberpriviligierte Herrscher

einen zweiten Kopf auf den Rumpf geschraubt haben



Starr und Steif

Tränen

Regen



Jeder Tod von normalen Sterblichen

ist dann nur noch eine winzige Notiz

in den Magazinen

Menschen mit nur einem Kopf sterben zu Tausenden

auf den Straßen

Kreaturen wie wir haben keinen Überlebenstrieb mehr



Starr und Steif



Unsere Knochen werden von mitleidigen Zweiköpfen

zusammen mit den Gebeinen der Haustiere verscharrt

die Geier und Ratten haben allerdings Angst uns zu schlürfen

selbst als Leichen sind wir noch giftig



Starr und Steif

Tränen

Regen



Nach unserem Dahinscheiden werden wir als Düngemittel

für spätere Wesen benutzt

und Jesus mit seinem besten Freund

dem heiligen Geist, hat die Macht übernommen

nachdem beide für all unsere Sünden gesteinigt wurden



Starr und Steif

Tränen

Regen



Gevatter Über Gott reißt dem Adam und seiner ersten

Frau Lilith

die Eier und Stöcke aus dem Körper

eine schneeweiße Katze hatte ihn darum gebeten

denn dieser samen sei todbringend



Starr und Steif

Tränen



Winter



Starr.
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zusammen mit den Gebeinen der Haustiere verscharrt

die Geier und Ratten haben allerdings Angst uns zu schlürfen

selbst als Leichen sind wir noch giftig



Starr und Steif

Tränen

Regen



Nach unserem Dahinscheiden werden wir als Düngemittel

für spätere Wesen benutzt

und Jesus mit seinem besten Freund

dem heiligen Geist, hat die Macht übernommen

nachdem beide für all unsere Sünden gesteinigt wurden



Starr und Steif

Tränen

Regen



Gevatter Über Gott reißt dem Adam und seiner ersten

Frau Lilith

die Eier und Stöcke aus dem Körper

eine schneeweiße Katze hatte ihn darum gebeten

denn dieser samen sei todbringend



Starr und Steif

Tränen



Winter



Starr
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Kommentare zur Story:

  Hallo Doska, auch dir vielen Dank für den Kommentar. hat mich gefreut, dass dir mein kleines Gedicht gefallen hat.
Beste Grüße  
   Jürgen Hellweg  -  14.11.10 18:42

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Hallo Tis-Anariel, wirklich interessant, wie der Tod eines Tieres, hier eine Katze, dort, in einem anderen Gedicht von mir, ein Hund, soviel Anteilnahme
bekommt. Vieleicht ist ja doch noch nicht alles verloren. herzlichen Dank für deinen Kommentar. beste Grüße  
   Jürgen Hellweg  -  14.11.10 12:06

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Na, da kann ich ja froh sein, dass ich den Unfalltod eines solch armen Katzentieres noch nicht miterleben musste. Ein angefahrener Igel hat mir schon gereicht, den man nicht mehr retten konnte. Aber es gibt auch Leute mit Gewissen. Mir ist jemand bekannt, der zwar einen jungen Rehbock anfuhr, den aber sofort in ein Klinikum brachte. Dem Tier musste dort ein Bein amputiert werden, aber es bekam eine sehr gute Prothese verpasst. Der Mann nahm den Rehbock bei sich auf, kaufte noch ein Reh dazu und die Beiden blieben auf seinem großen Grundstück und wurden sehr gut versorgt, bis an ihr Lebensende.
Aber das ist die Ausnahme. In unserer Welt ist für Tiere kaum Platz und es ist gut, dass du die Menschen mit diesem Gedicht, darauf aufmerksam machst. Hat mir sehr gefallen.  
   doska  -  12.11.10 15:31

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  Ja ein trauriger, ein wütender Text.
Sagt auch mir zu.

Ich musste diesen Sommer hier von meinem Balkon aus zusehen, wie ein hübscher, schwarzer Kater totgefahren wurde, mitten im Dorf(!), von irgendso nem Urlauber, der dann auch noch frecherweise kurz stehenblieb, nur um so schneller weiterzufahren.
Und Katzen sind ja meist nicht sofort tot, weil sie so verdammt zäh sind. Diese hier auch nicht, hat sich auch noch mindestens zwei oder drei Minuten gewunden.
Das schlimme daran war, es hat keinen wirklich gekümmert. Nicht mal den Besitzer(Bauernhof).

Am Ende hab ich das arme Wesen von der Straße geholt und an nem schönen Ort eingegraben. Es tat mir so unendlich leid!  
   Tis-Anariel  -  12.11.10 03:08

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  hallo Petra und Hallo Jochen,es freut mich sehr, dass euch mein kleines Gedicht über die Trauer und Wut gut gefallen hat...DANKE...beste Grüße  
   Jürgen Hellweg  -  11.11.10 17:14

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  Ach, das arme Katzele. Ich kann deine Gedanken verstehen.  
   Petra  -  11.11.10 14:02

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  Ein sehr trauriges und klares Gedicht. Die Gedanken eines Trampers über eine tot gefahrene Katze. Hat mir gut gefallen.  
   Jochen  -  11.11.10 13:57

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  Hey Pia, herzlichen Dank für deinen Kommentar. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie viel tote Katzen ich auf meinen Reisen gesehen habe.Und immer war ich so traurig. Wurde mal Zeit ihnen ein kleines Denkmal zu setzen. Beste Grüße...  
   Jürgen Hellweg  -  09.11.10 21:19

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  Hallo Jürgen,
sehr traurig und bewegend. Wenn ich irgendwo eine überfahrene Katze auf der Straße sehe, denke ich immer: hoffentlich vermisst dich auch jemand - oder vielleicht besser nicht....?

Liebe Grüße DublinerTinte  
   Pia Dublin  -  09.11.10 20:47

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